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Eine Bucht gräbt sich tief in das asiatische Ufer hinein: der Golf von Jsmid. Vier Inseln schließen sie nach dem Meer zu ab; eine Unzahl Klippen und winziger Eilande sind um diese Insel­gruppe gestreut. Die Prinzeninseln find es. Weiße Häuser grüßen von Printipo herüber. Dunkle Haine winken auf Chalki  . Der Seewind hat die Uferzypressen auf Antigoni leicht landeinwärts gebeugt und ein paar Barken mit gelben und roten Segeln gleiten an Protis sonnigen Hängen entlang...

Und wieder hat sich das Marmarameer   zur schmalen Fahr­rinne verengert. Wir stehen am Eingange des Bosporus  . Dampfer, Segler und Kaits füllen die Fläche des Meeres. Das Schiff stampft mit halbem Dampf. Alles ist auf Deck geeilt und starrt nach einer Stelle im Osten.

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hier in Kürze wiedergegeben werden sollen. Einer der größten Fortschritte für die Kultur bildet die Einführung einer gänzlich veränderten Methodik in das Arbeitsverfahren. Die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstandene moderne Technik hat das Kunstverfahren durch das wissenschaftliche ersetzt. Im Kunstver fahren stand die Persönlichkeit des Meisters im Vordergrunde, während das wissenschaftliche Verfahren im Prinzip ganz außer halb der Person steht. Das bedeutet einen enormen Fortschritt, weil das Arbeits- und Produktionsverfahren dadurch ein für jeder­mann erreichbares Wissen und unvergängliches Allgemeingut und Eigentum späterer Geschlechter geworden ist. Das ist natürlich nicht so zu verstehen, als ob die Sache gänzlich von jeder Person los gelöst wäre, denn immer wird es nötig sein, daß die geeigneten Personen zu der Sache in Beziehung freten und ihr den Inhalt geben, ohne den das Ganze für uns nichts existieren würde. Zweifellos spielt dabei die Vererbung der Fähigkeiten eine große Rolle; sie und das Ueberkommen der Kulturerrungenschaften der früheren Generationen stellen uns Nachgeborene auf die höhere Stufe, welche die Keime immer höheren Fortschritte in sich birgt. Die Entwickelung geht allerdings dahin, daß die kunstvolle Ent widelung der Maschinen den technischen Erzeugungsvorgang immer mehr von dem Menschen loslöft. Sie geht aber nicht dahin, daß die Maschine einfach die Handarbeit nachahmt, sondern ihren eigenen Weg geht. Sie löst ihre Aufgabe mit eigenen Mitteln, wobei als wesentliches Erfordernis die Berlegung des Arbeitsvorganges auf­tritt, ein Prozeß, der auch in der ökonomischen Entwickelung zu beobachten ist. Beide stehen daher in vollem Einklang miteinander. Die Eigenart der Maschine hat dabei nicht immer den schädlichen Einfluß, von dem viele nicht genug Aufhebens und Geschrei machen zu fönnen vermeinten; die Kunst empfängt von ihrer Existenz viel mehr neue Richtlinien, in deren Auswertung man erst neuerdings eingetreten ist. Ein Beispiel dafür gab Direktor Peter Jessen  , der im Verein für deutsches Kunstgewerbe" hielt. Sein Vortrag bezog Anfang Mai über diesen Gegenstand einen sehr lehrreichen Vortrag

Noch eine geraume Weile verhüllt der blendende Lichtdunst die Ferne. Dann blitzt es auf. Wie ein Riß geht es durch dem Sonnenschleier. Die Spike eines Minarets taucht auf. Eine zweite folgt und eine dritte. Häuser grüßen von der asiatischen Uferseite. Amphitheatralisch bauen sie sich um den Bulguru auf: Kadikoi, Haidar Pascha, Skutari. Nun biegt das Schiff scharf gegen Norden ab, und ein Märchen- liegt Konstantinopel   vor Den staunenden Bliden. Jedikulé, die Burg der sieben Türme, und die Ruinen der alten Stadtmauer geben zuerst dem aus dem Westen Kommenden den Willkomm. Der Serastjerturm grüßt von der Höhe und aus dem Sonnenleuchten blitt weiß der Marmor der Hagia Sofia  , der Suleimanija   und der Achmed­Moschee. Um die Seraispitze herum, vorbei am Leanderturm, gleiten wir in das Goldene Horn  . Ein Wald aus Masten liegt hier verankert zwischen drei Städten, die ein Ganzes bilden, wie es sich schöner nicht zum zweiten Male auf der Erde finden soll. Das große Schiff, das uns übers Meer getragen, braucht Zeit zum Anlegen. Fauchend und stampfend rückt es mit seiner Breit­feite dem Ufertai näher. Schon neigte sich die Sonne hinter die Hügel Stambuls, als die Landungsbrücke an Bord gelegt wurde. Der Glanz des Abends spielte um die Kuppeln der Moscheen, schmiegte sich an den Marmor der Minarets, vergoldete die Maſt- ſich auf die" Grundlagen der heutigen Möbelkunst", worüber wir spizen der Segelschiffe. In stolzer Schönheit baute fich Pera vor sehr wohl geeignet ist, die Kunst zu fördern, man muß nur bestrebt ausführlich berichteten. Wir ersehen daraus, daß die Maschine uns auf und aus den Zypressenhainen Stutaris, am jenseitigen sein, ihre Arbeitsmethode in der richtigen Weise für die Fortent Ufer des Bosporus, stiegen die ersten Schatten der nahenden widelung der Eigenschaften der mit ihr herzustellenden Gebrauchs gegenstände nußbar zu machen.

Nacht

Kleines feuilleton.

In.

Zum Grabe unferes Hans Nikolaus Krauß bin ich am letzten Mittwoch hinausgewandert. Genau vor einem Jahre war es ja, daß wir seine Leiche auf dem Weißenseer katholischen Friedhof in die Erde betteten. Und es war damals auch so ein sonniger milder Herbsttag! Nun trieb es mich, wieder hinzugehen. Schon oft habe ich vor Dichtergräbern gestanden. Es ist doch was Eignes um sie. Der da unten modert, war ein Mensch wie du, wie ich und alle; doch es redete der Gott aus ihm, so lang er lebend unter seinen Mitbrüdern weilte. Sein Körper war das Gefäß für einen hochfliegenden, rastlos sinnenden, raftlos ge­staltenden Geist. Die Hülle zerbrach; doch die Werke des Geistes, der dort seine Wohnung und Werkstatt besessen, fie bleiben un­vergänglich bei dem einen, oder sie gleichen welken Blättern, die schon ein fühler Herbstwind vom Baume schüttelt, daß sie nun rasch im Staube bermodern, bei dem anderen, ach, bei bielen. Ob H. N. Krauß Heimat"-Trilogie zu den bielen" ge­hören werde? Ich bezweifle es. Nicht, weil er der unsrige war, sondern weil er ein Eigner. Die Zeit ist Richter. Sie stürmt über die Vielen hinweg und zerstäubt fie, gleich der Asche im sondern weil er ein Eigner war. Die Zeit ist Richter. Sie stürmt der Nachwelt, wer sie gewesen sind. Dichtergräber! Manchmal ein prunkend Bild aus Erz oder Stein; meistens aber zerfallen bergessen

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Mein Herz war ängstlich beklommen, als ich durch die Reihen der Gräber schritt. Ob ich den Krauß- Hügel finden würde, wenn es nun so wäre, daß man seiner vergessen hätte? Der freundliche Aufseher geleitete mich zur Stätte.

" Hans Nikolaus Krauß? O, ich erinnere mich genau. E2 war vor einem Jahre. Nur die roten Schleifen, die durfte ich nicht dulden. So steht's in meiner Instruktion; danach mußte ich handeln."

" Die Kranzschleifen wurden selbstverständlich ohne Widerrede entfernt; aber ich trug fie doch alle hinterm Sarge   her." Dagegen war nichts einzuwenden, gewiß nicht," erwiderte der Wächter. Doch wir sind am Ziel. Sehen Sie da."

Ach, wie mich die wohlgepflegte Grabstätte erfreute! Efeu umrankt dicht den Hügel. Und darüber erhebt sich, auf einem steinernen Baum, stumpf ein granitnes Epitaph:" Schriftsteller und Dichter Hans Nikolaus Krauß", nebst Ort und Datum der Geburt, wie des Verscheidens Stillen Herzens habe ich's gedankt und einen Topf mit blühenden Astern auf den Hügel geftellt.

Wohl war heute, gerade heute, niemand, außer mir, beim Grabe gewesen. Aber nun weiß ich's ja, daß dort die Genien zartester Liebe und Freundschaft walten! e. K.

Ueber die moderne Technik als ethisches Problem hat Herr Dr. 3. Goldstein im Pfalz  - Saarbrüder Bezirksverein deutscher Ingenieure einen interessanten Vortrag gehalten, dessen Leitlinien

Die Eigenart der Technik, namentlich die Zerlegung des Ar. beitsvorganges, führt leicht zu einer Ueberschätzung der fachlichen Kulturfaftoren. Diese Meinung Dr. Goldsteins führt leicht zu schiefer Auffassung; man wird sie wohl dahin ergänzen, daß man zweifellos wird anerkennen müssen, daß die persönlichen Faktoren mit der fortschreitenden Entwidelung sich mehr.und mehr dem Ein­flusse der Gemeinschaftsarbeit zuwenden, daß im Laufe der Zeit fich auch hier der Grundsay mehr und mehr Anerkennung verschaffen wird, daß die Persönlichkeit nur ein von den mannigfachstem Faktoren beeinflußtes Produkt ist, das seiner Zeit und deren An forderungen entsprießt. Die Technik fann im Dienste des Guten wie des Bösen stehen, der technische Vorgang aber bedarf zu feinem glücklichen Fortgang einer erhöhten Anspannung sittlicher Kraft. Auguste, Comte glaubte in der Idee der Menschheit den ethischen Mittelpunkt gefunden zu haben, andere dagegen glauben, durch die Kunst das ethische Leben erneuern zu können. Der im Gefolge der neuen technischen Entwickelung aufstrebende Materialismus leugnet den Endzweck des Lebens und ruft damit eine pessimistische Stimmung hervor; diese zu beseitigen und der Tehnik wieder metaphysische und ethische Aussichten zu eröffnen, ist das Ziel derjenigen Bea strebungen, die eine neue moderne Weltanschauung schaffen wollen." Tatsache ist ja, daß eine zu enge naturwissenschaftlich- technische Bildung für den Ingenieur eine Gefahr hat, weil sie die Feinheit seelischer Empfänglichkeit und den Blick für die weiteren Aufgaben, die gerade seinem Arbeitsgebiet entspringen, rauben können. Das gilt besonders für die Leiter größerer Unternehmungen und für diejenigen, welche eine auch nur teilweise leitende Stellung inne haben. Wir müssen es beklagen, daß die Leiter vieler großer Werke diesen Entwickelungsgang genommen haben; ihnen mangeln mit wenigen Ausnahmen diejenigen seelischen Eigenschaften, welche sie gerade befizen sollten. Doch auch hier müssen wir uns erinnern, daß sie nur Kinder ihrer Zeit und der Zustände sind, unter deren Einwirkung fie aufgewachsen sind, daß fie ferner als Einzelpersonen nur einen geringen Einfluß nehmen können auf Tinge, die im wesentlichen von ganz anderen Faktoren vornehmlich wirtschaftlicher Art bestimmt werden. Je mehr aber die Technik mit dem übrigen Leben verflochten wird, um so mehr muß sie von dem ethischen Ver ständnis für die Menschengruppe geleitet sein, in der sie gerade ihr Werk vollbringt." Das ist allerdings eine Konsequenz, die die Ents zieht aus seinen Ausführungen den beachtenswerten Schluß, daß midelung unnachsichtlich im Gefolge haben wird. Dr. Goldstein es für den Techniker erforderlich ist, daß er sich zur Erkenntnis der geistigen Uebungen der Menschheit mit Ethit und Philosophie im weiteren Sinne beschäftigt."

Erziehung und Unterricht. Deutsche Erziehung und Hauslehrerbestre. bungen. Groß- Lichterfelde  . Berlag des Hauslehrers. 1907. 50 S.- Der Ein Reformprogramm von Berthold Otto  . Hauslehrer. Wochenschrift für den geistigen Verkehrs mit Kindern. Herausgegeben von Berthold Otto  .

Das Gebiet der Erziehung ist von jeher ein Feld für Experi mente gewesen. Weil jeder Mensch attir oder passiv mit der Er.