sind denn auch die Vorübungen. Monatelang wird geübt bei Tag und Nacht bei Mondschein oder Fackellicht tanzt der Japmaun am liebsten und das mit einer Ausdauer und Hingebung, die unS kauni verständlich sind. Hat doch mancher bei diesen unaus- gesetzten, höchst anstrengenden Einübungen die Gesundheit und selbst den Verstand verloren. Dafür sucht aber auch die Exaltheit in der schlieslichen öffentlichen Endvorstellung ihresgleichen. Die Frei- Übungen unserer Turnvereine sind vielfach Stümperei dagegen. Der Tanz beginnt, gewöhnlich ohne GesangSb-gleitung, mit kürzeren, oder längerem Händeklatschen, daS mit einem doppelten lauten Klatsch abschließt, der mit der hohlen Rechten auf die Höhlung ausgeführt wird, die die linke Brust und der an sie gefchmiegte und gebeugte linke Arm bilden. Dann beginnt nach kurzer Pause das Händellatschen von neuen,, und eS kommt zur Abwechselung hier und da leises Beklatschen der Schenkel hinzu; zugleich geraten auch schon Arme und Beine in leise, wie erst probierende Bewegungen. Allmählich aber wird die Sache lebendiger; es erfolgen schon leichte Halb- und Ganzdrehungen des Körpers, Halbbeugen und Vorwärtsstreckcn der Arme, wobei die Fingerspitzen der Hand schnell vibrierende Bewegungen machen. Immer lustiger wird der Tanz, das Schauspiel bewegter. Drehungen in der Hüfte erfolgen, Kniebeugungen und dann schnelles Recken des Körpers nach oben, sanft gewellte Linienbewegungen der Arme und aufgeregtes Stampfen mit den Füßen; Rückioärts- und Vorwärts- beugungcn des Oberkörpers. Drehungen, Wiegen usw. folgen sich Schlag auf Schlag in steter, reicher Abwechselung und in immer feuriger werdendem Tempo. Schon quillt der Schweiß aus allen Poren der glänzend eingefetteten Körper; aber das verschlägt dem Japmann nichts; er schwitzt und schnauft und singt dabei und dreht sich und beugt sich und reckt sich wie eine lebendige Maschine, so korrekt und mechanisch sicher. Denn jetzt ist er in seinen, Element, mit Leib und Seele dabei; die Tanz- lust reißt ihn fort, der Beifall stachelt ihn, der Ehrgeiz niacht ihn selbstvergessen. Hier löst sich der Drill in ein wundersame? Schau- spiel harmonischer Körperbewegung auf. Trotz der Auftegung, trotz der Raschheit und Energie, mit der die verschiedenen Körper- formationcn gebildet werden, sieht man nie eine eckige, stumpfe, nie eine unschöne Bewegung. Doch da? künstlerisch Schöne dieser Tänze besieht nicht nur in der Exaktheit ihrer Ausführungen; es liegt auch in ihrer darstellenden Symbolik. Wie wunderbar schön weiß doch zum Beispiel der Japmann uns in seinen Tanzbewegungcn das Leben und Treiben desGaluff", der großen auf Jap   existierenden Eidechse, vorzuführen, es zu imi- tiercn, zu symbolisieren, wie sie sachte ihre Beute anschleicht, wie sie sie erschnappt, wie sie, gestört, sich schleunig zur Flucht wendet! Neben den, Tanze kennt der Japmann kein größeres Vergnügen als die Segel- und Ruderregatten. Man glaubt sich auf eine mo- derne Rennbahn versetzt, wenn man die Schilderung dieser Segel- Partien und Ruderregatten liest. Unter den sonstigen Zerstreuungen und Belustigungen kennt der Japmann verschiedene Spiele, wie Ballspiele, das Speerwerfen nach kleinen Fischen, auch Wohl hier und da eine Art Brett- oder Damespiel. w. Archäologisches. Deutsche Ausgrabungen in TirynS  . In Tiryns  , der alten Königsburg, die in den Jahren 1884/5 von Schliemann  und Dörpfeld in ihren wesentlichsten Teilen freigelegt worden war, hat das deutsche archäologische Institut kürzlich wieder unter Dörpfelds Leitung eine viertoöchentliche Grabung ausgeführt, zu welcher ein Holländer, Herr A. E. Goekoop die Mittel ge- stiftet hat. Zweck dieses Unternehmens war es, einen Teil der noch unberührten Unter bürg zu untersuchen und über die sogenamrte vorm yke nische Kultur neue Aufschlüsie zu gewinnen. In dieser Hinsicht ist, wie der soeben erschienene vorläufige Bericht dartut, die Grabung so erfolgreich gewesen, daß sie im kommenden Jahre fortgesetzt werden soll. Die Untersuchung umfaßte die Bau- schichten, die unter dem bekannten Königspalaste liegen und sich V Meter hoch übereinander austürmen. Die Tiefgrabungen ergaben das Vorhandensein von vier Besiedelungsperioden, die alles u», vieles älter sind, als der große Palast der Oberburg  . Von den, alten Schloß wurde das noch drei Meter anstehende Haupt- tor bloßgelegt; da stellte eS sich heraus, daß die ganze Ostmauer mit dem großen Südturme, die bekannte Galerie und die Vorrats- kammern nur Erweiterungen der alten Burganlage sind. In den tiefen Bauschichten, die altertümliche Topfscherben bargen, fanden sich nur vereinzelt einige kleine Gräber, in welchen die Toten in Hockerlage bestattet worden waren. An der Südostecke der Burg aber stieß man beim Säubern der Mauer vom Bauschutt auf ein ungeheuere« Depot von Terrakotten, die zum großen Teile aus dem Heiligtum der Hera, wo sie als Weihgabcu gedient haben mögen, zu stammen scheinen. Auch auf der Suche nach den bisher ver- mißten Grabanlagen ist Dörpfeld glücklich gewesen. Er konnte die Nekropolis von TirynS   im Südwesten der Burg, unweit vom Bahnhof entdecken. Hier wurden dicht nebeneinander einige Kasten und Urnengräber gefunden, mit kleinen Beigaben. Aus dem Tierreiche. Prunkfarben bei Vogelmännchen. Gegen Darwins Erklärung der Prachtfarben bei Vogelmännchen durch geschlechtliche Zuchtwahl wird immer wieder die Tatsache i«S Feld geführt, daß Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck u. Verlag: die Weibchen gerade der prachtvollsten Männchen von deren LiebeS- spielen anschemend gar keine Notiz nehmen. Bei oberflächlicher Beobachtung findet man die Angaben betreffend des Weibchens be- stätigt. Beim Fasan zum Beispiel sind die Weibchen an- scheinend sehr indolente Geschöpfe. Der Mann u», kreist sie tagelang vergebens. Unaufhörlich wiederholt sich nach ein paar Sprüngen die Pirouette, womit der Fasanenhahn das Weibchen um- tanzt, einen feuergoldenen Kragen nach dessen Seite ausbreitend. Der grüne Metallfleck des Rückens wird wie ein Blendspiegel gegen das Weibchen gerichtet und dabei ein lauter zischender Ton aus- gestoßen. Es ist unzweifelhaft, daß hier die Absicht des Reizens vor« liegt. Und der Erfolg? Aeußerst selten bei Tage, häufiger in den Morgenstunden, läßt ihn die Henne zu, indem sie sich duckt. Es scheint ein Gesetz zu sein, je kälter die Weibchen, desto feuriger müssen die Reizmittel des Hahnes sein, und so behält Darwin   doch recht. Technisches. Röntgen st rahlen im Dien st e der Industrie. Die Anwendung von Röntgenstrahlen in der Medizin zu diagnostischen und heilenden Zwecken ist heute schon eine allbekannte Tatsache. Weniger bekannt aber ist eS, daß sich gewisse Industrien mit Erfolg der Röntgentechnik bedienen. Vor allen, können äußerlich homogene, gleichförmig aussehende Stoffe auf ihre Reinheit geprüft werden. Dies geschieht z. B. bei Preßkohlen, um zu untersuchen, ob nicht Steine beigemengt sind. Ferner werden Hartgummi und andere für die Elektrotechnik wichtige Jsolationsmaterialien darauf- hin untersucht, ob sie nicht gefährliche metallische Beimengen ent- halten. Auch Perlen und Diamanten können auf ihre Echtheit, Erze auf ihren Metallgehalt untersucht werden. Interessant ist auch eine Einrichtung in einem Goldbergwcrk in Siebenbürgen  . Dort ist ein Röntgenapparat aufgestellt, um Personen rasch daraufhin kontrollieren zu können, ob sie nicht Goldkörner am Körper versteckt oder gar verschluckt haben. et. Humoristisches. Galgenhumor. Herr szu einem Weinfälscher, der wegen Färben des Weines angeklagt ist):»Also heute wird Ihre Ver« Handlung sein?" In." Herr:Nun?* Ich werde leider Farbe bekennen müssen I' UnterKindern. Ella:Was mag das nur sein, ein süßes Geheimnis?" Fritzchen:Wenn man weiß, wo Mama den Honigtopf der- steckt hat I" Seufzer. Verleger(der eine neue Zeitung gegründet hat. zu seinem Freunde):Ach, wenn wir nur schon so v,el Abonnenten hätten, als sich uns Mitarbeiter angeboten haben I" So ändern sich die Zeiten. Herr ssein Notizbuch durchblättemd):6 B., 1 L. und 1 H. das hat stüher einmal ge- heißen: ö Busserl, 1 Lächeln und 1 Händedruck, jetzt hieße es: 6 Bier, 1 Limburger und 1 Havanna  ." Ein Vorsichtiger. Schaffner:ES geht nicht anders, Sie müffen ausnahmsweise hier im DamencoupS Platz nehmen. UebrigenS sitzt nur eine Dame drin." Junggeselle:Ist die schon verheiratet?" Eigene Taxierung. Erster Buchhalter(zum Kollegen): Was haben wir heute?" Zweiter Buchhalter:Meinem Bart nach ist's Freitag l" Erster Buchhalter:Ach, ich meine das Datum!" Zweiter Buchhalter:Ach so nun, meinem Portemonnaie nach den neunundzwanzigsten I" (Meggendorfer-Blätter  '.) Notizen. Die Ausstellung von Antiquitäten und Kunst gegen ständen(Antike und moderne Kunst) in den Räumen der Berliner Sezession   wird am Donnerstag, den 5. September, vor einem besonders eingeladenen Publikum eröffnet. Allgemein zu» gänglich ist die Ausstellung von Freitagmorgen 10 Uhr ab. Rudolf Herzogs neuestes SchauspielAuf NissenSkoog" wurde vom Berliner   Schauspielhause zur Auf- führung angenommen. Ein Denkmal Tschechows wird in Badenweiler  errichtet, wo der russische Dichter im vorigen Jahre gestorben ist. Archäologische Entdeckungen in Frankreich  . Die Spuren einer prähistorischen Niederlaffung wurden bei der Gemeinde Mllevenard(Marne  ) entdeckt. Frühere Ausgrabungen an derselben Stelle hatten bereits eine Rekhe von Höhlen Lnd Toten- kämmen, von hohem Alter aufgedeckt, und jetzt ist eine Anzahl von Gängen gefunden ivorden, die einander durchkreuzen und bis zu t.'sier Tiefe von vier Metern hinabführen. Vorwärts Buchdruckerei u.VtsUgiaiistoltPcmI Singer LiCo..Berlin   S W.