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dem Ichten Busch sah er was Selles schimmern. Das Hirten­mädchen. Es schlief. Als sein Atem über ihre Wangen strich, erwachte fie.

Was machst Du hier?" fragte er.

Ich warte auf Euch."

Es flang so treuherzig, so selbstverständlich, so rührend. Da fant er zu ihr nieder und füßte den Kuß der Liebe. Die Rosen­blätter des Sommers fielen auf die beiden. Ein lieblicheres Bett war feiner Fürstenbraut gerichtet, als der armen Ljubita und mir.

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Dann tam die Neue. Was mir von Kind auf an Glauben eingeimpft war, rang mit der Liebe, bis es mich zum Bekenntnis auf die Knie niederzerrte. Ich fand einen milden Richter. Der Abt war nicht unsereiner das war ein Mann, der draußen seinen Abenteuern nachgegangen, die Welt kennen, fürchten und haffen gelernt hatte. Da sie stärker war als er, hatte er sich, bom Kampfe wund, zu uns geflüchtet. Sie meinten, das Fleisch in ihm müsse gestorben sein, da er so schweigsam, so hart war und machten ihn zum Abte.

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Aber ich, ich lernte ihn anders kennen. Als ich ihm ge­beichtet hatte, weinte er. Das Abendmahl aber erteilte er mir nicht. Erst sollte ich zwei Jahre lang büßen

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Und sieh, ich fürchtete die Hölle. In derselben Nacht noch reiste ich ins lofter Gliwab. Es liegt hoch oben im Gebirge fein Hall aus der Welt drang zu uns. Im Winter heulten die Wölfe um uns. Wenn ich an die zwei Jahre zurüddenke an die Tage voll Unruhe, an die furchtbaren Nächte! Ich strafte mein Blut mit Rafteiungen, und der matteste Pulsschlag topfte noch ihr zu. Ich lag vor den Gnadenbildern und doch tam die Sehnsucht wieder.

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Die Zucht in Gliwah war nicht allzu streng, ich durfte nach Willtür aus und eingehen. So fam ich auch zum Popen von Grabiza. Er war oft bei uns im Kloster gewesen aber was er zu mir sprach, als ich bei ihm war, flang ganz anders als feine Aloftersprache. Er hatte viele Bücher. Deutsche   Bücher. Sie lafen fich anders als die Legenden und Apoftel. Das waren Werke, deren Titel ich noch nie vernommen hatte.

Eines Tages war es hell in mir. Ich wußte nun, daß der Marder nicht fündigt, wenn er raubt.

Da starb mein alter Abt, der Mitwisser meiner Schuld. Ich wurde hierher zurüdgerufen. Scheu mied ich jeden Schritt über die Klosterpforte. Wenn ich predigte, wagte ich nicht, die Augen aufzuschlagen. Aber ich fürchtete mich grundlos. Ljubita war aus dieser Gegend verschwunden. Und mit der Beit ward ich ruhig

Am Jahrestage meiner Flucht in die Berge fand der Bruder Bförtner ein fleines Kind vor unserer Tür. Woher es tam, wußte niemand. Als ich die Münze sah, die es am hälschen trug, da wußte ich's allein.

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Verzeihung erhielt ich von niemand und niemals. Ich habe mich selbst mit mir abgefunden. Das Bolt niet im Sande vor mir und ich fegne es. Dort unter Glas und Rahmen hängt der Brief des Bischofs. Wer wagt ihn herabzureißen und zu ver­nichten? Ich bin alt und weiß geworden und wer vergilt mir die Jahre, die meine Jugend getötet haben? Und eine arme Seele, Ljubita, hat ins Elend gehen müssen... Du, mein Kind, sollst nicht leiden, was ich gelitten habe. Ich nehme Deine Sünden auf mich, Du bist frei. Steh auf, die Beit drängt."

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Er nimmt ein verschnürtes Bädchen vom Tische. Die Klosterpforte steht offen geh! Gehe, mein Sohn, fei glüdlich! Gehe auf den Baltan nach Griechenland   wohin Du willst. Kein Mensch soll Dich kennen. Wenn Du ein Haus bost, ein Weib und Kinder, dann dent an mich." Er schiebt ihn zur Türe hinaus und sperrt ab

Kleines feuilleton.

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fanden, bei denen die Kerne total verkümmert und das Kerngehäuse nur schwach entwidelt war.

Der Leiter der Pflanzenphysiologischen   Versuchsanstalt des töniglichen Bomologischen Institute in Proskau  , Dr. Ewert, hat nun seit zwei Jahren eingehende Untersuchungen und Kultur versuche mit Obstsorten in bezug auf ihre Jungfernfrüchtigkeit" ( Parthenokarpie) angestellt und auf dem Kongreß des Deutschen Bomologenb ereins, ber bom 5. bis 11. Oftober in Mann heim stattfand, über seine Versuchsergebnisse berichtet.

Als man in Amerika   begann, einzelne bestimmte Obstsorten in großen Mengen anzupflanzen, beobachtete man, daß viele Bäume auch bei Selbstbefruchtung fruchtbar waren, insofern, als fie das als Nahrungs- und Genußmittel hochgeschäßte Fruchtfleisch ausbildeten. Diese Entdeckung war auch für Deutschland   von großer Bedeutung, da auch wir in manchen Gegenden viele Kilo meter lange Obstplantagen immer derselben Sorte befizen! Nun ist es Dr. Ewert gelungen, eine ganze Anzahl Apfel-, Birnen- und sogar Kirschenforten festzustellen, die nicht etwa bloß infolge einer Selbstbestäubung, sondern sogar ohne jede Befruchtung be fähigt find, Früchte anzusehen. Bis jetzt hat er vierzehn Apfel­und Birnenforten als vollkommen jungfernfrüchtig" ermittelt. Die Parthenokarpie ist für die ganze Pomologie und den praktischen Obstbau bon allergrößter Bedeutung. Einmal sind die Blüten nicht auf die Bestäubung durch die Immen angewiesen, wodurch das Bedenken in sich zusammenfällt, in bienenarmen Gegenden Obst anzupflanzen; dann wird die bisher über alle Maßen ge fürchtete Frühlingsfrostgefahr, die mit Staubfäden und Stempeln die ganze Obsternte vernichtete, wesentlich abgeschwächt. Das find ganz hervorragende Faktoren. Das" Pußen", das Abwerfen überzähliger Blüten, wird allerdings auch bei den jungfernfrüchtigen Sorten beobachtet, denn kein Baum ist im stande, sämtliche Blüten alljährlich zur Frucht zu reifen; das ganze ginge über seine Kraft.

Dr. Ewert hat seine Versuche nicht im Glashause, sondern im Freien angestellt und gefunden, daß die Jungfernfrüchtigkeit" abhängig ist von Klima, Witterung und Ernährungszustand des Baumes und daß sie mit der Gunst der Witterungsverhältnisse wächst. Er fordert sämtliche Obstzüchter und Interessenten auf. an der Beobachtung aller der Sorten mitzuarbeiten, die zur Jungfernfrüchtigteit, zur Entwidelung und Ausbildung kernlofer Früchte neigen und ihm ihre Erfahrungen bekannt zu geben. Gelingt es uns und es wird uns gelingen- so schloß er unter lebhaftem Beifall seine Ausführungen regelmäßige Ernten fernlosen Obstes zu erhalten, so werden wir den deutschen   Obst­bau, den wir schon aus volkswirtschaftlichen Gründen nicht hoch genug anschlagen fönnen, in neuer, radikaler Weise zu fördern und zu heben wissen.

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Literarisches.

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Dr. Otto Wittner: Moris Hartmanns gea fammelte Werte".( Prag   1907.. G. Calvesche Universi tätsbuchhandlung.) Nun ist auch der zweite Teil der Hartmann. Biographie erschienen, deren erster hier bereits im April eine breite Erörterung gefunden hat. Lag der Reiz jenes Bandes in der Schilderung der aktiven Anteilnahme Hartmanns an der Wiener  Revolutionsbewegung und am Frankfurter   Parlament, dessen Ab geordneter er war, so ist der Inhalt dieses Schlußbandes nicht minder reich, nicht minder fesselnd. Der Verfasser erweist sich als ein Literaturhistoriker von modernem Gepräge, das heißt: er geht seinem Helden auf allen Bahnen nach und ist bemüht, seine mensche liche wie dichterische Persönlichkeit als Ergebnis der Zeitumstände bor uns hinzustellen, indem er zugleich diese selbst charakterisiert. Gs mag hierbei eine solche Darstellungsweise leicht in die Breite gehen, so daß der eigentliche Gegenstand zeitweise vollkommen in den Hintergrund gedrängt wird falls eben der Verfasser kein ficheres Gefühl für die Oekonomie des Stoffes hat. Aber diese Bedenten lassen sich auf Wittners Hartmann- Biographie feineswegs anwenden. Auch in diesem zweiten Bande, der in seinem über­wiegenden Teil die ästhetische Wertung des Dichters und Schrift stellers vollzieht, wird Hartmann als politischer Kämpfer und Denter eingehend behandelt. Der erste Band schloß damit ab, daß Hart­Rumpfparlaments ins Ausland flüchten muß. Fortan ist er, von mann nach behördlicher Auseinandersprengung des Stuttgarter Deutschland wie Oesterreich proffribiert, gezwungen, in der Fremde au weilen. Zunächst geht er in die Schweiz  . Genf  , dann Bern  erwählt er zum Asyl. Mancherlei, Poetisches wie Novellen und Romane, entstehen. Die Schweiz   kann aber dem Berbannten nicht bieten, was er notwendig braucht. Eine Basis für seine Existenz. So geht er denn über England nach Paris  . Hier erlebt er den Staatsstreich Napoleons III. Interessante Details werden da vom Biographen mitgeteilt. Mittlerweile hat sich Hartmann als Korre spondent der Kölnischen Zeitung  " usw. eine gesicherte Stellung er. rungen. Das war feit 1853. Napoleon   hatte, um seinem höchsten Ehrgeiz zu genügen, für die Sicherung seiner Person ein übriges getan, indem er eine Behörde ins Leben rief, die ihrerseits eine Razzia auf alle oppositionellen Elemente einleitete. Eines ihrer bemerkenswerten Opfer sollte denn auch Hartmann sein, obzwar er sich durch nichts verdächtig gemacht hatte. Er wurde am 3. Fe interniert, indes schon am 22. nach Erlegung einer Kaution ent lassen. Nachher wurde Mittelfrankreich bereist. Aber trop aller Annehmlichkeiten des Lebens in Paris   berzehrt sich Hartmann in Sehnsucht nach Deutschland  . Mehr als einmal hofft er zurückkehren

Kernlose Nepfel und Birnen. Seit vielen Jahren beschäftigen fich die Forscher mit dem Problem, Obst zu züchten, das teine Kerne und, wie bei Wepfeln und Birnen, auch kein Kerngehäuse hat. Die Amerikaner, die uns von Zeit zu Zeit mit verblüffenden Neuheiten beglüden, brachten vor einigen Jahren bereits fernlose Aepfel auf den Markt. Die Neuheit wurde mit Kopfschütteln empfangen, und die Gelehrten wurden stubig. Man hatte nach blütenbiologischen Gefeßen die Bildung von Frucht fleisch ohne Kernentwidelung für unmöglich oder doch für eine seltene Aus­nahmeerscheinung gehalten. Immerhin wußte man zum Beispiel von gewissen Gurtenarten, daß sie Gurken entwidelten, auch wenn die Blüten durch Ausschneiden der weiblichen Narbe, des Stempels ( wie der Fachmann sagt: durch Kastrierung), unfruchtbar gemacht worden waren. Die Kerne der Gurken, also der Samen, ver­fümmerten. Anfänglich bildete sich wohl noch die Kernhaut, während das Innere, der eigentliche Kern, mit dem entwvidelungsfähigen Keim schon fehlte, dann aber blieb auch die Bildung der Kern- bruar verhaftet und in dem damaligen Staatsgefängnis Mazas haut, der Schale, unterdrüdt. Spekulative Botaniter sagten sich, daß diese Erscheinung der Jungfernfrüchtigkeit" fich wohl auch auf das Obst übertragen lassen müsse und wurden in ihrer Annahme durch die Tatsache bestärkt, daß sie alljährlich auch schon Birnen