946 mit lauter Jas itui» NeiitS. die noch nicht cm ihrem richtigen Platz sind.... Dieser Zustand hält ,»l allgemeine» zwei bis drei Wochen an.... Kurz und gut. plötzlich zeigst Du ein Gesicht wie heut... ein Gesicht wie die Sonnen- finsternis... und wenn ich Dich so sehe, sage ich zu mir selbst. ohne zu Dir ein Wort zu sagen: die neue Prodicktion. der er auf der Spur war, ist TodeS verblichen I" Verwünschter kleiner Spötter, der Tu bistl... Aber weshalb hilfst Tu mir nicht ein bisichezk... indem Du Dir auch Deinerseits Mühe gäbest, etwas zu finden, he?" Oh, was das anbetrifft: Nein!... Alles, was Tu erfindest, will ich ausführen, auf die Gefahr hin, mir den Hals zu brechen... aber daS Erfinden ist Deine Sache... darin verlasse ich mich auf Dich... ich kann mich um alles in der Welt nicht dazu verstehen, mir Mühe zu geben... außer mit den kleinen Schnurren, die ich m unsere Clown- szeucn hineinbringe... Ich bin ganz zufrieden... freue mich, so zu leben, wie wir leben... und habe für mein Teil Weder Hunger noch Durch auf Unsterblichkeit I" Im Grunde genommen hast Du recht... und ich bin der Egoist von uns beiden... Aber was will ich tun, ich bin nicht Herr über mich!... Es ist eine Manie in mir, ein Fieber, etwas zu erfinden, das mw zu berühmten Leuten »wcht... zu Leuten, von denen die Welt spricht, hörst Tu wohl?" Gut, mag'S denn so fein! Aber ich muß Dir gestehen, Gianni, wenn ich noch betete, würde ich alle Morgen und Abend beten, daß daS so spät als möglich geschehen möge!" Wir wollen sehen! Aber Tu wirst einst ebenso stolz darauf sein wie ich." Gewiß, sicherlich werde ich stolz darauf sein... aber das ist dann vielleicht dumm von mir... und teuerer er- kauft, als es wert istP Die beiden Brüder ftihrten ein ruhiges Leben, geordnet. einfach, mäßig, beinahe keusch. Sie hatten keine Maitresfen lind tranken nur Wein mit Wasser. Ihre größte Zec- streuung war abends eine Promenade aus dem Boulevard, bei der sie an sämtliche Anschlagsäulen, eine nach der anderen, herantraten, um ihre Namen auf den Asfichen zu lesen dann kehrten sie heiin und gingen zur Ruhe. Die Ermüdung von ihrer Arbeit im Zirkus und von den Exerzitien, die sie alltäglich lange Stunden hindurch zw Hause vornahmen, um ihre Körper stets geschmeidig und in Uebung zu erhalten, damit sie für ihre abendliche Arbeit nichtsteif" würden: die beständige Sorge um ihren Beruf und ihre Laufbahn als gymnastische Künstler, die stete Anspannung ihres Geistes bei dem Ersinnen von neuen Einfällen und Szenen für ihr Spiel, hielten die fleischlichen Begierden und die Versuchung zu Exzessen in ihrem einerseits anstrengenden, andererseits doch durch die Körperermüdung und Geistestätigkeit nicht vollständig ausgefüllten Leben nieder. Sodann erhielt sich in ihnen unangetastet die alte italienische Tradition, deren! Ausspruch man vor etwa zwanzig Jahren dein letzten auf italienischen, Boden lebenden Athleten in den Mund gelegt hat: daß die Leute ihres Berufes sich einerpriesterlichen Enthaltsamkeit" unterwerfen müßten, und die Kraft sich in ihrer ganzen Fülle und vollen Anspannungsfähigkeit nur um den Preis der Entsagung von denFreuden des Bacchus und der Venus" erhalte: eine Tradition, die in direkter Linie von den Ringkänipsern und Muskelkünstlern des Altertums ' herstammt. lFortsttzüng folgt.) Kunstausstellungen. Von Ernst<2 ch u r. Dos Verhalinlö deS Künstlers zur Landschaft entscheidet oft üCiv die Art der Gestaltung. Man wird in Ländern mit groß- artiger Natur die Liebe zu mächtigen Kontrasten, kraftvollen Farben bei den Künstlern finden. Und die weilhingeftreckte Eben« erzieht zu schlichten Motiven, die in ihrer Monotonie Größe haben können. ImK ü n st l e r h a u stellen Weimarer   Künstler kollektiv aus. Tie Thüringische Landschaft Hai weder Größe noch Kargheit. Sie ist lieblich, idyllisch. Und also koutnten die Künstler hier selten iiber ein anständiges Mittelmaß hinaus. Eie sehen die Natur­idyll« und gehen den Stimmungen ohne Hast nach. Theodor Hagen   g'bt mit Vorliebe Aecker  , auf denen das Korn geschichtet liegt, der Himmel breitet sich mit breiter Fläche darüber. Das Unaufdringliche wirkt synrpathisch. Karl A r p ist kräftiger; er packt zu; er hat moderne TechniPn gesehen; gelbe, wogende Kornfelder malt er mit kühnem, geschunrngeucn, breiten Strich, der alles Kleinliche verschmäht. L. v. Hofmanns dekorative Arbeiten phantastischer Prägung wirken hier fast süß;-natt in den Farben. Was im ganzen fesselt, das ist die Schlichtheit und Ehrlichkeit der Anschauung, die zcdeö Kokettieren abweist und der Natur sich unvoreingenommen gegenüberstellt. Tie Kunsthandlung A m s l e r u. R n t h a r d t hat das gc- samte graphische Werk Emil O r I i k s zur Besichtigung vereinigt. Wenn man die reichhaltige Sammlung durchgegangen ist, hat mn» die Vorstellung von einem vielseitigen Können, einem regsamen Wollen. Es zeigt sich eine nervöse Beweglichkeit bei diesenZ .Künstler, der nach neuen, originellen Motiven steht, der die ver- lchiedensten Anregungen benutzt, der die Techniken variiert. Von den Franzosen  , von den Japanern, von den Deutschen   hat Oriik gelernt. In der Lithographie gibt Orlik hauptsächlich Landschaften. Landschaften von zartem Reiz und leichter Erscheinung. Im Holz schnitt wird er breiter, dekorativer. Er kommt hier zu einen» strengen Linienstil. Auch die Farbe verwendet er in breiten Flächen. Feiner behandelt er wieder, dem Wesen der Technik ent-> sprechend, die Radierung. Zarte, leichte Linien: nur zuweilen schwarz« Farbflecken. Diese geschmackvolle Vereinigung des Fein- Linearen und des Malerischen wirkt besonders eigenartig. Eine reichhaltige Sammlung von Buchzeichen(Ex libris) schließt sich cm; sie zeigt das bewegliche Können auf ganz kleinem, befchränktern Gebiet. Dann werden wir nach Japan   geführt, wo der Künstler sich aufhielt. Szenerien von breitem, fremdartigem Reiz. De- sonders fein die beiden Mädchen, deren Gestalien schattenhaft, il» weichen Konturen hinter dem Wandschirm erscheinen. Und so ist denn, wenn man auch zuweilen den energischen Anschluß an die Natur vermißt, der endgültige Eindruck der eines geschmackvollen Talents, das sich mit andauerndem Fleiß zu einen» klugen, durchgebildeten Können erzieht. Tie dekorative Malerei ist bei uns nicht sehr zur Entwickelung gekommen. ES gehört dazu eine Großzügigkeit des Empfindens, eine Kraft der Charakteristik und eine resolute Sicherheit im Tech- nischen, die uns abhanden gekommen sind. Einer der wenige» Künstler, die wirklich in großem Sinne dekorativ malen können, ist der Schweizer   Hodler, der für die neue Universität in Jena  «inen Auftrag erhielt, worüber die Patrioten in Aufregung ge- rieten. Wir behelfen uns statt dessen mit dem Gegenständlichen. mit den üblichen Emblemen, mit Mythologie und Verherrlichung und Pose, indem wir die Barock- und die Rokokoposc ans den frühere» dekorativen Stilen übernehmen. Den Tiefstand auf diesem Gebiet zeigt eine Ausstelluiig im Lichthof des Kunstgewerbemuseums, die dekorativ« Malc- rcien von Prof. Max Koch   bringt. Da sehen wir die übliche» Teckenmolereien, wie wir sie aus Palästen und Theatern zur Genüge kennen. Blauer Himmel; ansprengende, weiße Rofl«; auf einer Quadriga ein römischer oder griechischer Jüngling; Wolken aus allen Seiten, in denen Putten und Jungfrauen schweben. Theater- Malerei. Es soll nicht bestritten loerden, daß die technische Leistung, die Arbeit vielleicht tüchtig ist. Das schlimme ist das gänzlich Un- persönl'che, das aus einer Kunpübung eine Schabloncnfertigkcit macht. Dann sehen wir die üblichen Friese mit Girlandenlrierk unk» Putten. Ein andermal kommt der Künstler uns germanism und zeigt uns Germanenjagden. Stürzende Eber, mit Fällen bcNei- bete Männer, die wild blicken, und trotzige Weiber. Die Laud- schast vorsintflutlich wild. DaS alles soll ernsthafte Kunst sein. Kunst des 20. Jahrhunderts. Noch dazu Kunst der Ocffentlichkeit, die jeder sehen soll. Nirgends ein direkter Anschluß an die Natur. Motive, die einem Vorlagenschatz entnommni zu sein scheinen. Weder in der Linie Charakter, noch in der Farbe Frische und Eigenart. Was sind unS Germanen und Römer und Griechen?! Selbst so interessante Vorwürfe, wie die dekorativen Bilder für daS Lübecker Rathaus  , wo die einzelnen Stände zur Darstellung kommen, wo also pulsierendes Leben geboten ist, entbehren jeder Frische. Nein, die alte Stildekorationskuiist ist untergegangen und wir müssen uns unsere Dekorationskunst erst erobern. Die T r n d n e r- Ausstellung, die der Kunstsalon G u r l i t t bringt, zeigt in imponierender Weise das Werk eines Malers, der in der sinnlichen Tarstellung der Farbe aufgeht. Er erreicht eine Tonschönhcit, die wie selbstverständlich sich einstellt. Er wird kein Opfer der Natur, die leicht den 5tünstler durch ein Zuviel verwirrt. Ruhig und sicher geht er seinen Weg. Sein Strich hat etwas ganz Persönliches, eine rücksichtslose Bravour. Man denkt a» Franz Hals  , der seine Bilder mit so lebhaftem Temperament herunter- strich. In diesem Ilmkreis ist Trübner geblieben und hat selten sich durch das Treiben der anderen ablenken lassen. Am höchsten stehen seine Porträts. Von grauem Grunde heben sich die Köpfe meist ab, und immer ist es irgendeine Schönheit in der farbigen Anordnung, die sofort das Auge auf sich zieht, ohne doch sich vorzudrängen. Die hellen Tön« des Gesichts, das Schwarz des Haares, das Brau» einer Pelzkappe, das matte Leuchten eines Fächers. Nur wenig Farben im ganzen, doch darin ist der kon- zentrierte Ausdruck des Malerischen einer Erscheinung gegeben. Eine Breite und Ruhe des Vortrags, die an Leibi   erinnert, ein« �Schönheit der Töne, sie von den alten Meistern herkommt.