Einer der gefährlichsten Bewohner dcS menschlichen Mundes ist der Diphthentispilz, ein Giflkeim, welcher leider nur allzu oft den kindlichen Organismus befällt und zerstört. Der Pilz selbst ist bis je�t noch nicht in seinen verschiedenen Entwickelungsformen erforscht, aber seine Abkömiiilinge finden sich in Form von Milliarden punktförmiger Mikrokokken in der Schleimhaut der Rachenhöhle, auf den Mandeln uno bei weiterer Verbreitung auf dem Kehlkopfe und der Innenseite der Luftröhre auf- und ein- gelagert. Die Pilzkeime durebwuchern hier nicht nur die Mem- brauen, sondern auch die oberflächlichen Schickten der Schleimhaut, gelangen auf dem Wege der Blutbahnen in den Organismus und rufen dann jene gefürcktete Erscheinungen der Diphtherie   hervor, welche nicht mehr als eine lokale Erkrankung, sondern als die ge- fährlichste aller allgemeinen Infektionskrankheiten zu bc- trachten ist. Aus all' dem geht hervor, daß einzig und allein eine aufmerk- same Pflege der Mund- und Rachenhöhle vor den lästigen Parasiten und den durch diese herbeigeführten, zum Teil sehr gefährlichen Krankheiten schützen kann. Ebenso wie man im öffentlichen Leben es jetzt als eine Hauptaufgabe der Gcsundheitswirtfchaft betrachtet, durch Neinhaltung der Städte, der Luft und des Bodens epidemische Krankheiten von der Gesamtheit fernzuhalten, ganz in gleicher Weise und nach gleichen Grundsätzen hat der einzelne gegenüber seinem eigenen Ich zu verfahren. Vorkehrungen der Reinlichkeit setzen uns oft allein in den Stand unsnd die Unseren vor schwerem Leid zu bewahren.' R. Z. kleines f euilkton. Modell. Durch die hohen, schrägen Atelierfenster blaute der Himmel herein. Seit dem Morgen schon wölbte er sich so, wölken- los und rein, nur hier und da von schmalen, weißen Tunfistreifen durchzogen, über die Vorortshäuser mit den schattigen Gärten und hatte etwas Sorgloses. Fröhliches in seiner sonnigen Pracht. Etwas, das gleichsam die Kräfte der Menschen anspornte und hob, sie Pläne bauen und Gedanken spinnen und sich regen hieß in Arbeitsfreude und Schaffenslust. Ter Maler stand vor der Staffelei und blinzelte mit zu- sammengekniffenen Augen, den Pinsel in der erhobenen Rechten. zu dem Modell hinüber. Das war ein Mann in mittleren Jahren, mit zergrabenem Gesicht und glanzlosen Augen, zu dessen ganzer Erscheinung das düstere, faltige Gewand, in dem er dastand, vorzüglich paßte. Ueber seinem Gesicht, seiner Gestalt, ja in jedem seiner Züge lag etwas Müdes, Gebrochenes, als wolle er sich im nächsten Augenblick matt auf einen Stuhl sinken lassen, und man wunderte sich eigentlich, wenn man nach einiger Zeit gewahrte, daß er noch immer, rcgungs- los und stumm, am selben Fleck stand. Der Maler schmunzelte zufrieden, das war, was er brauchte, den Ausdruck hatte er gesucht. Stehen Sie schon lange Modell?" fragte er zwischen der Arbeit durch .Ja." Hm, daß ich Sie nie gesehen habe. Auf dem Modellmarkt, meine ich..." Tann war wiederum Schweigen. Man hörte deutlich, wie der Pinsel tastend über die Leinwand fuhr. Was sind Sie denn sonst?" Sonst" der Gefragte stocktesonst bin ich Maler." Maler?" Ja." So, so... Der an der Staffelei neigte den Kopf und über seine Züge huschte es wie Verstehen. Wahrscheinlich auch einer von den Tausenden, die nie ans Ziel gelangen und dennoch den Glauben an ihr Talent nicht aufgeben können, lind so stündlich mit der großen Lebenslüge ringen und von Tag zu Tag hoffen und harren und darüber sich selbst und anderen zur Last das bißchen Leben zubringen. Am Hungertuch... Komisch", sagte er nach einer Weile,wenn Sie Maler sind, warum stehen Sie denn eigentlich Modell? Ich meine, die paar Mark, die Sie dabei verdienen?" Er sah flüchtig zu dem anderen hinüber, als erwarte er eine Antwort. Ter schwieg. Denn damit kommen Sie doch nicht weit. Und wenn unser- eins wirklich aus dem oder jenem Grunde die Kunst an den Nagel hängt und einen anderen Beruf ergreift: was Vernünftiges wird doch nicht draus. Die alten Gedanken bleiben, der Kontrast ist zu groß." Er trat einige Schritte von der Staffelei zurück und nickte befriedigt.Haben Sie denn die Akademie besucht?" Ter Gefragte nickte. «Paris   und München  ." Ja, aber Menschenskind", der M.er blieb erstaunt vor ihm stehenwie leben Sie denn eigentlich? Warum arbeiten Sie nicht? Warum schaffen Sie nichts?" Ter andere duckte sich unter den Worten, als drückten sie seinen Nacken, und öffnete zur Hälfte den Mund, wie zur Antwort. Aber er schwieg. Ah? Warum machen Sie anstatt da wie'n ägyptischer Oelgötze zu stehen nicht lieber Studien und gehen an irgend was heran? An eine wirklich große und ernste Arbeit? Auf was in aller Welt warten Sie nur? Was fehlt Ihnen noch?" Die Mittel", sagte der andere und seine Stimme klang dumpf und hohl. Da schwiegen beide. Und ihr Schweigen war drückend und ausweglos, als sei urplötzlich das Leb»n vor ihnen versunken und der Sinn des Lebens  , und was geblieben, nichts, als der Schein. Durch die Fenster lachte der Himmel und es war etwas Sorg- loses. Fröhliches in seinem tiefen Blau. Etwas, das die Brust schwellte und die Kräfte anspornte und sich tummeln und reger hieß. Rcaen und schaffen.«- Werner Peter Larsen. Musik. Vorkommnisse der jüngsten Tage drängen den Musikfreund, sich über einige Punkte seines Gebietes auszusprechen, die sowohl rein fachmäßig wie auch sozial von Bedeutung sind. Da ist vor allem der Zusammenbruch desL o r tz i n g° T h e a t e r S". llm so trauriger hat uns diese Nachricht berührt, als wir jenes Theater- unternehmen wegen seiner Bemühungen nach volkstümlichem Opernstil nicht nur von vornherein lebhaft begrüßt, sondern auch weiterhin trotz unverhohlener Kritik im einzelnen doch mit warmer Sympathie begleitet haben. Der wievielte Zusammenbruch einer Opernbühne Berlins   dies in den letzten Jahren ist, lohnt sich nicht nachzuzählen. Wohl aber lohnt es sich und ist notwendig, auf die kaum überwindlichen Schwierigkeiten einer privaten Opernbühne überhaupt hinzuweisen. Oper ist immer ein kostspielig Ding, zu- mal wenn man ihr in der Ausstattung nicht weniger als in den intimeren Kunstleistungen gerecht werden will. Die großen Hof- bühnen können nur mit außerordentlich hohen Zuschüssen bestehen. Die Volkstümlichkeit ist für sich allein zu viel Idealismus, um genug festen Boden zu gewähren. Es bleibt auf absehbare Zeit doch nichts anderes übrig, als daß endlich die Stadtverwaltungen selbst helfend, aber zugleich mit der berechtigten Hoffnung auf eigene Förderung, eingreifen. In unserem Berliner   Falle können die vier Städte Berlin  , Charlottenburg  , Wilmersdorf  , Schöneberg  , samt etwa noch einem oder dem anderen Vorort, doch unschwer ein Abkommen treffen, das ihnen auf einem oder abwechselnd mehreren allseitig gut erreichbaren Plätzen die Errichtung eines gemeinsamen städtischen Opcrnunternehmens sichert. Das Schauspiel mag immer» hin miteinbezogen werden, und zwar ohne Besorgnis einer Schädigung des Charlottenburger   Schiller-Theaters, neben welchem noch immer auch mehr zu tun bleibt, als wir diesmal meinen. Ein anderer Fall der jüngsten Tage scheint damit wenig ge- meinsamcs zu haben und gehört doch ebenfalls auf das Grenz» gebiet musikalischer und sozialer Interessen. Wir meinen die Ver- urteilung des Musikdirektors Albert Robert Steindel wegen Mißhandlung seinerWunderkinder". Es handelt sich hier nicht bloß um allgemein menschliche oder unmenschliche Roheiten. Der Verurteilte ging ersichtlich auch von direkten Irrtümern über die Praxis des künstlerischen Arbeitens aus. Zwar wird eine früh- zeitige und anhaltende Beschäftigung eines wirklich begabten Kindes nicht nur kein Unrecht sein, sondern einen Grund für das spezifisch artistische Können legen, wie es sonst kaum wieder zu gewinnen ist. Auch der kleine Beethoven   mußte schon früh morgens weinend am Klavier üben. Wesentlich anders aber ist das Hinauf» prügeln zur Kunst, wie eS hier betrieben wurde. Sachlich war der Effekt gewiß bedeutend: wir haben seinerzeit auf das Steindel» Quartett, bei welchem die drei Knaben auswendig spielten, mit größerem Interesse hingewiesen, als auf viele typische Solo» spieler jugendliwsten Alters. Allein das Hinaufprügeln ohne ein naturgemäßes Entgegenkommen der Kinderseele ist ein direkter Verstoß gegen Kunsterziehung. Sodann hatte Steindel ersicht- lich eine Unabhängigkeit der künstlerifchen von der sonstigen Aus» bildung angestrebt und zur Erhöhung des Arbeitseffeltes die Kinder fort und fort üben lassen. Stein: nicht fortgesetzt und ausschließlich Musik üben, sondern höchstens vier Stunden täglich üben und außerdem das künstlerische und menschliche Verständnis vertiefen das ist in einem solchen und in jedem ähnlichen Fall« Forderung der Sache selbst I sz. Volkskunde. IndischeD r a ch e n k ä m p f e". Die bunten Papier  - brachen, die nun wieder überall, wo haus- und baumfreie Strecken sich dehnen, in die Lüfte emporwirbeln, sind im fernen Indien  mehr als ein Kinderspielzeug, bedeuten einen Sport, dem auch die Erwachsenen mit Leidenschaft sich hingeben, der durch sorgliche Schulung zu einer Kunst erhoben wurde. Die Inder beschränken sich nicht darauf, die leichten zerbrechlichen Gebilde, nur mit einem dünnen Faden an die Erde gefesselt, gegen die Wolken aussteigen zu lassen, sie veranstalten Kämpfe ztvischen den einzelnen Drachen. hoch oben in den Lüften werden die leichten Flieger gegeneinander getrieben, und dem Künstler, dem es gelingt, durch die Geschicklich» keit seiner Hand das haltende Seil des feindlichen Drachens zu zerschneiden, wird ein Triumph bereitet, der an Leidenschaftlich» keit seinesgleichen sucht. Hohe Wetten werden abgeschlossen, ganze Vermögen aufs Spiel gesetzt, gewonnen oder verloren. Tausende eilen herbei, um das anmutige Schauspiel mit zu erleben und dem Besitzer des siegenden Drachens zuzujubeln. Und von der Leiden«