und insbesondere seine«tlte, von einem Hirnleiden betroffene Mutterin Dufchmk wiedersehen zu kimnew Wenn er auch einer partiellenAmnestie— sie beschränkte sich auf Stuttgart!— teilhaftig wurde.Preußen und Oesterreich blieb ihm nach wie vor verschlossen. DerAusbruch des Orientkricges mochte ihm da als Erlösung erscheinen.Im Auftrage der„Kölnischen Zeitung" ging er dorthin. Um somehr sehnte er sich nach der Heimat und betrieb zu diesem Behufeine Amnestierung. Jedoch vergebens. So sah er sich denn ge-nötigt, abermals nach Paris zu gehen. Währenddessen erneute ersein Anii'.cstiegesuch. Es blieb wieder erfolglos. Die Mutter starb.Nach Oesterreich durfte sich der Dichter lwch lange nicht wagen.Er betrachtete aber seine Amnestierung in Deutschland als einteilwcises Glücks denn nun ist doch ein grosses Stück Bewcgungs-freiheit gewonnen. Verschiedene Reisen werden gemacht; auch nachDänemark. Nach erfolgter Rückkehr nahm Hartmann in Genfvorübergehenden Aufenthalt. Die italienischen Ausstände führtenihn nach Florenz. Hier regt sich wieder einmal der„PfaffeMaurizius" in ihm. Er beginnt einen Zyklus von Satiren übergesellschaftliche und künstlerische Zustände in— Deutschland zuschreiben, kommt aber nur zu fünf Gedichten, wovon zwei obendreinFragmente geblieben sind. Eine Travestie behanoelt die Schöpfungdes ersten stehenden Heeres. Diese glänzende Satire ist— wiesollte es anders sein?— gegen den preußischen Drill gerichtet. VonFlorenz lenkte Harimann seine Schritte wieder nach Genf. Hierfindet er vorläufig seinen Ruhepunkt. Er heiratet und übernimmtpäter Vorlesungen über deutsche Literatur an der Universität.Aber er entwickelt auch als Novellist eine reiche Fruchtbarkeit. Da-neben entstehen mehrere Lustspiele, die mit Glück über einigeBühnen gehen. ES zog aber den Dichter bei allem Glück, das ihmin Genf erblüht war. doch immer nach Deutschland. Und so er-wählte er 1363 Stuttgart als Aufenthaltsort. Literarische Unter-nebmungen. die seine Existenz völlig sicherten, hatten hierzu denAusschlag gegeben. Nach fünfjähriger erspriehlicher Arbeit alsRedakteur der„Freha" usw. wurde ihm oie Redaktion des Feuilletons der„Wiener Neuen Freien Presse" angeboten. Amnestiert,sah er die Heimat und Wien nach zwanzigjähriger Verbannungwieder. Aber kein Blatt, nicht einmal dasjenige, dem nunmehrseine Wirksamkeit gelten sollte, nahm von seiner Rückkehr Notiz.... Er war ein Fremdling geworden und seine Klage war soschmerzlich als wahr:Nach Arode zog der Bruder aus,Die Schwestern folgten ihrem Sterne,Geschloffen ist das liebe Haus.Und Vater, Mutter— mehr als ferne.Nun bin ich kein Verbanntsr mehr—Was frommt es? Ich bin ausgeschloffen;Still ist's und traurig rings umher,Gras vor der Tür, hoch aufgeschossen..,5!ur noch vier durch schwere körperliche Leiden heimgesuchteLebensjahre waren dem Dichter beschieden. Im Mai 1872 schloßer die Augen. Ein reichbewegtes Dasein war zum Abschluß ge-kommen. Ein reich und vielseitig begabter Geist, eine demokratischeNatur von altem Schrot und Korn, festhaltend an den Idealen desSturmjahres 1343/49: so bleibt uns die Erinnerung an Hartmannerhalten.— elc,Medizinisches.Der Kehlkopfkatarrh als Berufskrankheit.Unter den verschiedenen Formen deS Kehlkopfkatarrhs gibt es einesolche, die man als trockenen Katarrh bezeichnet, weil die Kehlkopf-fchleimhaut entweder zu wenig Sekret absondert oder das Sekrethat eine zähe, fadenziehende Beschaffenheit und verursacht dadurchmancherlei Beschwerden. Unter den Ursachen spielt neben denInfektionskrankheiten, wie der Influenza, die Erkältung eine großeRolle. Berufe, bei denen leicht Erkältungen vorkommen, weisendaher, neben sonstigen Erkrankungen des Atmungsapparatcs, häufigeerade diese Form des Kehlkopfkatarrhs auf. So findet man sieei Omnibus- und Trambahnschaffnern, welche bei schlechterWitterung während des ganzen Tages im Freien auf dem Hinter-Perron ihrer Wagen stehen, alle Augenblicke in das Innere desWagens hineingehen, woselbst sie eine schlechte, bisweilen mitWaffcrdampf übersättigte Luft einzuatmen gezwungen sind, unddann beim Heraustreten wieder die kalte Außenluft einatmen.Dr. Alexander in Berlin weist nun darauf hin. daß auch die Ein-Wirkung starker, strahlender Hitze auf die Schleimhaut der oberenLuftwege ihnen nachteilig ist. Darum findet man den trockenenKehlkopfkatarrh sehr häufig bei Köchinnen, Wäscherinnen, jugend-licheu Schlossern oder Schmieden infolge deren Aufenthalt amoffenen Feuerherd. Auch Büglerinnen. Maschinisten und'Heizergehören in diese Kategorie, vor allem aver Feuerwehrleute. Dr.Alexander beobachtete mehrmals, wie nach größeren, schwerenBränden von Fabriken und Häuserkomplexen, bei welchen der ein-zelne Mann außergewöhnlich lange in der Nähe der Glut deSFeuerherdes verweilen mußte, mehrere Tage darauf bei einzelnenFeuerwehrleuten ein sehr heftiger Kehlkopfkatarrh entstand. Auchdie beim Löschen sich entwickelnden heißen Wafferdämpfe könnenin Frage kommen. So wurde die Ehefrau eines Kohlenhändlersbeobachtet, bei welchem mehrfach Kohl.nbrände ausbrachen, wobeidie Frau mitlöschen mußte. Sie erkrankte darauf jedesmal antrockenem Kehlkopfkatarrh mtt starker Heiserkeit.Humoristisches.-- Letztes Mittel. In einer Gaffe der Altstadt wird beieiner Rauferei einer der Teilnehmer gestochen. Derselbe stellt sichnun auf die Mitte der Strasse und siilgr, so laut er kann. Sofortersckeint ein Schutzmann und fragt ihn, was er die Nacht um zweiUbr noch zu singen habe.—»Ich bin gestochen," erwidert derSänger.—„So." sagt der Schutzmann,„und da singen Sie noch?•—„Ja," antwortet der andere,„wenn ich um Hülfe gerufen hätte.wären Sie doch nicht gekommen."— Im Eifer. Agent:„Wenn Sie sich in unsere Versicherungaufnehmen lassen, erhalten Sie bereits nach zehn Jahren eine fortwährend steigende Rente!"Herr:„Mag fein— aber augenblicklich dank ich. Bielleicht imnächsten Jahre l"Agent:„Mein Herr, eine solch' wichtige»ngelegenhett sollman nicht verschieben; wer weiss, ob Sie im nächsten Jahre nochleben 1"— Nie zufrieden. Mann:„Na also, um des lieben Friedenswillen gebe ich holt nach l"— Frau:„Daß Du Dir aber deshalbnicht etwa einbildest. Du sei'st der Gescheiterei"(„Fliegende Blätter".)Rotize».— G orkis„Mutter", die in unserem Feuilleton erscheint.hat in Russland alle Mächte der Finsternis gegen sich entfesselt.Diese tiefe und echte Darstellung, die mit stärkstem Mitempfindenaber auch mit durchaus künstlerischen Mitteln das Erwachen undWachsen sozialistischen Fuhlens und Denkens in einfachen, wahrenNaturen schildert, wurde konfisziert. Freilich als schon 40 000 Exemplare verbreitet waren. Ausserdem wurde gegen Gorki Aullags>vegen Gotteslästerung erhoben. Im ganze» schweben fünf oder sechsProzesse gegen ihn, die dem sich nach seinem Vaterlandesehnenden Dichter die Rückkehr unmöglich machen. Er müßte denndirekt in die Verbannung oder in die Zwangsarbeit überfiedeluwollen.... Gorli ist seit semer Amerikareise das Opfer allerleiunwahrer Sensationsmeldungen geworden. Kürzlich las umn inbürgerlichen Blättern, er habe den amerikanischen und sonstige»heuchlerischen Vorurteilen seine Konzession gemacht und seine Be«ziebungen zu Frau Andrejeiva. seiner mutigen und verständnisvolle»GefähHin. spiessbürgerlich absteinpeln lassen. Allein Gorki lacht de»„anständigen" Bürgern ins Gesicht, er ist der„Schriftsteller" ge-blieben,„der die Nase zu hoch trägt". Die honette Well lau» ruhigWetter Anstoß an ihm nehme».— Adolf Furtwängler ist in einem Krankenhause z»Athen einer Ruhr, die er sich bei feinen Ausgrabungen in Aeginazugezogen hatte, erlegen. Verhältnismässig jung— im Alter von54 Jahren— und viel zu früh für Wissenschaft und Lebe»ist dieser Erforscher und Lehrer der anttken Kunstgeschichtedahingegangen. Kein trockener Zitatensammler und ledernerBücherwurm, sondern ein lebendig Anschauender und vo»hellenischer Schönheit innerlich Ergriffener war dieser prächtig«Mann, der scharfsinnig imd kritisch im Forschen war. undals Lehrer die Sinne zum klaren Sehen und geniessenden Schauenerweckte. Frisch, unmittelbar, impulsiv— eine Künstlernatur unddoch ein schwer gelehrter Mann, war F. unser bester und glänzendsterArchäologe, an dem kein Hauch von der Bureaukraten- und Standes«natur des üblichen deutschen Professors war. Furtwängler, der1853 in Freiburg i. Br. geboren war. kam frühzeitig an diepraktische Arbeit, er war beteiligt an den deutschen Ausgrabungen inOlympia. Später Assistent an den Berlmer Museen und Dozent mBerlin.1334 wurde er nach München an die Stelle seines Lehrers Bruneberufen. Hier hat er seitdem gewirkt, reformierend und den ganzenarchäologischen Betrieb fördernd. Wiederholt hat er auch wiederden Spaten in Griechenland angesetzt. Die Plastik wie die Gemmen-und Vasenlunde verdanken Furtwängler eine Reihe gesichteter Er-gebnisie und mustergülliger Beschreibungen. Vor allem anderen aberhat er in vielen den Funken der Begeisterung entzündet für dieFormenschönheit antiker Kunst.— Ein Drama von P»5, dem amerikanischen Novellisten,der auch die jetzt grassierenden Detektivgeschichteu begründet undpsychologisch und literarisch zur Meisterschaft erhoben hat. ist wiederausgefunden worden. ES ist unvollendet und behandev einenitallenischen Stoff auS dem 15. Jahrhundert. E« ist nach seinemHelden Poliziano, dem Dichter und Humanisten benannt.— Briefe Nietzsche« aus dem Jahre 1883, die bishernicht veröffentlicht waren, werden im Novemberhest der„ReuenRundschau" erscheinen.—„Der Kunst wart' hat mit dem 1. Oktoberhrft den21. Jahrgang eröffnet. Umfang und Ziele find wieder erweitertworden. Der Leserkreis des Blattes hat fich nach einer Mitteilungdes Verlegers im letzten Jahrzehnt vervierzigfacht. Der gediegeneBerater in künstlerischen und Kulturfragen, der oft genug den Mutder Ueberzeugung betätigt hat geaenuder.„geheiligten" Personenund Sachen, wird auch in Zukunft Arbeit genug finden, die Un-kultur zu bekämpfen und Freude au und' Verständnis für Kunst zuverbreiten.Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VeriagsanstaltPaulSinacc ZeCo..BerlmL'V.