-
840
-
II.
Wer wie ein Frauenzimmer schwadroniert, Reklame, Schliche, Ränte inszeniert, Spiznamen, Klatsch, Privates folportiert
Und auch hysterisch Brustton" mimen fann- Der ist ein Mann! ( Alfreb Kerr im„ Tag".)
-Landesverrat.
Achtzehn Monde eingespundet! Heiliger Strohfad! Ist das Hohn? Dieser Urteilsspruch befundet Unfre Denternation.
Wenn so ein Sergeantenrammel Seine Leute blutig schind't Gibt es übrall einen Hammel, Welcher dies entschuldbar find't.
Bieles wird dir gern verziehen: Sei in praxi Lump und Schwein! Aber mit den Theorien
Mußt du hübsch bescheiden sein! ( Ratatöste im„ Simplicissimus".)
Notizen.
daß feine wichtigen Forschungen nicht in Vergessenheit geraten, denn er hat auf dem diesjährigen Internationalen Zoologen- Nongreß in Boston einen Vortrag über die künstliche Fortpflanzung gehalten, dem er den Titel" Der chemische Charakter des Befruchtungsvorgangs" gegeben hat. Darin sind die Ergebnisse der mit Gifer fortgesetzten Untersuchungen niedergelegt worden. Man ist bisher so sehr gewohnt gewesen, den Vorgang der Befruchtung oder Fortpflanzung für einen besonderen und geheimnisvollen Lebensaft zu halten, der nur durch die unbewußte Tätigkeit der Bebewesen selbst zustande kommen kann, daß es nun allerdings wie ein Wunder berühren muß, wenn ein Gelehrter im Laboratorium die Befruchtung unbefruchteter Eier einfach auf chemischem Wege zustande bringt. Professor Loeb hält zunächst an dem Gesez fest, daß alle Lebenserscheinungen dem Grunde nach chemischer Natur find und daß daher eine künstliche Erzeugung von Leben nur durch eine Reihe bestimmter chemischer Reaktionen erhofft werden kann. Bei dem Befruchtungsvorgang übt der Samen oder, wie er bei höheren Tieren heißt, das Spermatozoon, zwei Wirkungen auf das Ei aus: es beranlaßt seine Entwidelung, und es teilt ihm die väterlichen Eigenschaften mit. Die Forschungen von Loeb be schäftigten sich nur mit der ersteren dieser Wirkungen. Die deutlichste chemische Reaktion, die durch den Samen beim Ei hervorgerufen wird, ist eine ungeheure Zusammenhäufung von Kernstoff aus dem Gesamtstoff der Zelle. Nach dem Eindringen des Spermatogoons teilt sich der Kern des Eies allmählich in zwei, vier, acht usw. und jeder neue Kern ist von derselben Größe wie der ursprüngliche. Daraus geht hervor, daß die chemische Wirkung ohne Zweifel die Bildung von solchem Kernstoff in der Zelle ist. Nun besteht aber der Kern der Eizelle aus einem Salz, das sich aus einem Eiweißstoff als Basis und einer Säure zusammenseßt, die ale Kernsäure oder Nucleinsäure bezeichnet wird; der wesentlichste Bestandteil dieser Säure scheint wiederum Phosphor zu sein. Damit wird die hohe Bedeutung des Phosphors für den menschlichen Körper noch in ein besonderes Licht gerüdt. Der zum Aufbau des Kerns nötige Phosphor muß im Ei selbst enthalten sein, da sich das Ei eines Meerestieres ebenso gut in Seewasser, dem der Phosphor entzogen ist, entwidelt wie in phosphorhaltigem Wasser. Ferner ist für das Wachstum des befruchteten Eies freier Sauerstoff notwendig, denn außer der Aufnahme von Sauerstoff verursacht oder beschleunigt der Samen noch andere Vorgänge im Ei, wie z. B. die sogenannten Hydrolysen, die nur bei Gegenwart von Sauerstoff in einer für das Leben nicht gefährlichen Weise vor sich gehen. Warum mun der Samen die Entwickelung des Eies eigentlich veranlaßt, ist noch unbekannt. Das Spermatozoon besteht aus einem Kopf und einem Schwanz, der erstere ist eigentlich ein Zellkern, der lettere ein fettiges Plasma. Das befruchtende Material muß jedoch für verschiedene Eier fast das gleiche sein, weil es sonst nicht zu verstehen wäre, was von Loeb tatsächlich nachgewiesen worden ist, daß weit entfernte Tiere wie Geelilien und Mollusken imftande sind, die Eier eines Seesternes zu befruchten. ein trivales Ehebruchsdrama in historischen Kostümen und Versen - Premieren. Ganghofers Sommernacht", Diese Entdeckung allein ist etwas ganz Besonderes. Jm Ganzen zieht Loeb aus der langen Linie seiner Untersuchungen den Schluß, erregte auf dem Wiener Burgtheater allgemeine Enttäuschung. Die rote Gred", eine dreiattige Erstlingsoper von Julius daß das Wesentliche beim Vorgang der Befruchtung erstens in einer Verflüssigung oder Hydrolyse oder beiden von fettigen Ver- Bittner, wurde im Stadttheater in Frankfurt a. M. günstig bindungen und zweitens in der Einleitung von Orydationsvoranfgenommen. Auf dem Hamburger Thaliatheater wurde gängen in einer bestimmten Richtung beruht. Diese Theorien eine fündhafte Verarbeitung von Tolstois Anna Karenina" schweben feineswegs in der Luft, sondern künstliche Befruchtung aufgeführt. ist dem Forscher bereits an einer ganzen Reihe verschiedener Tiere gelungen wie an Meerwürmern, Seesternen, Mollusken u. a.
Ans dem Pflanzenleben.
Wasserverdampfung der Pflanzen. Durch den Saftstrom, der aus der Erde den Blättern der Gewächse die Nährfalze zuführt und dann durch die feinen Spaltöffnungen meist der Blattunterjeite wieder verdampft, werden der atmosphärischen Luft täglich und stündlich ungeheure Mengen von Wasserdampf zugeführt. Schon Hales hat berechnet, daß ein einziger Stohlfopf täglich in zwölf Stunden 625 Gramm Waffer verdampft, und daß ein Birnbäumchen, daß nur 70 Pfund schwer ist, in zehn Stunden fogar 6,5 Kilogramm Wasserdunst an den Luftraum abgibt. Höhnel hat die von einem Hektar Buchenhochwald vom 1. Juli bis 1. Dezember verdampfte Wassermenge auf 2,4 bis 3,5 Millionen Kilogramm berechnet. Um eine solche Menge Waffer in Dampf zu verwandeln, hätten 500 000 Kilogramm Steinkohlen oder 1250 000 Kilogramm Holz verbrannt werden müssen. Ein Hektar Buchenwald erzeugt in hundertjährigem Betriebe höchstens 600 Stubikmeter Holz, die etwa 500 000 Stilogramm wiegen, also nicht den vierten Teil der Holzmasse, die für jene Kraftleistung nötig wäre.
Humoristisches. I.
Wer ist ein Mann?
Wer seiner Frau nicht allzu willig war ( 3m vierzigsten und siebten Lebensjahr)
Wer von den Gütern dieser Welt
Das„ Lieben" nicht fürs höchste hält,
Sich auch von andren Dingen was versprach
( Als von dem Aufenthalt im Schlafgemach),
Von Freundschaft, Kunst und geistigem Beitvertreib,-
Der ist ein Weib!
Der Deutsche Monistenbund ( Ortsgruppe GroßBerlin) wird in diesem Jahre noch drei öffentliche Vorträge abhalten: am 10. November spricht Herr Lipsius, der Nachfolger Salthoffs in Bremen , über Hädels Welträtsel" im Klindworth, Schartvenka- Saal( Ligowstr. 76).
abend der Stadt Charlottenburg am Sonntag, den 3. November, im - Gerhart Hauptmann ist der erste volkstümliche KunstStaiser Friedrich- Gymnasium am Savignyplatz gewidmet. Karten zu 50 Bf. und 1 M. in den durch Plakat bezeichneten Geschäften Charlottenburgs .
-Wilhelm Zappert, bekannt als Musikschriftsteller, Musiffenner und begeisterter Borlämpfer Wagners, ist am Sonntag in Südende gestorben. Das Elend der deutschen Stritit ist an dem Manne, der an Können und Wissen die üblichen Tageskritiker weit überragte fraß zutage getreten. Seine Rezenfententätigkeit ernährte ihn nicht, und so nahm er Geschenke. Ein Prozeß, der diesen nicht gerade seltenen Fall enthüllte, machte ihn unmöglich. So ist er beinahe 78jährig in Verbitterung gestorben.
-
"
- Eine eigenartige Dichterehrung. Der belgische Dichter Camille Lemonnier hat von der Regierung feines Vaterlandes ein eigenartiges Anerbieten erhalten: er foll als Gaft des Staates in einem idyllisch gelegenen Hause wohnen, das zu dem Museum Wierz gehört. Lemonnier hat angenommen. Er sieht in diesem freundlichen Anerbieten eine wohlgemeinte Abficht der Regierung, die mannigfachen Zurückjeßungen und Ungerechtigkeiten, die ihm während seiner langen schaffensreichen Tätigkeit zu teil geworden sind, wieder gut zu machen und er fühlt durch dieses Geschent an einen Schriftsteller, der viel geschrieben, unabläffig gerungen und befonders gekämpft hat", nicht so fich selbst, sondern Dichtung und Literatur überhaupt geehrt.
"
- Das Feuerzeug der Südseeinsulaner. Eine eigentümliche Art des Feuermachens haben die Eingeborenen in der deutschen Südseekolonie Neu- Pommern . Nach den Beschreibungen von Dr. Pöd in den Mitteilungen der Wiener Anthropologischen Gesellschaft" nehmen diese Leute einen furzen, von der Ninde befreiten Baumaft, den sie Newâta nennen, spalten ihn an einem Ende etwas auf und klemmen ein Steinchen in diesen Spalt hinein. Nun sucht man sich eine Handvoll trockenes Gras, ballt es zusammen und schiebt es in den Spalt des Knüppels unterhalb des Steines hinein. Man tritt dann auf das am Boden liegende Aststück, um es festzuhalten, zieht durch den Spalt noch einen schmalen Baftstreifen Ana" und wegt diesen in schnellster Bewegung am Steinchen hin und her. Nach etwa 30 Sekunden schon steigt Rauch auf, denn das von der Hitze ausgedörrte Gras ist durch die Reibung in Brand geraten. Jeder Eingeborene in Nen- Pommern trägt einen Newâta bei sich, der ihm auch als Spazierstock dient, ebenso stets einen Ana im Gürtel. Trockenes Holz findet er überall int Walde, so daß er niemals um Feuer in Berlegenheit kommt.
"