ite Tochter eines Bewohners desjenigen Gebietes, in dem' er sein Amt ausübt, heiraten. Jeder Beamte, der eine Tänzerin, Schau- fpielcrin oder eine Musikantin heiratet, oder seinen Sohn ein Mädchen dieser verachteten Berufsklasselt heiraten läßt, wird mit 00 Hieben bestraft. Die Ehe ist auf jeden Fall ungültig. Eine Frau, die nicht die'gesetzmäßige Zeit um ihren der- ßtorbcnen Gatten in ihrer Kleidung trauert, soll 60 Hiebe erhalten und auf ein Jahr verbannt werden, 80 Hiebe dagegen, wenn sie Ebor Ablaus der vorschriftsmäßigen Trauerfrist der Musik oder 'tigem Zeitvertreib hingibt. Empfing sie zu Lebzeiten ihreS nnes vom Kaiser einen Ehrentitel, dann darf sie bei Strafe von 100 Hieben überhaupt nicht wieder heiraten. Und selbst wenn sie diese Strafe des neuen erhofften Eheglückes wegen ruhig über sich ergchen lassen wollte, so wäre es doch verlorene Liebesmüh, denn ihre zweite Ehe würde unter allen Umständen ungültig sein. Die Eh« verleiht der Frau in China   alle Vorrechte, die der Mann ge- Hießt und unterwirst sie keineswegs der Vormundschaft ihres Gatten. Sie kann nach Herzenslust kaufen und verkaufen, Schulden wachen, soviel es ihr beliebt, und jeden Geschäftskontrakt ohne Zu- ftimmung ihres Mannes unterzeichnen. Aber wenn auch nicht dem Rechte nach, so bleibt doch eine Chinesin eine Sklavin, wenn sie aus dem Elternhause in das Haus ihres Manne? übersiedelt, denn von diesem Zeitpunkt an hängt sie völlig von ihren Schwiegereltern ab. Ihre Lage am eigenen Herd ist demütigend.denn sie darf nicht einmal zu den Mahlzeiten mit ihrem Manne und ihren Söhnen vn demselben Tische Platz nehmen. Ein Mann darf seine Frau flüchtigen; wenn er sie jedoch dabei verwundet oder gar tötet, muß er die ganze Strenge des Strafgesetzes fühlen. Er kann aber mit hundert Hieben davonkommen für den Fall, daß er seine Frau tötete, weil sie seine Eltern oder Großeltern schlug oder beschimpfte. Eine Frau, die ihren Mann mißhandelt, wird in China   strenger bestrast, als ein Mann, der seine Frau schlägt. Abgesehen von anderen Gründen, die zum Teil auch in anderen Ländern für eine Ehescheidung gültig sind, genügt in China   auch gegenseitige Ueber- Einstimmung für die Lösung eines Ehebundes. Ans der Pflanzenwelt. Kapblumen. Wenn im Herbst die Blumen rar werden, bann kommen auch heute noch in der Großstadt die Kapblumen wieder in Ehren, um Verwendung in allerlei billigen Kränzen zu finden. Sie ist eine Verwandte von den in' unseren Baucrngärten bielfach angepflanzten Strohblumen, llelicbr>5um! ihr Artname lautet vestitum. Wie schon der Name andeutet, kommt die Blume aus dem Kaplande Südafrikas  . Die schönsten Blumen stammen aus dem Südwesten der Kolonie. Ein Halbstrauch von% 1 Meter Höhe ist es, von dem die Blumen gepflückt werden. Die Küsten. biftriktc bilden das ergiebigste Sammclfeld, da der Strauch weiter ins Land hinein weniger häufig auftritt. In den Küstengebirgen klettert er jedoch, je höher je lieber, empor. Seitdem man seinen Wert erkannt hat, d. h. seit die Kapblume ein lebhafter Handels- artikel geworden ist, läßt man die Pflanze nur ein Alter von höchstens acht Jahren erreichen. Die Pflanzen werden dann ab- gebrannt und die neu austreibenden Sprößlinge bringen nach drei Jahren reichliche Ernte, so daß der Besitzer für den Ausfall gut Entschädigt wird. Sobald die Pflanzen über das achte Lebensjahr hinaus sind, werden die Blumen immer kleiner. Die Ernte der Kapblumen währt etwa ein halbes Jahr, vom Juli bis Dezember. Während der ersten Hälfte der Erntezeit werden die Blumen in den Niederungen und am Fuße der Berge gepflückt, während später die Reifezeit der Blumen die Sammler auf die höchsten Berge lockt. Das Sammeln ist mit mancherlei Beschwerden verknüpft, so namentlich in den höheren Regionen. Da die Blumen an denselben Pflanzen nicht alle zu gleicher Zeit das richtige Reifestadium für die Ernte erreicht haben, so muß das Sammeln im gleichen Distrikte öfter wiederholt werden. Die schönsten Blumen gedeihen für gewöhnlich an den unzugänglichsten Stellen, und nicht selten muß der Sammler die Erfahrung machen, daß, wenn er eine solche lohnverheißende Stelle gefunden hat, doch alle Mühen vergebens waren. Entweder sind die Blumen noch nicht weit genug oder sie find schon zu weit vorgeschritten. Das bedeutet in beiden Fällen eine bittere Enttäuschung, wobei nur im ersten Falle noch die schwache Hoffnung aus einen späteren Gewinn bleibt. Wie das beim Pflanzensammeln ganz allgemein üblich ist, so kaufen Händler die Blumen von den Sammlern auf. Daß dieser Kauf nicht immer ganz glatt vor sich geht, ist erklärlich. Den Sammlern fehlt vielfach das Verständnis für die»Güte' einer handelsfähigen Ware. Möglichst sofort nach dem Pflücken werden die Bwmen ge« trocknet, denn le länger man mit dieser Prozedur zaudert, um so größer wird der Verlust werden, da die Blumenblätter bei nicht rechtzeitig getrockneten Blumen äußerst leicht ausfallen. Bei guten, Wester hat das Trocknen weiter keine Schwierigkeiten, es erfolgt im Freien auf untergelegten Tüchern oder dergleichen. Bei regnerischem Wetter wird das Trocknen jedoch erschwert, da die Wohnhäuser nicht zum Trocknen eingerichtet find und der Weg den Sammelhäusern oft ein weiter ist. In diesen Sammel- ufern, wohin der kleine Händler seine Waren abliefert, sind zweckentsprechende Trockenanlagen geschaffen, auf denen die Blumen ««ige Wochen behandelt werden, bis sie endlich versandfähig sind. Ein Sortieren nach Größe und Qualität geht dem Einpacken voraus. In große Holzkisten verpackt, trist dann die Kapblume ihre Reife auf einem Ochsenwagen zur Hafenstadt an, um von hier aus ihren Weg nach Deutschland  , England oder Amerika   zu nehmen. Nach diesen Ländern wandert der größte Teil der Kap- blumen, während die Ausfuhr nach anderen Ländern, wie Frank» reich und Belgien  , nur eine ganz geringe ist. Nach Deutschland  geht allein weit über die Hälfte der gesamten Ernte. Hier gehen die Kapblumen vom Großhändler an den Detail- listen und Kranzbinder. Von diesem wird die geschlossene Blume durch einen Handgriff geöffnet, so daß die einzelnen Blumenblätter sich strahlenförmig ausbreiten. Unter Zuhülfenahme eines Drahtes wird die Blume dann in den Kränzen verarbeitet. Die meisten Blumen kommen in der gelblich-weißen Naturfarbe zur Ver» Wendung. Manche werden jedoch auch gefärbt und sehen dann für gewöhnlich recht abscheulich aus, wohingegen sich die Naturfarbe gar nicht übel ausnimmt. In den Großstädten ist der Verbrauch dieser Blume wesentlich zurückgegangen, seit durch die Einfuhr der Nivierablumen auch im Winter Blumen billig sind. Nur zur Herbstzeit, namentlich zun, Totenfest und zu Allerheiligen, wo billige Blumen knapp sind, ist der Knpblnmenverbrauch selbst in der Großstadt ganz enorm. In der Kleinstadt herrscht die Kapblume noch heute den ganzen Winter hindurch. Humoristisches. ES lebe der Reserve mann. In einem bekannten Soldatenliede heißt es: Haben wir zwei Jahre gedient, Ist die Dienstzeit aus. Dann schickt uns der Kaiser wieder Ohne Geld nach HauS. Bei verschiedenen Truppenteilen durfte der Vers in dieser Fassung nicht gesungen werden; es wurde vielmehr folgender Schluß vor- geschrieben: Dann schickt uns der Kaiser Wilhelm  Als Reservemann nach Haus. Es ist bedauerlich, daß es Truppenführer gibt, die solche geradezu sozialdemokratische Lieder zulassen. Nun, dem Himmel sei Dank, es Sibt auch noch patriotische Truppenführer. Der Generalmajor Frei- err Zopf von Ladstock hat folgenden Schluß vorgeschrieben: Dann geruhen Seine Majestät' unser Allerhöchster Kaiser und Herr UnS in unfern untertänigsten Heimatort zu entlassen. Als der Brigadeadjutant gehorsamst bemerkte, daß dieser Text für die Melodie zu lang sei, da die letztere nicht so viele Takte habe, erwiderte der General:»Für die fehlenden Takte werde ich sorgen. Lassen Sie die Kerle nach dem Takle eins-zwei, eins-zwei so lmige langsamen Schritt machen, bis die Takte ausreichen" Eine gefährliche Zeit. Der Rentier Wilhelm Schulze  , Berlin   I�W., geht jetzt nie mehr ohne feine Frau und feine sechs Kinder aus, da er Angst hat, die»Gemeinichaft der Eigenen" rella- miert ihn für sich. (.Jugend.  ") Notizen. Architekt August Endel  ! wird in diesem Winter Vorträge über Architektur halten. Dienstag, den IS. Oktober, abends 8 Uhr, wird als Einleitung ein öffentlicher Vortrag über die künstlerischen Probleme der heutigen Architektur voraufgehen. Er findet in dem von Endell   erbauten großen Saal Rosenthalerstr. 40 statt. Der Salon der Humoristen. Im Gebäude der Sezession am Kurfürstendamm   ist eine Ausstellung französischer und englischer Karikaturen, denen auch einige deutsche aus dem Mitarbeiter- kreise der»Lustigen Blätter" beigesellt sind, eröffnet worden. Einige 900 Sachen in allen Techniken geben annähernd ein Bild von dem Stande der heutige!' Karikatur in Frankreich  , obwohl auch hier manches fehlt. Die Ausstellung war schon diesen Sommer in Paris  zu sehen. Charakteristisch ist in der Auswahl das gänzliche Zurück- treten der politischen Karikatur bot der gesellschaftlichen und erotisierenden. Da aus Deutschland   nur wenige Künstler beteiligt sind, ist die deutsche Karikatur arg zu kurz gekommen. G orkiS Roman»Die Mutter" ist soeben in Buchform im Bühnen- und Buchverlage russischer Autoren I. Ladyschnikow erschienen(Preis 3 M., geb. 4 M.) Das Museum der Senkenbergischcn naturforschenden Ge- sellschaft, das naturwissenschaftlichen Sammlungen dient, wurde in Frankfurt   a. M. auf die in Deutschland   übliche Weise eröffnet. Hoftheaterzensur. Die Wiener   Zensoren lönnen es beinahe mit den preußischen aufnehmen. Neulich führte man in der Burg drei einaktige Sudermänner auf, der vierte, der noch dazu gehört:.Lichtbänder", wurde indes für hoftheaterunpassend be- funden. Dafür wird das Deutsche Volkstheater ihn nun spielen. Auch Ludwig Ganghofer  , den Spezi des deutschen   Kaisers, diesen frumbden und längst vergastenlaubten Mann, hat man zen­suriert. Ein Sathrspiel, das zu seiner von der Burg angenommenen »Sommernacht" gehört, darf dost nicht aufgeführt werden. Man sollte ein Ergänzungstheater zur Burg errichten, auf dem die dort unterdrückten Stellen, Szenen, Akte mid Stücke gegeben werden. verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  , Druck u. Verlag: Vorwärts Buchbruckerei u.Verlagsanjtalt Paul Singer L:To..Berlin 5 W.