Leute sitzen, und da diese viel wandern, so kann eS vorkommen, dasi heute das Land eines Häuptlings sich dort befindet, wo vordem sein Nachbar satz. Der Häuptling herrscht also nicht über Land, sondern über Menschen. Stirbt der Häuptling, so begräbt man ihn »m Rindviehstall. Außen um den S:all herum Pflanzt man eine lebende Hecke aus einem Dornenbusch namens mluma und läßt die innere bisherige Einzäunung verfallen. Das Grab besteht aus einem senkrechten Schacht und einem wagerechten Stollen daran, in dem die Leiche liegt. Astronomisches. Neue Photographien der Marskanäle. In New Uork sind telcgraphische Meldungen von Professor Lowell von dem Observatorium in Flagstaff , Arizona , eingetroffen, daß die von ihm nach Südamerika entsandte Expedition Photographien vom Mars erhalten habe, die die Kanäle und Oasen auf dem Mars mit einer über alle Erwartung großen Deutlichkeit aufzeigen. Die Photographien wurden in den Anden in einer Höhe von 17 500 Fuß aufgenommen. Sie bestätigen nach Lowells Ansicht die von ihm aufgestellten Theorien über das Wesen der Mars -- kanäle, und sie zeigen von neuem die von der Jahreszeit ab- hängige Veränderung der Kanäle, die im Zusammenhange mit dem Schmelzen der Schncekappen an den Polen zu stehen scheinen. Die Annahme, daß ein System von Wasserläufen besteht, vermöge allein die beobachteten Phänomene zu erklären. Lowell hält die Theorie, daß die Kanäle nur Risse in der Oberfläche des Planeten »vären, für unhaltbar, da sie keinerlei Erklärungen für ihre Oeffnung und Schließung in allen Breiten während der ver- schiedencn Jahreszeiten gibt. Lowell führt in seinem kürzlich er- »chiencnen großen Werk über den Mars und seine Kanäle aus, daß der größere Teil des Planeten eine öde, dürre Wüste ist, etwa der Sahara oder der Wüste Gobi ähnlich, während auf dem übrig- bleibenden Teil das im Teleskop erscheinende Netzwerk von Kanälen ein grandioses Bewässerungssystem darstellt, durch das der spärliche Wasiervorrat des sterbenden Planeten in jedem Jahre von dem schmelzenden Polarschnee zu dem bebauten Lande über den Mars hingeführt wird. Diese Kanäle sind in einigen Fällen gegen 3000 englische Mellen lang und 00 Meilen breit. Ihre Geradheit und die systematische Art, in der sie die Oberfläche des Mars überziehen, führen nach Lowell unbedingt zu dem Schluß, daß sie durch planvolle Arbeit entstehen und die titanischen Werke einer intelligenten kraftvollen Bevölkerung darstellen, die den Kampf gegen die harten Lebensbedingungen eines ersterbenden Planeten führen. Verkehrswesen. Elektrischer Betrieb auf den schwedischen Staatsbahnen. Elektrischer Betrieb aus Vollbahnen wird in der Regel nur dann rentabel sein, wenn die Elektrizität billig erzeugt werden kann. Dies ist der Fall, wenn natürliche Wasser- kräfte zur Verfügung stehen. Schweden ist in dieser glücklichen Lage, so daß die Regierung sich dort nicht nur mitErwägungen" nach preußischem Muster befaßt, sondern auch ernste Schritte zur Verwirklichung des Ueberganges zum elektrischen Eisenbahnbetrieb tut. Vor allem ist auf einer kleinen Strecke der elektrische Be- trieb bereits eröffnet. Dann hat die Regierung, wie in der Zeitschr. d. V. Deutsch . Eisenbahn-Verwalt." berichtet wird, eine große Anzahl von Wasserwerken, die im Besitz von Privaten waren, um den Gesamtprcis von zirka 5 000 000 Kronen angekauft. Beabsichtigt wird das Eisenbahnnetz der ganzen südlichen Hälfte Schwedens von Bollnas ab elektrisch zu betreiben, ein Bahnnetz, bei dem es sich um zirka 2000 Kilometer handelt. Trotz der großen Ausgaben für die Leitungen, die neuen Betriebsmittel und für die Anlage der Kraftstationcn wird doch mit einer nicht unbeträcht- lichen jährlichen Ersparnis gerechnet, auch wenn nicht eine Be- triebszunahme eintreten sollte. Die Ersparnis rührt von dem Brennmaterial, den Steinkohlen, her, und dann auch von den ge- ringen Kosten für Reparaturen an Lokomotiven, für Beleuchtung der Züge und Stationen, für die dann billige elektrische Energie zur Verfügung steht usw. Das System, das auf diesen Voll- bahnen zur Anwendung kommen soll, der Betrieb mit ein- phasigem Wechsel ström, ist dasselbe wie das auf der augenblicklich im Bau befindlichen Hamburger Vorortbahn. ES ist dies System wahrscheinlich das System der Zukunft. s. Aus dem Tierlebe». Samariterdien st e bei Ameisen. Schon mancher, der den einsamen Genuß in freier Natur gesucht hat, fand eine höchst anregende Gesellschaft und geradezu spannende Unterhaltung an einem Ameisenhaufen. Von einem solchen Erlebnis erzählt Hans Siegelt in der WochenschriftUmschau"(Frankfurt a. M.) eine hübsche Episode. Er hatte aus Versehen eine ziemlich große Zahl von Ameisen auf dem Boden zertreten, und erhielt dadurch Gelegen- heit, zu verfolgen, wie der Rettungsdienst bei Unglücksfällen unter den Ameisen ausgeübt wird. Einige der zu Schaden gekommenen staken mit einem Teil des Körpers m der Erde, und diese erhielten zuerst Hülfe. Mehrere gesunde Ameisen zogen mit allen Kräften an ihren verunglückten Geschivistern, bis die Befreiung gelungen war, worauf eine einzelne Amefte den Krankentransport über­nahm. An einer Stelle say der Beobachter drei Ameisen wie in einer Beratung zusammen. Hin und wieder senkten sie die Köpft. als ob sie aus dem feuchten Lehm des Bodens etwas herausholen wollten. Der reuige Sünder wollte wenigstens einiges von seiner Untat wieder gut machen, grub mit dem Messer an der betreffen- den Stelle nach und fand auch tatsächlich in der Tiefe von etwa Vj Zentimeter eine schwer verwundete Ameise im Boden. Sobald sie ans Licht befördert worden war, wurde sie von den Sama- riterinnen in Empfang genommen und fortgetragen, leider in an- scheinend hoffnungslosem Zustande. Auf dem anderen Teil der Unglücksstätte zeigte sich der Heldenmut einer Ameise in glänzendstem Lichte. Sie war selbst schwer verletzt und konnte sich kaum fort- schleppen; dennoch beteiligte sie sich eifrig an der Rettung einer verunglückten Nachbarin. Es dauerte im ganzen wohl eine Stunde, ehe allein die teilweise im Boden vergrabenen Ameisen geborgen waren, und nun erst ging das Rettungswerk zu den auf der Ober- fläche liegengebliebenen Verwundeten über. Zum Schluß ereignete sich noch ein merkwürdiger Fall. Eine verletzte Ameise ist allein übrig geblieben und scheint keine Hülfe zu finden. Sie wird oft von den Samariterinnen betastet, aber nicht fortgeschafft, und auch eine besonders kräftige Arbeiterin, die sie schon gepackt hatte, trägt sie nur zwei Zentimeter weit fort und läßt sie dann wieder fallen. Weshalb wurde diese Unglückliche allein von dem Werk der Barm- Herzigkeit ausgeschlossen? Humoristisches. Einfache Erklärung.Dein Vater ist noch immer im Wirtshaus? Was macht er denn um die Zeit noch dort?" S e p p e r l:Heim traut er sich nit I" Der angehende Jurist.Der Gläubiger wegen kann ich keinen Schritt auf die Straße gehen I Wenn mein Onkel nicht bald Geld schickt, zeig' ich ihn wegen Freiheitsberaubung an l" Prüde.«Du, Heinz, Tante will morgen früh aufstehen, kannst Du um fünf Uhr nicht an ihre Türe klopfen?" Nee, Tante geniert sich aufzutvachen, wenn ich anklopfe." Die Hauptsache. Freundin(zur anderen, bei der Generalversammlung eines gemischten Gesangvereins, deren Tages- ordnung Jahresbericht, Kossenbericht, Neuwählen, Anträge umfaßt, nackdem die ersten drei Punkte erledigt sind):Gehen wir, Thekla eS ist spät I" TheNa(Backfisch):Aber, Ellh jetzt kommen ja die Anträge l" Herzenswahl. Justizrat:ES würde mir angenehmer gewesen sein. Herr Doktor, wenn Ihre Wahl nicht auf meine jüngste, sondern auf meine älteste Tochter gefallen wäre l" Assessor:Herr Justizrat, das ist Wahlbeeinflussung!" (Meggendorfer-Blätter ".) Notizen. Der Deutsche Verein für Knabenhand. arbeit wird vom 23. bis 30. September in Zwickau seine Generalversammlung abhalten, zu welcher auch Freunde der werk- tätigen Erziehung willkommen sind. Auf der Tages- ordnung steht ein Vortrag des Schuldirektors Hertel über den Unterricht im Formen", der einen Teil des Handfertigkeitsunter- richts bildet. Weiter wird Schulrat Scherer(Büdingen ) über den Handfertigkeitsunterricht und seine Bedeutung für Schule und Leben" sprechen, und endlich soll die Frage der künstlerischen Er- ziehung durch den Handfertigkeitsunterricht behandelt werden. Fedor von Zobeltitz hat ein neues Stück geschrieben: Das Lied vom Met h", Phantasiespiel in drei Akten. Die Uraufführung wird am Kasseler Hoftheater stattfinden. Gegen den vom Kaiser genehmigten Wiederaufbau der Burg Altena ist eine Protest- eingäbe gerichtet, die von einer Reihe Professoren der Universität Münster, zahlreichen Kunstgelehrten und 34 Gemeinden deS märkischen Landes in Umlauf gesetzt ist. Ein neues Heilmittel gegen die Pocken hat der portugiesische Arzt Dr. B e n t e z der medizinischen Akademie zu Lissabon mitgeteilt. Das Mittel soll angeblich auS kalten Umschlägen mit Essigwasser bestehen. Die Krankheits- erscheinungcn verschwänden alsbald, ohne Narben zu hinterlassen. Die bisher angestellten Versuche sollen befriedigende Resultate ergeben haben. Die Toilette des Eiffelturms. Der Eiffel- türm bekommt einen neuen Anstrich. Dreimal schon ist er so ver- fchöncrt worden, im Jahre 1889, 1893 und zur Weltausstellung von 1900. Sein erstes Kleid war orangefarben, sein zweites rot, sein drittes goldgelb. Diesmal wird er nun sogar in zwei Farben prangen. Die Spitze und die oberen Stockwerke werden silber- färben erglänzen und der übrige Teil, vom Boden bis zur dritten Plattform, wird eine besondere Mischfarbe aus Rostbraun und Chromgelb erhalten. Eine Schar von 40 Anstreichern, die man nur mit dem Glase sehen kann, werden, an den Querbalken des Turmes hängend, diese Operation ausführen. Die Arbeiten werden drei Monate dauern, 155 000 Quadratmeter werden mit Farbe bedeckt und 300 Zentner Farbe dazu gebraucht werden. Die Kosten betragen 75 000 M. Verantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin. Druck u. Verlag Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsaustalt Paul Singer LcCo..Berlin SW.