Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 238.
Sonnabend den 7. Dezember.
( Nachdrud verboten.)
26) Die Brüder Zemganno.
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1907
historisch gewordenen Goldklumpen, ein Stück von der Dicke eines Baumstammes gefunden. Sehr bald aber hatte sie sich in der aufgezwungenen Muße, der lästigen Angesehenheit ihrer Stellung den Schattenseiten ihrer glänzenden Bon Edmond de Goncourt . Heirat äußerst unglücklich gefühlt; ihr Mann war zwei Wenn diese Theorien und Vorschriften auch mit geringer Jahre nach ihrer Verbindung gestorben, und fie machte fich Autorität zu der Jugend Nellos sprachen, der heißblütiger fura entschlossen auf den Weg zu einem Zuge durch die und lebensluftiger war als sein älterer Bruder, so bewahrte Birfusse von London , Paris , Wien , Berlin , Petersburg. der Jüngere doch in seinen Erinnerungen aus der Knaben- velche fie, je einen nach dem anderen, unbefümmert um die zeit und in den tiefen Zügen, in welchen sich die Eindrüde gebrochenen Kontrakte und die zu zahlenden Stonventionalber jugendlicheren Jahre dem Gedächtnis einzuprägen pflegen, strafen, in dem Moment wieder verließ, wo sie die Luft dazu das Bild des schredlichen und unbesiegbaren" Rabastens anwandelte. auf, wie er ,,, mit beiden Schultern den Boden berührend", von dem Müller in La Bresse geworfen dalag; und dieses Bild, das Nello, fast wie eine übernatürliche Eingebung, augleich mit der Erinnerung an das physische und moralische Berkommen des unglücklichen Herkules nach dieser Niederlage, immer wiederkehrte, hatte den jungen Mann von zwei oder drei Extravaganzen gerettet, in dem Moment, wo er im Begriff stand, zu unterliegen.
Mehrere Millionen reich, hatte die refolute, eigenwillige Dame ihre wunderlichen Launen ähnlich denjenigen jener Verworfenen, die einst plötzlich Luft verspürte, mitten im Sommer Schlitten zu fahren, und die zu diesem Behuf die Alleen eines Parkes hoch mit pulverisiertem Buder bestreuen ließ; tolle Baunen eines despotischen Gemütes, das sich nichts au bersagen gewöhnt war, ein Stückchen Verdrehtheit, das feine Eitelkeit darin suchte, seinem Bergnügen Unmöglichfeiten, von Gott und der Natur Verweigertes dienstbar
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losen von ihr allein bewohnten Reihe von Zimmern empfand, bald überdrüssig geworden, und jetzt, da sie sich in Paris befand, ihre Sturmmaschine in einem Möbelspeicher untergebracht, wohnte fie in einem Zimmer des Grand- Hotels, wo sie das Zimmer über und dasjenige unter dem thrigen mitbezahlte, um in der Lage zu sein, an der Decke ihr Trapez anzubringen, auf welchem das Stubenmädchen sie morgens oftmals überraschte, wie sie auf demselben, ihre Sigarette rauchend, nackt ihre Balancestudien machte.
So hübsch Nello auch war, wurde er doch gegen Ber- au machen, und dies mit der ganzen Rücksichtslosigkeit der führungen, wie sie denen, deren Beruf es ist, ihre schönen bizarren Launenbefriedigung der Amerikaner, die zu Gelde Formen in Trifot zu zeigen, von feiten galanter Kreaturen, gekommen find. So batte sie bei ihrer Ankunft in Europa in jedem Augenblic nahetreten, auch durch die Freundschaft den Einfall, in ihrem Schlafzimmer in dem eleganten Haufe, gefchüßt, welche ihn mit seinem Bruder verband. Die Frauen, das fie fich in Wien gekauft, eine Einrichtung zu einem Ge welcher Gattung immer sie seien, lieben die intimen Freund wittersturm haben zu wollen, ließ die Sache ins Bert jeten, schaften zwischen Männern nicht, fie empfinden Mißtrauen und der Apparat zu diesem Sturm im Hause"- mit seinem bezüglich des Quantums an Neigung, das ihnen zuzuwenden Schaufelrade, das im Wasser wühlte, den kleinen und großen der eine Freund dem anderen gestatten wird: mit einem Nuancen zum einfachen Sturm und zu Orkan, der AusWort, ihre Liebe fürchtet, und das mit Recht, die zu rüstung mit elektrischer Maschine zu den Blizen und zur großen Männerfreundschaften. Ueberdies hatte nello zu elektrischen Beleuchtung, feinem Brausen und Heulen des einem Besten den Umstand gegen sich, daß er die Frauen, Bindes, dem Brasseln des Regens und Zickzack der Blize- in deren Gesellschaft er sich befand, unsicher machte, fie ber- toftete fie die Kleinigkeit von 300 000 rant. wirrte durch ein leichtes ironisches Lächeln, das auf seinen Indes war Mstrs. Tompkins der lästigen Mühe, ein Bügen lag, ein Lächeln, das von selbst und ihm unbewußt großes Haus zu machen, der Einsamkeit, die sie in einer endein moquantes war; ein Lächeln, das nach dem Ausspruch der einen: einen Anstrich hatte, ale mache er fich über die Gesellschaft luftig". Endlich, und es ist ein sehr delikates Ding, das auszudrücken, und wird wenig glaublich erscheinen: es herrschte bei einigen Freundinnen" feiner Freunde eine gewisse Eifersucht auf die Art seiner Schönheit, auf das, was dieselbe an weiblicher Schönheit sich angeeignet, an Schönheit der Frau erbeutet. Einer der Reiter, ein Star" der Hohen Schule mit prächtigen Schenkeln in Hirschledernen Reitbeinkleidern, der zuzeit gerade von einer berühmten Dame der Demimonde geliebt wurde, hatte Nello eines Abends mit sich zum Souper bei seiner Maitresse genommen. Als Nello nach Beendigung des Besuches gegangen, hatte der Reiter, der eine wirkliche Zuneigung für seinen jungen Kollegen hegte und der die kühle Freundlichkeit bemerkt, welche die Dame des Hauses während des Besuches gezeigt, sich sehr günstig über ihn geäußert, worauf seine Angebetete mit dem Schweigen der Frauen antwortete, die nicht reden wollen, und deshalb kleine Gegenstände, welche fie in den Händen halten, malträtieren und mit den Augen Dinge, welche nicht da sind, suchen. Der Reiter fuhr in seinen Aeußerungen fort, ohne der Dame etwas anderes als basselbe Schweigen zu entloden. Aber der junge Mann ist doch wirklich charmant, nicht wahr?" sagte er endlich im Zone sehr akzentuierter Frage. Die Maitreffe schwieg noch immer, jenen bekannten Ausdrud jemandes, der sich sein Teil denkt, und dessen Gedanken nicht zum Vorschein fommen wollen, auf dem Gesicht, und noch immer mit einem eigensinnigen, fleinen Füßchen hin und her schlenkernd.
Sturz und gut denn, was wirfft Du ihm eigentlich vor?" fragte Nellos Freund endlich ungeduldig.
Er hat Lippen wie eine Fraut" ließ die Geliebte den Neiter furg fallen.
Unter den Damen des Birkus gab es indes eine Reiterin, welche auf Nello begehrliche Blicke zu richten schien.
Es war eine Amerifanerin und die erste Dame, die den Saut périlleux zu Pferde gewagt hatte, eine sensationelle Größe, deren Berühmtheit ihr drüben in der neuen Welt einen Goldgräber zum Gatten verschafft hatte, der einen
Abgesehen von ihren tollen, ruinierenden Launen übrigens, die sie vor jedermann verborgen hielt, war das Leben der Tompkins das einfachste, schlichteste. Sie speiste an der Table d'hote des Hotels oder in irgend einem Restaurant zweiten Ranges in der Nähe des Birkus. Zu einem Sut, der stets derselbe war, einem chapeau à la Rubens, trug fie gewöhnlich ein Kleid von Wollstoff nach der Fasson à l'Amazone, erging fich nicht in großer Pariser Toilette und bezog weder ihre Roben von den berühmten Pariser Modiftinnen, noch trug fie Spigen oder kostbaren Schmuck. Sie besaß jedoch Brillanten: ein einziges Paar Boutons als Ohrgehänge, aber Boutons so groß wie Flaschenforfen, und wenn diejenigen, welche diefelben für unecht hielten, ihr be merkten, der Schmud müffe wohl sehr teuer gewesen sein, antwortete sie nachläffig:„ Oh yes... ich fönnen' aben für meine Ohrring' 111 Frank Rente den Tag."
Sie lebte, ohne jemand bei sich zu sehen, suchte keinen ihrer Landsleute auf, plauderte selbst mit den Mitgliedern des Birtuspersonals nicht, zeigte sich auf keinem Theaterball, erschien bei feinem Souper des Café Anglais und war stets allein, ohne den Arm eines Kavaliers. Des Morgens, wenn fie, was zu sehr früher Stunde geschah, im Bois de Boulogne spazieren ritt, wurde sie dabei von Herzog Olais begleitet. Dieser Herr, ein großer, schöner Mann, bekannt in ganz Paris und Prinz aus einer der vornehmsten Familien des Nordens, der unter seinen nächsten Verwandten eine Königin und eine regierende Kaiserin zählte, war als GrandSeigneur ein Sonderling, der, ein passionierter Pferdeliebhaber, sich eine Zeitlang in seinem Palais einen eigenen 3irfus gehalten, in welchem er seine Frau, feine Töchter, die Dienerschaft gezwungen, Voltige zu reiten: ein Fürst, in