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bon allen genannten das am weitesten in den Stoff hineinschreitende, weshalb cs erst nach dem Studium anderer Werke zu empfehlen

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Theater.

Die

ift. Es vermittelt daher aber auf vielen Gebieten den meisten Deutsches Theater: Bring Friedrich von Wissensstoff, wozu allerdings beiträgt, daß es erst vor kurzem Homburg ". Schauspiel in 5 Aufzügen von Heinrich von erschienen ist und so auf dem modernsten Standpunkte der schnell kleift. In der dramatischen Formgebung steht Kleists lettes fortschreitenden Naturwissenschaft steht. Das Kapitel über den Bau Drama," Der Prinz von Homburg ", unvergleichlich höher als sein des Universums wurde durch einen für die Neuauflage eigens ver- von Reinhardt früher im Deutschen Theater aufgeführtes Käthchen faßten Prief von dem bereits genannten Prof. Seeliger bereichert, von Heilbronn ". Während das romantische Ritterschauspiel seine sowie durch eine Darstellung der Ansichten von Prof. Kapteyn in Wirkung in einigen wenigen, freilich wunderbar schönen Szenen Groningen . In lezterer Beziehung wäre übrigens dem Welt- erschöpft und um dies lebendige Zentrum achtlos eine Reihe von gebäude" Mehers eine Neuauflage zu wünschen. Die 1897 er- zerstreuten, gleichgültigen Situationen häuft, herrscht in dem schienene erste( sehr große) Auflage ist zwar nicht gerade ver- preußisch- patriotischen Soldatenstück ein fest aufs Ziel gerichteter, altet; dennoch wäre es von großem Interesse, die neueren Errungen- alles der Einheit des Gedankens unterwerfender Wille. schaften der physikalischen und astronomischen Forschung gerade von künstlerische Energie, die sich in der Anlage, der Entfaltung und Meher in ein System der Himmelstunde hineingewebt zu sehen. Steigerung der Konflikte betätigt, spannt das Interesse bis zum Zur Anregung der Beschäftigung mit himmelskundlichen Schluffe, spannt es, auch wenn man der Tendenz des Werkes, der Dingen ist kein Kapitel so geeignet wie das vorliegende, und ich bin Verherrlichung des Preußentums und preußischer Kriegszucht, von ficher, daß eine Lektüre einiger der angeführten Darstellungen der Grund aus kühl, ja feindlich gegenübersteht. Die über den nächsten Himmelstunde überhaupt neue Freunde unter unseren Lesern Umkreis des Persönlichen fich erhebende Leidenschaft, die für ein werben wird. Ueber- Individuelles das Leben hinzugeben bereit ist, wird in einen idealisierenden dichterischen Nachbild stets etwas erregend Fort­reißendes erhalten. Man mag Napoleon als einen der verruchtesten Despoten, den Napoleonfultus als Aeußerung blind unterwürfiger Erfolgsanbeterei tagieren, und wird darum die mächtige Wucht von Heines Lied der beiden Grenadiere, den Zug ins Große, der in diesem Enthusiasmus lebt, nicht weniger warm empfinden. Und wenn auch nicht in gleichem Maße, so immerhin doch in gewisser An­näherung daran, überwindet das Kleistsche Drama die Hemmungen, die ihm aus einer gegen das Prinzip gerichteten Opposition er= wachsen könnten.

Felig Linke.

Kleines feuilleton.

Ein Kriegsheld, recht nach dem Sinne der Sturm- und Drang­periode, tritt der Kleistsche Prinz in den ersten beiden Akten uns entgegen. Umstrahlt von der Romantik schwärmender Liebe, gehoben von dem Ueberschwange des Gefühls, regel- und feffellos, wie Egmont den Eingebungen des Augenblics vertrauend. So bricht er, entgegen dem Befehle, vor der Zeit wider die Schweden los. Der Ausgang frönt seine Tat. Triumphierend breitet er nach dem gewonnenen Siege die Trophäen vor seinem Kriegsherrn aus. Des Kurfürsten Befehl, den Degen abzugeben und sich dem Kriegs­gericht zu stellen, empört ihn bis ins Innerste. Daß auf ihn, der feinem Stern folgte, den Ruhmeswürdigen, die seelenlose Schablone ein niedrig- widriges Komödienspiel. Der Sturz aus dieser ftolaen der Sagung angewendet werden soll, erscheint ihm ganz unmöglich, Sicherheit in zitterndes Bangen, als er plötzlich das Gespenst des Todes in furchtbarer Nähe spürt, und die Erhebung zu einem neuen, höheren Stolz, wie der Kurfürst den Prinzen selbst zum der Glaube an sein höheres Recht nicht stand. Er kann den über Richter über seine Taten seßt, bilden die beiden Angelpunkte der dramatischen Entwidelung. Bor sein eigenes Urteil gewiesen, hält ihn gefällten Spruch nicht falsch nennen und will das heilige, von ihm verletzte Recht des Krieges" durch einen freien Tod verherr­lichen". Natürlich kommt es nicht dazu. Der Kurfürst hat nur eine Probe angestellt, und da der Prinz sie bestand, gibt er ihn der Braut und der Armee, die voll Begeisterung an dem jungen Führer hängt, zurüd.

Chopins Tagebuch. Im Guide musical" veröffentlicht Gaston Knosp einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis von Chopins Leben: es find Teile eines Tagebuches, das der Komponist in der Zeit vom 6. Oftober 1837 bis zum Juni 1848 führte. Die melancholisch weiche, frankhaft zarte Seele des großen polnischen Musikers lebt in diesen dichterisch schönen Zeilen, die faft wie ein Roman flingen und wichtige chronologische Bestimmungen für sein Verhältnis zu George Sand , die er Aurora nennt, und zu der Schottin Jane Stirling, die bei ihm Rebekka heißt, enthalten. Die monotone Me lodie eines Oktoberregens umwogt den Einsamen, der im Anblic einiger Veilchen der Erinnerung an seine früheren Geliebten nach träumt. Es reißt mir in der Brust und doch ist das Leben zur Freude und Liebe gemacht. Liebe, süß wie ein Traum, süß wie Mufit, traurige, füße, fröhliche Liebe! Ach, wenn ich doch nicht so müde wäre von dem allen. Die Uhr vereinigt ihre Schläge mit denen meines Herzens. Wie langsam schleicht die Nacht hin." Am 10. Oktober 1837 lernt er George Sand kennen. Dunkle Augen, seltsame Augen. Was jagten fie? Sie lehnte fich über den Flügel und ihre umarmenden Blide umwogten mich. Meine Seele hatte den Hafen gefunden. Ihre seltsamen Augen lächelten. Die Gestalt ist männlich, die Züge sind breit, fast grob, aber diese traurigen und seltsamen Augen! Ich schmachtete nach ihnen und hielten wir uns über allerlei Dinge. Liszt , der mich allein hatte zog mich dennoch schüchtern zurück. Sie ging fort. Später unter­fiten sehen, führte sie zu mir. Blumen rings um uns. Mein Herz war gefangen. Sie lobte mein Spiel. Sie verstand mich. Aber dieses grobe Geficht, streng und traurig. Ich habe sie seit­dem zweimal wiedergesehen in ihrem Salon, umgeben von der hehen französischen Aristokratie, dann einmal allein. Sie liebt mich. Aurora, welch reizender Name! Die Nacht geht zu Ende." Die neue Freundin sorgt für den Kranken; sie führt ihn nach der Insel Majorla; ihre Erscheinung verschmilzt in seinen Träumen mit der der geliebten Mutter. Sie sorgt für mich Tag und Nacht. Ihr Atem erfrischt mich. Das traurige Antlik meiner Mutter er­scheint mir in meinen Träumen... Unsere beiden Seelen sind allein auf diefer Insel im Meer. Des Nachts höre ich das Rauschen der Wogen. Rebekka Stirling besuchte uns. Sie bringt mir große englische Veilchen. Wenn ich huste, so fühle ich es bis auf dem Grunde meines Herzens. Ich bete das Licht an, es singt mir süße Melodien ins Ohr. Ich will nicht sterben. Der Schatten berfolgt mich. Aber das Leben ist stark. Die Veilchen Rebekkas auf mein Grab! Ich will nicht sterben." Allmählich widmet sich ihm George Sand weniger; sie arbeitet viel an ihren Büchern, und selbst während seine Finger über das Klavier gleiten, fliegt ihre Feder über das Papier. Aber er liebt sie glühend. Nur für Dich, Aurora, schleiche ich noch auf der Erde hin. Nichts würde nir zu viel sein, ich würde Dir alles geben. Ein Blick, eine Lieb­tojung von Dir, ein Lächeln, wenn Du müde bist. Ich will nur Ieben für Dich, für Dich will ich spielen süße Melodien. Wirst Du nicht zu grausam sein, Geliebte, mit Deinen verschleierten Augen?" Er wird kränker, der Husten martert ihn, er ist in Geldnöten. Weit bekamen wir am Sonntag eine Gabe vom Theater des Nicht in der Helle der Nacht, sondern im Dunkel des Tages bon hier, unter dem Himmel Polens , sehe ich die Augen meiner est en 3" unter Direktor Mar Monti. Das heißt: alte Ge Mutter. Die Tränen, die man nicht vergossen hat, wiegen schwer. " Frib, fleiner Frib," sagte sie zu mir, Du wirst ein großer Mu- wohnheit verlangt für die richtige Theaterstimmung den späten fifer werden, Polen wird stolz sein auf Dich." Mein Herz ist leer. Abend, und Nachmittagsvorstellungen lassen es an dieser Stimmung Wie ich leide!" Dann foigt der Bruch mit George Sand . Alles ftets mehr oder weniger fehlen. Nur selten wird eine Erst­ist aus! Das Leben ist zu Ende!" heißt es am 1. Juni 1847. aufführung auf den Nachmittag gelegt; wenn aber: dann ist Noch einige Jahre mehr oder weniger. Aber niemals mehr das meistens etwas wie ein böses Gewissen die Ursache. Ein solches wahre Leben. Ich schreibe diese Worte nicht, sie zerhämmern mein Gewissen begreift sich sehr wohl, wenn Motive" eines Komponisten So hat Ernst Gehirn. Sie sprach so hart zu mir und meine Seele ist frant. zu einem neuartigen Flickwerke benüßt werden. Reiterer Ich glaubte nicht, daß sie so hart sein könnte." Er reist nach dem eine dreiaktige Operette Frühlingsluft" Schloß Stirling in Schottland , den Tod im Herzen. Grausame, mit einem nach dem Französischen " gearbeiteten Tert und nach Peine Seele verflucht Dich, stößt Dich zurüd. Aurora, Deine Motiven von Josef Strauß zusammengebracht. Die Reklame Misse brennen in mir wie glühende Küsse. Wie die Unruhe mich nennt oder nannte es den größten Operettenerfolg seit dem Süßen erfaßt! Werde ich jemals tube haben? Teures Polen ! Ich sehe Mädel" und einige Walzer usw. daraus mögen ja ihren Straßens Dich in dem Nebel mit den Augen meiner Mutter, ihrem Mund, weg antreten. ihrem Kinn. Polen , daß Du singst und weinst armes Land! Mein Herz gehört Dir. An Deiner Bruft wird es endlich Ruhe finden."

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In richtiger Einsicht hatte die Direktion auf alle Versuche, den aufs Malerische gerichteten Sonderftil der Reinhardt- Bühne bei dieser Aufführung hervorzukehren, verzichtet. Es gab da feine Ueberraschungen, wohl aber eine Reihe trefflicher Leistungen. Herr Raybler als Prinz und das neue aus Frankfurt hergekommene Mitglied Herr Diegelmann als Kurfürst blieben in den Sommernachtsszenen des ersten Attes ohne rechte Stimmungs­resonanz, bewährten sich aber in dem weiteren Verlauf mit um so intensiverer Kraft. In den schwierigsten Partien, in der Ver­anschaulichung der Wandlung, offenbarte sich das große Können Kahßlers am glänzendsten. Der Schwerpunkt seines, wie seines Partners Spiel, der sich lang in ruhig abwartender Reserve hielt, lag in dem letzten Aufzuge. Else Heims war eine mutig­anmutige Prinzessin Natalie, Paul Wegener ein zum Ver­wundern lebendig porträtierter General Kottwik. Würdig repräsen­tierte Adele Sandrock die kleine Rolle der Kurfürstin.

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Musik.

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dt.

Wir greifen in die Dynastie Strauß" etwas tiefer hinein, als es gewöhnlich geschieht. Der Stammbater der Dynastie, ge­nannt Johann I., hatte drei Söhne, von denen Johann II. der