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Die Mutter hat Angst, daß Du es bist " Ich habe keine Angst. Ich glaube es nicht! Selbst wenn ich es gesehen hätte, würde ich es nicht glauben!"
Wartet doch!" sagte der Kleinruffe und versuchte immer seine Hand frei zu machen. Ich hab es nicht getan... aber ich hätte es verhindern können... Laß, Andrej!" sagte Pawel.
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Der Kleinrusse beugte seinen Kopf zu ihm herab und begann leise und abgerissen:
" Ich wollte es nicht, Du weißt es, Pawel! Es kam so: Als Du voraufgegangen warst und ich mit Dragunow an der Ecke stehen blieb, kam essai um die Ecke... trat beiseite blickte uns an und lachte... Dragunow fagte:„ Siehst ich berhaue Du? Er verfolgt mich die ganze Nacht... ihn," und ging fort... Ich dachte nach Hause... Jessai
aber trat zu mir
H
Der Kleinrusse stöhnte.
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,, Niemand hat mich so niederträchtig beleidigt, wie dieser Hund."
Die Mutter zog ihn schweigend zum Tisch, und endlich gelang es ihr, Andrei auf einen Stuhl niederzudrücken. Sie selbst aber setzte sich, Schulter an Schulter neben ihn. Pawel stand vor ihnen und kraute sich finster den Bart.
"
Er sagte mir, man fenne uns alle, wir ständen fämt lich auf der Liste und noch vor Mai würden wir alle eingesperrt. Ich antwortete nicht und lachte, in meinem Herzen aber kochte etwas auf. Er redete weiter, ich sei ein verständiger Bursche und brauche nicht solche Wege zu gehen, ich sollte lieber..
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Er hielt inne, wischte sein Gesicht mit der linken Hand ab; seine Augen glänzten trocken.
Ich verstehe!" sagte Pawel.
Ja. Ich sollte lieber, sagte er, in den Dienst der Behörde treten, denke Dir einmal!"
Der Kleinrusse schüttelte mit einem Ruck die geballte Faust in der Luft.
Der Behörde!... Verfluchter Kerl!" preßte er durch die Zähne Hätte er mir doch lieber eine Ohrfeige gegeben... ich hätte es leichter hingenommen... Und vielleicht war's auch für ihn besser. Als er mir aber so seinen stinkenden Speichel ins Herz spie, hielt ich es nicht aus." Andrej zog krampfhaft seine Hand aus der Pawels und redete voll Abscheu:
" Ich schlug ihn ins Gesicht und ging Ich hörte, wie Dragunow hinten leise zu ihm sagte:„ Hat's was gesezt?" Er stand wohl hinter der Ecke..."
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdrud verboten.)
Indessen die drei in herzbeklemmender Spannung die Bidelhauben hinter dem Astwerk wadeln sahen, Inadte und trampfte gerade vor ihnen ein schwerer Tritt durch das Dürreisig, und im nächsten Augenblicke starrte--ja, im nächsten Augenblicke starrte ein rotbärtiger, schmutziger, hungeriger Preuße von drei Schritt weit auf drei Büchsenläufe, die sich unwillkürlich halb und schwankend auf ihn erhoben hatten. Er gurgelte etwas, erbleichte und stand.
"
weil
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Bardon!" stammelte der Breuße mit blutleeren Lippen. Er tat's nicht etwa, um sich gefangen zu geben. Er sagte Pardon, weil nun weil mein Gott, was sollte er sagen? Er ist ein gut erzogener Mensch, ein ehrlicher Papierfrige von Profession, und da wollen ihn drei in einem böhmischen Wald erschießen Wenn ein Meteorstein neben ihm niederfauste, Frige sagte sicherlich auch Bardon.
"
"
Enzinger fieht, daß er jetzt auf dem Punkte steht, seine Autorität zu halten oder zu verlieren. Ergeben S' Ihnen oder net?" fragt er und richtet die Spitze des glitzernden Bajonetts gegen Papierfritzens Brust.
"
Pardon!
"
" Alsdann Inien' nieder!"
Friße er heißt wirklich Friße und ist aus Bankow - Iniet. Jeder Papierhändler an seiner Stelle täte dasselbe.
Die drei Schwaben sehen einer den andern fragend an. „ Gefangener wie vieli seid's ös?" fragt Pfirter
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auch Teil am Ruhme der Genossen zu haben. ,, Wie, bitte, meenen Se?"
Wie vieli daß ös seids, Gefangener!*
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50- es feiß," murmelte Frige verständnislos und höflich. Höflichkeit ist die Seele des Papiergeschäftes.
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mann, meene Herren, alles jebildete Familienbäter- ' ch so' ch so' so bitte sehr, wa finn hier vier deutsche Familienbäter." Papierfrige heult immer lauter.
Frize
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Frige, wo treibst De Dir man' rum, Menschenstind? Bist De in wat jetreten?" tönt es von hinten, Die Bidelhauben nähern sich.
Enzinger legt an und schießt, trifft aber niemand. Bum! Wrr- schwirrt eine Kugel bom Bündnadelgewehr durch die Luft, der die drei Schwaben vorschriftsmäßig ihr Kompliment machen. Das ist die erste Kugel, die so nahe an Frigen, an Enzinger und den anderen vorbeikommt.
Herr Jefreiter!. Frize schreit: Herr Jefreiter
GRO
Hören Se doch! Jd bin's Landwehrmann Friedrich Schmidt!" Hier drei und dort drei stehen sich gegenüber, Frize zwischen den beiden Parteien.
Bader springt auf, nimmt Gewehr bei Fuß und sagt: Mix sein daitsche Lait."
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Jetzt ist's an den Preußen, sich stumm zu beraten.
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Drei un drei", sagt der Gefreite, der die Patrouille führt, endlich." Frige zählt nich. Jd meene, wa tun uns nischt." Sie faßen givei Stunden später in einem fleinen Hegerhaus und teilten bier preußische Erbswürfte in fieben Teile. Die Hegerin hatte Milch, Brot und schwarze Begatsche gebracht.
Sie erzählten einander ihre Erlebnisse, verglichen und betasteten ihre Armatursorten, sprachen von der Politit, vom Kriege, von den Weibern und Kindern, die sie zu Hause hatten, lachten einander mancher Namen und Ausdrücke wegen aus, wunderten sich über die Verschiedenheit ihrer Dialekte und auch darüber, daß fie alle Deutsche feien, so weit sie auch voneinander ihr Heim hätten.
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Sie gefielen einander wohl und beschlossen, die Nacht über bei sammen zu bleiben. Und sie blieben auch und schliefen seelenruhig unter einem gaftlichen Dach viel länger und kommoder als jemals seit ihrem Abmarsch von Hause. Am nächsten Morgen wollten fie aufbrechen. Aber wohin? Aus der Alten brachten sie nichts heraus, als:„ Co se mně ptáte vohyn vohyn dyt' Vás nerozumim." Ueberbies mit dem Fortmarschieren hatte es seinen Haken. Da draußen jenseits des Waldes hatte eine furchtbare Schlacht getobt, da standen Tausende und Tausende Soldaten beider Heere. Gingen sie nun aus dem Walde fonnten sie nicht gerades wegs in die Gefangenschaft hineinrennen? Oder gar in den sicheren Wer weiß, was braußen borging?
Tod?
Das Kanonenfeuer ruhte- aber für wie lange?
Bader hatte eine Idee: sie sollten die Monturen tauschen. Sind tann die drei Desterreicher als Preußen gekleidet und treten aus dem Waldauf jeden Fall find sie sicher; treffen fie auf Breußen, bleiben fie unbehelligt; man wird sie für Brüder halten. Treffen fie auf Desterreicher nun, so geben sie sich gefangen und zu er tennen. Die Preußen in öfterreichischer Montur machen's dann ähnlich. Was? Ein prächtiger Gedanke! Er blieb aber unausgeführt, erstens, weil er den beiden Kommandanten zu gewagt schien( alles wäre herausgekommen, denn die Maskerade hätte doch erklärt werden müssen) zweitens, weil Bapierfrige, für den kein weißer Waffenrod mehr vorhanden war, heftig widersprach.
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Dieweil sie berieten und erwogen, wurde es Nacht, und fle blieben wiederum im Hegerhause.
Sie fanden ein Spiel Karten, aus denen die Hegerin wahr zusagen pflegte. Das gab nun eine unterhaltliche Partie Schwarzen Peter- awei Pfennig für einen Kreuzer gerechnet. Defterreich stegte..
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Die sieben Deutschen saßen am dritten, saßen am vierten Tage immer noch da. Endlich, als die arme, einsame Alte für die fieben Krieger nichts mehr zu essen hatte, marschierten sie unter Enzingers, des Aeltesten, Anführung des Weges fürbaß, den ihnen die Hegerin wies.
Am Waldessaum schüttelten sie sich kräftig die Hände wie innige Freunde, die gemeinsam an ein waghalsiges Wert gehen. Sie formulierten dann die Bedingungen ihres Separatfriedens: je nachdem, ob die erste Truppe, auf die fie stoßen werden, preußisch oder österreichisch sein wird, soll die eine oder die andere Patrouille die Gewehre wegwerfen und gefangen sein, Die Hegerin ging ins Dorf als Spionin. Korporal Enzinger Andreas, Gemeiner Bader Jakob, Gemeiner Pfirter Josef
und
Gefreiter Müller II,
Landwehrmann Ostrowsky,
Landwehrmann Schmidt,
Landwehrmann Tiedemann