-
- 779
als ein Drittel des großen Ruinenfeldes ist noch gar nicht oder wenig durchforscht worden, und schon die Grabungen, die in der furzen Zeit von nicht ganz 3 Wochen unternommen werden konnten, haben eine Fülle von interessanten Resultaten geliefert. Ein: gründliche Ausgrabung des ganzen Gebietes muß also als überaus lohnend und wünschenswert bezeichnet werden.
-
der seine Begabung mit dem Hochmut des abstratten Verstandes nach äußeren Gefehen" bearbeitet, sondern ale treuer Diener des Lebens, der sie in lauschendem Erfaffen" des eigenen Innern zu fördern sucht? Und darf ein Schöpfer im tiefsten Sinne heißen, mer lediglich darauf ausgeht, irgendeine besondere Fähigkeit an sich zu entwickeln, ohne zugleich sein innerstes Menschenwesen selber weiterbilden, ohne über alles äußere Einzelkönnen hinaus sich selbst" erbauen zu wollen?
Die Mitteilungen" schließen mit einem Bericht, ebenfalls von Direitor Borchardt, über die vom Januar bis Juni 1907 unternommenen Ausgrabungen an den Totentempeln der Aus seiner allgemeinen Fassung auf das angewendet, was wir Könige Referertere und Sahu- re( um 2500 v. Chr.) unter Kunst im besonderen verstehen, würde das heißen: ein bei Abusir- er- Rirah. Der merkwürdigste Fund in dem ersten Künstler ist, wer seine Gabe, dem Menschenwesen in Bild, Wort dieser beiden Totentempel war eine Anzahl von Brunt- Schein- oder Ton Ausdruck zu geben, in tüchtigen Werken zusammenzus gefäßen, die ein bisher unaufgeklärtes Rätsel in überraschender fassen und auszubilden versteht, ein Künstler und Schöpfer im Weise lösten. Schon bei früheren Grabungen an derselben Stelle tiefsten Sinne aber wird der Ausdrucskünstler erst, der zugleich waren eigentümlich hell- und dunkelblaue Fayencestüde zutage Lebenskünstler ist, das heißt, wer nicht nur nach Vollendung des gekommen, teils in länglicher Fingerform", teils als Hieroglyphen- Ausdrucks, sondern auch nach Vollendung des Wesens strebt, dem zeichen gearbeitet, über deren einstige Bedeutung man vollständig er Ausdruck gibt. Gewiß, es bedeutet nichts Geringes, Empfin im Dunkel geblieben war. Nun hat sich gezeigt, daß fie Einlage- dungen von der ursprünglichen Kraft und Schönheit. wie sie etwa stüde von großen prächtigen Holzvasen waren, die irgendwie im einen Mörike oder eine Droste- Hülshoff beseelten, fünstlerisch zu geTotenkult des Königs Verwendung gefunden haben. Reste der stalten; gewiß kann sich auch in dem Bemühen um solche Vollendung Holzkerne von nicht weniger als sieben, durch Größe und Technik ein mächtiger Wille entfalten, man braucht ja nur an Böcklins verschiedenen Gefäßen sind zutage gefördert worden. Es find gewaltiges Ringen nach Ausdruck zu denken; und unermeßlich hohe schlanke Scheinbasen, in der Gestalt der bekannten ägyptischen vollends sind die Wirkungen aus den Werken solcher Göttergeliebten Libationsgefäße, die offenbar kostoare Goldbasen mit Steinein- auf die Welt. Dennoch, haben sie dabei nicht unablässig gearbeitet, lagen nachahmen sollten. Sie bestehen aus einem vergoldeten auch im Leben ihr Empfinden selber zu formen, wie die Er Holztern, mit dem die Fayencestüdchen in verschiedener Weise scheinung ihres Empfindens in der Kunst, so haben sie das tieffte verbunden sind. Teils sind ganz dünne Plättchen in den Holz- schöpferische Vermögen der menschlichen Persönlicheit nicht geübt fern eingelegt, teils umgeben größere Platten den die Form nur und genossen. Der Schicksalsgenoß eines Michelangelo, eines roh angebenden Kern bei wieder anderen sind einzelne dicke Beethoven, eines Goethe wird man nicht dadurch schon, daß man Fayenceteile in eine den Kern umgebende tiefe Studschicht ein- genial dichtet, komponiert oder bildnert, sondern dadurch erst und gebettet. Diese verschiedene Behandlung der Fayencetechnik ist dadurch allein, daß man sich sein eigenes Wesen im Leben era natürlich von größtem Intereffe, aber die Vasen selbst, mit ihren kämpft". Ornamenten und Schriftzeichen, dunkel- und hellblau auf goldenem Grund, und mit ihrer gefälligen Form bieten auch dem vertoöhnten modernen Auge einen ungewöhnlichen Genuß. Zwei von diesen feltenen Bruntgefäßen find von Herrn Regierungsbaumeister Hölscher schon während der Grabung zeichnerisch refonstruiert worden, so daß die vorliegende Nummer der Mitteilungen" bereits eine verkleinerte farbige Reproduktion mitteilen fonnte, die eine vorzügliche Vorstellung dieser merkwürdigen Funde vermittelt.
-
Noch bedeutendere Funde lieferte die Ausgrabung des Totentempels in Sahu- re, eines Vorgängers des Neferertere. Bur Erledigung des eigentlichen Totentempels reichte freilich die vorgeschrittene Jahreszeit nicht. Man beschränkte sich auf die Ausgrabung des am Nil gelegenen Torbaues, welcher den Aufgang zum Tempel vom Flusse her vermittelt. Dieser Torbau steht auf einem mit niedrigem Geländer umgebenen Quai, der sich unmittelbar über dem Flusse erhebt. Hinter einer achtsäuligen Halle liegt ein T- förmiger Saal, an den der Aufgang zum Totentempel anschließt. Die Ausgrabungen dieses Torbaues nun lieferten bautechnisch in mannigfacher Weise interessierende Ergebnisse, die aber durch die in ihnen zutage gekommenen kunstgeschichtlichen Es sind BruchFunde völlig in den Schatten gestellt werden. ftüde bon ganz wundervoll ausgeführten Kalksteinreliefs, mit denen die Wände ausgeschmüdt waren; so fällt ein fast drei Meter boher Blod auf, auf dem die dem König die Brust reichende Göttin Rechbet dargestellt ist. Ein anderer gewaltiger Reliefblock 1,20 x 3,50 Meter messend zeigt den König, wie er als Gott Sopdu, der Herr der Fremdländer, in der Gestalt eines geflügelten Greifen über die Feinde dahinschreitet. Asiaten, Libyer und Bewohner des Weihrauchlandes Bunt werden von den Pranten des Greifen niedergetreten. Ein drittes Relief zeigt uns übereinander zwei Reihen von Göttern, von denen jeder zwei gefesselte Feinde an langen Striden dem Könige vorführt. Ganz abgesehen von seiner historischen und kunstgeschichtlichen Bedeutung, ist dieses Relief wichtig als das für das alte Reich bisher fehlende Glied in der Reihe solcher Darstellungen der Vorführung Gefangener vor den König.
Die so reiche Ausbeute vom Torbau des Cahu- re verzögerte die Grabung über die ursprünglich angesetzte Zeit hinaus, so daß erst am 5. Juni diese bisher längste ägyptische Stampagne der Deutschen Orient- Gesellschaft beendet war. Nach kurzer Pause freilich werden die Grabungen, nun am Totentempel des Sahu- re selbst, wieder in Angriff genommen, und es ist zu hoffen, daß dort auch wieder wertvolle Resultate erzielt werden.
Kleines feuilleton.
Dr. H. R.
Ich glaube, es würde nichts schaden, wenn denen, die sich mit besonderem, selbstgefälligen Nachdrud unsere Schaffenden" heißen, wenn unseren Berufstünstlern" oder Spezialisten in artibus, die so genau den Abstand sehen, der die übrige Welt von ihnen scheidet, die Augen auch über den Abgrund aufgehen wollten, der ihre Fertigkeit von wahrer Schaffenstunst trennt.
Und andererseits und vor allem: wenn die Welt der Nichtschaffenden" sich flar bewußt würde, daß das Geschid sie damit, daß es ihnen versagt, Bücher zu schreiben, Opern zu komponieren und Bilder herzustellen, noch nicht von dem Glück und der Aufgabe ausschließt, zu Künstlern ihres eigenen Lebens sich zu entwickeln. Das heißt mit anderen Worten: auch die Kunst im engeren und engsten Sinne, sofern sie nur echte Kunst ist, will die Mensch heit nicht trennen, sondern verbinden als ein besonderer Ausdruck unter vielen für ein Wesen, an dem alle schöpferisch mitarbeiten, die es vermögen, in lauschendem Erfassen der Natur um die Weiterentwidelung ihres Lebens au ringen. ( Leopold Weber im Kunstwart".) Theater.
Residenz Theater:" Ganz der Papa", Schwant in drei Akten bon Antony Mars und Maurice Des ballières. Der neue Pariser Schwant gehört zu den ge lungeren des Genres, die einem für das Opfer des Intellettes wenigstens in der Heßjagd der Unmöglichkeiten doch durch einige wirklich drollige Kopffprünge der Verrücktheit eine Art Entschädigung bieten. Zuerst sah es sogar so aus, als steuerten die Verfasser einem höheren Biele als dem dem üblichen Separee Trubel zu, als wollten sie die Eitelkeiten der fossilen Akademies größen ergößlich- parodistisch durchhecheln. Aber die hübsche Idee wird nur zu einigen Bonmots verwendet, dann geht der alte Herr Baron sofort ins traditionelle Bossenfach nächtlich durchbrennender Ehemänner über. Ein Spiel mit abgegriffenen, doch immerhin geschickt gemischten Karten. Zur Abwechselung ist die Gemahlin des Akademikers im Stüde anständiger Natur, so daß statt ihrer diesmal der Hoffnungsvolle Sprößling, der des Vaters elegante Röcke zur Kostendeckung seiner Liebesabenteuer beim Trödler um fest, dem alten Sünder auf verbotenen Pfaden zu begegnen hat. Alexander in der Rolle des süß- salbungsvollen ertappten Bummelgreises, Herr Dumke in der des jugendlichen Debütanten, der eine mit dem Tugendpreis gekrönte Dame freihält und dabei zittert, daß das Geld vom Trödler für ihren Appetit nicht lange, endlich Sillars von grenzenlosem Ueberlegenheitsgefühl ge schwellte Oberfellner- Mimik verhalfen diesem zweiten Aft zu einem starken Lacherfolg. Der Schluß zieht seine Komik aus dem amüsanten Einfall, daß der Oberkellner des Nachtrestaurants, bon der nichts ahnenden Baronin zum Kammerdiener engagiert, die bon ihm als Mitwisser eingeflößte Furcht zur Etablierung einer förmlichen Tyrannis im Hause ausnußt. Die Dame des Tugendpreises fand in Fräulein Vera Witt eine anmutige Vertreterin.
Musik.
dt.
Wer ist ein Künstler? In weitestem Sinne, scheint mir: jeder, der schafft", das heißt nicht etwa schon, wer überhaupt etwas zustande bringt, sondern erst wer sich schöpferisch" betätigt; will sagen, wer die Welt befruchtet, indem er in seinem Tun oder Reden Das Berliner Musikleben ist seit den lezten Tagen wieder um ein eigenes Wissen zur Geltung bringt. Könnte aber nicht dem solche Erfordernisse reicher, ohne die ein ideales Streben gar nicht nach schon jeder originelle Kauz ein Künstler genannt werden? beginnen kann. Wir haben einen neuen Konzertsaal und ein Seht nicht schaffen" eine Gelständigkeit voraus, die nicht bean- neues Orchester. Der Blüthner- Saa!( Lübowstraße 76, Ede spruchen darf, wer nichts ist als Geschöpf oder genauer, als willen- Magdeburger Blak) liegt in einem von Kleinbürger- und Arbeiter. lofes Geschöpf? Beigt sich das eigentlich Schöpferische des Menschen wohnungen durchzogenen Teile des Berliner Westens. Am Sonnnicht erst darin, wie er von sich aus" mit seiner Naturbegabung abend wurde er vor geladenem Publikum, am Sonntag mit einem schaltet, wie er selber sie weiterentwidelt? Nicht als Philifter, I allgemein zugänglichen Konzert eröffnet. Die Größe des Saales