Halb verdeckt durch dünne Zweige tanzten dort hinten preußische Pickelhauben. Die drei stürmischen Schwaben legten sich platt nieder, die Gewehre auf die Tornister und warteten, was es würde.— Totenblaß.— .Wie vieli san's?' lispelte Enziger. Keine Antwort. Er seufzte leise:„Wenigsens a Sticker zehni wern's sein." «I sieg zwa." Wenn Enzinger geseufzt hatte. Pader hauchte nur..Zwa siegt ma. Aber fragen S' mi', wie vieli daß es sa»— jetzt dös waß i net." l Schluß folgt.) Kleines feuilleton» . Literarisches. Johannes Trojan . Recht eigentlich müßte man bei ihm von Politik reden. Aber da er laut eigenem Geständnis von ihr nichts versteht oder verstehen will, so ist er— Redakteur eines politischen Witzblattes. Was es mit allen bürgerlichen Witzblättern. wenn sie die Politik als Fahne heraushängen, für eine Bewandnis hat, erkennen wir am besten an dem Unflat, mit dem sie unsere Partei und ihre Führer jahraus, jahrein zu bewerfen pflegen. Ihre Richtung und Stellung ist erzreaktionärer„Liberalismus"; ihre pol, tische Charakterlosigkeit ist ihr Charakter. Davon unter- scheidet sich auch das älteste Witzblatt: Der„Kladderadatsch" um kein Haar. Seine Tendenz heißt: Bismärckerei. Und wie der „Heros des Jahrhunderts", so befehdet auch der Kladderadatsch die Sozialdemokratie. Außerdem und nebstbei besingt Johannes Trojan , der. am 14. August 1837 zu Danzig geboren, heute also seinen 70. Geburtstag feiert, auch regelmäßig im Herbst den— Moselwein. Das ist ein harmloses Vergnügen und kostet höchstens ein paar Flaschen die Hälse. Ferner gehört zu den Eigenschaften eines Witzblattredaktcurs auch die humoristische. Allzuviel ver- langt ja der bürgerliche Zeitungsleser vom„Humoristen" nicht. Wenns nur recht spießerhaft und harmlos klingt, sofern er selber in Frage kommt, dagegen recht zotenhaft, in knolligen Verbal- injurien sich bewegend, sobald es darauf ankommt, sich an politisch anders Denkenden zu reiben, ist ers zufrieden. Das nimmt sich ja alles sehr geistreich und höchst ulkig aus— ist aber bei Licht besehen doch weiter nichts, als leere Spiegelfechterei, der zur philiströsen Hausdackcnheit bloß noch der wirkliche Witz und Humor fehlt. Lassen wir nun Johannes Trojan , den Kladderadatschdichter und naiven Bismarckanbeter dem Klüngel bürgerlicher Literaten und dem Hottentottenblock, so bleibt von ihm nicht viel übrig, das unseres Interesses bedürfte. Da jedoch dies Wenige das bessere Teil, so wollen wir Notiz davon nehmen, trotzdem Trojan ein blutiger Feind der Sozialdemokratie ist. Das bessere Teil an ihm ist der L h r i k e r. Denn so ganz hat er sich von der metrischen Werkclarbeit doch nicht verbrauchen lassen. So oft er die Zwangsjacke der politischen Säbelschleiferei von sich werfen und ins Feiertagsgewand schlüpfen konnte, war er bei sich zu Hause. Und dann kam sein warmes Gemüt zum Vor- schein, das es sich wie andere so gern wohl sein läßt. Da hat denn Trojan auch sogar ein Plätzchen für den Proletarier reser- viert, der ihm doch als Sozcaldemokrat so abstoßend erscheint. So lang eben der Arme ein totes Faktum bleibt, so lang er sein Los„gottergeben" trägt, ist er für die Herren Poeten des Pfahl- bürgertums stets ein des Mitleids würdiger Gegenstand. Sobald er aber Miene macht, das ihm von der besitzenden Klasse auf- gehalste Sklavenjoch abzuschütteln— ja, dann ist er ein gottloser Revoluzzer, der sich gegen die heilige Ordnung empört. Herein mit seiner ehrenwerten Lumpenpersönlichkeit in den— Kladderadatsch! Als ob Mitleid gegen Tiere und arme Menschen nicht dasselbe ist! Wir halten zwar von aller Armeleutpoesie nichts, die bloß ans Mitleid appelliert, ohne tiefer zu schürfen, ohne die Ursachen der Armut aufzuzeigen und dem Wohlhabenden ein mens tekel upharsin ins Gedächtnis zu rufen; dennoch läßt sich einzelnen solcher Gedichte Trojans, wie..Für arme Kinder", oder„Den Be- sitzenden" das ehrliche mitfühlende Herz nicht absprechen. Wir finden zene Poeme in einem Auswahlsband Trojanscher„Schriften", den Erich Kloß jetzt herausgegeben hat.") Es ist da Kunterbuntes durcheinander: Humoresken in Prosa, lustige und ernste Verse, auch Gelegenheilsreimc besserer Art. Trojan ist von Haus aus Botaniker. Er liebt die Natur ebenso wie das stille häusliche Familienglück. Freilich, besonders tief hat er der Natur nicht ins Herz gesehen. Was die Poeten nach Goethe gesungen haben, singt er auch. Ueber eine handgreifliche Abschilderung des Gesöbauten kommt er selten hinaus. Es ist„Altväter Hausrat", was Trojan bietet; keine„Weisheit" zwar, wie der Titel der Büchersammlung pomphaft erwarten läßt, immerhin aber gut genug für den spieß- bürgerlichen Hausgebrauch. Endlich bewährte sick Trojan auch als Dichter von Kinderliedern nach altem Rezept. Obwohl der uner- müdliche Bismarckvcrhcrrlicher und Sozialistenfresser— er selbst schätzt seine poetische Kladderadatsch-Werkclei„auf mindestens •) Bücher der Weisheit und Schönheit. Verlag Greiner u. Pfeiffer, Stuttgart . zwanzig starke Oktabbände"— den bescheidenen Sänger des deutsch - bürgerlichen Familienglücks guantitativ überragt, so stehen Witz doch nicht an, diesem vor jenem den Vorzug zu geben. e. lc. Hygienisches. Luftbäder für Kinder. Seitdem von Professor Schloßmann in Düsseldorf in der Sänglingsheilstätte zu Dresden bei einer Anzahl lebcnsschwacher Säuglinge Luftbäder zum ersten Male mit gutem Erfolge angewendet wurden, ist die Aufmerksam» keit der Fachmänner auf die Vorteile der Luftbehandlung im Kindesalter gelenkt worden. Den Säuglingen bekommt der Genuß der frischen Luft für ihr Gedeihen besonders gut. Dr. Marcuse sieht darin eine vorzügliche Methode, um die Kinder von Geburt an abzuhärten, indem man sie schcmatisch an den Genuß der frischen Luft gewöhnt. Man läßt die Kinder zunächst unbekleidet liegen; wenn sie laufen können, sollen sie zuerst barfuß im Zimmer, dann im Freien gehen, bis sie allmählich zum Luftbad vorwärts- schreiten können. Für ältere schwächliche Kinder sind die Sonnen» bäder am Platze. Man hat sie bewährt gefunden bei allgemeiner Schwäche, bei Skrophulose, bei Englischer Krankheit und bei Blut- armut. Nach übereinstimmenden Beobachtungen aller Acrzte, welche sie in Anwendung zogen, ist durch sie sowohl der Allgemein- zustand wie ein jeweils vorliegender Krankheitsprozcß in günstiger Weise beeinflußt worden. Astronomisches. Die August-Sternschnuppen. Während die meisten Meteore Bahnen beschreiben, die an ihren Endpunkten gänzlich aus dem Sonnensystem heraustreten, die also Körper sind, welche nicht zu diesem gehören, sondern aus anderen Regionen des Weltalls stammen, gibt es doch einige Meteorströmc, die als lang- gezogene elliptische Ringe eine Bahn um die Sonne beschreiben und auf dieser auch die Erdbahn schneiden. Besonders bekannt ist die periodische Wiederkehr der sogenannten Perseiden in den Tagen des 9. bis 12. August jeden Jahres, sowie die Leoniden vom 12. bis 14. November. Ihren Namen haben diese Ringe erhalten von der Stelle, von welcher sie am Himmel auszustrahlen scheinen. Die Meteore treten in die Erdatmosphäre ein in der Sehrichtung zum Sternbilde des Perseus bezw. des Löwen(Leo). Von da schießen sie nach allen Richtungen hin, so daß es nicht den Anschein hat, als ob sie eine gemeinsame Bahn besitzen, vielmehr ganz regellos umherschwirren. Der Grund dafür ist eine perspektivische Er- scheinung. Wir sehen mit unseren Augen auf große Entfernungen nur flächig, während wir auf kleine räumlich sehen. Bricht z. B. die Sonne durch eine Wolkenlücke, so kann uns der Anblick ganz verschieden sein. Sehen wir dabei gerade durch die Wolkenlücke zur Sonne, so erscheinen die darunter schwebenden Dünste von breiten, immer weiter auseinander strebenden Lichtstreifen erhellt. Verfolgen wir die Strahlen zurück, so haben wir den Eindruck, als ob sie sich an einer Stelle unmittelbar hinter der Wolke schneiden, und zwar dort, wo wir den Standpunkt der Sonne anzunehmen haben. Die Sonne steht aber in Wirklichkeit unendlich viel weiter dahinter, wie wir wissen, und ihre Lichtstrahlen fallen gleichlaufend durch die Wolkenlücke. Daß das auch wirklich der Fall ist, er- kennen wir, wenn wir die eben beschriebene Erscheinung aus großer Ferne erblicken, wenn wir nicht durch die Wolkenlücke die Sonne sehen können, sondern etwa auf freiem Felde beobachten, wie die Sonne„Wasser zieht"— so pflegt man zu sagen. Dann sehen wir, daß die durch die Wolkenlücke fallenden Sonnenstrahlen ganz gleich- laufend sind. Das gleiche ist bei der Erscheinung mit den Stern- schnuppen der Fall. Könnten wir sie aus einiger Entfernung ab- seit» von der Erde beobachten, so erkennten wir, daß die Meteore alle in gleicher Richtung in die Erdatmosphäre eintreten. Die außerordentliche Geschwindigkeit der meist sehr kleinen Körpcrchen bewirkt eine starke Zusammenpressung der Luft vor ihnen, wodurch hohe Hitzegrade entstehen, die die Körpcrchen fast momentan in Dampf auflösen. Die leuchtende Spur der Stern» schnuppen beleuchtet ihren Weg, auf welchem die glühenden Gase zurückbleiben und sich wenige Sekunden leuchtend erhalten. Die Auguststernschnuppen erscheinen im Sternbilde des Perseus . Benutzt man zur Orientierung die Klippelsche Karte, so findet man sich leicht zurecht. Wer diese nicht zur Hand hat, gelangt auf folgende Weise an den Ort. Die Verbindungslinie der hintersten, von der Deichsel am weitesten entfernten Sterne des Himmelswagens trifft auf einen Stern, der ständig am Himmel seinen Ort fast genau beibehält. Es ist der Polarstern . Ueber diesen hinaus trifft man dann etwas seitlich ein aus fünf hellen Sternen bestehendes großes W an, die Cassiopeja, die mitten in der Milchstraße steht. Etwas östlich davon befindet sich das Bild des Perseus , von dem aus die Sternschnuppen kommen. Die größte Häufigkeit pflegen diese um 3 Uhr morgens zu zeigen, weil unsere Gegend der Erde dann gerade gegen die Bahn der Perseiden gewichtet ist. Aber auch am Abend schon werden sie gut zu sehen sein, besonders, weil wir nicht durch das Mondlicht gestört werden. F. L, Technisches. D i e Helionlampe, eine neue elektrische Sparglühlampe, soll demnächst in Amerika auf den Markt gebracht werden. Ihre Erfinder, Professor H. C. Parker von der Kolumbia -Universität und W. G. Clark, hielten, wie„Prometheus" nach einer amerikanischen Fachzeitschrift berichtet, kürzlich einen
Ausgabe
24 (14.8.1907) 156
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