ist sich wieder Mcüdergehcnd in Nürnberg   svf und wurde hier, Wie die Chroniken berichten, acht Tage lang eingesperrt, weil er in der Fastenzeit mit anderen jungen Leuten auf einer jüdischen Hochzeit getanzt hatte. Von ausschlaggebender Bedeutung wurde für ihn eine vor 1480 in kaufmännischen Geschäften unternommene Neise nach Portugal   bezw. Lissabon  . Hier war soeben von König Johann II. eine nautische Kommission gegründet worden, und Martin Behaim   wurde, wahrscheinlich als Schüler des berühmten Regiomentanus, in diese Kommission berufen."Er nahm hervor- ragenden Anteil an ihren Arbeiten. Sein Werk war die Ein- führung des sogenannten Jakobstabes zu einer genauen Be- stimmung der geographischen Breiten, ferner die Empfehlung der im Vergleich zu den älteren astronomischen Tabellen bedeutend verbessertenEphcmeriden" des Regiomantanus. Im Jahre 1484 unternahm Behaim   mit dem Portugiesen Diego Cao   eine Eni- deckungsreise, die ihn den größten Teil der Westküste Aftikas hinunterführte. Dabei wurde, um nur einen der Erfolge dieser Entdeckungsreise anzuführen, die Mündung des Kongo entdeckt. Zum Lohne für seine Verdienste wurde Behaim   bei seiner Rück- kehr im Winter 1485/86 nach einem ehrenvollen Empfange von König Johann eigenhändig zum Ritter des Christusordens ge- schlagen. Im Jahre 1490 ist Behaim   wieder in Nürnberg  . Hier stellte er in den Jahren 1491 und 1492 auf Wunsch seines Vaters seinen berühmtenErdapfel" her, den ältesten heute existierenden Globus, der noch im Besitze der Behaimschen Familie ist und einen würdigen Platz im Germanischen Museum   gefunden hat. Dieser Globus, den Martin Behaim   nach seinen eigenen Worten gemeiner stadt Nürnberg   zu eren und letzte hinter ime gelassen hat", bietet deshalb ein so grosses historisches Interesse, weil er uns einen deutlichen Begriff gibt von dem damaligen Stand der geographischen Wissenschaft. Behaim   geht in seiner Darstellung auf die Kosmographie des Ptolomäus, auf den Venetianer Marco Polo  , dessen Reisebeschreibung 1259 erschien, sowie auf den Eng- länder Johannes de Mandeville(1332) zurück. Ausserdem benützte Behaim   noch andere geographische Schriftsteller des Altertums und der späteren Zeit. Man hat auch die Hypothese aufgestellt, Behaim   sei nicht nur der Entdecker der Magellan  -Stratze, sondern auch Amerikas  ; aber sie hat der Kritik nicht standgehalten. Archivrat Dr. Mummenhoff in Nürnberg   führt in einer Ab- Handlung über Behaim   und seinen Globus diese Annahme auf Magcllan selbst zurück, der die nach ihm genannt« Strasse erst 1529 auffand, als also der Nürnberger   Forscher schon längst tot war. Magellan   hat sich nämlich 1517 gegenüber den spanischen Ministern geäussert, er wolle an der Mündung des Rio de Solis(Rio de la Plata  ) vorüber gegen Süden fahren, bis er an die Meerenge träfe. Er sei gewiss, diese Meerenge zu finden, da er sie auf einer Seekarte des Martin Bohemia   gesehen habe, eines von der Insel Fayal   gebürtigen berühmten portugiesischen Geographen; diese Karte habe ihin viel Licht über jene Meerenge gegeben. Eine solche Karte Behaims existiert heute nicht mehr; sie müßte später sein als der GloAus, auf dem die Magellanstratze nicht ein- gezeichnet ist. Mummcnhoff nimmt an, daß Behaim   die Ein- zeichnung der Meerenge in die nicht mehr vorhandene Karte mehr einer Art Eingebung folgend vornahm. Behaim   hat auf seinem Globus auch z. B. die Ostküste von Aftika oder den ganzen Weg nach Ostindien bezeichnet, obgleich Vasco de Gama   erst sechs Jahre später diesen Weg zum ersten Male wirklich gemacht hat. Im Jahre 1493 kehrte Behaim   wieder nach Portugal   zurück; im folgenden Jahre siedelte er nach Faha! über, und fortan scheint sein Leben ruhig und friedvoll verlaufen zu sein. Gelegentlich eines Aufenthaltes in Lissabon   erkrankte er und starb daselbst am 29. Juli alter Rechnung im Jahre 1597. Begraben liegt er in der Dominikanerkirche in Lissabon  . Die Stadt Nürnberg   hat ihrem grossen Sohne im Jahre 1899 zum ehrenden Andenken ein Denkinal gesetzt, das auf dem Thercsicnplatz steht. Literarisches. Alexander Moszkowski  :Die unsterbliche Kiste; die 333 besten Witze der Weltlitteratur"(Berlin   1997. Verlag der Lustigen Blätter". Dr. Ehsler u. Co.). Dieser Sammlung von Witzen und Kalauern hat Moszkowski zwar ein nicht uninteressantes Geleitswort", aber auch einen pomphaften Titel gegeben. Die Bedeutung, die Moszkowski   demWitz" beilegt, hat er nicht. Die Weltlitteratur" mit ihm zu verquicken, ich doch bloss ein blutiger Scherz. Es müßten denn Erlebnisse bedeutender Persönlichkeiten oder witzige Szenen aus ihren Werken zusammengetragen worden sein. Davon ist hier keine Spur! Die meistenWitze" rühren bekanntlich vonReiseonkels" her. Geistreiche Leute sind da aber niemals anzutreffen. Und diese Leute sind es auch zumeist, die unsereWitzblätter" mit Stoff ver­sorgen. Eine Mark Honorar was will man mehr? Es war früher so und ist auch noch heute so, daß die wirklichen Humo- rcsken erlebt werden. Aber die wenigsten solcher Erlebnisse kommen in die Witzblätter. Die wollen gemachteWitze". Und daran kranken unsere humoristisch oder witzig sein wollenden Witzblätter". Daher konimt es aber auch, dass wir in ihnen so selten etwas finden, worüber wir wirklich lachen können. Der gemachte Witz ist Unnatur. Man merkt es diesen Witzen an, wie sauer es oft ist, einenWitz" zustande zu bringen. Moszkowski  spricht es ja auch selbst aus, dass die meisten Sammlungennicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt werden". Trotzdem ver- anstaltete er selber eine Sammlung I Glaubt er vielleicht, dass die leine das non plus ultra aller sei? An die alten Witze des Glassbrennerschcn Eckenstehers Nante aus den vierziger Jahren reicht die lendenlahme Mache der gegenwärtigen Berliner   Witz» fabrikation lange nicht heran. Jene sind wirklich dem Berliner  Humor abgelauschte aber keine fabrizierten Witze! Warum gab Moszkowski   von ihnen keinen? Als erfahrener Witzblatt» redakteur, der er zweifellos ist, hätte er besser getan und man hätte es lieber gesehen, wenn er uns einmal eine Art Naturgeschichte deS Witzes als Vorrede geschenkt hätte. Es gäbe da so viel des Jnter- essanten über die Verschiedenheit der deutschen, speziell des süd» deutschen   Gemüts- und der norddeutschen Verstandes- oder besser Reflexionshumore zu sagen I Ich mochte bei dieser Gelegenheit Moszkowski   auf Friedrich Theodor Vischels Abhandlung über Witz und Humor in seinem NachlasswerkDaS Schöne und die Kunst" (Seite 189 bis 192) aufmerksam machen. Dort wird er auch finden, daß Wischers Definition der seinen ganz entgegengesetzt ist. Und mit Recht! Soviel im allgemeinen. Gehen wir nun auf das Besondere der MoszkowskischenKiste" ein, so darf zugestanden werden, dass die jüdischen Ghettowitze das beste find. Im übrigen wird jeder anspruchsvollere Leser die Erfahrung machen, daß er so selten Gelegenheit findet, lachen zu können. Diese Witze wollen. um zur Wirkung zu kommen, laut vorgelesen werden. Das ist das ganze Geheimnis ihres Erfolges. Das Buch auf einem Sitz zn genießen, erscheint mir als ein ziveifelhafteS Vergnügen.Gewinn" nimmt allenfalls der daraus, dessen Ehrgeiz dahin trachtet, in der Gesellschaft als Witzonkel zu gelten.«. tz. Hydrographisches. Die Geheimnisse des MeereiseS. Der durch zahlreiche und wichtige meereskundliche Forschungen vorteilhaft bekannt ge- wordene schwedische Gelehrte Otto PeterSson hat vor der Londoner Geographischen Gesellschaft einen Vortrag über den Einfluß der Eisschmelze auf die Meeresströmung gehalten, der sogar für diesen Sommer besonders zeitgemäß erscheint, da alle Nachrichten aus dem Norden von einer ungewöhnlich starken Blockierung des Meeres mit Eismassen sprechen. Zunächst hob Petersson eine höchst wichtige Entdeckung hervor, die von den russischen Teil- nehmern an der nationalen Meeresforschung gemacht worden ist. Diese fand nämlich längs der Küste von Nowoja Semlja eine Tiefenströmung, die bei einer Temperatur von nur 1,7 Grad einen Salzgehalt aufwies, der dem des Golfstromes im Norwegischen  Meer gleichkam. Diese Strömung wird als das kälteste und salzigste Wasser bezeichnet, das bisher überhaupt innerhalb deS Weltmeeres bekannt geworden ist. Bezüglich der Eisverhältnisse kam Petersson darauf zu sprechen, wie die Polarströmung zwischen Island   und der Insel Jan Mayen   grosse Massen von schwimmendem Eis während des Frühjahrs und Sommers herab- bringt, die dann in dem warmen Wasser deö norwegischen MeereS geschmolzen werden. Der Schätzung nach schmilzt vom Mai bis Juli in diesem Gebiete ein Eisfeld von etwa 299 999 Quadrat» kilometern Ausdehnung, wahrscheinlich aber ist diese Zahl noch weitaus zu niedrig gemessen und beträgt möglicherweise in Wirk» lichkcit das Drei- bis Vierfache. Zum Teil wird das Eis selbst« verständlich durch die Wärme der Luft zum Schmelzen gebracht. Da aber ein im Meere schwimmender Eisblock sich zu sieben Achtel unter Wasser befindet, so muß der weitaus größere Teil des Schmelzens unter Wasser vor sich gehen und auf Kosten von dessen Wärme geschehen. Um ein Eisfeld in den nördlichen Meeren zu schmelzen, muß wenigstens das Siebzehnfache seines Gewichtes an Salzwasser abgekühlt werden und zu Boden sinken, und dies Sinken von kaltem Wasser würde einem Wasserfall von mehr als 1999 Meter Höhe entsprechen. Gleich jedem Wasserfall auf der Erdoberfläche könnte auch dieser untermecrische Arbeit leisten« und er tut es, indem er die Tiefenströmungen des Weltmeeres beeinflußt. Der Wall von kaltem Wasser, der sich nördlich von dem untermeerifchen Rücken zwischen Island   und den Faröern bildet, ist eine Folge jenes untermeerifchen Wasserfalles, der in diesem Gebiet das kalte Wasser herauspreßt. Aehnliche Er- scheinungen aus gleicher Ursache sind sogar noch unter dem Aequator und längs der Küsten von Aftika und Amerika   bekannt. Petersson sucht nun eine Antwort auf die Frage, was aus all dem kalten Meereswasser wird, das infolge der Eisschmelze auß den Boden des Ozeans herabsinkt. Soweit das norwegische und das Nördliche Eismeer in Betracht kommen, fließt es über den Rücken zwischen Island   und den Faröern hinweg und sinkt auf den Boden des Atlantischen Ozeans  , indem dort ein Fall von fast eiskaltem Wasser entsteht, der sich 4509 Meter unter der Meeres» oberfläche vollzieht. Was nun weiter aus diesem Wasser im Ozean wird, kann freilich erst eine zukünftige Forschung cnt- scheiden. Ohne Zweifel muß es irgendwo wieder an der Ober» fläche auftauchen, aber wo das geschieht, weiss man noch nicht sicher. So merkwürdig es klingen mag, ist nämlich der Atlantische Ozean   im Sinne der heutigen hydrographischen Wissenschaft und ihrer Forderungen noch immer ein mar« incogniturn(un­bekanntes Meer). Bei der Eisschmelze tritt aber noch ein zweiter Vorgang in Kraft, nämlich das Aufsteigen des entstehenden Süß. Wassers an die Oberfläche, das gleichfalls mit einem Wasserfall verglichen werden kann, aber einem solchen in umgekehrter Richtung. Auch damit ist eine Arbeitsleistung verbunden, die in der Beeinflussung der Meeresströmungen, diesmal an der Ober» fläche des Meeres, zur Wirkung kommt. PeterSson hat diese Arbeitsleistung während der sommerlichen Eisschmelze zwischen Island   und Jan Mayen   auf etwa 499900 Pferdekräfte geschätzt«