Kleines f euületon* (Sincn schonen Friedhof plant der Baurat Graessel für München — wir möchten nicht sagen: einen künstlerischen Friedhof, äußert sich dazu der„Kunstwart", denn unsere Bewegung geht ja überall darauf hinaus, den Begriff der Kunst dadurch auszuschalten, daß man ihn im Leben selbstverständlich macht.£er Waldfriedhof von Holzapfelskreut mit seinen hohen Tannen soll so ausgestaltet werden: Eine Waldwiese wird mit Ringen von Gräbern belegt, jeden Ring sondert vom andern eine Hecke, innerhalb der einzelnen Ringe aber soll nur eine Art von Grabmälern erlaubt sein: außen bei den schlichtesten Ringen Holzkreuze, die bemalt sein mögen, dann bemalte und vergoldete Eifenkreuze, ganz im Innern bei den Familiengräbern Grabplatten über die ganze Stelle, anderswo wieder metallene Sarkophage. Jedes Grabmal wird einem Aus- fchusse vorgelegt, in dem Künstler mit zu raten haben, keines darf die Höhe von zwei Metern überschreiten, damit das Protzen- und Urbertrumpfenwollen nicht wieder Platz greifen kann. Schreiend weißer Marmor und polierte Gesteine, wie sie jetzt leider für„fein" gelten, müssen fern bleiben. So sollen mehrere Wiesenplätze im Waldfriedhof in sich ein- heitlich gestaltet werden. Unter den Bäumen zwischen ihnen ver- streut sollen besondere Plätze für größere Monumente bewahrt bleiben. Wer ein Grab bestellt, kann aussuchen, wohin er's haben will, d. h. welcher Umgebung er's anpaffen will. Auch in der Aus- führung des Nnzelnen hat er innerhalb des Typus natürlich Freiheit. So bedeutet die Einheitlichkeit keinerlei Zwang. Mit dieser Anlage wird zum ersten Male verwirklicht werden, was einige Einsichtige schon seit geraumen Jahren gefordert haben. Graessei hat seine Ideen an Modellen erläutert, und uns wird berichtet, daß sie in dieser Verkörperung wunderschön wirkten. Wer den Stimmungszauber einheitlich gestalteter alter Friedhöfe kennt, wie z. B. des Johannisfriedhofs zu Nürnberg mit dem großen Frieden all seiner ruhenden Platten unterm Gebüsch, der wird das ganz ohne weiteres glauben. Möge aus dem Wollen die Tat wachsenl Die Perwertung von Talsperren für den Fischfang befür- Worte! der Forstrat Eberts aus Kassel im„Forstwirtschaftlichen Centraiblatt ", und sein Vorschlag ist gewiß beachtenswert, weil die Zahl der Talsperren von Jahr zu Jahr zunimmt. Um nur einen kleinen Teil Deutschlands auszuwählen, so finden sich im Gebiet der Wupper 17 und in dem der Ruhr 3 Talsperren. Die mächtige Urfttalsperre in der Eifel , die größte im westlichen Deutschland , faßt allein 43 Millionen Kubikmeter Wasser und eine Fläche von 216 Hektar. Neben den vielen anderen Zwecken, denen die Talsperren dienen, sollte ihre Ausnutzung für die Fischerei nicht vernachlässigt werden. Die Befischung kann allerdings nur mit Angeln, Reusen und Standnetzen betrieben werden, da für andere Arten der Befischung das Vorhandensein von Blöcken, Baumstümpfen usw. hinderlich ist. Die Nutzbarmachung der Tal- sperren für die Fischerei wird natürlich sehr erleichtert werden, wenn auf diese Verwertung schon bei der Anlage Rücksicht ge- nommen wird. Von Fischarten werden Forellen die besten Er- gebnisse liefern, daneben Regenbogenforellen, auch Bachsamlinge, Karpfen und Schleie. Allerdings werden die Besitzer der Fischerei- gerechtigkeit in den Talsperren wohl auch die einmündenden Wasserläufe in ihren Bereich ziehen müssen, da ihnen sonst viele Fische weggefangen werden könnten. Zum ersten Malle sollen die Vorschläge von Eberts bei der geplanten Eder -Talsperre in Rücksicht gezogen werden. Die Talsperre der Eder , die oberhalb von Kassel in die Fulda mündet, wird an Umfang überhaupt die größte aller derartigen Anlagen in Deutschland sein und große Umwälzungen hervorbringen; z. B. werden drei in der Umgebung liegende Ortschaften völlig verschwinden, von anderen nur einige Häuser bleiben. Das Staubecken erhält eine Länge von nicht weniger als 25 Kilometern, ein Fassungsvermögen von 170 Milli- onen Kubikmetern und eine Fläche von 1000 Hektar. Psychologisches. Zur Psychologie der Träume. Wie in den neuesten Forschungen der Chemiker von den Bestrebungen und Problemen der Alchimisten wieder mit mehr Anerkennung gesprochen wird als in der vorangegangenen Periode, so haben auch moderne Psycho- logen»n ihrer Arbeit manche Berührungspunkte mit den alten Traumdeutern gefunden, wenn auch ohne die abergläubische Aus- beutung ihrer Erkenntnisse, wie sie in den alten Traumbüchern zu finden ist. Sagte doch schon Artabanos dem Xerxes, in dessen Träumen fich der geplante Zug gegen Griechenland immer wieder- spiegelte, daß die Träume hauptsächlich das reflektieren, was im Wachen des Menschen Geist erfüllt. Professor Peterson vergleicht in einem interessanten Aufsatz über moderne Traumforschung, den er in„Harpers Magazine " veröffentlicht, das volle Bewußtsein des Wachens mit dem hellen Licht des Tages, das nächtlich sich ausbrei- tende Unterbewußtsein, das geheimnisvolle Reich der Träume aber mit dem bleichen, geisterhaft huschenden Schein des Mondes. Es ist»m Grunde die gleiche Landschaft, über die vordem die Sonne leuchtete, nun aber, im Halbdunkel, nehmen alle Formen, alle Dinge, alle Geschehnisse seltsam fremde Dimensionen an, ihre Ver- hältnisse verschieben sich, und was da dem Auge ersteht, scheint eine neue, nie betretene Welt. Das bunte Gewebe der Traumbilder ist aus den gleichen Fäden gesponnen, wie die Eindrücke des Tages. Der Scheinwerfer des vollen Bewußtseins ist beim Wachen tu seinen Bewegungen mehr oder weniger stark vom Willen reguliert; im Scolafe aber, wenn das Unterbewußtsein sich hervorwagt und tummelt, leuchtet der Scheinwerfer fort; willkürlich, bald hierhin, bald dorthin sendet er seine Strahlen, und kein Wille regelt seine Bewegungen, ordnet sein Wirken. In der einen Sekunde wird die jüngste, neueste Erinnerung beleuchtet, in der nächsten vielleicht ein fernes, dem Bewußtsein längst entglittenes Bild aus später Ver- gangenheit belichtet. Längst vergessene Dinge tauchen in diesem geheimnisvollen Spiel der Träume auf, mit blitzartiger Behendig- reit verkoppelt die von Banden der Reflexion befreite Phantasie die verschiedenartigsten Dinge miteinander, und sie gleiten an der schlummernden Urteilskraft vorüber als ein Seltsames, Neues, Niegewesenes. Mit den endlosen Plattenreihen eines Kinemato- graphen mögen die im Unterbewußtsein aufgestapelten Traum- Materialien verglichen werden; jede Platte enthält ein Erinne- rungsolatt. Im Schlafe aber werden diese Platten vertauscht, ver- wechselt, ihre Reihenfolge durchbrochen, verändert, manche Platten schieben sich übereinander und vermengen die widersinnigsten Dinge zu einem wunderlichen Chaos; aber alle einzelnen Teile dieser Welt entstammen unserem geistigen Vorrat von Bildern, Stätten, Menschen und Erinnerungen und Wünschen. Und es ist zweifel- los, daß im Schlafe die Erinnerung spielend Taten vollbringt, die sie im Wachen oft nickt mehr vermochte. Alte Geschehnisse kehren wieder, die man selbst nicht mehr wiedererkennt und zu denen manchmal erst ein einstiger Gefährte den Schlüssel, das fehlende Bindeglied liefert. Selbst vom Abglanz des nächtlichen Spukes weiß das erwachende Bewußtsein oft nicht mehr einen Zipfel zu erwischen, die meisten Träume sind mit dem Erwachen vergessen. Andere aber graben fich tief in die Erinnerung, ihr Eindruck ist so stark, daß sie die Grenze zum Bewußtsein überschreiten und oft jahrelang nicht mehr vergessen werden. Vielerlei sind die Traum- erreger; äußere sinnliche Reize, die durch Vermittelung der Sinne den schlafenden Geist erreichen, die Funktionen der Organe im eigenen Körper, Erregungen der Augen und Hörorgane, und auch rein psychische Emotionen. Am bekanntesten sind die äußeren Reize, die durch die Sinne automatisch dem Unterbewußtsein zu- geführt werden und dort sofort zu Vorstellungsreihen verarbeitet werden. So kann eine heiße Wärmeslasche im Bette sich im Traume zu einer Reise zum Aetnakrater verwandeln, ein nächtlicher Gicht- anfall erweckt Vorstellungen von mittelalterlichen Folter- und In» quisitionsszenen, der Schein eines rötlich gedampften Lichtes er- zeugt Träume von Sturm und heißem Wetter. Professor Peterson berichtet, wie ein bitterer Geschmack im Munde einen Traum aus- löste, in dem der Schlafende einen Trunk aus einem Epiritusgefäß nahm, in dem präparierte Tiere bewahrt worden waren: bei einem anderen wandelte sich Pferdegetrappel um in einen Traum von einem Bankett fürchterlicher Riesen, deren Kinnbacken beim Essen ein furchtbares Klappern hervorbrachten.... Die Träume stehen mit Krankheit in naher Beziehung, so nahe, daß man die Krankheit oft als einen langen Traum geschildert hat und den Traum als kurze Krankheit. In der Tat kann man die Vorläufer von Krank - hcitcn oft in seltsamen Traumkombinationen erkennen. Schon Aristoteles hielt es für möglich, daß organische Störungen fich zu- erst im Traum offenbaren und moderne Autoritäten haben das auf» gegriffen. In der Tat reagiert das Unterbewußtsein auf alle Funktionen der inneren Organe mit einer Sensibilität, die ohne- gleichen ist, während im Wachen alle diese minimalen Bewegungen der Organismen unbeachtet und unkontrolliert das Bewußtsein passieren. Die Traumdeutungen des Altertums erstreckten sich ge- wöhnlich auf symbolische Uebersetzungen, die Deutung des Traumes des Pharao durch Josef, die die Bibel uns überliefert, ist dafür ein klassisches Beispiel. Daneben taucht ein System willkürlicher Dechiffrierung auf, das bald eine große Rolle spielte, hunderte von abenteuerlichen Traumbüchern hervorbrachte und in seiner Mischung von Unsinn und Sinn sich bis zur Neuzeit erstreckt. Die modernen Traumsorscher haben die Prophetenpose von einst längst abgestreift; ihr Bekenntnis beschränkt sich darauf, daß selbst der banalste Traum feine Ursachen und somit auch seine Bedeutung hat. Die symbolische Deutung oder die Dechiffrierung haben vor der modernen Psyckologie kapitulieren müssen, und an ihre Stelle ist eine Forschungsmethode getreten, die man Wohl als die analytisch- synthetische bezeichnen kann. Fragment um Fragment werden die einzelnen Traumbestandteile durckforscht und mit alten Ursächlich- leiten in Beziehung zu setzen gesucht. Wie der Naturforscher aus den Fußspuren eines prähistorischen Tieres nach und nach dessen ganze Gestalt zu rekonstruieren sucht, so werden aus dem logik- deficiten Chaos des Traumes dessen Einzelheiten, dessen einzelne Bausteine sozusagen herausgelöst und durchforscht. Wille, Wünsche, Kämpfe, Hoffnungen, Sorgen und Leiden werden so aus der Un- gebundenheit des Unterbewußtseins zurückübertragen. Aber auch die modernen Traumdeuter haben die letzten Schleier des Geheim» nisses noch nicht zu lüften gewußt, ein„inkommensurabler Rest" bleibt, trotz allen Fortschritten der Seelenkunde, ein unzugäng- liches, geheimnisvolles Gebiet, auf dem, mit Stevenson zu reden, die Heinzelmännchen ihre Geschichten erfi pen und ibre Lieder dichten.. Hauswirtschaft. Gewürze im Haushalt. Es ist bekannt, daß unsere Nahrungsmittel erst wirklich bekömmlich werden, wenn sie durch 1 die Art ihrer Zubereitung schmackhaft gemacht sind. Abgesehen ' von dem Salz, das schon unser Körper in einer gewissen Menge
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24 (24.8.1907) 164
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