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Generation, das eigentliche Farnkraut, bas bann später zur] Tuntpapiere. Eine alte Technik, die jetzt wieder von Künstlern Sporenbildung schreitet. Diese Folge ist ebenso bestimmt und geübt wird. Und schon diese Technit llein ist hochinteressant und regelmäßig wie der Entwickelungslauf bei den höheren Tieren und fesselnd. Man blidt in eine ganz neu Art fünstlerischer, halb hand­beim Menschen. Durch besondere Kulturbedingungen gelingt es werklicher, halb mechanischer Herstellung hinein. Die Chemie spielt jedoch, die Entwickelung abzukürzen und nicht nur das umfangreichste eine Rolle; der Zufall wirkt mit. So tommt man hier zu einer und wichtigste Stadium, die Farnpflanze selbst zu überspringen, ganz eigenen Art der Komposition; regellos und doch gebunden. sondern gleichzeitig noch die Ausbildung von Geschlechtsprodukten Die Technik ist folgende. In einem länglichen Behälter be zu verhindern. Jetzt entsteht aus der Spore wohl noch wie sonst findet sich eine zähflüssige Masse. Der Arbeiter nimmt nun ein Prothallium, das erzeugt aber nicht mehr Geschlechtsorgane, ein Holzstäbchen, tupft es in ein Farbbeden und bringt sondern schreitet allen Regeln zum Trok sofort wieder zur Sporen- den Farbentropfen auf auf die die Oberfläche der Mischung in bildung. dem Behälter. In dem Moment begibt sich etwas Wunder Doch wir wollen es der Beispiele genug sein lassen, obwohl bares. Die Farbe ist mit einem Treibmittel versett, und noch ein reiches Material zur Verfügung stände. Das eine er schnell erweitert sich der Tropfen bis zu der Größe eines Zweimart fennen wir ja jebt bereits flar, wie auch die Entwickelungsgeschichte ftüdes. Hier bleibt er stehen und vermengt sich, da er mit Ochsen­der Organismen in strenger Abhängigkeit von zahlreichen äußeren galle vermischt ist, nicht mit der Flüssigkeit. Nun tupft der Arbeiter Faftoren steht. Wir haben überhaupt gesehen, daß Lebewesen teine in eine andere Farbe, und konzentrisch legt sich ein andersfarbiger unveränderlichen Größen sind, sondern daß ein Wechselverhältnis Streis in den schon vorhandenen. Dann nimmt er ein Stäbchen, zwischen ihnen und der umgebenden Natur besteht. Eine Ver- reißt die Kreise auseinander zu Hälften, die ruhig stehen bleiben, änderung der Lebensbedingungen ruft auch unmittelbar eine mehr wie sie sind; er zieht die Enden federartig aus, und es ergeben fich oder weniger tiefgreifende Abänderung der Artcharaktere hervor. prachtvolle Gebilde. Mit einem breiten Ramm zieht er hindurch, Eine andere Frage ist es allerdings, ob die hervorgerufene Um- und es entstehen parallellaufende, farbige Streifen, schmal oder breit, wandlung als eine Anpassung zu bezeichnen ist, oder mit anderen einfach oder doppelt. Drehungen ergeben schneckenartige Muster. Und Worten ausgedrückt, ob der Organismus auf jeden Reiz durch eine ganz willkürlich kann man vorgehen, indem man einen dicken Pinsel zwedentsprechende Veränderung antwortet. Wenn wir uns der in die Farbe taucht und einfach über die Fläche hinsprigt. All diese verschiedenen Umwandlungen von Polygonum amphibium er Farben schwimmen auf der schwerflüssigen Masse und vermischen innern, je nachdem die Pflanze im Wasser, auf feuchtem Lande fich nicht. Während sonst der Künstler ein Muster entwirft, entsteht oder dem Sande der Dünen wächst, will es scheinen, als wären ein solches hier auf mechanischem Wege. das wirklich zweckmäßige Anpassungen. Auch noch manche andere Tatsachen lassen sich in diesem Sinne deuten. Wenn aber z. B. ein Dompfaffe bei Hanffütterung schwarz wird, oder eine Auster, die wir aus der Nordsee in das Mittelmeer verpflanzen, auf ihrer Schale lange Stacheln zur Ausbildung bringt, oder endlich ein Seeigelei, das fich in tallarmem Wasser entwvideln muß, eine Larve ohne Stüpffelett erzeugt, so können wir das 8wedmäßige einer solchen Abänderung in feiner Weise begreifen. Za, manche Eine eigenartige Technik. Dem Handwerker liefert sozusagen Umwandlungen find offenbar sogar schädlich und schwächen die die Chemie die fünstlerische Unterlage; es fommt, ohne den Künstler, Lebenskraft des betreffenden Organismus. Wir sehen also, daß ein malerischer Effekt zustande. Die Technik soll aus der Türkei durch direkte Bewirtung sowohl nüßliche, gleichgültige wie schäd- stammen, weshalb die alten Tunkpapiere türkische Papiere hießen. liche Veränderungen entstehen können. Jeder Organismus befindet In dem Besitz ber föniglichen Bibliothek in Berlin fich, wie wir vorhin schon sagten, mit seiner Umgebung in einem befinden sich einige türkische Bände aus dem 16.- 18. Jahr labilen Gleichgewicht. Wird durch Veränderung der äußeren hundert, die in den Mustern auffallende Aehnlichkeit mit den Lebensbedingungen dieses Gleichgewicht gestört, so geht der europäischen Blättern haben; nur find sie in den Farben milder, Organismus entweder zugrunde oder ändert sich solange ab, bis weicher. Aber auch die europäischen Blätter aus früherer Zeit ver­von neuem ein Gleichgewichtszustand geschaffen ist. Dieser neue zichten auf den Glanz, den die Papiere später erhalten. Sie find Zustand braucht jedoch durchaus nicht gegenüber dem früheren in matten Farbtönen gehalten. Blau, Rot, Gelb schwimmt durch­einen Fortschritt zu bedeuten, es ist ein bald mehr, bald weniger einander. Es ergeben sich Harmonien von feltener und kühner gutes Abfinden mit den veränderlichen Lebensbedingungen. Eigenart. Es ist etwas Feines in diesen Mustern, die so ganz un­Natürlich aber hängt gerade hiervon der Bestand der neuen Form systematisch und schließlich doch so mechanisch gebunden find. An Waren die erworbenen Abänderungen nübliche oder in- schönadrigen Marmor denkt man, an schillernde Flügel, an farben differente, dann vermag sich das betreffende Lebewesen zu er prächtige, phantastische Gewänder. Blüten scheinen herabzuriefeln. halten, waren sie schädlich, dann dürfen wir wohl annehmen, daß Pfauen spannen ihre strahlenden Federn. Das alles bringt der die Selektion( Auslese) einsetzt und den unbrauchbaren Organismus Bufall und zugleich die Berechnung zustande; die es vermeidet, bald wieder ausmerzt. us po feststehende Wluster zu prägen und doch Wirklichkeit wie durch einen Schleier anzudeuten.

ab.

Kleines feuilleton.

Wilhelm Holzamer f.

Nun nimmt der Arbeiter ein Stück weißen Papiers, legt es auf die Fläche, drückt forgfältig an, hebt es ab und siehe da, alle Farben haften an dem Papier in schönen, glänzenden Mustern. Jedes Blatt ist also Handarbeit. Die Farben müssen von neuem aufgetupft werden; etwaige Reste von der vorhergehenden Farb schicht werden durch Abstreichen mit einem Streifen Papiers be feitigt.

Jm 19. Jahrhundert stellte man diese Tuntpapiere in fabrik­mäßigem Betriebe her. Doch bleibt auch hier jedes Blatt noch Einzelleistung, da es besonders hergestellt wird. Die Farben find vermehrt, die Muster vervielfältigt. Im ganzen ist das Aussehen ein egalteres, regelmäßigeres. Künstlerischer sind die Blätter nicht. Oft ist die Ausarbeitung im einzelnen zu diffizil. Man will Kunst­stüde liefern, zu viel anbringen. Man glättet die Papiere und nimmt ihnen damit den schönen Ton. Die größere Wirkung haben die einfachen, alten Bapiere.

Kurz vor Redaktionsschluß trifft die traurige Nachricht ein, daß Wilhelm Holzamer im Laufe des heutigen Mittwoch nach kurzem Krankenlager verstorben ist. Die Diphtheritis hat den jungen Dichter, der schon soviel Bedeutendes geleistet und eine glänzende Zukunft versprach, in der Blüte seiner Um diese fünstlerische Wirkung wieder herbeizuführen, haben Jahre aus der Reihe der Lebenden dahingerafft: Holzamer einige Künstler sich in dieser Technik verfucht. Neue Muster, neue hat ein Alter von nur 37 Jahren erreicht; er war im März Farben, eigenartigere Kompofitionen, großzügiger, einfacher. Gerade diese reizvolle Technik, die mit dem Zufall operierte, die die Farbe 1870 in Nieder- Olm bei Mainz geboren. Als Siebenund- diefe reizvolle Technik, die mit dem Zufall operierte, die die Farbe so voll zur Wirkung fommen läßt, hat für den Künstler besonderes zwanzigjähriger begann er feine literarische Laufbahn. Sie Intereffe. In Kopenhagen hat der Buchbinder und Handwerker Anker umfaßt also nur zehn Jahre dichterischen Schaffens, regen kyster prachtvolle Muster ausgeführt. Sie zeichnen sich aus durch Schaffens. Was er in dieser kurzen Spanne Zeit alles ge- die lichtere Farbengebung, die großzügige Durchführung, die leistet, insbesondere als Meister der Erzählungskunst, darauf aus den meist pflanzlichen Motiven breite Formen herausholen. Die wird noch zurückzukommen sein. Holzamers jähes Ende ist Darstellung ist bewegt und flächig. Nicht so überzeugend find die ein schmerzlicher Verlust für die deutsche Gegenwartsliteratur, Verfuche von Otto Edmann, dessen Ornamentit ein wenig zu groß­zu deren bedeutendsten Talenten er gehörte, ein schmerzlicher artig ist. Etwas Willkürliches, Undiszipliniertes liegt darin. Karl Verlust im besonderen auch für den Vorwärts" und die Neue Ernst Böschel in Leipzig hat ebenfalls neuartige Muster herstellen lassen und hat diese geschickt zu Buchumschlägen verwendet, in der Welt", unter deren Mitarbeitern der verstorbene Künstler Weise, daß er nur ein blumenartiges Motiv, das sich nicht wieder einen hervorragenden Platz einnahm. Holzamers bekanntester holt, als Schmuck auf der Außenseite des Deckels verwendet. Dann Roman Peter Nockler" erschien 1902 in der Neuen Welt", treten die Wiener auf den Plan mit außerordentlch tecken Entwürfen und seitdem verging fein Jahr, in dem nicht die Leser der in hellsten Farben. Eigenartige Motive, neue Gruppierungen; fie Neuen Welt" den Genuß Holzamerscher Dichtungen größeren scheuen nicht vor gewagten Farbenzusammenstellungen zurüd, Weiß und kleineren Umfangs hatten. Auch das Unterhaltungsblatt und Rot z. B. Sie betonen das Deforative. Sie benugen folche Blätter so das Geltungsgebiet; des Vorwärts" hat zahlreiche Beiträge aus seiner Feder zu allem Möglichen und bereichern zuerst nur Borsay, wird das Papier zu Einbänden, ja gebracht, die von der Vielseitigkeit seiner Talente Zeugnis ablegen. Im letzten Herbst würdigte er den eben verstorbenen püren aus dem Zufälligen oft einen Sinn heraus; eine Linie, ein zu Fächern und fleineren Kästen verwandt. Und diese Künstler Genossen. N. Krauß als Dichter in einem trefflichen, tief- arbenfled fieht aus wie ein Vogel, wie ein Fisch, das betonen sie, empfundenen Nachruf des Unterhaltungsblattes. Nun ist und diese Zwischenstellung zwischen Phantasiestil und Wirklichkeit Holzamer selbst schon dahingeschieden; aber er ist uns nicht gibt den Entwürfen fece Eigenart. Künstler wie Koloman Moser ganz gestorben: seine Werke überleben ihn. und Josef Hoffmann haben sogar solche Entwürfe zu Bilderbuch­