Krone ausbreiten und dann ia kürzester Frist diese vollständig kahl fressen. In diesen und in anderen Fällen heißt es jetzt, das Hebel mit der Wurzel ausrotten. Bei sorgfältiger Beobachtung wird man hier und da auch ganze diesjährige junge Triebe wie mit Schießpulver bedeckt finden. Diese pulverähnlichen Körnchen sind die Wintereier bösartiger Blattläuse, während graublauer wolliger Flaum auf die Anwesenheit von Blutläusen hindeutet. Durch Bepinseln mit lOproz. Obstbaumkarboleumlösung mit verdünntem Tabakextrakt oder auch mit Petroleum tötet man diese Schädlingsbruten. Gegen die meisten Schädlinge muß sich der Züchter selbst helfen. Denn die gefiederten Sänger meiden alle Blattläuse und alle behaarten Raupen. Es kann immer und immer wieder nur der Rat erteilt werden, die Ausgabe für ein gutes, wenn auch nur billiges Buch nicht zu scheuen. Ein Buch, das sich speziell an den Anfänger wendet, ist das„Praktische Taschenbuch für Gartenfreunde". Preis gebunden L.SO M., Verlag von Paul Parey . Berlin , Hcdemannstr.!0 Hd. Ift der fuchö intelligent?'� Daß der Fuchs, wie alle Hundearten, nicht sehr scharf äugt, dieser Sinn vielmehr bei ihm am schwächsten entwickelt ist, lehren viel« Fälle aus der jagdlichen Praxis. Eines Nachmittags sah ich gelegentlich eines Spazierganges einen Fuchs aus einer Dickung uiS Feld hinaus schnüren, um dort der Mäusejagd obzuliegen. Aus bloßer Neugierde machte ich den Versuch, ihn ohne jede Deckung, den hinter meinem Rücken liegenden Wald ausgenommen, an« zubirschen. Reineke unvenoandt im Auge behaltend und bei der geringsten Seitenbewegung des Fuchses regungslos stehen bleibend, schlich ich dem vor mir trabenden Rotcock behutsam nach. Da er oft stehen blieb und auf Mäuse lauerte, verringerte sich der Zlvischenraum zwischen mir und dem arglosen Fuchs immer mehr. Es siel ihm gar nie ein, auch einmal nach rückwärts zu sichern. denn von dort glaubte er sich außer Gefahr. So war ich ihm bis auf etwa SO Schritt nahegekommen, als er sich plötzlich umwandte: er starrte mich einen Augenblick betroffen an, dann schnürte er beruhigt näher, als wäre es ganz selbstverständlich, daß der regungS- lose Gegenstand dort mitten im Feld kein Mensch sein könne! Er schien sich nicht zu erinnern, daß dieser auffällige Gegenstand nicht da war, als er vor einigen Minuten an derselben Stelle vorüber» kam. So trabte Reineke näher und näher, sah mich, als er nur noch 20 Schritt entfernt war, von unten herauf wie prüfend an. ohne die Richtung zu ändern. Zuletzt aber merkte ich es ihm beut- lich an, daß ihm nicht mehr ganz wohl bei der Sache war. und end- lich kam er zu der Gewißheit, daß er hier wieder einmal bei all seiner Borsicht hereingefallen sei, und sprang mit entsetzten Fluchten zur Seite. Damals dachte ich bei mir: der Fuchs ist dumm, sonst könnte ihm so etwas nicht passieren. Im Mai 1906 stand ich in der Frühe an einem tags zuvor ent- deckten Fuchsbau an, um die Fähe zu schießen. Gegen S Uhr kam ein halbes Dutzend Jungfüchie aus dem Bau und begannen zu spielen. Sie waren beinahe schon von Katzengröße. Nach einer Stunde, während der mir die Zeit keineswegs lang geworden war, trabte auch die Fähe auf den Bau zu, jedoch ohne Beute. Ich ließ mich verleiten, spitz vorn auf die ohnehin durch Stangen gedeckte Fähe zu schießen. Sie überschlug sich und wurde flüchtig, ohne daß ich einen zweiten Schuß anbringen konnte, da ich eine Büchsflinte führte. Bon den Jungen bekam ich drei Stück. Die übrigen ent- gingen dem Verderben. Nach 14 Tagen meldete mir ein Jagd- aufseher, daß er in einem Dachsbau, der vorher nicht befahren war, wie ich mich selbst öfters überzeugt hatte, Jungfüchs« vermutete. Als ich mit ihm den Vau aufsuchte, wurde dort ein alter Fuchs flüchtig, auf den ich nachher stundenlang vergebens anstand. Kein anderes Kennzeichen als ein paar winzige Federn verrieten, daß der Bau vielleicht befahren sei. Wir, zwei Jagdaufseher und ich, gaben uns alle Mühe, den alten Fuchs oder wenigstens die Jungen zu schießen, da in jenen, Hauvtbau mit dem Hund oder mit Graben nichts zu machen war. Da aber weder ein junger noch ein alter Fuchs sich blicken ließ, glaubten wir schließlich, daß der Bau am Ende doch nicht befahren sei, und gaben unsere Bemühungen aus. Als wir aber in den folgenden Tagen bald eine verlorene Rebhuhn- jeder, bald ein Stückchen Hascnivolle fanden, die vor den Röhren wie zufällig zerstreut lagen, schöpften wir doch wieder Verdacht. Ich merkte mir schließlich jedes Federchen, jedes Wollstückchcn, um konstatieren zu können, ob diese verräterischen Zeichen sich mehren würden. Aber das Gegenteil trat ein: sie verschwanden. Endlich fand ich einige Schritte vom Bau entfernt eine Stelle, wo offenbar junge Füchse sich herumgetrieben hatten, und als untrüglichen Be- weis dafür auch Losung, die von bereits sehr starken Jungfüchsen stammen mußte. Am anderen Tag war auch diese verschwunden, also ohne Zloeifel von der schlauen Füchsin weggetragen. Nun wußte ich. daß ich eö mit einem sehr schlauen Fuchs zu tun hatte, den eine schlimme Erfahrung so klug und vorsichtig gemacht, so daß *) Wir entnehmen diese Schilderung der von F. Bergmillcr bearbeiteten neuen Ausgabe von„DiezelS Erfahrungen auf dem Gebiete der Niederjagd", die der Kosmosverlag sStuttgart, Franckh» sche Buchhandlung! für den Preis von S.SO M. in einem starken Band von über 400 Großcltavleiten herausgibt. er das geringste verräterische Zeichen vom Bau forttrug, um da» Versteck seiner Nachkommenschaft nicht zu offenbaren. Auch dies« schien gründlich über die Gefahren ihres jungen Lebens belehrt zu sein, da sich nie einer der Jungfüchse vor dem Bau zeigte, ob- wohl wir viele Stunden long lauerten. Diese Fähe hatte ohne Zweifel mit ihrem nicht mehr zahlreichen Geheck— ich schätzte es auf 2 bis 3 Stück— an ihrem ersten Bau Malheur gehabt und nun diesen bezogen. Damals dachte ich nicht daran, daß es Höchstwahr- schcinlich dieselbe war. die ich einige Wochen vorher angeschossen und der Hälfte ihres Gehecks beraubt hatte. Heute bin ich fest da- von überzeugt, obwohl die beiden Baue weit auseinanderlieg«». Am nächsten Tag stand ich von morgens'/H4 Uhr an diesem Bau an und schoß die Fiichstn gegen 7 Uhr, nachdem sie bei ihrem ersten Er- scheinen Wind von mir bekommen und diese unliebsame Entdeckung zehn Minuten lang durch anhaltendes Bellen bekundet hatte. Einen der Jungfüchse fand ich bald darauf verendet, einen zweiten traf ich auf der Frühbirsch an. Eine Rüde hatte sich ihrer nicht an- genommen: sie waren aber bereits fo stark, daß sie sich selbst er- nähren konnten. Aus diesen beiden Beispielen könnte man die widersprechendsten Schlüsse auf die intellektuellen Eigenschaften ReinekeS ziehen. Man muß sich jedoch vor Trugschlüssen hüten. Hätte ich aus der zuerst angeführten Beobachtung geschlossen, der Fuchs sei schtvachsinnig, so hätte ich richtiger gehandelt als zu sagen, der Fuchs ist dumm. In der Tat darf man Reineke einen hohen Grad von Intelligenz nicht absprechen. Schon in einem Punkt unterscheidet er sich von den »leisten anderen Wildarten, wie Hase, Reb, Hirsch: bei unverhofften Begegnungen mit dem Menschen, bei plötzlich sich offenbarender Gefahr beweist er rasche Entschlossenheit, indem er, ohne auch nur einen Augenblick zu sichern oder zu stutzen, wie der Blitz der» schwindet, während jene Wildarten meistens einen Moment, manch- mal auch viel länger— aber auch ein Moment kann ibnen schon verhängnisvoll werden— sich verblüffen lassen. kleines feuilleton. Menschen bei der Arbeit im Schaufenster. Eine eigene Schau» msterkunst hat sich in den letzten Jahren entwickelt, ein eigener leruf der Schaufensterdekorateure besteht, Unterrichtskurse für dieso sind vorhanden, Kunstzeitschriften beschäftigen sich mit der Frage des Arrangements in den Auslagen, nicht für den Verkauf be» stimmte Gegenstände kommen hinter die Spiegelscheiben, Auto- matcn, Tiere, Statuen sieht man in den Auslagen, nur um eine kurze Rast im Stoßen und Drängen des großstädtischen Getriebes dem mit der Zeit geizenden Publikum abzuringen. Schönes und Unschönes, Gleichgültiges und Sensationelles sehen wir als An- ziehungSmittel hinter den großen Glasscheiben, die den Laden von der Straße trennen. Mäckstig anziehend, aber nicht weniger aufreizend wirkt der immer wieder von neuem gemachte Versuch. Menschen, bor allein Menschen bei der Arbeit in den Sckjau- fenstern zu sehen. Menschen als Reklamemittel sind jedem Groß- städter bekannt. Der Sandwichmami und die Sandwichfrau ge- hören in Berlin wie in München , in Paris wie in New Fork zum Straßenbild. Sie wirken schon peinlich und mitleiderregend, sie müssc� aber doch den Ausbeutern tiefster menschlicher Armut den gehofften Gewinn schaffen, denn sie tauchen immer wieder auf. Noch unangenehmer wirken auf viele Beschauer die Arbeiter»iiid Arbeiterinnen, die genötigt werden, nicht in der Werkstätte oder Fabrik, sondern im Schaufenster einer großen Straße zu arbeiten, die Nähmaschine zu treten, zu sticken, Kleider zu putzen, eine Maschine zu bedienen oder sonstwie sich zu betätigen. Nicht jeder Arbeiter wird sich dazu hergeben; selbst wenn ihn die Not treibt, wird er sich oft dagegen wehren, ja selbst beim erzwungenen Willen wird er dazu unfähig sein. Ter bekannte österreichische Nationalökonom Dr. Viktor Mataja, der Direktor des arbeitsstatistischen Amts, veröffentlicht in der „Lesterreichischen Rundschau" vom 1. Dezember einen umfang- reichen Artikel über„Menschen und Tiere als Rcklamemittel". Er erzählt da von einem erfahrenen SchuÄvarenerzeuger in New Uork, der den Wert der Vornahme von Arbeitsleistungen im Sajau- fenster für den Zweck, Aufnvcrksailikeit zu erregen, sehr hoch an» schlägt und er bemerkte: „Nicht jedermann kann öffentlich arbeiten. Es bedarf eine« Person mit guten starken Nerven und der Fähigkeit, die Gedanken zusammenzuhalten. Ich besitze in meiner Werkstütte Leute, die vorzügliche Arbeitskräfte sind, sie würden aber, wenn einer un- gewöhnlichen Beobachtung unterstellt, versagen. Ein Mann, der unter den Augen des Pnbliklims eine Maschine in vollem Tempo in Betrieb halten oder ein Bild malen oder Kuchen backen oder ein Hemd bügeln kann, ohne den Kopf zu verlieren, ist ein Künstler und für seinen Arbeitgeber um mehrere Dollar die Woche mehr wert als sein bescheidener nervöser Kollege." Menschen werden auch sonst im Schaufenster benutzt. So be» hauptet nach Mataja ein Geschäftsmann, daß es geniige, eine Dame ins Schaufenster zu setzen, die ein Stück Seife in der Hand hält» um von dieser Sorte Wt— 2 Groö zu verkaufen. Ein Mann in St. Louis brachte es zu großem Ruf und Verdienst, weil er e» vermochte, sich hinter dem Schaufenster so unbewegt zu verhalten, daß bei den Beschauern Zweifel entstanden, ob es sich wirklich um
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24 (4.12.1907) 235
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