608

-

"

Leonardos Abendmahl in Mailand   ist, wie der Frantf. 3tg." gemeldet wird, dank der getroffenen sachverständigen Waßnahmen nunmehr vor weiterem Verfall geschützt. Man hat nicht nur die Mauer, auf die es der Meister gemalt hat, von Feuchtigkeit voll­fommen befreit, sondern auch das ganze Refektorium des früheren Klosters Santa Maria delle Grazie   durch geeignete Ventilation und andere Schutzmaßregeln aus einem muffig- feuchten Raume in einen durchaus frodenen verwandelt. Seit dieser Zeit sind die Moderpilze auf dem Gemälde abgestorben und der Zerstörungsprozeß macht teine Fortschritte mehr. Das Bild hat zahlreicheren Besuch als irgend ein Mailänder   Museum etwa 50 000 Fremde befehen es im Jahre. Die Verwaltung des Refektoriums bemüht sich mit Erfolg, alte Kopien und andere auf das Abendmahl" bezügliche Kunstwerte zu sammeln, so die Nachbildung einer wenig bekannten Rötelzeichnung Rembrandts  . Die wertvollste Ergänzung des halb­zerstörten Gemäldes find aber Nachbildungen der in Originalgröße topierten Apostellöpfe der Weimarer Galerie, die aus einer Zeit stammen, in der das Abendmahl noch völlig unberührt war. Der Rekord der Schwalbe. Ein Antwerpener Ges flügelzüchter hat soeben ein interessantes Experiment gemacht, das bie erstaunliche Geschwindigkeit der Schwalbe feststellte. Er hatte eine Schwalbe gefangen, die unter dem Dache seines Hauses nistete, und gab sie einem Manne mit, der eine Anzahl Brieftauben zu einem Wettfluge von Compiègne   nach Antwerpen   brachte. Schwalbe wurde in dem erstgenannten Orte mit den Brieftauben zugleich um 7 Uhr aufgelassen und schlug sofort die Richtung nach Norden ein, während die Brieftauben erst noch eine Anzahl Bogen beschrieben, che sie ihre Richtung fanden. Bereits 8 Uhr 23 Minuten war die Schwalbe wieder in ihrem Neste in Antwerpen  , während die ersten Tauben erst gegen 111 Uhr eintrafen. Die Schwalbe hatte also die 235 Kilometer in einer Stunde 8 Minuten zurückgelegt, das heißt, sie war mit der folossalen Geschwindigkeit von 3355 Metern in der Minute oder 201 Kilometer in der Stunde geflogen.

-

geradezu den Grund zu fonftitutionellen Schwächungen legt. Die fömmlings, ist für 21 Millionen Franken an eine Londoner gefährlichsten Klippen bei solcher einseitigen Erziehung zu besonders Kunsthändlerfirma verkauft worden. Die Sammlung ents ausnahmemäßigen Kraftleistungen sind die Ueberanstrengung des hält Perlen altholländischer und blämischer Kunst. Da die Herzens und der Lunge; auch bei Geistesarbeitern, die nur eine Amerifaner einen Teil ihres aufgestapelten Mehrwertes neuer­beschränkte Zeit der Steigerung ihrer förperlichen Leistungen dings nach berühmten Mustern in Kunstwerken anzulegen pflegen, widmen, ist die einseitige Ausbildung bestimmter isolierter Muskel- wird von diesen Gemälden für Europa   und besonders für Deutsch­gruppen mit ihren üblen Folgenirtungen eine oft verhängnisvolle land wenig zu retten sein. Doch soll immer noch Aussicht be Gefahr. Gastells Erfahrungen an Tausenden von Seeleuten stehen, das eine oder andere Stück für die Berliner   Museen zu er führten ihn zu der Ueberzeugung, daß der Mann, der nach werben. " Sandow" oder sonst einem der viel angepriesenen Systeme seine förperliche Fähigkeit in bezug auf bestimmte Leistungen hoch ge­steigert hat, gegen förperliche Entartung keineswegs notwendig mehr als andere Leute gefestet ist und nur allzu oft Störungen feiner Gesundheit keinen sehr erheblichen Widerstand entgegen zusetzen vermag. Nur selten erreicht ein solcher starter Mann", vor allem jener, der aus seiner Stärke ein Gewerbe macht, ein hohes und gesundes Alter. Die Ueberanstrengung führt meist zu Schädigungen des Herzens, und Lungenemphysem ist unter den Gewichthebern von Beruf ebenso häufig wie unter den Musik­bläsern, und die erstaunlichen, faßförmigen Brustkästen vieler dieser Berufskraftmenschen können sehr wohl einem ausgebildeten Lungen­emphysem ihre Entstehung verdanken. Die Ausdehnung solcher Brustfästen beim Atmen ist oft sehr gering, und die Wände des Brustkörpers zeigen sich auffallend starr. Der starke Mann" ist also wohl ein Riese mit erzenen Muskeln, aber, im eigentlich gefund­heitlichen Sinn, mit tönernen Füßen. Selbst in bezug auf den Wert dieser oft sehr weit getriebenen Mustelausbildung hegt Gaskell fehr erhebliche Zweifel. Er hat eine sehr große Anzahl von Leuten gesehen, die mehrere Jahre hindurch solche Uebungen aus­führten, und deren Muskeln allgemeine Bewunderung erregten, und die dennoch, weil eben die Ausbildung kein größeres, koordi­niertes Muskelsystem betraf, nicht fähig waren, von dieser Kraft irgendeinen vernünftigen Gebrauch zu machen. Ein magerer Mann, der niemals solche Muskelübungen ausgeführt hat, kann in bezug auf praktische Tätigkeit den gleichen, ja größeren Wert haben, als ein ausgebildeter Athlet. Die beste Art förperlicher Ausbildung besteht nach Dr. Gastells Ansicht darin, daß man die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit bedenkt und die Ueberanstrengung bermeidet; zu einer besonderen Leistung soll man sich nur in fleinen Schritten erziehen, so daß jedes Uebermaß ausgeschlossen bleibt. Besondere Berücksichtigung muß auch dem Alter des lebenden zu­gewandt werden. Ein flotter Spaziergang in frischer Luft, ferner Hüpfen und Springen find schon recht gute Mittel der körperlichen Getrocknete Hände als Amulett. Gin unter den Ausbildung. Ein gutes Mittel, den besten. Weg einer wirklich gweddienlichen förperlichen Ausbildung ausfindig zu machen, ließe reingeborenen von Neu- Südwales ganz allgemein geübter Brauch fich nach Dr. Gastells Ansicht wohl dadurch gewinnen, daß man die ist es, die getrocknete Hand einer gestorbenen Person, in einigen Bewegungen von Leuten, die eine zugleich hervorragende und zu- Fällen eines Freundes oder Verwandten, in anderen Fällen die eines Feindes, mit sich herumzutragen. Alle australischen Stämme gleich praktisch wertvolle förperliche Leistung vollbringen japanische Ritsha- Kulis beim raschen Fortbewegen von Lasten, haben den festen Glauben an den hilfreichen Einfluß irgend italienische Bergfalieri bei ausdauernden Märschen finemato- eines Körperteiles einer menschlichen Leiche, sowohl im täglichen graphisch aufnahme und langsam vorführte; durch solche Unter- Leben als bei Jagdunternehmen oder bei Ueberfällen auf die fuchung fönnte nach seiner Ueberzeugung eine Reihe methodischer Feinde. Der gleiche Aberglaube findet sich auch bei den euro Uebungen gewonnen werden, die ohne jede schädliche Wirkung den päischen Zigeunern. Ginige alte Männer der Darlinnung und Menschen zu hervorragenden Leistungen auf den verschiedensten Thurrawaldstämme haben dem Forschungsreifenden Dr. Loefch be­richtet, daß ihre Vorbäter den festen Glauben zu haben pflegten, daß Gebieten nützlicher Betätigung befähigen könnten. das Mittragen getrockneter oder konservierter Hände ein wirksamer Schutz gegen Feinde sei. Ein solches Amulett wurde in einer kleinen Tasche getragen, die über die eine Schulter eingebunden, unter der an einer Schnur um den Hals gelegt und hing auf die Brust herab. Eine zweite wurde am Halsband befestigt und hing am Rücken des Trägers zwischen den Schulterblättern.

Humoristisches.

-

-

etwa

-

Die

Im Zeichen der Liebe. Hascht g'lese. wie freigebig andern Achselhöhle hing. Bisweilen wurde eine getrodnete Hand der Vatikan isch?"

" Freigebig? Wieso?"

" Nu, für de eine Schell gibt er den deutschen Katholiken so viel Schelle."

Der Großstadtbadel. Was sagen Sie zu meinem Dadel? Unlängst geh' ich mit ihm auf die Festwiese, und er verliert mich. Sofort rennt er in die Zeitungsexpedition und bittet die Herren so lange, bis sie ein Inserat aufgegeben haben." ( ,, Lustige Blätter.")

Notizen.

Kolonialpolitit", eine Somödie von Ernst von Bolzogen, wurde im Kurtheater zu Friedrichroda   mit Erfolg aufgeführt. Kurtheater als Stätten von Uraufführungen sind ent­schieden zu empfehlen, weil die Sommergäste schon aus Regeln des Kurgebrauches freudig gestimmt sind.

-

"

Der Tiefstand der deutschen Literatur" wird wieder zu erschreckend flarer Anschauung gebracht durch einige Ver­öffentlichungen, die den Fall Hau in der Art weiterspinnen, die die bürgerliche Preffe in ihren nerbentigelnden Betrachtungen begonnen hat. Eine Dolorosa" hat des Rechtsanwalts Hau Leben, Lieben und Verderben abfonterfeit. Das Machwerk endet mit einem Gebet im Gefängnis". Auch die Bühne hat die Sensationsaffäre bereits ausgeschlachtet. Im Hamburger Ernst Druder- Theater wurde das große Sittenschauspiel: Ein Rechtsanwalt als Mörder" aufgeführt. Und Kolportageromane in 145 Fortsetzungen sind sicher schon in Arbeit.

-

Die in Paris   befindliche Sammlung Rudolf Kanns, eines in Goldminenspekulationen reich gewordenen Empor

- Indianische Schönheiten. Im Innern von Meriko findet der Reisende nicht selten überraschend schöne Indianerinnen. In großen Städten bieten die Indianer und ihre Weiber gewöhn lich ein Bild des Jammers und sehen häßlich und verkommen aus. Die Vermischung mit den Weißen gereicht ihnen nicht zum Vorteil. Viele Weiber sind syphilitisch erkrankt, die Männer sind oftmals dem Alkoholgenuß ergeben. Ihre Armut, ihre Entbehrungen, ihre lumpige Kleidung machen sie natürlich nicht zu anziehenden Erscheinungen. Aber draußen auf dem Lande, fern bor  den Stätten der Kultur" erweden fie in ihrer Ursprünglich feit einen ganz anderen Eindrud. Da sieht man schöne Frauen mit großen glänzenden Augen, breiten fein geschwungenen Brauen und geraden Nasen; der Mund ist wohl geformt, das Kinn voll, ohne schwer zu sein. Der Ausdruc des Gefichts ist intelligent, und manchmal finden sich, bei Männern wie bei Frauen, so feine Züge darin, daß man glauben könnte, plößlich einem direkten Abfömmling eines alten, hoheitsvollen Weisen aus dem Stamme der Aztefen gegenüber zu stehen. In ihrer Haltung und in Manieren find die Frauen anmutig und liebenswürdig, die Männer würdig und gemessen. Das ist ihnen natürlich und darin entsprechen sie doch unserer Vorstellung von hochentwickelten Kultur­menschen. Kommen fie aber mit der Kultur der Weißen, wie ste in Meriko herrscht, in nähere Berührung, so leiden sie darunter; ihre Schönheit verschwindet, die Augen verlieren den eigentümlichen Glanz, die Gestalt verändert sich unter der Arbeitslast; Sorge, Not und Elend graben ihre Spuren ein und das einst so anziehende Ge­ficht wird häßlich und abstoßend.

Berantwortl. Nedakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& To..Berlin   SW.