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Lassen Sie mich das ausführen!" fagte Sascha schnell| Antike anschloß, so macht sich diese Stilwandlung auch im Borzellan aufstehend. Ich habe Zeit."

Run Sie es! Aber wir müssen die anderen fragen..." " Gut... ich frage sie! Ich gehe sofort hin." Und sie begann mit sicheren, zarten Fingern die Knöpfe an ihrem Baletot wieder zuzuknöpfen.

bor.

Sie sollten sich ausruhen..." schlug die Mutter ihr Das Mädchen lächelte leise und antwortete weich: Meinetwegen machen Sie sich keine Sorge, ich bin nicht müde.." Sie drückte ihnen schweigend die Hand und ging, wieder kalt und streng, fort.

Die Mutter und Nikolai traten zum Fenster und sahen, wie das Mädchen über den Hof schritt und im Torweg ver­schwand. Nikolai pfiff leise, fekte fich an den Tisch und be­Gann langsam zu schreiben.

Sie soll sich nur mit dem Plan beschäftigen, dann wird ihr schon leichter sein", sagte die Mutter nachdenklich.

Natürlich...." erwiderte Nikolai. Er wandte fich zur Mutter und fragte mit einem Lächeln in dem guten Gesicht: An Ihnen, Nilowna, ist der Kelch wohl vorüber gegangen Sie haben keine Sehnsucht nach einem ge­liebten Wesen kennen gelernt?"

,, D!" rief sie mit einer Handbetvegung. Wie kann da von Sehnsucht die Rede sein? Angst hatte ich... daß ich diesen oder jenen heiraten müßte.

,, Hatten Sie denn niemand gern?" Sie dachte nach und antwortete: " Ich weiß nicht, mein Freund mein Freund... Wie war das möglich? Gewiß habe ich jemand gern gehabt... aber ich weiß es nicht mehr!"

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Sie blickte ihn an und schloß einfach mit leisem Kummer: Mein Mann hat mich viel geschlagen und alles, was vor ihm mit mir geschehen ist ist aus meinem Innern wie ausgelöscht.

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Sie trat einen Augenblick aus dem Zimmer und als sie zurüdkehrte jagte Nikolai leise, indem er seine Erinnerungen gleichsam mit den Worten streichelte:

Sehen Sie, ich habe ebenso wie Sascha meine Geschichte gehabt! Ich liebte ein wundervolles herrliches Mädchen. Als ich zwanzig Jahre alt war, habe ich fie getroffen und seitdem liebe ich sie... wahrhaftig! Ich liebe sie immer noch... von ganzem Herzen....

"

( Fortsetzung folgt.)

Porzellan.

Von Ernst Schur .

Als man im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert mit Versuchen anfing, Porzellan herzustellen, entstanden bei den Haupt­und Residenzstädten jene großen, umfassenden Anlagen, die uns noch heute überraschen. Kleine Städte für sich, liegen sie außer halb des Stadtgetriebes. Meißen , Nymphenburg bei München , Berlin . Allmählich ist die Stadt wie in Berlin um diese Anlagen herumgewachsen. Still und abseits liegt im Tiergarten am Bahn­hof Tiergarten die Porzellanmanufaktur, an einem Wasserarm. Alles sieht hier altmodisch aus und träumt ein anderes Dasein. Meine Gärtchen, sich duckende Häuschen, dann Laboratorien und Gewölbe. Die tleine Straße, die aus dem Alltagstreiben der Gegenwart in das Reich der Bergangenheit entführt, heißt nach dem Manne, der in Berlin zuerst au Porzellan jich versuchte, Wegelstraße. Er erhielt von Friedrich II. ein Privileg. Nachdem diese Fabrik eingegangen war, errichtete Gotfowsky in der Leipzigerstraße 1761 einen neuen Betrieb, den dann zwei Jahre darauf der König auf eigene Rechnung übernahm. Von da ab datiert also die Königlich Preußische Porzellanmanufaktur, die noch jekt in der Leipziger­straße ihr Heim hat, wenigstens was das Verkaufslokal anlangi. Die Fabrit selbst befindet sich, wie beschrieben, draußen am Tier­gartenbahnhof.

Das Porzellan war damals ein Lieblingssport der Fürsten . Voltaire erhielt von Friedrich II. ein Staffeeservice. Das Graziöfe, aber auch das Ueberladene, Kleine des Zeitgeschmacks spiegelt fich in diesen Taffen, Figuren, Büsten und Dose... Nofoto. Man tann sich nicht genug tun an Verzierungen, Blumen, Garnierungen. All das wird zierlich nachgebildet, und die Feste der galanten Welt erhielten in diesen Gruppen von Gärtnern und Gärtnerinnen ihr Spiegelbild. Aber auch wenn man vom Figürlichen absieht, weiß man aus hingestreuten Blättern ein gefälliges Arrangement auf Tellern, Kannen und Lassen zu schaffen.

Danach kam ein anderer Geschmack. Wie in der großen Kunst auf das Rokoko eine strengere Auffassung folgte, die sich an die

bemerkbar. Gerade Linen , puritanisch zusammengehaltene Be schränkung, Einfachheit im antikisierenden Ornament. Säulen werden gern verwandt. Statt der Unruhe des Rokoko die Steifs

beit, die Gemessenheit. Dies war am Ende des 18. Jahrhunderts. Danach kam die Biedermeierzeit, und auch sie prägte im Porzellan sich aus. Schinkel war maßgebend geworden. Er ents warf den figürlichen Schmuck für Prunkvasen. In dieser Zeit ents standen jene feinen und geschmackvollen Erzeugnisse, die uns noch heute entzücken. Sie sind nicht so tokett wie die aus der Rokotozeit, nicht so steif wie die darauf folgenden; sie sind intim. Das Borzellan wird geschmackvoll als Gitterforb zum Aufbewahren von Gegenständen gefügt. Tassen und Schalen entstehen, deren natür­liche Form uns noch heute erfreuen kann. Das Einfache, Schlichte herrscht überall vor.

Danach kam eine schlimme Periode, die der Entwidelung der allgemeinen Kunst entsprach. Man wollte mehr scheinen als man war. Die Pofe der Ueberladung tam auf. Man wollte nicht ge­schmackvoll, also zurüdhaltend sein; man wollte blenden, proben. Die Vajen, Teller und Kannen wurden über und über mit Girlanden behängt; Bilder Teuchteten auf den Flächen, in aller Pracht prunkend ausgeführt, und nicht genug damit, man fügte noch Bronze hinzu, die die Basen wie mit einem Gerüst umgaben. So wurde die Außenseite die Hauptfache und logischerweise fam man ganz davon ab, praktische Stüde anzufertigen; man verlegte das Hauptgewicht darauf, Prunkgefäße, Schaustücke herzustellen. Das Porzellan ist aber ein so feines und eigenartiges Material, daß nur die subtilste Behandlung, die dem Technischen mit Spär finn nachgeht und darüber den Geist, das Künstlerische nicht ber­gißt, die zarten, beinahe unmateriellen Reize herausholen kann, die aus Form und Farbe erstehen. Man sollte nur die besten Stücke betrachten und das Vorbildliche dieser Schöpfungen immer im Auge behalten. Wohingegen die Borzellanmanufatturen meist diese feinen Erzeugnisse zu robusten, prozigen Stücken miß­brauchten, an denen sie ihre Stiffenntnis demonstrierten. Alles, was Kunst sein sollte, wurde diesen Vasen, Tellern, Schüsseln auf­gehängt, die dadurch nicht als organisches Kunstwert, sondern als Ständer erschienen, denen äußerlich ein Schmuck" bei­gegeben war.

Kopenhagen führte die Unterglasurmalerei ein und betonte fo energifch den Grund, die Technit. Der Schmud wird nicht mehr aufgepinselt, sondern die Farbe wird mit dem Zerstäuber auf­gestäubt und dann der Scherben gebrannt. Es tann dann immer wieder aufgetragen, auch abgefragt werden. Erft zum Schluß wird der Scherben mit Glasur versehen. Darauf beruht nun die Schwierigkeit. Die Farben müssen die gleiche Brennhöhe schließ­lich aushalten. wie die Glajur; diese ist aber eine viel höhere, als die für die Farben. Und so kann es häufig kommen, daß die Stücke, auf die schon die Mühe des Farbenauftrags, der Malerei verwandt ist, schließlich doch noch mißglüden, weil die höhere Glut bei der Glasur noch Berunstaltungen herbeiführt( sei es, daß die Form einsintt, Eisenflecken entstehen, oder daß von der Kapsel, die die Stücke einschließt, während des Brandes im Ofen Teile ab­springen und in die flüssige Glasur fallen). Daher ist das Risiko größer und die Kosten sind höhere im Gegensatz zur Aufglafur­malerei, bei der das Stück weiß in den Ofen zur Glasur fommt, dann je nach Aussehen und Verfassung sortiert und dann bemalt wird. Die Farben brauchen nicht so hohes Feuer wie die Glasur, so daß kein Unglüd mehr geschehen kann. Die Unterglafurmalerei hat den Vorzug, daß sie die Farben einheitlicher verbindet, die bei der Aufglasurmalerei auf der Fläche auffißen. Die Arbeit ist künstlerischer, organischer.

Kopenhagen hat sich in den Farben stets, in Anlehnung an das sparsame Deforationsprinzip der Japaner, sehr weise be­schränkt, hat den Scherben und die Glasur in ihrer weißen, Schimmernden Schönheit in den Bordergrund treten lassen und die matte, bläulich- graue Farbe nur hier und da unterstüßend ein­greifen lassen, doch immer so, daß das Ganze zu einem organischen Gesamteindend einheitlich verschmilzt. Das eigentliche Schmuck­lose der weichen Flächen wurde zur Schönheit. So war gegenüber Den sonst üblichen wild- wütenden Brunfitüden wieder eine fünft­lerische Möglichkeif gezeigt. Diese Beschränkung, aus der man das Beste herausholte, war durch die Technik gegeben. Andere Farben standen nicht zur Verfügung. Dann

Andere Manufatturen folgten. Sèbres bei Paris .

Meißen . Schließlich auch Berlin , wo nach Schmuz- Baudiz' Be­rufung die Versuche begannen, neue Wege zu beschreiten.

In Berlin wurde für die Zwede der Unterglasurmalerei ein speziell geeignetes Material geschaffen, dessen Erfinder Geh. Reg.­Rat Dr. Heinede ist. Diese Masse ist weicher, erfordert nicht die Höhe des Scharfbrennens, wie das ältere, übliche Porzellan, wohin­gegen ein verhältnismäßig geringes Ueberschreiten der Temperatur Die Masse zum Einfinken bringt, so daß die Behandlung sehr diffigil ist. Die Masse ist sehr lichtdurchlässig, weshalb fie fich zu Beleuchtungskörpern eignet. Das zarte Schimmern des Materials gestattet diese Verwendung, die die Eigenheiten des Stoffes nicht vergewaltigt, sondern berücksichtigt und gibt bei den Vasen, Tellern, Gefäßen den Farben einen schönen, weichen Unter­grund. Was aber die Hauptsache ist: Die Farbenstala dieser Masse ist im Vergleich zu anderen Erzeugnissen reicher. Ein starkes Rot,