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Sie, Herr Kollega , das muß man verstehen. Eine neue Bange und| Mitleid mit dem armen Jungen, stoffliche Reize und der sechs Mark für den Zahn, ich fann in ganz Berlin fragen, iver Appell an das moralische Gefühl, versezten das offenbar ganz un das triegt. Stimmt's? Und acht Tage später schickt der Oberförster verwöhnte Publikum in eine Erregung, vielleicht wie sie nur von Rainwerder. Den quält auch so' n Bieft von Bahn. Haben selten durch künstlerische Wirkungen überboten wird. Mit was für fich wohl extra eine neue Bange dafür angeschafft, Geheimrat?" peinlichen, ans Lächerliche streifenden Einfällen das Drama arfragt er. Herr Oberförster," sag ich, soll ich etwa in dero Mund beitet, zeigt am handgreiflichsten die Katastrophe, die dadurch herbeimit demselben Instrument' rumfuhrwerken, das ich den Bauern geführt wird, daß der schlechte Vater, Oberst v. Schranden, seinem in den Rachen sted'? I beg your pardon das würde Gustav Sohne für ein Kadettenfest statt drei bis fünf Mark, wie es sich Klette nicht wagen!" War das gut gesagt, Herr Doktor? Ich mein's gehört hätte, nur eine Mart mitgibt! Das hat Diebstahl und auch. Dafür zog ich mit zehn Mark ab. Es waren Zeiten!" Selbstmord zur Folge! Der gedrüdte junge Bursche erhielt Er seufzte und schielte mich über das Rognatglas mit liftigen durch Herrn Sarnow eine sympathische Darstellung. Die Augen an. Ich war gespannt, was folgen würde. Herren Holthaus, Werner und Frau Agnes Werner fanden sich mit den anderen Hauptrollen in geschickter Weise ab. dt.
( Schluß folgt.)
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Kleines Feuilleton.
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Musik.
Einen Robert Schumann Abend veranstaltete die Chinesische Telegraphie. Obgleich die Kenntnis der Elektrizität Freie Boltsbühne" am lebten Sonnabend im Mozart . schon seit vielen Jahrhunderten in China verbreitet ist, betrachten Saal. Schumann verdiente solche Ehrung; denn in ihm erdie Chinesen sie noch immer mit abergläubischem Schreden. Schon bliden wir sowohl den Begründer als den Hauptrepräsentanten 1855 bot Rußland der chinesischen Regierung an, China und der neuen romantischen Richtung. Er gilt neben Schubert als der Sibirien durch Telegraphenlinien zu verbinden, aber das An- größte Liederkomponist, hat aber auch auf dem Gebiete der Inerbieten wurde zurüdgewiesen. Erst 1884 erlaubte die chinesische strumental, wie dramatischen Musik ganz hervorragende und Regierung, daß eine Telegraphenlinie in ihrem Gebiet eingerichtet bleibende Schöpfungen bollbracht. Die Konzertleitung war bestrebt, wurde. In jenem Jahre wurde der Draht bis nach Peking geführt. sowohl den Lieberkomponisten, wie den Symphoniker zu Ehren zu Die Bewohner befürchteten aber alle möglichen lebel als Folgen bringen. Diese Absicht wurde vollkommen erreicht durch die künftdieser geheimnisvollen und frevelhaften Neuerung; sie glaubten Icrischen Kräfte, die sich in den Dienst des Unternehmens gestellt unter anderem, wenn der Schatten einer Telegraphenstange auf hatten. Allen voran wird Herr Dr. Leopold Hirschberg zu das Grab ihrer teuren Dahingeschiedenen falle, daß deren Ruhe nennen sein, der wohl die Zusammenstellung des Programms begestört wäre. Die Stangen wurden darum häufig ausgegraben sorgt hatte und dem wir hier wieder als einen ausübenden Musiker und die Drähte zerschnitten oder auf andere Weise beschädigt. begegneten, der mit hoher pianistischer Kunstfertigkeit einen aus Darauf erließ die chinesische Regierung eine Berfügung, die an crlesenen feinen Geschmad verbindet. Fräulein Käte Beder jeder Telegraphenstange befestigt wurde, daß jeder, der eine Tele- hatte den Gesangspart übernommen. Bestridender Wohllaut der graphenstange oder den Draht beschädige, mit dem Tode bestraft Stimme und Lieblichkeit der Erscheinung vereinigten sich hier, um würde. Zwei Jahre später wurden die chinesischen Telegraphenlinien den in Schumanns Liedern eingeschlossenen Hauch der Sehnsucht ausgebaut. Die in China gebräuchlichen Apparate gehören zu den und eigenen Stimmungszauber erklingen und auf die Herzen der ältesten ihrer Art. In der Provinz Kanton, der wichtigsten Hörer unmittelbar wirken zu lassen. Eingeleitet wurde das ProHandelsprovinz des himmlischen Reiches, find nur sechs Morse- gramme durch Schumanns Fest- Ouverture mit Gesang über das apparate. Alle Einrichtungen find chinesisch. Da die Chinesen kein Rheinweinlied( Martin Claudius und Wolfgang Müller von Königs Abe, sondern für jedes Wort ein besonderes Zeichen haben, so muß winter). Dies Werk ist, wie Dr. Hirschberg mitteilt, in Berlin zur Uebermittelung eines Telegrammes jedes Zeichen numeriert bisher noch niemals zur Aufführung gelangt. Fräulein Beder und und die betreffende Nummer telegraphiert werden. Der das Tele- Dr. Hirschberg fangen die Soli. Es ist nun wohl möglich, daß gramm aufnehmende Beamte sieht auf seiner Tabelle nach und wir der Fest- Ouverture" in voller Wiedergabe( mit Chorgesang) übersetzt die übermittelte Nummer in das chinesische Zeichen. Die irgendeinmal begegnen. Außer diesem Werte brachten die Herren Tabellen ähneln etwa einer Logarithmentafel, die Zeichen sind Konzertmeister F. Gutdeutsch( Violine) und Dr. Hirschberg in sentrechten Reihen gedrudt. Eine Seite hat zehn Reihen, und die A- moll- Sonate, eins der schönsten Kammermusikschöpfungen jede Reihe enthält zwanzig Zeichen, so daß also jede Seite 200 Schumanns, in künstlerisch vollendeter Weise zu Gehör. Den Abs Zeichen enthält. Da 49 Seiten zu einer vollständigen Tabelle ge- schluß des Abends bildete die Symphonie Nr. 4 D- moll. Sie hören, gibt es also im ganzen 9800 numerierte Zeichen. Jedes wurde durch das Symphonie- Orchester unter Leitung des fleine Quadrat enthält ein Beichen für ein Wort und die ent- Herrn Kapellmeisters Karl 8immer in wahrhaft glanzvoller sprechende Nummer. Die Telegramme werden nun folgendermaßen Weise zur Aufführung gebracht und trug dem ausgezeichneten aufgegeben: Der Absender schreibt seine Botschaft in chinesischen Dirigenten wie seiner Musikerschar rauschenden Applaus ein. Schriftzeichen auf einen Bordrud. Diese Botschaft wird dann von einem Telegraphisten nach der Tabelle in Nummern übertragen. Die Nummern werden telegraphiert, und die Empfangstelle überträgt sie wieder ins Chinesische.
Theater.
Hans Heiling . Wenn es überhaupt möglich ist, daß ein Opcrntheater ohne Subvention sich hält und vielleicht sogar mehr als das tut, so läßt sich diese günstige Zukunft von unserem Lorking Theater erhoffen.
Das Lorking- Theater leistet beides: eine so weit möglich fünfta Friedrich Wilhelmstädtisches Schauspielhaus: lerische Ausführung, und vor allem die Pflege wirklicher KunstBrüderchen", Kadettendrama in drei Akten von Robert produkte. In dem etwas engen Rahmen, der hier begreiflicherOverweg. Der Verdacht, den die Bezeichnung Kadettendrama weise einzuhalten ist, gibt es immer noch Werke, deren Auffrischung erregt, bestätigte sich nicht. Hier und da sah es sogar aus, als so gut wie nicht entbehrt werden kann. Seit im Jahre 1833 das solle die humanitäre Tendenz des Stückes sich zu einem entschic- hiesige alte Opernhaus eine seiner wirklichen Erstaufführungen deneren Angriff gegen den arrogant- bornierten, von den Kadetten - gebracht hat, den„ Hans Heiling " von Heinrich Marschner. anstalten in besonderer Reinkultur gepflegten Kastengeist des Mili- war dieser Komponist ein Liebling des deutschen Opernpublikums, tarismus erheben. Aber es blieb bei tastenden und unfruchtbaren der in jeder Weise nahe an Karl Maria Weber heranreicht. AllAnfäßen. An dramatischer Gestaltungsgabe gebrach es nicht mählich aber wurde auch die Erinnerung an ihn so wenig ge weniger als an der Stoßkraft wißig- pointierender Satire. Statt pflegt, daß eine Wiederaufnahme seines Hauptwertes cin ent des Könnens zeigte sich immer nur der gute Wille, der im nüchtern- schiedenes Berdienst ist. flachsten Sinne das Theater als Stätte zur Erteilung beherzigenswerter Lehren auffaßt. Zweifellos die Härte liebloser Eltern und Erzieher tritt achtlos in vielen Tausenden von jungen Menschenseelen den Keim der Lebensfreude nieder, erstickt durch Ungerechtigfeit des Strafens in den Kindern mit dem Vertrauen und der Liebe zugleich den Antrieb der Wahrhaftigkeit, die Basis jeder höheren ethischen Entwickelung. Gewiß ist es darum auch, wie der Verfasser in den Programmheften zu seinem Stücke schreibt, an sich ein Verdienst, wenn der Künstler zu uns tritt und uns ernst ins Gewissen redet: Was wißt Jhr vom Kinde!" Doch das Schlimme ist, daß hier in Wahrheit statt des Künstlers jemand, der auch nicht durch die entferntesten Verwandtschaftslinien irgendwie mit ihm zusammenhängt, als Mahner auftritt, jemand, der in drei langen Akten wesentlich nicht mehr zu geben weiß, als was jeder, der den Fall" in einer furz gefaßten Reporternotiz läse, sich selber sagen könnte. Diese Art Dramatisierung rechnet mit der ganz naiv- schaulustigen Freude an illustrierender Erläuterung irgendeines mit moralischer Tendenz versehenen Vorganges, etwa wie die Jahrmarktsänger, die die Wirkung ihrer Liederterte durch eine Tafel grell bemalter Bilder unterstützen. Indes schien sich der Autor, wenigstens bei der Premiere, damit nicht verrechnet zu haben. Nach jedem Fallen des Vorhanges donnerte der Beifall förmlich los. Das Hin und Her der vielen bunten Röcke, der Elan, mit dem den fchuldigen Eltern die Wahrheit gesagt wurde, das
In gleicher Weise verdienstlich sind die einzelnen Bemühungen des Direktors May Garrison, der uns am vergangenen Sonn abend die Neueinstudierung der romantischen Oper" vorführte. 3war waren die langen Pausen des Abends so störend, daß man die Direktion nur dringend bitten kann, darin zweckmäßiger vorzugehen. Fraglich mag es auch sein, ob die Sängerin der jugendlich dramatischen Partie, Josephine Gerder- Grünwald, auf dem richtigen Posten stand. Sie neigt weitaus mehr zum Heiteren und Bifanten, furz zur Opernsoubrette, als zum tragischen Ernst. Um so erfreulicher ist es zu sehen, wie sich die Sängerin seit Jahren aus einer wenig beachteten Stellung heraufgearbeitet hat und nun ihre Stimme den Anforderungen einer solchen Rolle großenteils anzupassen versteht; die schauspielerische Kraft müßte allerdings noch gestärkt werden. Ihr Tenorpartner war William b. arthausen ebenfalls ein Künstler, der mit einer vornehmen Anlage auch die Arbeit der eigenen Entwickelung verbindet. Eine hoch dramatische Partie hatte Emmy Schwabe inne, zwei Buffo- Rollen waren bei den Herren Wolter und Lieban berhältnismäßig sehr gut aufgehoben. Die Regie von J. Greven berg und die Orchesterdirektion von M. Grimm hielten die Aufführung wenigstens gediegen zusammen.
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Ohne irgend ein verhältnismäßig" und wenigstens" fönnen wir unsere Freude über die Wiedergabe der Titelrolle durch Dr. Präll aussprechen. Der Inhalt des Stüdes gibt dem Vertreter