einen Menschen ober um eine leblose Figur �ondle. was die Neu- merde nicht wenig reizte. Man stellt auch Riesen, Zwerge oder sonstige Abnormitäten ins Schaufenster, um für diese Beachtung zu erzwingen. Alle diese Verwendungen abhängiger Menschen zu Schau- Objekten wirken auf viele Beschauer, vor allem auf die Arbeiter, mit Recht aufreizend. Ist die Verwendung menschlicher Arbeits- kraft im Dienste der Ausbeutung eine mit der kapitalistischen Gesell- schaitsordnung notwendig verbundene und deshalb begreifliche Er- scheinung. so erscheint alles, was hierüber Hinausgeht, so insbe- sondere die Arbeit, die weit weniger einem produktiven Zwecke als der Erweckung der Neugierde dient, als eine unwürdige Herab- fetzung des Trügers der menschlichen Arbeitskraft Völkerkunde. J!nd ianer religio n. Nachdem hie eingewanderten Europäer in Nordamerika die eingeborenen Jndianerstämme nach Kräften auszurotten bestrebt gewesen find, geben sich jetzt ihre Nachkommen wenigstens Mühe, die kümmerlichen Jndiancrreste künstlich zu konservieren oder doch in einem wiffenschaftlichen Bilde festzuhalten. Die Indinanerforschungen sind daher fast eine Modesache für amerikanische Gelehrte, wie daS Beispiel der Staats» Universität von Kalifornien zeigt, die eine ganze Reih« von Ber- vffentlichungen über die Religion, das GesellschastSleben und die Sprachen der kalifornischen Indianer geplant und teilweise schon herausgebracht hat. Nach einer jetzt erschienenen Arbeit von Kroeber huldigen die Indianer Kaliforniens einer Art von Animismus, einem Geisterglauben, der sich hauptsächlich in der Form von Natur- zauberet bewegt, wofür die Völkerkunde die Bezeichnung Scha- manismuS gebraucht. Besonders findet sich solcher Aberglaube bei den kalifornischen Indianern mit Bezug auf Krankheit und Tod. Bei den äußeren religiösen Verrichtungen spielen Gesang und Tanz immer eine große Rolle. Bei einem der Stämme ist eine be- sonders heikle Art von Tanz gebräuchlich, der nur von Frauen aus- geführt wirb, und zwar derart, daß die Tänzerinnen bis zu den Hüften im Wasser stehen müssen. Die Medizinmänner, die eigent. lichen Schamanen oder Zauberer, baben einen ganz einträglichen, aber keineswegs behaglichen Beruf,'denn fie werden zuweilen, wenn sie mehrmals hintereinander mit ihrer ärztlichen Behandlung Un- glück gehabt haben, von den Verwandte» der verstorbenen Patienten zur Verantwortung gezogen, bei anderen Stämmen enden fie fast regelmäßig durch Mord, und bei noch anderen Volksgruppen dieser Indianer besteht die Sitte, daß der Zauberarzt sein Honorar zurückgeben muß. wenn seine Kur nickt auf die Dauer anschlägt. ES ist eigentlich bewundernswert, daß es bei diesen Indianern dann überbaupt noch Aerzte gibt, denn bei uns würde wohl der ganze Aerztestand zur Auflösung kcmmen, wenn jenes Jndianer- gesetz hier zur Durchführung kommen sollte.— Geheime Jünglingsweihe in Deutsch-Neu- Guinea. In den Ortschaften der Eingeborenen in Deutsch - Neu-Guineas findet eine Weihe der Jünglinge statt, die in die Zahl der Männer aufgenommen werden sollen. Wie Pater Schmidt diese Zeremonie in der Monalsschrift„AnthropoS " be- schreibt, versammeln fich am Vorabend des WeihetagS die Jüng- lmge nach Sonnenuntergang am MeereSuser, nehmen ein Bad und trocknen den Körper am Feuer. Tarauf gehen sie in zwei am Ende des Dorfes gelegene Häuser und verbringen hier die Nacht. Gegen Morgen versammeln sich die Männer de» Dorfes an den beiden Gebäuden und machen Lärm mit Trommeln und Pfeifen. Die Jünglinge erheben sich von ihrem Lager und ihre Väter rufen nun den Geist Makarpon an. Jedem Jüngling wrid dann ein Pate zugeteilt, der auch nach der Weihe noch ein gewisses Aufsichtsrecht Über feinen Schutzbefohlenen ausübt. Die Paten führen die jungen Männer an das Gcistcrhaus. Hier erscheinen die Geister Wipor und Menompoin, die durch verkleidete Männer hergestellt werden. Sie führen einen Tanz auf, zu dem die Jünglinge ein Lied singen. Sobald der Tanz beendet ist, nimmt der Aeltefte des Ortes an jedem Jüngling die Beschneidung vor. Ist das geschehen, so badet der Beschnittene im Meer. Er erhält dann die Leibbinde des Er- wachsenen und wird in das EeisterhauS, das er vorher niemals be- treten durste, geführt. Im Innern des Gebäude? legt er sich zur Ruhe und verharrt in schlafender Stellung bis zum Mittag. Um diese Zeit kommt ein Angehöriger des Stammes, Windu(Hund) genannt, und steckt neben jedem Jüngling einen Pfeil m den Bodeu. Das ist das Zeichen,'daß sich alle erheben dürfen. Sie erhalten nun Nahrung und dürfen zu ihren Angehörigen zurück- kehren. Der in die Reihe der Erwachsenen Aufgenommene darf nun Speer und Schild tragen und an den Kämpfen der Alten teilnehmen Humoristisches. Hofjagd. H« t Weidmannsheil! Wie stehen in Parade Die Buchen da so kerzengrad und steif! Da? dürre Laub glänzt fettig wie Pomade Wie Puder glitzert drauf der erste Reif. Wir sind am Stand. Sind abgezählt die Hasen? Auf jede Durchlaucht trifft ein ganzes Schock. Woblan! So lassen Sie zum Anfang blasen! Doch erst am Schluß— verstanden?—» kommt der Bock. WaS meint der Förster? Ob die Mausefalle Auch eng genug? Ranu, ich denke doch. Auf dritt- und vierthalb Meter schießen alltv Und war's auch nur in die Ralur, ein Loch. Und das genügt. Auch da bleibt nicht» am Leben t Vor lauter Wild sieht man den Wald nicht mehr. Und treffen Serenisfimu» daneben. So fällt was andres um. Biel Feind' viel Ehr'i Dazwischen läßt fich dann gemütlich plauschen Kon Politik und waS da drum und dran. Rur heißt e» immer ehrfurchtsvoll erlauschettz Wie weit man augenblicklich gehen kann. Zuletzt betrachtet man die ganze Strecke i Der Oberförster bringt ein Hoch zum Schluß Und ruft begeistert:„Heil! Die größten Böcke Schoß wieder unser Serenissimus." Edgar Steiger . — Der illoyale R e h b o ck. Unter den Tieren deS Waldes erregte ein Rehbock allgemeinen Abscheu, weil er dem tödlichen Blei seines Landesherru ausgewichen war. — Im Kriegerverein..Trotz der hohen Biersteuer ist der größte Teil der Mitglieder besoffen— gewiß ein schöne« Zeichen deuticher Treue und Vaterlandsliebe.".(.SimplicisfimuS.'s Notizen. — Woher stammt der Ausdruck.Block"? Die jjmn politischen Stichworte gewordene Bezeichnung„Block" geht auf einen bestimmten politischen Anlaß zurück. Da« deutsche Wort.Block " hat erst nach Frankreich wandern müssen, um dort als.Bloc" seine politische Prägung zu erfahren. In Frankreich aber hat eS der jetzige Minister- Präsident Clemenceau al » Stichwort inden politischen Kampf geworfen. Und den Anlaß dazu bat ihm ein— Tbealerstandat geboren. Bor IS Jahren war«S. als in der Comödie Fran�aise die erste Aufführung deS.Thcrmidor" von Sardou stattfand, eine? Revolution«» stücke«, da?«inen Tbecnerskandal entfesselte, wie ihn da? Theater Meliere« selten erlebt hat. Die Revolutionäre selbst waren es, die diese«.RevolutionS'slück auspfiffen. Der eigentliche Leiter deS ProteftsturmeS war Clemenceau . Schließlich wurde die Vorstellung abgebrochen, und am folgenden Tage wurde die Aufführung de« Stücke« verboten. Da« Verbot de« Stückes wurde in der Depu« tiertenkammer besprochen und dabei hielt Clemenceau eine Rede, in der er zum erstenmal da« Wort„Bloc" in dem Sinne gebrauchte, in dem e« heute allgemein üblich geworden ist Er sagte im Ber- lauf seiner Rede:.E« handelt sich nicht darum, ob das Stück für oder gegen Danton , für oder gegen Robespierre ist Ob man e» will oder nicht, die französische Revolution ist ein Block, an dem sich nicht rütteln und nicht rühren läßt, lind waS unsere Ahne» gewollt haben, wir wollen es noch." So stellte Clemenceau die Revolunon al« ein unerschütterliches Wahrzeichen in der französischen Geschichte auf. als einen.Bloc". um den sich die republikanische» Parteien scharen müßten. Da? Wort hatte leine prägnante Bedeutung erhalten und hastete von nun an den linksstehenden Parteien an. In Deuiswland ist die ursprüngliche Bedeutung de« Worte» auf dieselbe Weiie kastriert worden, wie alle die politiichen Bezeichnungen, die die herrschenden Parteien entwertet haben. Da« Parlament ist bei unS eine Stätte, in der das Boll nichts zu iaaen hat..liberal" bedeutet bei un? einen inaskienen Reaktionär, für.radikal" halten sich die Kopsch und Wiemer. Und der deutsche Block vollends ist die reinste Parodie auf den ursprüng» lichen Smn dieser Parteibezeichnung. — Ein Schubart-Museum wurde dieser Tage in Aalen , wo der Dichter der.Fnrstengruft" seine Kindheit und Jugend zubrachte, eröffnet. Seine Umerbrmgimg tand da« Mnieum in fünf Sälen de» Rathansc«, daS einst ein weitbekannte« Gasthaus war. Die Hauptbestandteile de« Schudarl-Mnieum» sind au» der Sammlung de« Prokuristen Jakob Schweiler in Augsburg gebildet. der fie seiner Vaterstadt Aalen als Schenkung überwies. Die Sammlung umfaßt gegen 330 Originalnuinmern. darunter de« Dichter« Erstlingswerk und da» schöne, vom bayerischen Hofmaler Ettlinger gemalte Orlbild, da« lange Zeit völlig unbekannt geblieben war. — Die Zukunft der.Elemente". Prof. Osiwald, der hervorragende Chemiker, erörterte in der Wiener „Urania" die Umwandlung der Elemente, die durch Rmnsay« Erperimente geglückt ist(Ramsay gelang c». verschiedene Elemeuie: Helium, Neon, Argon au« dem Element Radium erflehen zu tasten, während bisher das Gesetz von der Erhaltmrg der Elemente galt>. Ostwald nimmt an. daß unter dem Einfluß des Radiums die Zahl der Elemente fich verringern»verde und daß dieser Prozeß bei Entdeckung einer noch stärkeren Energiequelle noch weiter fortschreiten förnie. Vorläufig werde mau möglicherweise eine höhere Gruppe von Elementen herjteLen müsscu. Verantworll. Redakteur: HanS Weber» Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchiruckerei u.BerlnaSanstaltPaul Singer LcCo..Berlin LAi,
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24 (4.12.1907) 235
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