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vollständig ab, er vermag sich nur mittels feiner Haftwurzeln an dem Mauerwerk festzuhalten. Einen anderen Reig übt das Wasser auf manche Pflanze aus and veranlaßt wieder eigenartige Bewegungserscheinungen. Die Wurzeln suchen im allgemeinen das Wasser, das gleiche gilt von gewissen Schleimpilzen, die bei ihrer Sucht nach dem Wasser selbst größere Hindernisse zu nehmen wissen. Während der Fruchtbildung ziehen diese Organismen sich jedoch vom Wasser zurüd.
Weiter wäre hier noch der Wärme zu gebenfen, die nach Uebersteigung der den jeweiligen Pflanzen zuträglichen Höhe die Pflanze zwingt, sich von der Wärmequelle abzuwenden. Andererfeits wachsen die Pflanzen der Wärmequelle entgegen, wenn der Wärmegrad unter jenem Maß bleibt, welches die betreffende Pflanze zu ihrer natürlichen Entwidelung bedarf. Auch die Protoplasmaströmung in den Bellen ist abhängig von der Wärmemenge.
schon öfter bemerkt worden ist, daß Goethes Darstellungen lar, wahr und lebendig find, es find keine bloßen Reflegionen, es find künstlerische Anschauungen"...
Theater.
Rammerspiele: Esther, Fragment von Franz Grill parzer; Der Diener zweier Herren, Lustspiel in zwei Aufzügen von Goldoni . Das Estherfragment tann in der von Berthold Held als Regisseur geleiteten Aufführung in eigens artigem Kolorit heraus. Dekoration, Kostüme, das Spiel der Haupts darsteller, alles wirkte ohne störende, naturaliftische Kleinigkeitsträmerei zum Eindruck orientalischer Rasseechtheit zusammen. Mögs lich, daß diese Akzentuierung des Ethnologischen in das Werk Grill parzers, der mit dem Geist der Zeiten" stets in freiester Weise umspringt, etwas hineinträgt, was abseits von des Dichters Schnelle Bewegungen laffen sich beobachten bei dem bekannten Absichten liegt. Aber selbst wenn dem so wäre, würde das noch Mührmichnichtan, auch schamhafte Sinnpflanze genannt, Mimosa immer keinen entscheidenden Einwand gegen den Stil der Dar pudica, bei dem Sonnentau, einer insektenfreffenden Pflanze unserer stellung begründen, denn sie verdunkelte nichts, was poetisch Torfmoore, bei den Blumen des Sauerborns, deren Staubgefäße wertvoll wäre, sondern erhöhte nur ben nicht überfich sofort der Narbe nähern, wenn ihr unterer Teil berührt wird, großen Reichtum der Dichtung durch Reize neuer Lichter. bei den Kornblumen, wo ein leichter Druck auf die Scheibenblüten Die Betonung des Raffemäßigeit erwies fich als ein Mittel zur Steige genügt, die Pollenmasse hervorquellen zu lassen. So ließe sich noch rung der Illufion. eine Reihe von weiteren Beispielen von Eigenbewegungen im Pflanzenreiche anführen, alles Bewegungen, die unahbängig find von dem Weiterwachsen der Gewächse.
Alle diese angeführten Bewegungen werden durch Reize mechanischer Natur veranlaßt. Doch kennt der Pflanzenphyfiologe auch Bewegungen, die auf chemische Reize zurückzuführen sind, so bei den Sporen der Farne und Moose.
In den ersten Szenen, bei der Zusammenkunft der Höflinge und Priester, überwog das äußerlich Malerische, doch das Erscheinen Wegeners am Schluß des Auftritts vertiefte dann sofort den Eindruck. Sein König hatte, nicht nur im Gewand, in Ton und Miene, auch in der Wesenheit, in der weichlich zerfloffenen Stimmung den müden Neberdruß und im jäh auffladernden Borne ein Etwas, das an das Asiatentum des Herrschers glauben ließ. Die Esther Die Wissenschaft beschäftigt sich in neuester Zeit eingehender mit der Eyfoldt war ohne jede Spur aufdringlicher Brononcierung, dem Forschen nach den Ursachen dieser Bewegungserscheinungen. In ein leibhaftiges Judenmädchen, flug, munter, mit heller manchen Fällen ist es gelungen, hier ganz eigenartige Beobachtungen Stimme ein arglofes Geschöpf, welches die Weisheit, die den zu machen, aber es ist noch nicht in allen Fällen möglich gewesen, König staunen macht, teiner überragenden Edelnatur, sondern den Schleier vollständig zu lüften. Die eigenartigen Organe, welche der einfachen Unschuld ihrer Jahre und dem läuternden man teilweise als den Siz der Reizempfindung kennen gelernt hat, Einfluß ihres Pflegevaters Mardochai verdankt. Was sie auch sagte, haben veranlaßt, daß das Wort von einem„ Seelenleben" der tam mit einer heiter schlichten Selbstverständlichkeit treffsicher über Pflanze wieder gang und gäbe wird. Nichtiger wäre es, von einem zeugend heraus. Ihr Spiel reichte in der Kunst der Veranschau Sinnesleben" zu sprechen Herm. Krafft. lichung an ihre berühmtesten Leistungen im Kleinen Theater heran und zeigte die Elastizität dieses Talentes, von dem man geglaubt hatte, es überschreite nicht den engen Umkreis von Strindbergs und Wedekinds perversen Weibgestalten. Auch Herrn Pagays Mardochai war echt vom Scheitel bis zur Sohle. In der Schlußfzene, der Begegnung Esthers mit dem Könige, erreicht bie farbige Lebendigkeit der Darstellung den Gipfel puntt. Meisterhaft war es, wie Frau Ensoldt hier in der Art der Beredsamkeit und Mimik leise Esthers Blut durchflingen ließ, wie im Busammenspiel das Aufglühen und Anschwellen des Gefühls zum Ausdrud fam.
Kleines feuilleton.
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Wie Goethe arbeitete, darüber findet sich in dem neuesten Heft der von Wilhelm Bode herausgegebenen Stunden mit Goethe eine höchst charakteristische Mitteilung des letzten Sekretärs Goethes, Christian Schuchardt . Goethe hat Schuchardt Wilhelm Meisters Wanderjahre in die Feder diktiert und dabei die erstaunliche Kraft, Sicherheit und Klarheit seines Geistes in so hohen Jahren in be- Das den Abend schließende Goldonische Lustspiel, dem ohne Titel wunderswerter Weise bekundet. Er tat dies so sicher, fließend," tein Mensch die Berühmtheit des Verfassers anmerken würde schreibt der Sekretär, wie es mancher nur aus einem gedruckten gilt als der große Reformator der italienischen Bühne im 18. Jahra Buch zu tun imstande sein würde. Wäre das ruhig und ohne hundert, seine Verehrer vergleichen ihn mit Molière war offenbar äußere Störung und Unterbrechung geschehen, so würde ich kaum gewählt, um Herrn Biensfeldt, dem unvergeßlich drolligen aufmerksam geworden sein. Dazwischen aber kam der Barbier, Monomanen in Courtelines Herrn Kommissar", Gelegenheit zu der Friseur, der Bibliothekadiener, öfter der frühere Sekretär geben, all seine drastischen Humore Loszulassen. Er war in äußerst Goethes, der Kanzlist, welche alle die Erlaubnis hatten, unange- aufgeräumter Laune, ein Harlekin, der es an firer Komik der Vermeldet einzutreten. Der Kammerdiener meldete einen Fremden renkungen, der Purzelbäume und des Gesichterschneidens wohl gewiß an, mit welchem fich Goethe, falls der Annahme, längere oder mit jedem Schauspieler- Zeitgenoffen des Dichters aufgenommen türzere Zeit unterhielt; dazwischen trat auch wohl jemand aus der hätte. Aber die Späße der Komödie erschienen so plump, blieben Familie ein. Der Barbier und Friseur erzählte, was in der Stadt fo weit selbst hinter der Durchschnittstechnik des heutigen etwa passiert sei, der Bibliotheksdiener berichtete von der Biblio- Schwantes zurück, daß trotz besten Willens, historisch" zu genießen, thet usw. Wie beim Anklopfen das kräftige Herein!" ertönte, be- nur eine magere Fröhlichkeit zustande kam. endigte ich den letzten Satz und wartete, bis der Anwesende fich wieder entfernte. Da wiederholte ich soviel, als mir für den Zu- Schauspielhause hat nach dem glüdlichen Treffer der Shawschen fammenhang nötig erschien, und das Diktieren ging bis zur nächsten Störung, als wäre nichts vorgefallen. Das war mir doch zu arg," Heuchler" eine schmerzliche Niete zu verzeichnen, nämlich des nicht und ich sah mich überall im Zimmer um, ob nicht irgend wo ein mehr unbekannten Romanschreibers und Simplicissimus"-Dichters Buch, ein Konzept oder Brouillon läge, in das Goethe im Vorüber- orfiz Holm dreiaftige Komödie: Fräulein Resi", die bei gehen schaute( während des Dittierens wanderte derselbe nämlich der Uraufführung unter zischendem Protest der Majorität ein wenig ununterbrochen um den Tisch und den Schreibenden herum), aber ehrenvolles Begräbnis erhielt. Vom Tantiementeufel verführt, hat niemals habe ich das Geringfte entdecken können. Als ich meine sich hier wieder einmal ein sonst geschmackvoller und feinsinniger Verwunderung darüber gegen Hofrat Meyer, Goethes langjährigen Mitteln arbeitenden Tone begeben. Irgend ein tieferer Sinn ist in Autor umsonst auf das Gassenniveau einer mit den plumpften Freund, äußerte, nahm er das als etwas ihm ganz Bekanntes auf den drei Aften, die mit Kasernenhofblüten beginnen und mit einer und erzählte mir einen anderen Fall: Auf einer langsamen Fahrt von Jena nach Weimar habe ihm Goethe den ganzen Roman" Die Flut von sittlicher Gemeinheit aus dem Munde einer verkommenen Wahlverwandtschaften" erzählend vorgetragen, und zwar in einer Sergeantenfamilie enden, nicht zu finden. Es sei denn die reale Weise fließend, als habe er ein gedrucktes Exemplar vor fich; und Lebensweisheit des„ süßen Mädels" vom Kommiß, daß ein doch sei damals noch kein Wort davon niedergeschrieben gewesen. Delikatessengeschäft einträglicher ist wie ein verabschiedeter Leutnant Während des Diftierens fam es auch nicht selten vor, daß Goethe ohne Mittel." Fräulein Refi" spielt in einer Münchener Kaferne und plöblich stehen blieb, wie man etwa tut, wenn man eine Gruppe spielt die gute Lebensart adeliger Offiziere gegen den verrohten Ton aus. armen Unteroffiziersfamilie Soll das vielleicht Menschen oder einen anderen Gegenstand unvermutet vor sich sieht, welche die augenblickliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Diese Simpliciffimus"-Stil sein? Herr Holm hat sich umsonst bemüht, schien er sofort künstlerisch zu gestalten und zu gruppieren. Mit das erhoffte Geschäft kam nicht zu stande. ausgebreiteten Händen und unter Beugung des Körpers nach der einen oder anderen Seite brachte er den Gegenstand ins Gleichgewicht und in kunstgerechte Stellung. War ihm das gelungen, so rief er gewöhnlich:" So recht! ganz recht!" Anfangs wurde es mir fast unheimlich bei dieser Unterhaltung mit der unsichtbaren Gesellschaft, seinen eigenen Kunstgebilden. Es wurde mir aber dadurch anschaulich klar, daß die ganzen Figuren und Situationen, der ganze Verlauf der Handlung, lebendig vor seiner Seele vorüberzogen. Es wird dadurch erklärlich, was in verschiedener Weise
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Die tünstliche Fortpflanzung des Lebens. Da in den letzten Wochen viel Aufhebens von Forschungen gemacht worden ist, die eine künstliche Fortpflanzung bei Tieren erreicht haben sollen, ist es ein Aft der Gerechtigkeit, darauf hinzuweisen, daß der deutsch - amerikanische Professor Jacques Loeb schon vor mehreren Jahren diese Möglichkeit entdeckt und durch gründliche Versuche bewiesen hat. Profeffor Loeb sorgt übrigens selbst dafür.