teilsamer; biZwcilen schnalzte und gluckste er vor Wohlbefinden mit der Zunge. T�ch stand er noch soweit unter dem Einflust de: Nacht, daf; er nicht ordentlich losschwatzen wollte, obgleich ihm die Oberhofssöhne aufmunternd zuriefen und ihn baten, zu singen. Tie langen Burschen wurden im Dunkeln dreister und dreister und hatten sogar lose Einfälle, die zum Lachen reizten. Könnts Ihr nit'S Maul halten?" schrie aus der Schlafkammer- tür heraus der Oberhofbauer.»Was ist das für a Spektakel an ein hochheiligen Neujahrstag?" Das junge Volk schwieg gehorsam. Aber kurze Zeit darauf vergaß selbst der Hausvater seine Würde und gab seiner Frau einen Stoß in die Seite. An Hunger Hütt' i und an Durscht a!" Diese Wort fanden lauten Widerhall in den Alkoven. Aber die Bäuerin wara g'setzte Frau"') und glaubte, die anderen hätten den Verstand verloren. Wann Ihr bloß Eure Mäulcr halten tat's!" Kurz darauf fuhr sie in ihrem Bette mit einem Ruck in die Höhe, voll Eni- setzen. Sie hat etwas wie ein halbcrsticktes Kauen vom Alkoven gehört, in dem die Söhne lagen. Sollte es wirklich möglich sein, daß man sich an den eifersüchtig gehüteten Schlackwürsten und Schafschinken vergriffen hatte, die über den Betten am Decken- ballen hingen? Ja,, sie hatte sich leider nicht geirrt. Na, jetzt schamts Euch aber doch", rief sie gekränkt und böse, was treibts denn da? Mir scheint, Ihr liegt da und mausts') bei meine Schinken ummeranand. Pfui, schamts Euch!" Eine schämige Stille senkte sich über den Alkoven. Aber die Frau blieb aufrecht sitzen und besann sich. Ihr Magen war auch (o eigentümlich leer und bedürftig.') Und wenn der Bauer auch chimpft... was ist denn schlimmes bei einem kleinen Vorfrühstück »m Bett. Es ist ja doch ein Feiertag. Nach einer kurzen Be- ratung mit dem Ehemann steht sie auf und tastet sich in die Küche hinaus, wo sie eine ganze Menge Kuchen und Brot zu- sammenpackt. Sie zündet kein Licht an, denn sie ist gewöhnt, sich im Finstern da draußen zu bewegen. SDann füllt sie einen großen Krug mit Weihnachtsbier und geht in die Schlafstube zurück. Nötigung') hat's keine große gebraucht. Während alle im Bette lagen und aßen und tranken, wurde das Gespräch ungemein leb- Haft, es war ein Schwatzen und eine Munterkeit, wie nie zuvor in einer Morgenstunde. Alle wunderten sich, wie lange so eine Neu- jahrsnacht dauerte, und unterhielten sich darüber. Sie dachten auch daran, sich gegenseitig ein fröhliches Neujahr zu wünschen. Dabei aßen sie immerfort, satt wurde aber keiner; so gab die Bäuerin jedem besondere Erlaubnis, in die Speisekammer hinein- zugehen und sich nach Belieben zu versorgen. Nun begann ein leises Hin» und Herschleichcn von nackten Füßen, jeder kam zurück mit einem großen Trumm Brot und Käse und Fleisch, und alles wurde in den Betten verspeist. Ter Kachelofen war so gründlich ausgegangen, daß die Faulenzer gottsjämmerlich fror. Eine der Tochter entschloß sich, aufzustehen und den Ofen zu heizen von den anderen aber wollte keiner aufstehen, solange es so unmenschlich kalt war. Und da sie nun so gut gespeist und getrunken hatten, und da es lange dauern konnte, bis es in der Stube warm wurde, legte sich erst der eine und dann ein anderer wieder aufs Ohr, und so schliefen bald alle wieder bis zum Abend. (Schluß folgt.) kleines feuilleton. Theater. Kgl. Schauspielhaus:Viel Lärm um Nichts  ", Lustspiel von Shakespeare  . Benedikt und Bcatrice, der Wett- kämpf ihrer Neckereien, ist jung geblieben wie am ersten Tag. Die Zuschauer in Shakespeares   Globethcater werden die strahlend frische Laune, die Behendigkeit des Witzes in diesem Liebespaar gewiß um nichts lebendiger empfunden habe», als die Zuschauer von heute. Indessen zeigt das Grundgctvebe, in welches diese sonnig glänzenden Goldfäden hineingestickt wurden, für unseren Geschmack doch recht vergilbte Farben. Das unbefangene Ver- gnügen an bunter Fabulierkunst, das achtlos über die Lücken deS Zusammenhanges hinwegsieht, ist nicht zum wenigsten durch Shakespeares eigene Charakterdramen mehr und mehr zurück- gedrängt. Die allzu lose gefügten Abenteuer dieses und der meisten anderen seiner Lustspiele stoßen auf Hemmungen in unserem Empfinden. Wie der Dichter dem jungen König imWinter- Märchen" die Eifersucht Othellos leiht, jedoch die psychologisch tiefe Ausmalung und Begründung der Leidenschaft hier fortläßt, so übertrügt er inViel Lärm um Nichts  " Don Juan die Rolle eines Jago, ohne sich mit der näheren Motivierung abzugeben. Juan ist schlechter Stimmung und lag früher mit seinem Bruder in Zwist. Mehr hört man kaum zur Erklärung dafür, daß er Hero, die nicht einmal seines Bruders, sondern Claudios, eines Freundes ') verständig, besonnen. ') mausen, heimlich nehmen. unbefriedigt, hatte Verlangen. y, Dialektausdruck für Einladung zum Esten» seines Bruders, Braut ist, ln unerhörter Weife und mit Gefahr des eigenen Lebens anschwärzt. Die Intrige, durch die er vor Claudio Heros Untreue überzeugen will, wird mit einer nicht ge» ringeren Sorglosigkeit behandelt. Der Anschlag ist von vornherein so ungeschickt, der trügerische Augenschein ko leicht zu widerlegen, daß der gewollte Eindruck ernstlicher Gefahr sich nicht einstellt. Auch in der großen Tomszene nicht, wo Claudio in blindem, höchst unritterlichcm Zorn am Traualtar der Verlobten die schmachvolle Anklage ins Geficht schleudert. Daß Hero, als ihre Unschuld klar erwiesen, dem trauernden Jüngling verschleiert zugeführt wird und ihm verzeihend die Hand zum Bunde reicht, erinnert an das Wiedersehen des Königspaarcs am Schluß des Wintermärchens", ohne das Rührende jener Szene zu erreichen. Leontines hatte die Freveltaten seiner Eifersucht mit einem Menschenalter voller Reue gesühnt, Claudio kommt, für unser Gefühl, doch allzu leichten Kaufs davon. Beatriccs mokante Munterkeit fand in Fräulein Arnstädt« die zum ersten Male in der Rolle austrat, eine ausgezeichnete Jnterpretin. Es schien, als flögen ihr die Einfälle im Augenblick des Sprechens zu, als steigere jede gelungene Pointe den aus- gelassenen Uebcrmut. Herr Patry war ein gut gelaunter Benedikt, der mit dem Stoßdegen des spitzen Wortes so flink und so geschickt wie seine Gegnerin zu hantieren verstand. Fräulein S t e t n f i e ck als Hero hatte glückliche Momente in der Garten- szene, wo sie vor der heimlich lauschenden Beatrice Komödie spielt. Vollmer gewann dem angejahrten Fremdwörier-VcrdrehungS- Humor des Gerichtsdiencrs Holzapfel das mögliche Maß von Komik ab. Unter den übrigen Mitwirkenden trat namentlich Krauß» n e ck S alter Leonato hervor. Die Regie hatte glänzende Dekorationen und malerische Massengruppen zur Unterstützung der Stimmung aufgeboten. ckt. Literarisches. DeS Nordpolfahrers Andrö letzte Aufzeich, nungen"(Berlin  , Gustav Rieckes Buchhandlung Nachfolger)'« Karl Mausmann, ein Landsmann Andrös, will dessen Auf» zeichnungen auf merkwürdige Art und Weise empfangen haben. Er hätte in Skagen   einer Strandung beigewohnt. Da hätte ihm denn ein alter Fischer ein altes ledernes Kissen herausgefischt und als Andenken übergeben. MauLmann trug es nach Hause und warf eS achtlos auf den Boden. Er ging dann fort, kam nack einigen Stunoen wieder, um zu schlafen. Äks er wieder erwachte, fand er das Kissen getrocknet vor, und auf dem Bezug die Inschrift:Im- portant(Wichtig). Da unter den drei gestrandeten Schiffen eins ein Franzose war. so mußte das Kissen zweifellos dorthin ge- hören. Es enthielt sechs Bücher Aufzeichnungen von Andre. Auf welchem Wege mochte das Kissen hierher gekommen fein? Hören wir Karl Mausmann: 190S habe ein Walsischjügcr Kapitän Schmidt im Eismeer eines Abends eiven großen Wal hcrantreiben sehen. Natürlich wurde sofort eine Harpune in seinen Rücken ab- geschossen. Nun geschah aber das merlwürdige, daß der Wal   immer kleiner wurde, und daß ihm, als er auf Deck gezogen war, noch immer Gasgeruch entströmte. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß der vermeintliche Wal   ein Luftballon war. Und ferner wurde festgestellt, daß unter anderem Kram sechs Notizbücher verpackt lagen. Weil Kapitän Schmidk die Sprache, in der sie ge- schrieben waren, nicht verstand und sein Freund, der Kapitän Tommy Miller vomPinguin" auch nicht, so gab er sie diesem gegen sechs Flaschen Whisky. Miller ließ dann die sechs Hefte in ein Lederkissen einnähen und bewahrte das Kissen sorgfäliig auf. ES mußte später aber doch wohl iu andere Hände gekommen sein, sonst wäre es nicht als Strandgut von dem Franzosenwrack aufgefischt worden. Und so war es in der Tat. Denn noch während Maus» mann erwog, was mit dem Inhalt des Kissens göjchehcn solle, kam der alte Esper, um ihn zu bitten, ins Krankenhaus hinüber zu kommen. Dort läge nämlich der Kapitän des gestrandeten Fran- zoscn im Sterben. Es sei etwas nicht richtig; er babe förmlich Tobsuchtsanfälle; und da niemand französisch verstehe, so solle MauSmann mal hinkommen, damit man erfahre, was Kapitän Dapont eigentlich wolle. Mausmann nahm vorsichtshalber das Kissen mit. Zwar schwieg sich Dapont darüber aus, wie er zu dem Kissen gekommen sei; aber er vermachte e? Mausmann kurz vor seinem Tode. Auf solche romantische Weise war dieser Eigentümer der sechs Notizhefte geworden, er beeilte sich, diewirklichen" und letzten Aufzeichnungen" des nun vor 10 Jahren verschollenen Nord- polsahrers Solomon August Andres aller Welt kund zu tun, ge- maß seines letzten Willensan den Finder":Sorge dafür, daß diese Aufzeichnungen nicht unbekannt bleiben, sondern zur Kenntnis des Menschengeschlechts gelangen. Hab Dank für die Mühel Auf Wiedersehen im Jenseits I" Nach MauSmanns phantastischen Mut- maßungen denn nur um solche handelt es sich hat aber Andre gar nicht mehr zurückkehren wollen, nachdem er am Nord- pol ein wunderbares Gold- und Frühlingsland gefunden hätte. Tort lebe er nämlich unter einem Zwergcnvolke, daS noch ganz im paradiesischen Urzustand verharre. Würde Andre von dort wieder» kommen und der europäischen Welt von jenen Wundcrschätzen Kunde bringen, so ergösse sich dorthin ein uferloser Strom von Wen- ieurern, raubte, plünderte, mordete und ergebe sich im übriger» einem fybarikstchen Genußlcbcn und bald wäre jenes Nordpol- Volk aufgerieben und der letzte Rest von Erdenglück vertilgt.... Mausmanns Halluzinationen lesen sich in der Tat wie komplette Tatsachen. Sic beleben das Andenken Andres wieder aufs neue und sind obendrein als der erste Ring aller Legenden anzusehen,