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Schiller Theater Charlottenburg. Die Hers

auf der Höhe. Der erste Band der Sammlung Aus der Wiegelund seine Nachsucht dann durch gutes Zureden tole ein schreiendes des Lebens" ist von dem Herausgeber selbst verfaßt. Das Kindlein zur Ruhe bringt. Damit daß die Dame den nicht minder Meer wird darin als die Ursprungsstätte des Lebens gezeichnet, blutigen Stichtern ihres eigenen Stammes in ähnlicher Weise ein in lebensvoller Schilderung werden wir mit den wichtigsten Lebens- Schnippchen schlägt, wie dem Barbaren, endigt das Stück; aber die erscheinungen der niederen Meeresbewohner, mit ihrer Bewegung gehäuften Trivalitäten und Unmöglichkeiten der Ausführung ließen und Ernährung, ihrer Fortpflanzung und Sinnestätigkeit, vertraut es zu feiner Wirkung recht tommen. Herr Biegel als Braß­gemacht. Ein großer Wert ist auf die Illustrierung gelegt. Cieben bound war nach Gebühr melodramatisch, Abel eine drollige von den acht farbigen Tafeln stammen von der Meisterhand Matrosenkarikatur. P. Flanderkys und zeichnen sich in gleicher Weise durch künst­lerische Vollendung wie wissenschaftliche Erattheit aus. Besondere Anerkennung verdienen auch die zahlreichen schematischen Text- mannschlacht" hat der unglückliche Heinrich v. se leist, figuren, die in ausgezeichneter Weise die Darstellung unterstützen. Unter Berücksichtigung dessen, was geboten ist, muß der Preis von 2 M. für das gebundene Werk als sehr mäßig bezeichnet werden. Ebenfalls hochwillkommen wird allen Liebhabern und Samm­Tern von Schmetterlingen ein neues Werk von Prof. R. Lampert " Großschmetterlinge und Raupen Mittel europas" sein, das in dem Verlage von J. F. Schreiber, Gẞlingen und München herauskommt. Der Umfang des ganzen Wertes ist auf 30 Lieferungen, enthaltend 200 Seiten Tert und 95 Farbendrucktafeln mit über 2000 Abbildungen( Preis der Lief. 0,75 M.) geplant. Bis zum Weihnachtsfeste soll das Wert voll­ständig vorliegen. Naturgemäß liegt das Schwvergewicht eines vielleicht die Franzosenherrschaft erspart geblieben. Nun war's solchen Buches in seinen Jllustrationen, und da muß ich sagen, daß mir kein zweites ähnliches Werk bekannt ist, das gerade darin so borzügliches bietet. Es ist ein ästhetischer Genuß, die einzelnen Blätter zu betrachten. Es ist ein erfreuliches Zeichen der Zeit, daß neben der reinen Systematik auch die Biologie und Ent­widelungsgeschichte zu ihrem vollen Rechte kommt und in der an­schaulichen Weise, die alle Publikationen Ramperts auszeichnet, dargestellt wird. Auch dieses Werk kann man unbedingt empfehlen.

Kleines feuilleton.

Theater.

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um

der später aus Elend seinem Dichterdafein mit der Pistole ein jähes Ende feste, in der zweiten Hälfte des Jahres 1808 geschrieben. Preußen als Großstaat war durch den Tilfiter Frieden aus der Liste gestrichen worden. Eine Reihe deutscher Duodeziouveräne hatte die Korruption, die in den oberen Regionen sowieso schon herrichte, nur noch verschärft, indem sie für ihre Geschäftsfirma von Napoleon eine Standeserhöhung" erbettelte. Wie fläglich muß es das Bürgertum bestelt gewesen sein, daß es sich noch mehr fürst­liche Blutsauger auf den Nacken fezen ließ, statt die ganze Brut zum Teufel zu jagen. Wenn es auch nur einen Bruchteil feines Korsenhaises gegen sie aufgewendet bätte, wäre ihm zu spät; den napoleonischen Knebel im Munde, wagte das aus­gepowerte Bolt taum zu muckien. Aus dieser Empörung heraus dichtete Kleist seine Hermannschlacht ". Die feudale Stajte, der er felbst von Geburtswegen angehörte, hatte ihm den Brottorb ver­fagt. Er litt, gleich dem ärgsten Proletarier, und er litt mit ihm gemeinsam an des Volkes Not. Anders mußte es werden. Erst Befreiung von der Fremdherrschaft; dann war an Erstarkung im Innern zu denken. Um die Nation aus der Lethargie zu wecken, griff Kleist auf die germanische Vorzeit zurück. Im Hermanndrama wollte er dem Volle sein eigen Geficht zeigen; da sollte es erkennen, was ihm zu tun notwendig sei. Nun, 1813 schlug es ja los; aber der Dichter lag schon zehn Jahre in der Erde, als sein Drama wenigstens im Drud erscheinen fonnte. Wir verkennen nicht

das eine sein glühender Freiheitsatem steckt auch noch heute an; indessen wirkt das Ganze doch nur eben, wie eine antiquierte Historie wirten fann. Kleist fonnte aus gewiffen feudalen An­schauungen nicht hinaus. Die Apostrophe an das Herrschertum von Gottesgnaden, in die das Drama schließlich ausmündet, verdirbt den Gesamteindruck.

Physiologisches.

Kleines Theater. Kapitän Braßbounds Be lehrung" von Bernard Shaw ( deutsch von Trebitsch , in Buchausgabe erschienen in S. Fischers Verlag in Berlin ). Für die Sorma, deren Maria Magdalene hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, bedeutete diese Aufführung, in der sie wieder Die Aufführung, die das Schiller- Theater mit unbedeutenden einmal ganz fie selber sein durfte, einen neuen glänzenden Triumph, Kürzungen unternahm, war feine so üble Tat, wenn man die guten für die Verehrer Shaws eine neue Enttäuschung. Der Eindruck Leistungen einiger weniger Darsteller herausnimmt. Richard arger Flüchtigkeit, den die Shawsche Don Juan- und Automobil- Wirth bot da einen Hermann, der ihm hinsichtlich der Natürlich­komödie in der vorigen Saison hinterließ, wurde bon feit und überlegenen Kraft nicht leicht einer nachspielt. Dann wären diesem älteren, aber erst in neuester Zeit auf die englische noch hervorzuheben: Hedwig Pauly als Thusnelda , Hans Bühne gelangten Drama in noch viel höherem Maße hervor. Gerhard( Quintilius Varus), Mar Bategg( Marbod ) und gerufen. Es wäre lächerliche Bedanterie, von einem so auf das Leopold Thurner( Waffenschmied). Anerkennung verdienen Kapriziöse, auf das sprunghaft Ueberraschende eingestelltem Geiste auch manche Ensembleszenen und die Regie. Dennoch fam das etwas wie eine möglichst lückenlose Motivierung, ein fonfequentes Ganze nicht viel über den Spettatel einer Historie hinaus. Wort­Beharren im Kreis einleuchtender und wohl verknüpfter Wahr- tiraden lassen sich in feine zwingenden Taten umiezen. Die Dar­scheinlichkeiten verlangen zu wollen. Shaw muß Raum für Burzel stellung mimte den berüchtigten Furor Teutonicus mit einem so bäume haben. Aber die ausgelaffen lustige Komödie gewaltigen Stimmenmaterial, daß man für sein Trommelfell be­ Helden" und die feinsinnig feinfinnig aus zarteftem Gefühl und sorgt sein fonnte. Alles in allem: es fehlte der einheitliche fünstlerische Fronie getvorbenen Szenen der Candida" haben gezeigt, wie Vortragsstil. Das Bublifum flatschte sich indes die Hände breit, viel Anmut, welches sichere Stilgefühl Shaiv auf den Höhepunkten sintemalen für Augenweide gesorgt ist. e. k. feines Schaffens mit jener Freiheit zu verbinden wußte. Seither scheint er den Einfällen nicht Zeit zum Ausreifen zu gönnen. Wie's tommt, so schüttelt er sie von den Bäumen, mag sich dann jeder bon dem rasch zusammengefehrten Haufen herausfuchen, was ihm gefällt. Man fönnte meinen die Ironie, mit der er in feiner Plauderei über den Teufelsker!" von der Entstehung des Stückes und den Rezepten der Anfertigung spricht, richte sich zum guten Teile gegen die Art seiner eigenen dramatischen Arbeit. Es wäre ganz im Stile seiner spöttisch skeptischen Denkart, wenn er einer die Flüchtigkeiten tadelnden Kritik etwa erwidern würde, er schreibe doch nicht irgend einem Phantome von Bollkommenheit, sondern sich selber zum Gefallen. Der Kapitän Braßbound in dem aufgeführten Stücke hat mit dem wilden, dann durch ein wenig Güte von Grund aus ber­wandelten Teufelsterl, seine Besiegerin, die unentwegt frohmütige, vertrauensvolle Lady Cäcilie mit Candida verwandte Züge, mur daß die Daseinsmöglichkeit der beiden Urbilder hier ganz dem Mastenhaften, Stereotypen weicht. Räuberromantik, humanitäre Tendenz und Parodie auf beides stößt da aufeinander, ohne daß es irgendwie zu einer Art Berschmelzung fäme. Die Rolle der unerschrockenen Lady, die Afrika nach allen Richtungen durchquert und jedes Wesen, das gefährlich tverden könnte, durch eingeborene Liebenswürdigkeit und Hände­schütteln entwaffnet, ist für die englische Schauspielerin Terry ge­schrieben. Aber daß sie den Situationen mehr als ihre deutsche Kollegin abgewonnen haben sollte, ist schwer zu glauben. Die nur dann genau wissen kann, wieviel von einem Stoff, den man Sorma gab der bezwingenden Güte dieser männerbändigenden Frauenseele einen reichlichen Zusatz schelmisch bewußter Sofetterie, doch gerade darin traf sie den richtigen Ton. Dhne die Unter streichung solcher Weiblichkeiten, die der Tugend selbst einen Stich ins Parodistische verleiht, wäre der Zwiespalt zwischen der lob preisenden Darstellung weiblicher Milde und der saloppen schlecht possenhaften Form der Handlung noch viel störender auseinander geklappt. Reizend gelang ihr die Szene, wie sie, als Braßbound den marokkanischen Bandenführer, ihren Onkel, den Bord Oberrichter zum Gefangenen erklärt, sorglich an des Banditen Jacke weiter näht

Die Blutmenge des Menschen. Blut ist ein ganz besonderer Saft; im Blut sind alle Stoffe enthalten, aus denen sich die Teile und Organe des Menschen oder des Tieres, durch beren Adern es fließt, ernähren und ergänzen müssen und die Mischung aller dieser so verschiedenartigen Stoffe, in denen jeder in der notwendigen Menge und in einer Form vorkommen muß, die seine leichte Aufnahme in das zu ernährende Organ ermöglicht, stellt eine ganz eigenartige Flüssigkeit dar, wirklich einen ganz be­sonderen Saft. Selbstverständlich ist das Blut bei der Wichtigkeit, bie es für den Organismus besikt, stets und bei allen Völkern ein Gegenstand großer Beobachtung gewesen, und der exakten Natur­forschung hat es ein Feld reichen Forschungseifers geboten; die physikalische und chemische Natur des Blutes, alle feine Eigen­schaften, der Einfluß, den die verschiedenen Naturkräfte darauf ausüben, alles wurde und wird noch gegenwärtig von den Natur­forschern mit Aufwendung des größten Scharfsinns, der feinsten Methoden und sinnreichsten Apparate untersucht. Nicht zuletzt ist es die Menge des Blutes, um deren Feststellung man sich bemühte. Abgesehen von allen anderen Rücksichten, aus denen die Kenntnis der Blutmenge im Menschen und in den Tieren notwendig ist, er= scheint es schon darum wichtig, über sie im flaren zu sein, weil man etwa zu Heilzwecken dem Blute zuführen will, gegeben werden muß. Aber gerade der genauen Erforschung der Blutmenge stellten sich große Widerstände und Schwierigkeiten in den Weg. Am lebenden Körper waren die Untersuchungen natürlich überhaupt nicht möglich, man mußte gestorbene Menschen oder getötete Tiere verwenden und versuchen, fie völlig ausbluten zu lassen; gelang dies, so hatte man die Menge des Blutes eben direkt bestimmt. Allein dieser Ver­juch gelang eben nicht, und er konnte auch gar nicht gelingen. Denn die Adern enthalten ein ausgedehntes Neb von äußerst engen Röhren, aus denen auch bei sorgfältigstem Verfahren das Blut nicht