«gnenms cn d!« Stilen, in denen der ordentliche Dilettant der Nustt unseren heutigen Dilettantismus bemitleidet haben würde. Damit verbinden sich noch eine andere Vorherrschaft und noch eine andere Mahnung. Wir sind..historisch": wie spielen und hören auffallend vielAltcö". zum Dell mit Ungerechtigkeit gegen vas Neue. Nur steht unser nach rückwärts gerichteter geitentoeiser noch lange nicht richtig: wir sind doch nichthistorisch", wenden uns kaum in die zwei letzten Jahrhunderte zurück(günstigenfalls bis Haendcl und Bach) und drehen unS auch da noch in einem verengten Repertoire herum. Um so dankenswerter werden neueste Bemühungen, über all diese Beschränktheiten hinauSzu- gelangen. Die Kunst der Blasinstrumente und verschiedener alter Instrumente wurde uns vor kurzem durch eine Münchcner »md eine Pariser Gesellschaft aufgefrischt. Jetzt hat sich aus unsererKöniglichen Kapelle"(der des Opernhauses) eine eigene Kammcrmusik-Vcreinigun g gebildet, die nanient- tlich Werke für Zusammenspiel von Streichern und Bläsern auf- führen will. Da hörten wir am Donnerstag in der Singakademie ijwei von den seltener vorkommenden klassischen Stücken, die auch »hren Verehrer und Kenner stets neu überraschen: einDiverti- tnenlo" von Mozart und das geradezu überreichlich schöneOktett" von Schubert hörten sie mit dankbarer Freude über das zumal in den Nuancierungcn der Stärke so fein getönte Spiel, auch Ivcnn »vir unö noch eine schärfere Charakteristik denken können. Novität: eine Sonate für Flöte und Klavier von dem in Berlin lebenden jungen Komponisten Rieh. Röfeler. Sie entspricht dem, was von einer Flötensonate erwartet werden kann, ,n hohem Maße, auch durch die Anschmiegung d?S Klavierpartes cm das Rankenlverk der Flöte. Noch eigenartiger ist ein anderes Unternehmen, einCalle- i u m«n'u f i e u m". so benannt in Erinnerung cm die mehr privaten Vorläufer unserer heutigen Konzcrtvereinigungen. Dies- «ml gilt jeglicher mit Unrecht zurückgesetzten Kammermusik »mserer Vorfahren. Im Vordergründe stehen d i e EntivickelungS- fchicbten, die zu der unS geläufigeren Musik Hahdnö geffchrt haben. Da hören wir von dem bedeutendsten Komponisten EicglandS, cjj. Purell(1658 1695), der seinem Volk eine nationale Oper gegeben, wenigstens einige Sonaten für Klavier und Streicher, und glauben aus ihnen daö Lachen deSlustigen Alt-CnglandS". doch euch den mächtigen Einfluß französischer Tanzrhythmik zu der- nehme«. Dann weiter über den Meister dergroßen Konzerte", A. Corelli <1653 1713), sowie über den italienischen Münchencr iE. F. dall'Adaco(1675 1712), dessen gestrenge Gravität uns nach rückwärts an das Wuchtige der Barockzeit und nach vorwärts an die gewichtigen Rhtychmcn Haendels erinnert, zu dein eigentlichen Klassiker dieser Kreise: zu I. Stamitz(17171757), der samt den ÜbrigenMannheimern auö der Wurzel deSböhmischen Mufi- ikantentumö" heraus eine kaum zu überschätzende Bedeutung an ber Spitze der uns heute noch tragenden EntWickelung des Sonaten- und SymphoniestileS erreicht hat. Sein Schüler A. Filtz(1730 bis 1706) führt uns vielleicht noch deutlicher in die Kunst der Kontraste ein, die den damalige» Meistern eigen war. and hinter der die Kunst des eigentlichen Ausbaues der Komposition aller- dinge, zurückstand. Hugo R i e m a n n besitzt das nicht genug zu schätzende Ver> dienst, durch seine Entdeckungen uns Ausgaben auS jener Zeit uns mit einer ganz eigenen Epoche der Musikgeschichte näher be. ikannt gemacht zu haben. Berthold Knetsch, der Musik- Pädagoge in RiemannS Sinne und vielleicht noch über dessen Sinn ihinauö, verdient unseren Dank durch die Einrichtung seines Kollegiums". Di« Musikvorträae, nach Bedarf erläutert durch Auseinandersetzungen beispielsweise über die Entfaltung der Sonate, finden an jedem Mittwoch statt(abends Uhr in einem Nebeiiranme deö SezessionSrestcmrcmts, Kurfürstendamm 268). Wenngleich noch nicht im gewöhnlichen Sinneöffentlich", sind sie doch für jeden Musikfreund, ob ausübend oder nur zuhörcno. ohne weiteres zugänglich. Wir freuen uns lebhaft, dieses Unternehmen bereits seit einiger Zeit durch seine nicht leichten Anfänge hindurch verfolgen zu können. Dort, Ivo selbst ein abgebrühter Musik- «fereiit sich nicht nur im Dienste, sondern auch im eigenen Genüsse fühlt, wie bei den zwei heute kritisierten Vorführungen» dort kann fürwahr von einer außergewöhnlichen Kunstleistung gesprochen werden. e?. Humoristisches. Ein P h.l e g m a t i k u S.Entschuldigen. Tie. mein Herr, Sie sitzen auf meinem Hut!"So!.,. Ra, Sie könnten aber auch einen weicheren Hut tragen!" Ermüdend. Mutter:Sali, schau nur, daß recht bald Hochzeit wird!... Dein Verehrer steckt jetzt fortwährend bei u»S, und immer mit einem freundlichen Gesicht herumgehen müssen das kriegt man auch satt!" UngerechteWelt.Was ist denn loS. Peperl? Warum Ijeulst Du so?"Gestern hat mich der Vater durchgehaut. daß mir die Hose geplatzt ist und heute haut mich die Mutter wegen der zerrissenen Hose!" - Eine gute Frau.. Die Frau Müller hat aber heute Sachen über Sie erzählt!..."Und das hörten Sie so ruhig mit an?"War mir ja selbst alles neu!" (Fliegende Blätter ".) Notiz«». Di« Fret« Volksbühne bringt als nächst« S»tf« führungen im Neuen Schauspielhaus : Goethes Jphtgento auf Tauris" mit Frau Gertrud Arnold in der Titelrolle. Ferner im Berliner Theater: Felix DörmannS KomödieLedig« L e u t e". Im Lorhingtheater: MozartsEntführung aus dem Serail ". Im Luisentheater: Moliöres KomödieDer eingebildete Kranke". Eine WagnergedächtntS» f e i c r mit einem Wagnerkonzert arrangiert der Verein am 13. Februar im Mozartsaal. BeitrittSanmeldungen nehmen die Zahlstellen nur noch zu den Abendabtcilungen entgegen. Der LS. K u n st a b e n d ist der deutschen Romantik gewidmet. Neues Schauspielhaus. Um den Besuch des Sonn- abend, nachmittags 3 Uhr, zum ersten Male in Szene gehenden WeihnachtsmärchensFrau Holle" der Jugend aus möglichst weiten Kreisen zugänglich zu machen, wird für Kinder unter IL Jahren nur die Hälfte der Nachmittagspreise erhoben. M o m m s c n- Briefe. Der Briefnachlaß Theodor Mommsens ist der Königl. Bibliothek in Berlin von den Erben überwiesen worden. Um euch MommsenS Briefe, sei es im Original oder in Abschriften, damit zu vereinigen, richtet die Bibliothekverwaltung an alle, die Briefe von Mommsen besitzen. die Bitte, diese der Bibliothek dauernd oder vorübergehend zu überlassen. D a S Grabmal ohne Namen. Auch in der Groß- stadt, scheint eS, kann Entdeckcrtalent ein Feld für Taten finden. In den ButteS-Chaumont, einem der Pariser Parks, hat Ren« BurcS ein Denkmalentdeckt", ein Denkmal aus Bronze und Marmor, ein Denkmal, von dem Paris nichts gewußt. Auf einem Spaziergang� durch die Buttcö-Chaumont machte er, wie er im Matin erzählt, seinen Fund. Durch die kahlen Zweige der Bäume fiel der Blick auf eine Bronzegestalt auf einem massiven großen Piedestal. Auf dem Steine sitzt ein Mann, die Beine halb aus- gestreckt; eine Draperie verhüllt die Glieder. Ein zusammen- geknotetes Taschentuch schlingt sich als Kopsbedeckung über da? Haupt, über ein Haupt von seltsam dämonischer Wucht des Aus- drucks. Unter einer lcidenschaftsgeflirchten Stirn starrt ein grau- sam kaltes Augenpaar ins Weite. Schmale, bitter aufeinander gepreßte Lippen umrahmen einen harten, erbarmungslosen Mund. In ihrer halb zusammengekauertev Stellung weckt die wunderlich- Gestalt einen starken Eindruck von Grauen und Bewunderung. Keine Inschrift, keine Tafel, kein Datum, kein Wort, nichts, das verriete, welche Größe der Menschheitsgeschichte hier seine Ehrung erhalten hatte. Grüvelnd sucht BureS nach dem Gärtner.Könne» Sie mir nicht sagen, tvaS das für eine Statue ist. dort hinterm Haufe?"Ach. Sie meinen den fitzenden Mann mit der Mütze?" jJa, gewiß."Ach so: das ist MaratI"Marat, natürlich Marat.... Daß ich nicht sofort darauf kam.... Aber ivaruin hat man denn nicht wenigstens den Namen angebracht?" Der Alte lächelte:Man wagte es nicht."Wer istman"?"Die Regierung, der Gemeinderat... WaS weiß ich, sie haben Angst. MaratI Sie können sich doch denken...Ja, hat man dem, das Denkmal nicht eingeweiht?"Eingeweiht? Eingeweiht?" rief der Gärtner erstauntWo denken Sie denn hin! Ein Marat- Denkmal eingeweiht? Seit 1? Monaten, seit beinahe zwei Jahre» steht eS jetzt da. Man brachte es eines Abends so gegen sechs. als es schon dunkel war. Die Frau deö Aufsehers leuchtete mit einer Lampe. Hinter dem HauS hat man eS dann abgeladen. Und Sie denken, man sollte den Namen anschreiben!"Ja, aber die Spaziergänger, sie erkennen ihn nicht?" Der Gärtner be« ruhigte den Frager.?lber nein, niemand weiß, wer er ist, die Kinder, die hier umherspielen, nennen ihn dendonliomme assiV (den sitzenden Onkel). Indische Zauberer. In Paris erregte jüngst ein indischer Zauberer, der aus einem vor den Augen des Publikums in ein Häufchen Erde gesteckten Samen eine Pflanz« hervorsprießen ließ, großes Aufsehen. ImHereure de France" erzählt aber jetzt einEingeweihter", der lange in Indien gelebt hat, wie di- indischen Hexenmeister arbeiten. Das geheimnisvolle Kunststück, da? in Paris so bewundert worden ist. führen die vagabundierende» Gaukler sehr oft vor. Der Zauberer läßt sich unter dem üblichen Abrakadabra etwas Blumenerde und ein bißchen Wasser zur An- feuchtung dieser Erde geben: dann nimmt er einen Pflanzen- samen, zeigt ihn, damit man keinen Verdacht schöpfe, und steckt ihn schließlich feierlich in die Erde: mit dem Samen zugleich steckt er auch seinen Bambus-Zauberstab mit den sieben 5tnoten hinein. bedeckt alles mit einem Tuche, fängt inbrünstig zu beten an, nimmt dann das Tuch ab und zeigt ein etwa 26 Zentimeter hohes Pflänzchen, das angeblich aus dem Samen emporgewachsen ist. Darauf bedeckt er die Erde von neuein mit dem Tuche und läßt nach neuen Gebeten sehen, daß das Pflänzchen> veiter gewachsen ist. und jetzt eine kleine Frucht trägt. Das alles ist sehr schön und ist doch ein in Indien wenigsten? längst aufgedeckter Schwindel: der Bambusstab ist hohl und verbirgt daö erste Pflänzchen; die größere Pflanze mit der Frucht befindet sich im Sack, von beut sich cer Zauborer nie trennt. Mit etwa? Pech werden die Pflanze» und der Samen aneinander befestigt. Die Sache ist sehr einfach; wahrhaft bcwundcrswcrt aber ist die Geschicklichkeit des Zauberers, der alles vor den Augen deS Publikums tut, ohne daß dt« Zn- schauer etwas merken. Perantwortl. Redakteur: HaaS Weber, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckcrei u.Ver!«g»anstallPaul Sinzer SiCo..BerlinL>V.