einigten Staaten herausgegeben wird, die Bedeutung jener altenWaueriiregel mit Bezug auf den Glockenklang genauer untersuchtund hält sie danach für irrtümlich. Im allgemeinen wird dieFortpflanzung des Schalles toe�er durch die Temperatur der Luftuoch durch ihren FeuchtigkcitSaehalt wesentlich beeinflußt. Dagegen hängt sie, wie jeder weiß, sehr von der Windrichtung ab,außerdem von dem gleichmäßigen Zustand der Luftschichten. Istein solcher in hohem Grade vorhanden, so wird der Schall voneinem horizontalen Wind, der gewohnlich in der Nähe des Erd-ibodens schwächer und weiter oben oft stärker ist, aus der geradenLinie herausgetragen und geht infolgedessen über einen Menschenhinweg, der sich in der Windrichtung befindet. Ist die Luft bei-spielsweise, wie es oft am frühen Morgen stattfindet, in derunteren Schicht ruhig, während darüber ein starker Wind bläst,so wird aus der Windseite überhaupt kein Schall wahrnehmbarsein, auf der Leeseite dagegen in verstärktem Grade. Gewöhnlichist die Lust aber überhaupt nicht gleichmäßig zusammengesetzt,sondern eine Mischung von Wärme und Külte, trockenen undfeuchten Massen. Dadurch erleidet die Fortpflanzung des Schalles»nehr oder weniger große Unregelmäßigkeiten, die namentlich beistarkem Sonnenschein verstärkt werden. Die Tragweite einerGlocke ist bei sonnigem Wetter überhaupt immer geringer als beibewölktem Himmel, ferner geringer am Tage als in der Nacht,auf dem Lande als auf der See und im Flachland als im Gebirge.Die weite Hörbarkeit von Geräuschen in ruhigen Nächten beitrübem Himmel beruht darauf, daß dann die Luft am gleich-mäßigsten gemischt ist.Medizinisches.Das Gift der Cholera. Im nächsten Jahr ist einViertcljahrhundert vergangen, seit Robert Kock zum erstenmal denKeim der Cholera unter dem Mikroskop erblickte. Damals bliebes noch einige Zeit rätselhaft, ob dieses winzige Wesen wirklichder Erreger der entsetzlichen Krankheit sein könnte, aber heutebesteht nicht mehr die mindeste Unsicherheit in dieser Beziehung.In den Ausscheidungen jedes Cholerakranken läßt sich dieses Klein-Wesen nachweisen, und niemals ist es bei Gesunden zu finden,außer bei den gottbegnadeten Personen, die gegen die Cholera durchNatürliche Anlage gefeit find und daher beliebig viele Cholera-bazillen verschlucken können, ohne der Seuche zu verfallen. DeriLazillus oder, wie es mit dem Fachausdruck heißt, die Vibrio derCholera, ist etwa 1s4 Tausendstel Millimeter lang und von einerGestalt, die ihm den allgemein bekannten Namen des Komma-Bazillus eingetragen hat. Haften zwei Bazillen zusammen, sobilden sie gewöhnlich ein 8, und aus der Vereinigung vielerkönnen zuweilen lange Spiralen entstehen. Außerdem ist derKeim durch den Besitz einer langen seinen Geißel ausgezeichnet,wie sie manche einzellige Tiere ausweisen. Die Erscheinung, dieeine Kolonie von Cholcrabazillcn in einem hängenden Wasser»tropfen unter dem Mikroskop darbietet, hat Koch mit einem Mücken-schwärm verglichen. Während andere Bakterien, namentlich dieim Darm lebenden, nur unter Ausschluß der Luft zu gedeihenvermögen, ist dies beim Cholerabazillus nicht der Fall, und er istdeshalb auch verhältnismäßig leicht zu züchten. Bei einerTemperatur zwischen 30 und 40 Grad genügen schon wenigeStunden, um aus einigen Keimen in Fleischbrühe eine ganzeKolonie entstehen zu lassen. Um ganz genau zu wissen, daß essich bestimmt um Cholerakeime und keine anderen handelt, wirdnoch ein künstlich hergestelltes Anticholera-Serum zur Prüfungbenutzt, das vom Institut für Infektionskrankheiten in Berlin ingetrocknetem Zustande und in einem festgesetzten Stärkegradebereitgehalten wird. Bei den ungeheuerlichen Verheerungen, dieder Cholerabazillus anrichten kann, wie ja die Geschichte derEpidemien in abschreckender Weise zeigt, ist eS noch als ein Glückzu betrachten, daß dieser Keim nicht eine noch größere Lebens-zähigkeit besitzt. Vor allem braucht er Feuchtigkeit zum Dasein,»lnd in Ermangelung solcher stirbt er in etwa zwei Stunden.Daher wird angenommen, daß eine Ansteckung durch Staub, diefür so viele Erkrankungen verantwortlich zu machen ist, im Falleder Cholera nicht zu befürchten steht. In heißem Wasser gehendie Bazillen sofort zugrunde und sind auch gegen allerhand Des-infektionsmittel sehr empfindlich. In gewöhnlichem Wasser cnt-faltet sich das eigentliche Leben des Cholerabazillus, wo er sichunter Umständen monatelang lebend und ansteckungsfähig erhält.Der einzige Ansteckungsweg sind Mund und Magen, während einEindringen des Keims in die Lungen oder in Wunden unschädlichbleibt. Die Choleraepidemien lassen sich in zwei Gruppen trennen,je nachdem sie durch Infektion des Wassers verursacht werdenoder durch andere Wege einer unmittelbaren Berührung verbreitetwerden. In ersterem Falle kann der Ausbruch einer Epidemieuoch viel mehr einen sozusagen explosiven Charakter tragen alsbeim Typhus. Es ist schon vorgekommen, daß in GroßstädtenHunderte und sogar Taufende innerhalb eines einzigen Tages vonder Seuche befallen wuroen. Das wird außer durch die schnelleVerbreitung der Keime im Wasser nur dadurch möglich, daßzwischen der Aufnahme de» Erreger» und dem Ausbruch derKrankheit nur 12— 24 Stunden vergehen. Bei der leichten undfast unübersehbaren Verbreitung der Bazillen durch das Wasserwird die Vermeidung oder Einschränkung von Choleracpidemienbegreiflicherweise sehr erschwert, und es gehört daher zu dengrößten Ruhmestiteln der Wissenschaft, daß sie eine großeEpidemie nun schon seit langer Zeit von unseren Grenzen fern»zuhalten gewußt hat.Technisches.Quarzlampen. Die Quecksilberdampflampen, deren Bogennicht in einer Glasröhre, sondern in einem Gefäß von geschmolzenemBergkristall, sogenanntem Quarz, brennen, sind in jüngster Zeitnicht nur medizinischen, sondern auch allgemeinen Zwecken dienstbargemacht worden. Da bei diesen Lanlpen kein Zerspringen zu fürchtenist, können sie mit einer großen Stromstärke brennen. Bei dieserStromstärke ist einerseits der Energieverbrauch sehr günstig,bei weitem günstiger als bei gewöhnlichen Lampen, andererseitsist auch die Farbe des Lichtes nicht so unangenehm wiebei den gewöhnlichen Ouecksilberdampflanipen. Sie können daher ganzgut zur Beleuchtung von Hallen und Plätzen in gewöhnlicher Auf-hängung verwendet werden, wie z. B. aus der Ausstellung für Er-sindungen der Kleinindustrie gezeigt wird. Auch Jnnenräume können,besonders indirekt, mit diesen Lampen beleuchtet werden. Allerdingsist so eine Lampe noch viel teuerer als die gewöhnliche» Bogen-lampen, weil der geschmolzene Quarz ein teueres undschwer zu bearbeitendes Material ist. Doch macht sichder hohe Anschaffungspreis durch die Ersparnisse in den Betriebs-kosten bezahlt. Eine solche Quarzlampe kann bis zu 1000 Stundenbrennen, ohne daß irgend ein Ersatz oder dergleichen notwendigwird. Auch zu rein industriellen Zwecken soll diese Quarzlampemit Vorteil verwendet werden können, so z. B. in der Lederindustriezum Trocknen von Glanzleder. Für diesen Zweck kam bisher nurdie Strahlung der Sonne in Betracht, da sich alle künstlichen Licht«und Wärmequellen als ungenügend erwiesen. Nur die Quarzlampescheint, wie Versuche zeigen, für diesen Zweck die Sonne ersetzenzu können. Auch sind Versuche in Vorbereitung, die Strahlungder Quarzlampe zur Sterilisation von Flüssigkeiten wie Milch,Trinkwasser zu benutzen, da festgestellt ist. daß diese Strahlung einestarke Bakterien tötende Wirkung hat. Die zu sterilisierende Flüssig-keit soll dabei entweder die in ein Gehäuse eingebaute Quarzlampeumspülen oder aber in einer düituen Schicht in einer geneigtenEbene herablaufen und dabei von einer Ouarzlainpe bestrahltwerdenHumoristisches.— Ein gutes Pate n t. Herr und Frau Patentanwalt T.haben für den Abend große Gesellschaft angesagt. Am Morgendieses Tages kommt die Frau Anwalt aufgeregt in das Arbeitszimmer ihres Gemahls mit de» Worten:.Denke nur, lieber Mann,unsere Köchin ist plötzlich erkrankt: sie liegt zu Bett und kann nichtarbeiten— gerade heute am Tage unserer großen Gesellschaft!Was soll ich nur machen?'..Ja, gesund machen kann ich sie auch nicht. Vielleicht kannstDu Dir eine Aushülfsköchin besorgen."Die Frau geht hinaus. Der Anwalt arbeitet weiter. BeimMittagbrot trifft er seine Frau ganz vergnügt an und fragt ver«wundert:„.Nun, wie hast Du Dir denn betreffs der Köchin ge-Holsen?"—„O, das ist zum Glück sehr gut gegangen. MeineJungfer kann gut kochen, die habe ich für heute zur Köchin gemachtund unsere Amme zur Jungfer."—.„O, daS hast Du fertig ge-bracht? Darauf mußt Du ein Patent nehmen l"— Inkonsequent..Drei Monat hat Dir da Amtsrichterdraufg'haut, Sepp, weg'n Wilderns?"..Ja, a Bierteljahr. Und dabei is er der Vorstand des Vereinszur Erhaltung alter Volksjitt'n."(„Lustige Blätter.')Notizen.— Berliner Buchgewerbesaal. Ausgestellt sind zur-zeit eine größere Anzahl moderner Plakate, welche den gegen-wärtigen Stand unserer"Plakatkunst veranschaulichen. Die AuS-stellung ist täglich von 11—2 Uhr geöffnet. Dessauerstr. 2 Hl. DerEintritt ist frei.— Ein neues Lu st spiel Ludwig Fuldas:„DerDummkopf' wird am Wiener Burgtheater zur Uraufführunggelangen.lieber Wellmann kommt eine Nachricht aus Tromsoe, wodie norwegische Nordpolexpedition unter Rittmeister Jsachsen am8. d. M. eingetroffen ist. Sie berichtet, daß Wellmann am 2<Z. August nochnicht aufgestiegen war. Seitdem herrschten Nordwind, Nebel undSchnee, was den Aufstieg verhinderte. Falls der Aufstieg bis zumS. September unmöglich sei, wollte Wellmann seinen Plan fürdieses Jahr aufgeben und seine Versuche im nächsten Jahre fort-setzen. Er würde in diesem Fall Ende September mit dem Dampfer„Frihjof" in Tromsoe erwartet werden.— Die Nordpolexpedition Mikkelsen, von dervor einigen Tagen berichtet wurde, daß sie verloren sei. ist wohl-behalten, wie ein nach London gelangte?, in Gibbon(Alaska) auf«gegebenes Telegramm des ExpeditienSethuographeu Stefannsonbeweist. DaS Telegramm lautet:.Eisreise glücklich durchgeführt.MikkelsenS Telegramm folgt. Stefannson." Danach ist an der Un-richtigkeit der früheren Hiobspost nicht zu zweifeln.LZerantwortl. Redakteur: Hank Weber. Berliji.— Druck u. Verlag:Vorwärts Buckdruckerei u.UerI-o»a»itaIt«aulSiimerLlEo Berlin 51V.