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Während man noch mit solchen Erklärungsversuchen beschäftigt| winnen könnte, ist keine Spur zu sehen. Besagte Prinzessin Jhavas war, wurde vor nicht langer Zeit eine andere Blißaufnahme ge- trothe vertreibt sich im ersten Att die Zeit, indem sie einen gemacht, die wieder neue Rätsel zu lösen gibt. Auf ihr zeigt sich peitschten Sklaven unter Drohungen, daß sie ihn gleich wieder nämlich nebeneinander eine Reihe von hellen Linien, also Bliklinien, schlagen lassen könne, zu Liebesererzitien animiert und dabei die sämtlich von derselben Wolfe ausgehen; die erste dieser Linien schließlich selbst noch animierter wird nie er. Im zweiten Aufzug erstreckt sich zu einer gewissen Tiefe, die nächste etwas weiter hat es der Jüngling als erklärter uborit so weit gebracht, daß nach unten, und so jede nächste immer tiefer, bis endlich er beinahe schon andere prügeln lassen darf und möchte nun, bedie letzte die Erde erreicht. Es macht also ganz den Ein- rauscht von so erhabenem Aufstieg, gleich König, Oberpeitschendruck, als hätte der Blizz mehrere tastende Versuche meister des ganzen Reiches werden. Die Prinzessin aber, der er gemacht, zur Erde zu gelangen und die Ausgleichung der Elek- sein Programm in langer Rede vorträgt, freut sich über die Getrizitäten herbeizuführen, die alle mißlangen, aber von denen legenheit, dem hochmütig gewordenen Spielzeug ihrer Laune ihre dem Resultat näher fam, bis schließlich das Ziel erreicht wurde. eigene Macht leibhaftig vorzudemonstrieren. Sie ruft den SklavenHier steht die Wissenschaft ebenfalls vor etwas bisher noch Un- büttel und gibt frohlockend Befehl, den Günstling totzupeitschen. erklärbarem, und vermutlich wird die Aufklärung nicht früher ge- Zum Glück war der zweite Akt der letzte, die Geduld des resigniert geben werden können, bis mehr solcher Blikaufnahmen existieren, ausharrenden Publikums hätte länger doch wohl kaum vorgehalten. Sie in ihren Gleichartigkeiten und in ihren Verschiedenheiten so Christians und Jenny Reingruber mühten sich in den Charakteristisches bieten, daß man daraus irgend welche Schlüsse Hauptrollen redlich, aber für eine von vornherein verlorene Sache. ziehen kann. Der Einafter des Dänen Gustav Wied wirkte nach dieser Inzwischen ist aber eine Blihaufnahme geglückt, aus der man Bein direkt erfreulich. Die andeutungsreiche, hinterhältige Fronic, Bahlenangaben über die Gestalt des betreffenden Blizes herleiten die humorvoll diskrete Charakteristik, die feine Stimmungsmalerei konnte, nämlich über seine Breite. Der in St. Gilgen am Wolf- in des Dichters meisterlicher, neuerdings auch von der" Freien gangsee photographierte Blik erregte zunächst dadurch Erstaunen, Voltsbühne" aufgeführten Komödie Abrechnung" darf man hier daß er den Eindruck machte, als wäre seine Bahn eine völlig ge- allerdings nicht als Vergleichungsmaßstab anlegen. Das Stückchen schlossene Schleife gewesen. Das war natürlich unmöglich, sondern baut sich auf den amüsanten Gedanken auf, daß ein ausbündig der Blitz hatte einen schraubenförmigen Weg zurückgelegt, und prosaischer, gefräßiger Bauernjunge, indem er den Selbstmörder nur, weil die in verschiedenen Entfernungen von der Platte, aber aus unglücklicher Liebe mimt, seinen Nebenbuhler aussticht und in einer Richtung zu ihr befindlichen Punkte der Blizbahn auf die Braut heimführt. Aber der Verfasser hat gar nicht erst den der Platte denselben Punkt belichtet hatten, schien es, als wäre Versuch gemacht, sich auf eine psychologisch entwickelnde Durch der Blizz in sich selbst zurückgekehrt. Durch den Blizz war aber führung des Themas einzulassen. Er schlachtet den Einfall zu die ganze Gegend so stark belichtet worden, daß man auf dem einigen Bossenszenen und drastischen Karrikaturen aus, die nur Bilde deutlich die Stelle erkennen konnte, an der der Blizz ein- im Augenblick zum Lachen reizen wollen und in geschickter Bühnen geschlagen hatte; hiernach konnte man am nächsten Tage die wirk- darstellung auch diesen Zweck erreichen. Christians, Schroth. liche Einschlagstelle im Gelände feststellen. Aus der Entfernung Schwaiger, Parow , Stange, Schindler, wie die Damen dieser Stelle von der photographischen Kamera und aus der Breite Marie Glümer, Meta Jäger, Paula Lebermann des Blitzbildes auf der Platte konnte man die Breite des reellen gingen durchweg in bester Laune auf den derben dreifach unterBlizes berechnen; fie ergab sich zu 15 Metern. Nun ist es eine strichenen Ton des Ganzen ein, die grt arrangierten Ensemblebekannte Tatsache, daß hell beleuchtete Körper auf dunklem Hinter- Szenen des Erntefestschmauses, die frei ndliche Dekoration der grunde dem menschlichen Auge breiter erscheinen, als sie wirklich Bauernstube unterstüßten den behaglichen Eindruck. Am meisten find; aus diesem Grunde erscheint z. B. eine Hand in weißen Heiterkeit erregte Christians pausbackiger Liebesheld, als er, losHandschuhen größer als sie wirklich ist. Dieselbe Vergrößerung geschnitten aus der ungefährlichen Schlinge ein Gegenstand des oder Verbreiterung des Hellen Gegenstandes tritt auch auf der Mitleids und der Bewunderung, zur Tür hereingeführt wird und photographischen Platte zutage, und man muß deshalb annehmen, nach einigen höchst drolligen Genickverrenkungen sofort zu seiner daß das Bild des Blizes auf der Platte eine größere Breite besaß, Lieblingsbeschäftigung des Futterns zurüdtehrte. Sehr luftig war als ihm nach der reellen Breite des Blizes eigentlich zukam. Wenn auch der Wettstreit der Mädchen, um den durch seine romantisch man nun selbst annimmt, daß diese Verbreiterung des Bildes ein Seelentiefe plößlich so Begehrenswerten. Drittel des Bildes selbst betragen hat und größer braucht man Kammerspiele: 2iebelei, Schauspiel von Artur fie nach sonstigen Bestimmungen dieser scheinbaren Verbreiterung Schnipler. Von allen Stücken Schnißlers hat dieses Drama nicht zu veranschlagen so wäre der Bliz doch immer noch zehn von der tief innerlichen, beklommenen und dann jählings zum Tode Meter breit gewesen. Hiernach wäre also die Bezeichnung„ Linien- verlegten Liebe eines echten Herzens immer noch den reinsten und bliz" eigentlich nicht zutreffend, denn eine zehn Meter breite vollsten Afford. Wie viel anderes ist seit zehn Jahren und mehr Fläche wird niemand als Linie bezeichnen wollen. Aber auch hier gekommen und wieder vergessen worden." Liebelei" behauptet noch müssen weitere, freilich vom Glüdszufall abhängige Beispiele er- immer seinen ursprünglichen Wert. Die beiden Welten, die hier weisen, ob es sich um eine allgemeine Erscheinung handelt, oder gegenübergestellt sind, bestehen ja weiter: das tändelnde Genießen etwa um einen durch ganz besondere Umstände herbeigeführten lebefüchtiger Bourgeoisföhnchen, denen die Liebe des süßen Wiener Ausnahmefall. Ueberhaupt darf man nicht außer acht lassen, daß Mädels eine Erholung, ein Amüsement wie ein anderes man zwei' Arten von Gewittern unterscheidet, die Winter- und iſt, und das ernste Erleben und das Ganzergriffendie Sommergewitter. Die ersteren sind bei uns seltener, werden bon der ersten jugendfrischen Liebe, wie sie aber je weiter man nach Norden geht, um so häufiger find fie, in der Musikertochter verkörpert ist. In keinem anderen und im hohen Norden sind sie häufiger als die Sommergewitter. Der wienerischen Dramen Schnitzlers ist soviel Lokalkolorit, soviel Diese unterscheiden sich aber in ihren Ursachen wesentlich von den Wintergewittern, und es ist wohl möglich, daß auch die Blike beider Gewitterarten sich sehr voneinander unterscheiden. Darum wird man die Ergebnisse der Aufnahmen von Blizen der Sommergewitter nicht ohne weiteres auf die der Wintergewitter übertragen dürfen, sondern Aufnahmen von Blizen jeder Art zu gewinnen suchen müssen. Aber schon jetzt sind unsere Anschauungen von der Gestalt der Blize durch die Photographie sehr geändert worden, und hier ist der Weg gewiesen, auf dem man zu weiterer Aufklärung geTangen tann.
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Kleines feuilleton.
Theater.
H. G.
Neues Theater: havatrathe, Drama in zwei Aften von Julius BerstI; Liebe, Romödie in einem Att bon Gustav Wied . Neben der Titelheldin mit dem indischen Namen figurieren in dem Personenverzeichnis des" Dramas" noch „ ein Verschnittener"," der Stlave" und der Peitschenmeister"; und als Refrain kehrt in dem Dialoge stimmungsvoll fortwährend das Wort peitschen" wieder. Peitschen lassen können, ist Berstls orientalisch aufgepußten Marionetten, deren abstoßende Widerlichfeit nur noch von ihrer hölzern steifen Unnatur übertroffen wird, Ausdruck und Symbol des höchsten Glückes, von dem sie deklamieren, der Macht. Patschuli und Blutgeruch fließen zu einer angenehmen Atmosphäre zusammen. Unverdaute Reminiszenzen aus Nietzsche und aus Wildes„ Salome" scheinen da in einem leeren Raum der Phantasie als erzeugende Mächte gewirkt zu haben. Bon irgendeiner gegenständlichen Veranschaulichung, durch welche auch das Abscheuliche als ein mit* änstlerischer Wahrheit wiedergegebenes menschliches Dokument auf der Bühne Interesse ge
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dt.
mitschwingende Stimmung und Lyrik wie in diesem. Für die Kammerspiele, die die intimeren Reize pflegen wollen, war darum eine Wiederaufführung der Liebelei" wohl angebracht. Was verständnisvolle Inszenierung, die mit den Mitteln nicht zu sparen braucht, zu leisten vermag, war aufgeboten. Aber die Menschen, die in der vornehmen Studentenbude und in dem traulichen Zimmer des alten Weiring agierten, trafen nicht alle den richtigen Ton. Das spezifisch Wienerische, das Weiche, Leichte fehlte bei Frizz Lobheimer, mit dem eine neuе Kraft, Herr Eugen Dumont sich einführte, gänzlich. Und Fräulein Höflich war viel zu norddeutsch, scharf und robust für die liebe, innige, schwärmerische Christine. In der Schlußizene des letzten Aktes, da fie erfährt, daß ihre ganze Hingebung, ihre Liebe, die ihr ein und alles war, einem Phantom galt, gewann die Christine in der Darstellung Fräulein Höflichs Kraft und Größe der Leidenschaft und Db aber diese laute Anklage nicht auch ihr Schrei erschütterte. wienerisch gedämpft besser gellungen hätte? Der lustige junge Mann aus gutem Hause, Theodor, wie ihn Herr Ekert auffaßte, die etwas lärmige Mizi Schlager des Frl. Berger, der milde, alles verstehende Vater Weiring in Bagays Charakterisierung paßten eher zu dem Bilde, das sich bei uns für Schnitzlers Stimmungsdrama gebildet hat.
Aber wenn wir ganz offen sein sollen, sei es unumwunden gesagt: wir haben im ganzen bessere Aufführungen gesehen an Theatern, die nicht den Ehrgeiz der Kammerspiele hatten.
Archäologisches.
―r.
Hettitische Altertümer. Seitdem Hugo Windler durch seine im vorigen Jahre in Boghazföi( leinafien) gemachten Funde den Nachweis erbringen konnte, daß der Ort 1400 bis 1:00 v. Chr. die Hauptstadt der Hettiter, enes vorderasiatischen Voltes, dessen Geschichte und Kultur noch wenig erforscht ist, ge