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an, daß der Kampf ein harter ift. Auf der Windfeile fehler ihnen alle Zweige, ihre Spiken sind wiederholt geknickt worden, und bei dem Versuch, sie zu erneuern, hat der Baum zwei, drei und mehr Gipfeltriebe entwickelt, er ist zu einem Busch geworden. Ganz oben stehen noch ein paar einzelne Bäumchen, gleichsam als Vorposten, sie sind mit dicken Flechten besetzt, ihre Zweige find gebrochen, sie sind kaum höher als das Didicht von Heidel beeren, Heidekraut und Gräfern, in dem sie stehen. Die Herrs schaft der Fichten ist hier zu Ende, aber hier ist das Reich der Bäume überhaupt zu Ende. Hier oben gedeihen nur noch niedrige Gewächse, denen Wind und Kälte nichts anhaben können

Kleines Feuilleton.

Bolkskunde.

Konkurrenz. Wo die Wälder sich felbft überlassen bleiben, wachsen die jungen Fichten besonders unter uralten Eremplaren auf, unter deren Riesentronen die nicht allzu lichtbegierigen Sämlinge vor lebertoucherung durch andere Pflanzen am besten geschützt sind. Wo der Mensch aber seinen Einfluß auch auf den Gebirgswald geltend macht und der Forst parzellenweise durch Kahlhieb aus gerodet und wieder aufgeforstet wird, da überzieht sich der ganze Schlag in furzer Zeit mit Gras und Kräutern. Diese würden die junge Fichtensaat völlig unterdrücken, und so bepflanzt man denn die Waldschläge gewöhnlich mit mehrjährigen Fichten fämlingen, die man in einem besonderen, ganz unfrautfrei ge­haltenen Saatkamp anzieht. Natürlich verschwinden auch hier zunächst die Sämlinge fast gänzlich in der üppigen Vegetation des Waldschlages, der sich bereits im zweiten Jahre nach der Abholzung in eine Art Wiese umgewandelt hat, in der neben hohen Gräsern schöne Gebirgsblumen, roter Fingerhut, Enzian und Habichskraut sich entfalten. Aber nach dem vierten oder fünften Jahre tommt in die jungen Fichtenpflanzen ein neuer Lebenstrieb. Nun wird aus dem wiesenähnlichen Holzschlag eine Goldene Nepfel und Nüsse. An dem uralten Welts junge Schonung. In langen, grünen Reihen treten die jungen baum der Germanen, der bald als riesige Esche, bald auch als Nadelbäumchen hervor, in wenigen Jahren berühren sich auch die Apfelbaum gedacht wurde, find die Früchte die leuchtenden Reihen, die Fichten stehen nun in der ganzen Schonung Schulter Himmelsgestirne, die jeden Morgen und jede Nacht frisch reifend an Schulter, fie haben Schluß" bekommen. Jetzt bilden sie ein als goldene Aepfel und goldene Nüsse hervortreten. Darf man so finsteres, undurchdringliches Dicdicht, daß aller Graswuchs jäh nun auch unseren Christbaum nicht aus germanischer Heidenzeit ersticbt. Braune Nadeln bededen nunmehr den Waldboden mit herleiten, so hängen doch die Vorstellungen vom strahlenden einem dichten, gleichförmigen Teppich auf Jahrzehnte hinaus. So Lichterbaum aufs engste mit dem Baumkultus unserer Vorfahren schließen die Fichten im Wettbewerb miteinander schnell empor zusammen. Begrüßte man am Julfest die Wiedergeburt der Sonne und erst später, nachdem entweder von Menschenhand oder durch nach langer Wintersnacht, so ist uns auch der Weihnachtsbaum Unterdrüdung der Schwächeren Platz geworden ist, wird der Sinnbild des beginnenden Erwachens der Natur, eine holde Goldene Aepfel Fichtenwald wieder etwas loderer und luftiger. Nun sprießen Frühlingsprophezeiung in Schnee und Eis. Moose und zierliche Farne, Sauerklee und Heidel- und Preiselbeer- blühten in duns Garten, Jugend und Glanz liehen sie den Göttern, bis der böse Loki   sie raubte und zu den Riesen brachte. gestrüpp aus dem Boden hervor. Da welften hin die Afen und verloren ihre Kraft, bis Wodans Klugheit und Thors Hammer die goldenen Aepfel wiederbrachten und jugendliche Herrlichkeit wieder einzog in Walhalle Pforten. Daß mit dem Raub der Aepfel das Hinwelken der Natur und die Untraft der winterlichen Sonne mit dem Altern der Lichtgötter symbolisiert find, geht aus zahlreichen ähnlichen Mythen der Bolts­funde hervor. Dr. E. M. Kronfeld führt in feinem inhaltsreichen Buch über den Weihnachtsbaum ein lettisches Volksliedchen an, in dem das Sonnchen" bitterlich weint daß ihre goldenen Aepfel abgefallen sind, und damit getröstet wird, daß Gott andere Aepflein von Gold machen werde. Auch in der griechischen Mythologie spielt der goldene Apfel eine wichtige Rolle, wenngleich freilich die goldenen Aepfel aus den Gärten der Hesperiden längst als Früchte antiken Göttin der Liebe heilig, so gilt auch unser nordische des Granatbaumes erkannt sind. War der Granatapfel der Apfel vielfach als Zeichen der Liebe, wird von liebenden Mädchen als Amulett im Mieder getragen, ja sogar in die Achselhöhle g: ſtedt, um untrügliche Leidenschaft zu erweden. Aepfel trug men im Mittelalter den Brautleuten in schöner Schole voraus und der Brautapfel", der von den Gästen ongeschnitten und in den en Geldstück gesteckt wurde, brachte den jungen Eheleuten Glück. An Baume des Lebens hängen die goldenen Aepfel der Weisheit, nah denen die Prinzen des Märchens ausziehen, um sie auf langen Fahrten zu suchen, und die dem geborer en Sonnenfinde von felt it in den Schoß fallen. Mitten im Paradiese steht der heilige Stamm, von dem alles Unglück für die Menschheit ausgegangen ist, da Frau Eva den Apfel brach. So wird der Apfel in der christa lichen Symbolik zum Zeichen der lockenden Verführung, aber es verkörpert sich in ihm zugleich auch die Sehnsucht nach dem ewigen

In einem ziemlich späten Alter, erst nach 50 und mehr Jahren, fängt die Fichte an zu blühen und zu fruchten. Alsdann schüttelt der Wind im Frühjahr den gelben Staub aus den männlichen Blütenstauden, es entstehen mitunter wahre Wolfen von Staub, die die Veranlassung zur Sage vom Schwefelregen gegeben haben. Der Blütenpuder gelangt auf die weiblichen Blütenstände, die bekannten Fichtenzapfen. Diese entwideln bereits bis zum folgen. den Winter ihren Samen, der jedoch im darauffolgenden Früh­jahr aus den Zapfen herausfällt, soweit er nicht bis dahin den Spechten, dem Kreuzschnabel und anderen Waldvögeln als Winter­futter gedient hat. Immer noch wächst der Baum weiter, so daß er schließlich eine Höhe von 40-50 Metern, ausnahmsweise jogar eine solche von mehr als 60 Metern erreicht. Die Fichte fann bis über dreihundert Jahr alt werden. Wo sie aber Gegenstand der Forstkultur geworden ist und das ist sie fast überall da läßt man die Bäume nie über 120 Jahre alt werden. In der Gegenwart, wo Zeit angeblich Geld ist, wollen einige Forst­männer herausgerechnet haben, daß die Fichtenkultur bei nur 80 jährigem Umtrieb den höchsten Ertrag liefere. Meist gönnt man aber den Bäumen hundert Jahre. Am wertvollsten wird uns die Fichte durch ihr Holz. Sie liefert in ihren geraden, glatten Stämmen ein vorzügliches Bau­holz. So stammen Balfen, Bretter, Dachschindeln, alles, woraus die schmuden Häufer der Gebirgsdörfer bestehen, von der Fichte. Das Holz dient auch zu Möbeln und allerhand Geräten, doch ist es für feinere Sachen zu leicht spaltbar und wenig widerstands­fähig. Auch als Brennmaterial taugt es nicht allzuviel und steht darin nicht nur dem der Buche und Birke, sondern auch dem der Stiefer erheblich nach. Es ist fast selbstverständlich, daß die quirl­förmigen Zweige der Fichte zu Küchenquirlen berarbeitet werden. Aus dem Baume wird ferner Harz, Terpentin, Teer, Pech und Ruß gewonnen. Ein nicht unbeträchtlicher Gewinn erwächst neuer­dings, wo Forstdiebstahl strenger bestraft wird oder vielmehr Forst­diebe leichter ertappt werden, der Waldwirtschaft auch durch den Bertauf der jungen Fichten als Weihnachtsbäume. Früher holte fich fast ein jeder sein Bäumchen selbst aus dem Walde, heute werden zur Weihnachtszeit die Fichten in die immer volfreicher werdenden Städte zu Hunderttaufenden gebracht und verkauft.

Glüd.

Neben den Aepfeln erscheinen am germanischen Weltbaume auch Nüsse als Früchte, wahrscheinlich die fleineren Gestirne sym bolisierend. Merkwürdige und hochverehrte Nußbäume werden vielfach erwähnt; geheime Dämonen wohnen im Nußbaum, die böse Menschen äffen und Guten freundlich gesinnt sind. Sogar in China   tritt uns ein uralt heiliger Rußbaum entgegen, der als göttlicher Lebensbaum gilt und in vielen Gedichten besungen wird. Der Walnußtern in seiner eigentümlichen Gestalt erscheint der mittelalterlichen Heilkunde als ein Abbild des Gehirns und ist Wo Fichten stehen, da erhält die Landschaft einen frischen, daher bei Gehirnkrankheiten von besonderem Segen. Aepfel und ftolzen Bug. Unsere Gebirge, auf denen die Fichte zusammen- Nüsse sind schon die Geschenke Wodans bei den großen ger­hängende Wälder bildet, find ohne diesen Baum faum denkbar. manischen Winterschmäusen; die christlichen Nachfolger des Götter. In den unteren Bergregionen, in denen er sich mit Buchen häufig vergesellschaftet, steht er wie ein einfamr, stolzer Mann unter der heiteren Menge der Laubbäume. Weiter oben dann, wo er nur feinesgleichen oder eine Tanne um sich sieht, entstehen jene ernsten fühlen, stolzen Wälder, die den Geift der gewaltigen Gebirgsmaffen atmen, die Kraft der Höhenluft und der Wassergewalt, die an dem Gebirge unaufhörlich arbeitet. Die Fichten füllen die Täler aus. in denen zu ihren Füßen der Sturzbach rauscht, und sie machen die Schluchten finsterer und enger. Sie laffen die Felfen, an denen fie in schwindelnder Höhe hängen, noch steiler und graufiger er­scheinen, und sie erhöhen die Bergspißen, auf denen sie Fuß gefaßt haben. Doch, wenn wir dann in die höchsten Zonen der Gebirge gelangen, dann schwindet auch allmählich die Kraft und der Stolz der Fichten. Sie werden fleiner und feiner, auf dickem aber furzem Stamm eine schvächliche Spize. Die Kälte und vor allem der Wind hindern da oben das Wachstum. Der Wald löst sich allmählich auf in einzelne Glieder, wie ein Trupp Soldaten vor dem Feind. Und man sieht den einzelnen, kurzen Bäumen

baters, der heilige Nikolaus und der gute Martin, haben auch diese Gaben übernommen und spenden sie reichlich den artigen Kindern. So ist das Vergolden und Bersilbern der Nüsse und Aepfel, das unzählige fröhliche Kinderhände bei uns zur Weihnachtszeit bea sorgen, der Abglanz uralter religiöser und mythischer Vor­stellungen. Der Goldschmuck des Baumes soll das goldene Licht der Sonne andeuten, die jetzt wieder zu neuer Kraft und Schönheit erwacht. Die versilberten Früchte find ein Symbol des bläfferen Mondenscheincs, und in der ganzen Sitte schimmert zugleich eine felige Paradieseshoffnung hindurch, der Traum von kostbaren Märchengärten, in denen unirdisch herrliche Bäume stehen, deren Bild die Phantasie im Weihnachtsbaum fich lieblich vorzaubert. Die funkelnden glänzenden Aepfel und Nüsse sind zugleich eine Berheißung nahender Wärme und jungen Frühlings, da neues Leben und neue Frucht aus der Erde hervorsprießen wird. Neben dem Apfel stand natürlich im german chen Mythos ursprünglich die deutsche Haselnuß, während die erst eingeführte Walnuß später an ihre Stelle getreten ist. In Apfe   und Nuß sind die frucht­