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bediente sich eines weit menschlicheren Verfahrens, um jenem feinerungen doch im letzten Teil ein künstlerisches Defizit ergeben Nichtachtung auszudrücken, indem er nach ihm spuckte.
Schuld daran waren gr be Besetzungsfehler. Um nur ein Beis Natürlich blieben die Geschosse wirkungslos, der andere schritt spiel zu nennen: man ließ trotz des energischen Protestes der nicht zum Angriff, und es mußte ihm mit einem fräftigeren Mitte! ernsten Kritik im drit en Ring eine Engländerin MiB day. zu Leibe gerückt werden. Der harmlose hölzerne Hammer wurde Mitglied der Münchene Oper und Günstling eines allmächtigen zum Streithammer und flog alsbald wuchtig nach dem Gegner. Oberregisseurs, die Rolle der Sieglinde fingen, troßdem die stümperDa aber der Orang dieses Schleudern nicht mit den Armgelenken, haft spielende Dame schon als Elisabeth durchgefallen war und sondern mittels einer rotierenden Bewegung des Handgelenkes trekdem die beste deutsche Sieglinde Frl. Morena zur Verausführte, wahrscheinlich, weil er dabei den Arm zwischen den fügung stand. Exzellenz Speidel steht nämlich nach wie vor der Gitterstäben heraussteden mußte, so verfehlte das Werkzeug jedes Presse gegenüber auf dem Justament nöt"-Standpunkt. Lassen mal sein Ziel und fiel seitlich nieder. Einigemale gelang es dem wir ihn stehen! Tiere, den Hammer senkrecht emporzuwerfen, was ihm offenbar Gestern ist auch der sogenannte 16. Internationale große Freude machte die man deutlich aus seinem, trotz der Friedenstongreß zu Ende gegangen. Eine rein dekorative fritischen Situation, vergnüglich schmunzelnden Gesichtsausdruck Versammlung harmloser redseliger Ideologen und unpolitischer erkannte! Natürlich hatte er alsbald die Unzweckmäßigkeit feines Utopisten aus aller Herren Länder mit Passy- Paris , Berta Verfahrens begriffen und fand nun in einigen Brotresten, die von bon Suttner, Lafontaine- Brüssel, Justizrat Heil seinem, durch Aufstellen des Spiegels unterbrochenen Frühmahle berg Breslau , Stead- London, Moneta- Mailand an der noch übrig waren, ein leichter zu handhabendes Wurfgeschoß, das Spike und dem Präsidium des Obergschaftlhubers Dr. Quidde. dann auch sofort dem Gegenüber an den Kopf flog. Unendlich viel philantropisches Gefasel und Von sonstigen Säugetieren können nur solche in Betracht ethische Gefühlsduselei, aber ohne radikale Tatkraft. Verwahrten kommen, die wie Maßen und Bären eine Pranke oder einen Rüffel sich doch diese zahmen Pazifisten mit den Antimilitaristen verwie der Elefant oder sehr bewegliche Vorderpfoten wie die Eich der Pazifismus der dummen Kerle". Die waffenwechselt zu werden. Denn der Antimilitarismus sei hörnchen und andere Nager besißen. Zwar wirft in der Fabel der Bär nach der Fliege, die auf dem Kopfe des befreundeten Ein- starrenden europäischen Kabinette werden von dieser Opportunisiedlers fizt, mit einem Steine. Daß jedoch in Wahrheit ein solches Wesen jemals beobachtet worden ist, davon habe ich noch nicmals etwas gehört.
Höchst merkwürdig ist es, daß es niedrigstehende Tiere gibt, die ihren Lebensunterhalt durch Werfen, ja sogar durch Treffen verdienen, beispielsweise die Schüßenfische. Sobald diefe, schreibt Brehm, eine Fliege oder ein anderes Kerbtier auf einer über das Wasser hängenden Pflanze fiben sehen, nähern sie sich bis auf eine Entfernung von einem bis anderthalb Meter und spriten aus ihrem röhrenförmigen Schnabel einige Wassertropfen so heftig und so sicher nach der Beute, daß sie solche selten verfehlen. Den Japanern dienen diese Schuppenflosser zur besonderen Augenweide. Man hält sie in fleinen Wasserbecken, in deren Mitte ein Stod etwa sechzig Zentimeter über das Wasser emporragt; in den Stock find hölzerne Zapfen eingelassen, an denen die jenen zur Nahrung dienenden Kerbtiere leicht befestigt werden. Bald, nachdem dies geschehen, erscheinen die Fischchen, umschwimmen zuerst den Pfahl, kommen dann zur Oberfläche des Wassers empor, verweilen ruhig auf einer und derselben Stelle, heften die Augen einige Zeit auf das betreffende Kerbtier, spriten plöblich einige Tropfen Wasser nach demselben, werfen es dadurch herab und verschlucken es, wenn ihnen ihr Schuß glüdte. Treffen sie nicht, so schwimmen sie einigemal um den Pfahl herum, stellen sich von neuem auf und tun wie vorher. Beim Aussprißen vernimmt man ein Geräusch, wie fleine Wasserspriser es hervorbringen. Die Sicherheit, mit der sie den Wasserstrahl auf ihre Opfer werfen, ist bewunderungswürdig.
Auch unser in Deutschland so häufiger Ameisenlöwe gilt allgemein als vortrefflicher Werfer. Er lauert auf dem Grunde eines selbstgegrabenen Trichters auf Insekten, hauptsächlich Ameisen, die sich hineinverirren, und die er dann packt und aus saugt. Natürlich sucht, sagt Professor Büchner, das unglückliche Tierchen, sobald es fühlt, daß der Boden unter seinen Füßen weicht, zu entkommen, indem es an den Seiten der Grütbe emporflimmit. Aber der Ameisenlöwe weiß diese Anstrengungen dadurch zu ver eiteln, daß er mittels seines breiten Kopfes einen Sandregen über das Tier wirft, der dasselbe beim Hinabrollen mitnimmt und in den Bereich des Räubers bringt.
Wir gelangen also zu folgendem Ergebnis. Tiere, die wirklich werfen und auch treffen, sind eigentlich nur die Schüßenfische. Diese werfen aber nicht mit der Hand. Von den Säugetieren fommen nur die Affen in Betracht, die nach den Beobachtungen in Zoologischen Gärten unzweifelhaft werfen können. Da ihr Treffvermögen sehr gering ist, so hat Pechuel- Roesche wahrscheinlich recht, wenn er behauptet, daß sich frei lebende Affen dieses Mittels nicht bedienen. Das gleiche ist von den Elefanten anzunehmen. Hiernach muß man es erst recht als Irrtum auffassen, daß Strauße oder Vierfüßler wie Gemsen gegen ihre Verfolger Steine schleudern.
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Kleines feuilleton.
Münchener Bilderbogen. Programmgemäß ist am 14. September mit der dritten Aufführung der Götterdämmerung " die 7. Wagner- Saison im Münchener Prinzregenten- Theater zu Ende gegangen. Die auf Hebung der Münchener Wagner- Industrie fast so sehr wie auf Hebung ihres Abonnentenstandes bedachten bürgerlichen Gazetten wußten frohlockend zu melden, daß die Vorstellungen bis zuletzt ausverkauft gewesen seien. Wenn nun auch im Gegensatz zu dieser optimistischen Flunkerei an den leßten Abenden das Theater sehr wattiert" war, so dürfte die Münchener Rheingold- Münze aus Rheingold wird hier reines Gold gemünzt doch mit dem Resultat der Festspiele sehr zufrieden gewesen sein, ebenso die Stadtväter, die der bangen Sorge um die abermalige Erhöhung des beträchtlichen Festspielzuschusses( 56 000 Mark pro Jahr) wieder für ein Jahr enthoben sind. Wenn auch tein finanzielles Defizit, so haben die sogenannten Festauffüh
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unter
tötspolitik der internationalen Friedensonkel mit Genugtuung Kenntnis genommen haben. Den Haager Dauerschläfern drahteten die Münchener Pazifisten folgende Resolution zu: fizung nicht früher vorübergehen lassen zu dürfen, ohne sich mit Der 16. Weltfriedenstongreß glaubt die feierliche Eröffnungsfeinen Wünschen nach dem Haag zu wenden und den dort vertretenen Regierungen die Bitte ans Herz zu legen, sie möchten alles aufbieten, um zu einem greifbaren und wesentlichen Ergebnis für die Weiterbildung des Völkerrechts und die bessere Sicherung des Weltfriedens zu gelangen. Die Versammlung ist überzeugt, mit dieser Bitte dem Wunsche aller Boltskreise und den: tiefsten Sehnen der Menschheit Ausdruck zu geben." Es gab dann noch einige Höhepunkte auf diesem redseligen Rongrey: Berta von Suttners Rede an die Frauen zur Propaganda der Weltfriedensidee, Quiddes Begrüßungsrede in vier Sprachen wofür ihn die Berlitz- School zum Ehrenmitglied ernennen will, die Aufführung von Robert Reinerts antimilitaristischen Tendenzdrama: Strieg" im Schauspielhaus, das aber die Kongreßmitglieder trotz seiner dick unterstrichenen pazifistischen Gesinnung micrfwürdig talt ließ, endlich die Einführung von Limonade im Hofbräuhaus. Die föniglich bayerische Hofbierbehörde hatte diesem untommentmäßigen Getränke Einlaß in die königlich raherische Anstalt für alkoholische Volksverdummung verschafft, in der richtigen Annahme, daß die meisten Friedensonkel Temperenzler und Abstinenzler seien.( Sie sind außerdem Vegetarier, gehören dem Monistenbund an und tragen Jägerhemden.) Als die ersten Limonaden- und Selterwasserfästen ins Hofbräuhaus famen, fielen einige Schenkkellner in Starrkrampf
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Die bayerische Volksseele steht vor großen Ereignissen. Am 23. September wird ein großer Tag sein. Die Eröffnung des Cttoberfestes auf der Theresienwiese, zu Füßen der Eisengerippe der im Erstehen begriffenen Ausstellungsgebäude der Ausstellung München 1908" und zugleich der Beginn des Prozesses gegen den des Meuchelmordes beschuldigten ehemaligen Zirkusdirektor Da= vid Niederhofer. Die Sensationspresse bekommt alle Hände voll zu tun, 4000 Gesuche um Billetts zum Schwurgerichtssaal find bis jetzt eingelaufen. Natürlich zumeist aus den Kreisen von Besitz und Bildung, wo ein faftiger Mordprozeß auf die kranken Nerven gerade so heilkräftig wirkt wie eine Kur von elektrischen Bädern. Bielleicht kommt die Justiz den Gesuchstellern entgegen und sitt üter David Niederhofers Kopf im großen Münchener Kindlsaal zv Gericht. Der faßt sogar 5000 Personen.
Völkerkunde.
Er ist in
Der Selbstmord bei den Chinesen. Bei keinem Volke der Welt ist der Selbstmord so häufig wie bei den Chinesen. Der Chinese, Egoist und Fatalist, fürchtet den Tod nicht und geht auf dem kürzesten Wege aus dem Leben, sobald dieses ihm zur Last wird, oder sobald er einen Vorteil vom Selbstmord zu haben glaubt. Einer der ersten Kenner der chinesischen Volksseele, der bekannte französische Ethnograph und langjährige Gesandschaftsarzt Matignon, hat auch über den Selbstmord der Himmlischen merkwürdige Einzelheiten berichtet. Der Selbstmord kommt in allen Klassen der Gesellschaft vor. Er ist nicht nur die Krankheit der körperlich und geistig Schwachen, er ist auch die Krankheit der raffiniertesten Lebenstünstler wie der Philosophen. China bei den Frauen häufiger als bei dem Manne, was sich aus der traurigen sozialen Lage der Frauen im Reiche der Mitte era lärt. Oft ist die Begehung des Selbstmordes ein Aft der Rache. Der Chinese gibt leicht der ersten Zornesbewegung oder der schlechten Laune nach, und diese Bewegung kann ihn dahin bringen, daß er sich selbst den Tod gibt. Aber ein solcher Selbstmtörder weiß voraus, daß ihm sein Tod die Gelegenheit zu einer besonders füßen" Rache verschaffen kann. Ein chinesisches Sprichwort sagt: Das Leben wird mit dem Leben bezahlt". Die Welt erfährt, wer die direkte oder indirekte Ursache eines Selbstmordes ist, die Juftia wird ein Wörtchen mitreden, und wer ihr in die Hände fällt, ift sehr oft ruiniert. Oft ist ein nichtiger Grund genügend, einen Chinesen zu einem so ernsten Entschlusse zu bringen. Der Bettler,