666- Sausailows. eine kleine Frau mit schwarzem, stets aufgelöstem Haar und schneller G< ngart. im Teich ertränkt hatte. Die Mutter fuhr mit der Hand über die Augen, als wischte sie die Erinnerungen von ihnen fort, und ihre Ge- danken verweilten unruhig bei den Eindrücken des gestrigen Tages.... So saß sie lange unbeweglich da, die Augen auf den abgestandenen Tee gerichtet: in ihrem Herzen aber brannte der Wunsch, einen verständigen, einfachen Menschen zu sehen und ihn nach vielem zu fragen. Und nach dem Mittagessen erschien gleichsam als Er- füllung ihres Wunsches Nikolai Jwanowitsch. Als sie ihn sah, wurde sie unruhig und sagte, ohne einen Gruß zu be- antworten: Ach, mein Freund, Sie sollten nicht kommen, das ist unvorsichtig von Ihnen! Sie werden verhaftet, wenn man Sie steht...." (Fortsetzung folgt.) I�atunviflenseKaftttcKe Geber ficht. (Der Einfluß der Umgebung.) Von Dr. C. Thesin g. II. ES gibt in der Natur nur sehr wenige Fälle, in denen sich der formende Einfluß der Umgebung so deutlick, offenbart, wie bei einer kleinen Pflanze aus der Familie der Knöteriche, k'oly�cmura amphibinm, die erst kürzlich von Maffart zum Gegenstand einer schönen Untersuchung gemacht wurde. Kennte man nur dieses eine Beispiel, es würde genügen, um die Lehre von der Beständigkeit der organischen Arten zu widerlegen und zu zeigen, daß die Lebe- Wesen nur unter gleichbleibenden Bedingungen dieselben bleiben, aber Hand in Hand mit dem Wechsel der Verhältnisse sich ebenfalls fortentwickeln. Die Pflanze ist in den Ansprüchen, die fie ans Leben stellt, nicht sehr wählerisch, sie gedeiht ebensowohl auf dem feuchten Lande, wie im Wasser, ja selbst in dem heißen Sande der Dünen findet sie nock ihr Fortkommen. Aber je nach ihrem Aufenthaltsort ist auch ihr Aussehen sehr verschieden, so daß man auf den ersten Blick die Landform von der Wasserform und diese von der Dünenform zu unterscheiden vermag. Auf dem Lande findet man R amphibinm, wie schon erwähnt, an feuchten Plätzen, sie zeichnet sich hier durch aufrechtstehende Stengel mit leicht- verdickten Knoten aus. Die schmalen lanzettförmigen Blättchen sind namentlich an ihrer Unterseite mit einem feinen Haarkleide versehen und sitzen mit sehr kurzen Blattstielen am Stamme fest. Ganz anders die Wasserform, deren Stengelglieder erheblich länger und zahlreicher sind und an der Wasseroberfläche schwimmend, in horizontaler Linie weiter wachsen. Auch die Anzahl der Blätter hat zugenommen, sie haben ihre Haare eingebüßt, ihre Form ver- ändert und lange Blattstiele ausgebildet. Außerdem kommen auch unterhalb jedes Knotens feine Wurzeln zur Anlage. Doch nicht nur auf die äußere Erscheinung erstrecken sich die Unterschiede, nein, auch der innere Bau erscheint verändert. Während der Stamm des Landpflänzchcns solide und von Mark erfüllt ist, besitzt die Wasser- form bohle Stengclglicder. Bei der Düncnform endlich kriechen die Zweige auf dem Sande hin, ihre einzelnen Glieder sind kurz, die Knoten stark angeschwollen, die kurzgestielten Blätter klein, in allen Teilen sehr stark behaart und von klebriger'Beschaffenheit. Wie Maffart durch seine Versuche zeigte, sind all diese tiefgreifenden Unterschiede direkte Folgen des umgebenden Mediums. Leitet man nämlicki die Zweige einer Landform ins Wasser, dann nehmen die neugebildcten Blätter und Stengel sofort die Gestalt der echten Wasserpflanze an. Wird die Wasserform auf feuchtes Land ver- pflanzt, so richten sich die Stengel steil auf und bilden kurzstielige und behaarte Blätter und bringt man endlich die Dünenform ins Wasser, dann sterben rasch alle vorhandenen Blätter ab, die Stengel- glieder verlängern sich, und die neuen Blätter sind die typischen langgestielten«chwimmblätter der Wasserpflanze. Doch verlassen wir dieses interessante Gebiet und wenden wir uns noch kurz den Einwirkungen chemischer Reize zu. Es ist eine altbekannte Tatsache, daß die im Boden enthaltenen Salze und anderen Stoffe tiefgreifend das Wachstum, die Fruchterzcugung usw. günstig oder ungünstig zu beeinflussen vermögen. Auf dieser Er- kenntnis beruht ja auch die künstliche Düngung, die-durch die ein- gehenden Forschungen und Versuche der letzten Jahrzehnte zu der Höhe eines streng wissenschaftlichen Verfahrens erhoben wurde, und der die Landwirtschaft hauptsächlich ihre erhöhten Erträgnisse verdankt. Um über den Nährwert und die Einwirkung eines be- stimmten Stoffes Aufschluß zu erhalten, wendet man Wasser- kulturen an, d. h. man läßt das Wurzelwerk der aus Samen ge- zogenen Keimlinge statt in Erde sich in einem Gefäß mit destilliertem Wasser entwickeln, welchem die prüfenden Nährsalze in chemisch reiner Form und bestimmter Menge zugesetzt werden. In einer Lösung, die alle erforderlichen Salze enthält, gedeihen auch die Landpflanzcn so gut wie unter natürlichen Bedingungen, läßt man jedoch den einen oder anderen Stoff fort, so machen sich Wachstums- Hemmungen und andere Veränderungen bemerkbar. Versäumt man es z. B. der Nährlösung Spuren von Eisen zuzufügen, so erblassen die jungen Blätter, nehmen eine fahlgelbe Färbung an und find nicht mehr imstande, Kohlensäure aufzunehmen und zu spalten. In kurzer Zeit muß daher die Pflanze notwendig zugrunde gehen. Durch einen rechtzeitigen Zusatz löslicher Eisensalze vermag man jedoch die Blätter sofort zum Ergrünen zu bringen. Andere Stoffe rufen an der Pflanze sogar ganz neue Eigenschaften hervor. Läßt man Maispflänzchen ihre EntWickelung in einer Wasserkultur durchmachen, die unterschwcfelsaure Magnesia enthält, dann ent- steht ein Blütenstand so abweichend gestaltet, daß man die Pflanze auf Grund der neuerworbenen systematischen Merkmale eigentlich nicht mehr der Gattung Mais zurechnen dürfte. Auch auf das Leben und die EntWickelung der Tiere können chemische Reize umgestaltend einwirken. Schon vor mehreren Jahren machte Loeb darauf aufmerksam, daß geringe Spuren Alkali, die man dem Wasser zusetzt, die Entwickelung tierischer Eier beschleunigen, während umgekehrt der Zusatz einer kleinen Menge von Säure hemmende Wirkungen zeitig:. Sehr berechtigtes Aufsehen erregte vor längerer Zeit bereits eine Beobachtung, die von Schmankewitsch an niederen Krebstieren angestellt wurden. In den stark salzhaltigen Lagunen an der Küste von Jstrien lebt der kleine Krebs Artemia salina. Bon seinem nordischen Vetter, Branchipus, der in vielen Gegenden Deutsch- lands im Süßwasser unserer Weiher und Gräben vorkommt, unter- scheidet er sich hauptsächlich durch die geringere Zahl der Hinter- leibsringe und verschiedene andere charakteristische Merkmale. Durch allmähliche Verfüßung des Wassers soll es nun möglich sein, die Artemia in einen typischen Branchipus umzuwandeln. Andererseits soll eine allmähliche Steigerung des Salzgehaltes die Art Laiina in eine andere Art, die wir als A. Milhauseni be­zeichnen und die sich durch eine sehr kurze, gedrungene, borsten- sose Schwanzklappe auszeichnet, überführen. Neuerdings freilich sind diese Angaben durch die Untersuchungen von Samter und Heymons wieder in Zweifel gezogen. Sicher ist nur, aber das ist ja das eigentlich Wichtige, daß ein Wechsel des Salzgehaltes die Artemia salina einschneidend zu verändern vermag. Durch zahlreiche Beobachtungen von Bienenzüchtern und Ameisenforfchern erscheint es ferner sicher gestellt, daß die Viel- gestaltigkeit der Bienen, Ameisen und auch der Termiten im wesent- lichen eine Folge äußerer Faktoren, nämlich der Nahrung sei. So vermögen die Bienen, falls in ihrem Staate die Königin gestorben und keine Königinnenbrut mehr vorhanden ist, aus Arbeiterinnen- larven durch entsprechende, reichliche Ernährung Ersatzköniginncn zu züchten. Für den Einfluß der Nahrung auf das Aussehen höherer Tiere liegen ebenfalls eine ganze Reihe von Beispielen vor. Kanarienvögel, denen man Cayennepfeffer zu fressen gibt, werden rötlich, eine Fütterung mit Hanfsamen ruft bei Dom- pfaffen eine schwarze Verfärbung hervor. Die Eingeborenen deS Amazonenstromgebietes füttern den gemeinen, grünen Amazonen- Papagei mit dem Fett bestimmter welsartiger Fische und erzielen dadurch Tiere mit herrlichen roten und gelben Federn. Wenn wir den Fortpslanzungskreis eines Tieres oder einer Pflanze als Ganzes überschauen, dann erkennen wir, daß zahl» reiche verschiedene Stadien einander in gesetzmäßiger Folge ab- lösen. Wie der Zeiger einer Uhr eine Stunde nach der anderen durchlaufen muß, und erst zwölf zeigen kann, nachdem er vorher elf angezeigt hat, scheint auch bei der organischen Entwickelung die Reihenfolge der Stadien eine unveränderliche Kette zu bilden und eins das andere zu bedingen. Der Embryo wird zum Kinde. das Kind zum Knaben, der Knabe zum Mann, erst dieser vermag wieder ein Lebewesen gleicher Art zu zeugen, das dann denselben Kreis durchlaufen muß. Diese Gesetzmäßigkeit zieht sich offenbar durch die gesamte Natur, kein Wunder, daß sie dem Menschengeist als starre Notwendigkeit erscheint. Erst kürzlich tat noch ein be» kannter Botaniker den Ausspruch, daß jede Entwickelungsstufe die folgende hervorbringe.Sie wirkt kontinuierlich, keine Stufe, kein Entwickelungselement kann übersprungen werden. Jedes Ent- Wickelungsdifferential ist die Bedingung des nächsten, mit Maschinen- artiger Sicherheit und unerläßlicher Notwendigkeit folgt eine Phase aus der anderen, bis die erblich überkommene Form voll­endet ist." Gäbe es auf der Erde keinen Fortschritt, blieben die Bedingungen stets sich gleich, dann möchte dieser Satz wohl stimmen, so aber können wir ihn in dieser schroffen Form nicht länger auf- recht erhalten. Der Organismus ist keine Maschine, er ist mehr als das, denn er vermag sich anzupassen. Auch der Entwickelungs- gang untersteht bis zu einem gewissen Grade äußeren Einflüssen. Bestimmte Stadien können nicht nur unter Umständen kurze Zeit oder sogar für die Tauer unterdrückt werden, nein, auch die Folge der Entwickelungsstufen läßt sich vertauschen. DaS ist keine aus der Luft gegriffene Behauptung, das ist eine durch Experimente er» härtete Tatsache, an der sich nicht deuteln läßt. Ganz allgemein unterscheidet man bei den Farnkräutern zwei verschiedene Generationen, eine ungeschlechtliche, die sich durch ein- zellige Sporen vermehrt, und eine Geschlechtsgcncration die au? den Sporen hervorgeht und männliche und weibliche Keimzelle? zur Ausbildung bringt. In dem gewöhnlichen Entwickelungsgange folgt also auf die Spore ein Vorkcim, das sogenannte Prothallium, welches die Geschlechtsorgane trägt. Dann findet eine Ver- schmclzung eines Eies mit einem männlichen Samenfaden statt, und aus der befruchteten Eizelle entwickelt sich die ungeschlechtliche