©eb'er Zeit no3) Lust dazu. Wie biel Freuden könnten sie genießen, wenn sie wüßten, wie reich die Erde ist, wieviel wunderbare Geschöpfe auf ihr leben. Und alles für alle, jedes Wesen für das Ganze nicht wahr?" So ist es!" sagte Nikolai lächelnd. Und er brachte ihr neue Bücher mit Abbildungen. Abends versammelten sich oft Gäste. Es kamen Alexej Wassiljewitsch, ein hübscher Mann mit blassem Gesicht und schwarzem Bart; Roman Petrowitsch, ein rundköpfiger Mensch mit Pickeln im Gesicht, der stets bedauernd mit den Lippen schmatzte: Iwan Danilowitsch, hager und klein, mit Spitzbart und feiner Stimme, ein zänkischer Schreihals, scharf wie ein Pfrieni, und Jegor, der sich stets über sich selbst, die Genossen und seine Krankheit lustig machte. Es erschiene» auch andere Leute, die aus entfernten Städten kamen. Nikolai führte lange leise Unterhaltungen stets über ein und denselben Gegenstand mit ihnen, nämlich über die Arbeiter der ganzen Welt. Man disputierte, ereiferte sich, gestikulierte, trank viel Tee, und bisweilen verfaßte Nikolai mitten in der lärmenden Unterhaltung schweigend Proklamationen. Er las sie dann den Genossen vor, sie wurden an Ort und Stelle mit Druckbuchstaben niedergeschrieben, die Mutter sammelte sorgfältig die übergebliebenen Manuskriptfetzen und der- brannte sie. Sie goß ihnen Tee ein und wunderte sich über den Eifer, mit dem sie über das Leben und das Los der Arbeiter sprachen, sowie darüber, wie man am schnellsten und besten Gedanken über die Wahrheit unter sie säen, ihren Mut heben könnte. Oft waren sie unter sich uneins, erzürnten sich, be- schuldigten sich gegenseitig, beleidigten sich und disputierten wieder. Die Muttec fühlte, daß sie das Leben der Arbeiter besser kenne als diese Leute, daß sie deutlicher als jene den Riesen- umfang der Aufgabe erfasse, die die Freunde auf sich ge- nommen, und dieser Umstand ließ sie allen gegenüber eine gewisse herablassende Freundlichkeit an den Tag legen, und das etwas wehmütige Gefühl eines Erwachsenen Kindern gegenüber, die Mann und Frau spielen, ohne das Drama zu ahnen, das in diesen Beziehungen liegt. Sie verglich un- willkürlich ihre Reden mit denen ihres Sohnes und Andrej's und fühlte einen Unterschied, den sie anfangs nicht begreifen konnte. Bisweilen hatte sie das Gefühl, daß man hier lauter schrie als je in der Vorstadt, und sie erklärte sich das folgendermaßen: Sie wissen mehr, da reden sie lauter..." Aber allzu oft sah sie, daß all diese Menschen sich schein- bar absichtlich in Wut brachten und erhitzten, als wollte jeder seinen Genossen zeigen, daß ihm die Wahrheit vertrauter und teurer sei als den anderen. Jeder wollte anscheinend höher hinaus, als die übrigen, und das rief in ihr Unruhe und Kummer hervor. Sie bewegte die Brauen, betrachtete alle mit flehenden Blicken und dachte: Pawel und seine Genossen haben sie vergessen... bcrgessenl" Während sie stets mit großer Aufmerksamkeit dem Gezänk zuhörte und es natürlich nicht verstand, suchte sie das Gefühl, das hinter den Worten steckte und sah: wenn man in der Vorstadt über das Gute gesprochen, hatte man es heil und ganz genommen, hier aber zerschlug man es in Stücke: dort hatte man tief und stark gefühlt, hier war das Reich scharfsinniger, alles zerschneidender Gedanken. Hier sprach man mehr von der Zerstörung des Alten, dort träumte man mehr von dem Neuen, daher waren ihr die Reden ihres Sohnes und Andrej's näher, verständlicher... (Fortsetzung folgt.) ScKmerdoles Zahnziehen. Vor Jahren brachte ein amerikanisches Blatt folgende scherz- hafte Anweisung fürschmerzloses Zahnziehen" vonProfessor Charlatan": Ergreife den Zahn fest mit der Zange und rüttle daran aus Leibeskräften; dazu sagst du:Das ist die Methode des H.(deines Konkurrenten), die taugt natürlich nichts und tut sehr wehe!" Der Patient wird schreien, du rüttelst aber nötigenfalls noch nach den Methoden des W. und Z. und erst wenn der Zahn nur noch an einem Faden hängt, kommt deine eigene unübertroffene patentierte und ganz schmerzlose Methode. Sehnliche Scherze über den gleichen Segenstand existieren noch in großer Zahl, daß das Wörtchenschmerzlos" nicht selten einen Beigeschmack von Humbug hatte. Für ehrliche Fachleute war das Wörtchen auch wirklich häufig im Greuel nicht als ob sie nicht auch mit aller Kraft an- gestrebt hätten, KaS eS besagt nur das, tvaS Reklame unv Publikum darunter versteht, volle Schmerzausschaltung ohne All« gcmeinbetäubung, war nach ihrer Ueberzeugung unsicher, manchmal gar nicht, häufig nur mit unverhältnismäßiger Gefährdung odev mit sehr unangenehmen, dem Nutzen nicht mehr entsprechenden Nachwirkungen erzielbar. Zahnoperationen sind ja allerdings oft sehr kurz und wenig belästigend, manchmal aber doch sehr intensiv schmerzend und besonders auch sehr häufig nötig. Das Be» dürfnis, die Schmerzen dabei einzuschränken, ist demgemäß alt, und wirklich waren auch Zahnärzte die ersten, welche überhaupt durch Allgemeinbetäubung(1844 Lachgas) wirklich schmerzlose Operatronen einführten. Auch gegenwärtig sind die kurzen zahn» ärztlichen Narkosen noch sehr häufig und waren wirklich bis vor kurzem der einzige sichere Weg, um jeden Schmerz zu vermeiden. Sie sind übrigens(Chloroform ist hier nicht inbegriffen), bei vor» sichtiger Anwendung und Ausschaltung aller ungeeigneten Per» sonen, gerade auch wegen der hier genügenden äußerst kurzen Tauer(V6 bis 2 Minuten) kaum als gefährlich zu bezeichnen, nicht mehr als etwa eine längere Eisenbahnreise und sicher weniger als manche örtliche Schmerzbetäubung mit viel Cocain   und bei wenig hierzu geeigneten Personen. Heute haben sich nun aber doch unsere Wege zur Erreichung ungefährlicher, nicht schmerzender Zahnoperationen ohne All» gcmeinbetäubung ganz enorm verbessert; ja nach den neuen Mc» thoden läßt sich diese bloß örtliche Betäubung auch mit vollem Er» folge anwenden, um das Ausbohren von Zähnen behufs nach- heriger Füllung, das in einzelnen Fällen durchaus nicht immer recht schmerzhaft sein kann, ferner sogar das Aus» bohren und Ausziehen ganzer, noch lebenderZahnnerven" ohne jeden in Betracht kommenden Schmerz vorzunehmen. Und so ist die Narkose heute eigentlich nur noch in Ausnahmefällen nötig, z. B. bei Personen, die durch unbesiegbares Sträuben sonst jede vorsichtige Vornahme des doch unbedingt nötigen Eingriffs ver« eiteln würden, ferner bei der Unmöglichkeit den Mund zu öffnen infolge starker Entzündung nach der Gelcnkgegend zu u. a. Die Versuche, örtliche Schmerzbetäubung zu erzielen, gehen sehr weit zurück. Schon PlinwS erzählt, daß gepulverter und mit Essig befeuchteter Memphismarmor zu diesem Zwecke aufgelegt werde. Und das einfache örtliche Auflegen oder Anpinseln verschiedener Mittel an das Zahnfleisch ist auch heute noch sehr häufig. Die meist üblichen Bestandteile sind Menthol, Kampfer, ätherische Cele, Guajaol, Aconit, Aether  , Alkohol, Chloroform, Opium, Morphium, Cochin u. a. Zu einem eingermahcn sicheren Erfolge fehlt aber das genügende Vordringen der oberflächlichen Wirkung in die Tiefe und bei unvorsichtiger Anwendung sind besonders die stark cocainhaltigen Mittel auch durchaus nicht ungefährlich. Voller Erfolg tritt jedoch auch hier nicht selten ein in leichten Fällen, ferner wenn gerade eine glückliche Suggestionswirkung zustande kommt. Wenn auch eine umfassendere Anwendung voller Hypnose behufs schmerzloser Zahnoperation auf unüberwindliche Schwierigkeiten und Bedenken stößt, die einfache Wachsuggestion kommt sehr häufig mit und ohne Absicht des Operierenden in Wirksamkeit. Nur schade, daß dies harmloseste aller Mittel für unsere Zwecke gar so unsicher ist. Daß aber wirklich sehr heftige Schmerzen im Gebiete der Zahnnerven durch psychische Einflüsse aufgehoben werden können, haben wohl schon sehr viele Leser an sich selbst beobachtet, wenn z. B. heftiger Zahnschmerz ganz ver» schwand, sobald sie zum Zahnarzt kamen u. a. Sicher ist die Suggestion bei vielen harmlosen, aber doch häufig wirksamen Mitteln die Hauptsache(z. B. Bepinseln mit Kölnisch Wasser oder dergleichen), sie ist auch stets eine wertvolle Unterstützung. muß aber zur Beurteilung des wirklichen Werts eines Mittels an sich möglichst ausgeschaltet werde». Ein anderer Weg zu örtlicher Schmerzbetäubung wurde durch mannigfache Elektrizitätsanwendungcn eingeschlagen. Aber auch hiermit sind einigermaßen gleichmäßige und zuverlässige Wir- kungen bis jetzt nicht erzielbar. Eine dritte Methode ist Kälte- anwendung. Eiskalte oder gar gefrorene Körperteile werden be- kanntlich unempfindlich. Früher verwandte man Aetherspray, seit vielleicht IM Jahrzehnten ist aber im Chloräthyl und im noch inten- siver wirkenden Metäthyl etwas Besseres gefunden. Diese Flüssig- leiten haben«inen sehr tiefen Siedepunkt(zum Teil schon bei 0 Grad), demgemäß spritzen sie bei gewöhnlicher Temperatur von selbst aus ihrer Röhre hervor, sobald eine sonst fest verschlossene Ausflußkanüle geöffnet wird. Die so auf die Haut resp. das Zahn- fleisch aufspritzende Flüssigkeit erzeugt sofort intensive Verdunstungs- kälte, bald sogar eine Eiskruste. Leider ist aber auch hier die Tiefenwirkung recht häufig ungenügend und zudem wirkt dsirgniße Kälte an sich in manchen Fällen trotz aller Vorsichtsmaßregeln recht schmerzhaft. Nicht selten wird aber auch die Wirkung durch gleich- zeitige(an sich unbeabsichtigte) Einatmung vertieft, teils mittels sehr leichter, kaum wahrnehmbarer Allgemeinbetäubung, teils mittels bedeutend erhöhter Empfänzlichkeit für Suggestion. Be- sonders wohl wegen ihrer relativen Ungefährlichkeit und der be- quemcn Antvendungsweis« sind diese Mittel auch heute noch die meist verwandten. Eine sichere Methode besitzen wir, seit(etwa vor 20 Jahren) Kokaineinspritzungen ins Zahnfleisch versucht wurden. Anfangs wurde das Mittel in hohen Dosen und sehr Hoher Konzentrierung(bis zu bO Proz�) verwandt. Mit der Zeit stellte sich aber Kokain als recht gefährlich heraus, unvorsichtige Anordnung bei Zusatztraktionen hatte gar nicht selten die bedenk- lichsten Vergistungserscheinunßen, einige Male sogar Tod im