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Empfang ausgebreiteten Armen zu bevegen und plöhlich, einandergehen. Dagegen kommt er in den Borträts zu füßlichen fich nicht weiter wagend, Halt machen und zu weinen an- Bosen und in der Farbe zu einer unleidlichen Buntheit. Seine fangen wollen: ein Schreckensgefühl, das ihn hastig wieder Radierungen sind aber von staunenerregendem Ungefchid. Er nach den soeben aus der Hand gelegten Krüden   greifen ließ follte fich die Radierungen der Kollwitz ansehen und da in die mit dem frampfhaften Griff eines Ertrinkenden, dessen Hand ein rettendes Holz erhascht.

In dem Maße, wie der Monat, in welchem er seine Lauf­fibungen begonnen hatte, vorschritt, begannen die Stunden bon Nellos Laufversuchen ernstere zu werden, stillere, traurigere. ( Fortsekung folgt.)

Die zeichnenden Künfte.

Die diesjährige Ausstellung der Zeichnenden Künfte", die die Sezession im Runstsalon Caffirer veranstaltet, bringt trotz der Fülle nichts sonderlich leberraschendes. Die Wirkung ist zu sehr gerpflückt. Es kommt hinzu, daß das Zeichnen gerade nicht die Stärke der Sezeffionisten ist, und es hat oft den Anschein, als hätten fie nur aus äußerlichen Gründen, um vertreten zu sein, fich die Mühe genommen, sich zeichnerisch zu betätigen. So fehlt die Frische. Das Künstliche, die Pose fällt auf und man bekommt den Eindruck des Ueberflüssigen. Beinahe akademisch mutet diese Ausstellung an, die man verläßt, ohne bleibende Eindrüde mit zunehmen. Es sind nur Namen, die vertreten find, keine Werke. Berlinerisch- probig tritt jeder auf, wo die meisten, was Zeichnen anlangt, noch so viel lernen fönnten. 28illkürliche Beschränkung auf Namen, die jedesmal monoton wiederkehren, und so fehlen gerade die zeichnerisch veranlagten Künstler, an denen Deutschland   sonst reich ist. Als ein solcher tritt eigentlich hier nur Teschner auf, dessen füddeutsche Veranlagung in farbigen Zeichnungen für Kalender, deren Motive dem Bauernleben entnommen sind, zutage tritt. Treffsichere Kompofition, farbige Wirkung, zeichnerische Durch führung machen seine Bilder zu Schöpfungen, die eine geschlossene, eigene Erscheinung, etwas wirklich Graphisches haben, der die darin zutage tretende fröhliche Laune gut steht.

ist

Schule gehen, um das Technische zu lernen. Auch Slevogt   ist in feinen Beichnungen zur Jlias au fleinlich. Ebenso enttäuscht Klinger, und zwar gründlich; seine Porträttöpfe in ihrer pedantischen Ausführung, den geschmadlosen Farben, tönnten Taum als Arbeit eines Akademieschülers passieren. Welche Kraft ist da­gegen in van Gogh! Diefe Landschaften find wirklich Zeich nungen von merkwürdiger Gewalt. Es ist die ganze Weite der Ebene darin, nichts verkleinert und das wenig Farbige unterstüt borzüglich den lebendigen Eindruck. Etwas einseitiger Leistikow, doch steckt auch in seinen Landschaften( Kohlezeich nungen) Kraft. Weicher ist Ulrich Hübner  , von dem ein See ftüd bemerkenswert ist, von garter Erscheinung. Der Noriveger Munch   ist ein Künstler mit zwei Seelen in der Brust. Einmal gibt er Porträts von zwingender Kraft; malerisch in der Er­scheinung, charakteristisch in der Zeichnung. Es ist nichts dagegen einzuwenden. Sie find frisch und graziös. Und er zeigt, daß er die verschiedenen Techniken der Radierung, der Lithographie, des Holzschnitts vorzüglich beherrscht. Dann aber gibt er Mädchen­föpfe mit ftechenden Augen, umwallt von Haaren, Zotenschädel, Wahnsinnige, als sei er von allen Göttern verlassen; das einzige, was man daraus entnimmt, ist ein gewiffer Sinn für das Dekos ratibe, das aber in den Anfängen steden bleibt. Auch Balus chef fehlt das Selbsturteil; diese ganze Serie von Großstadtbildern und Nachtszenen von umfangreichen Zeichnungen ist zu groß aus­geführt; sie sind zu monoton dunkel gehalten, fie sind technisch un­interessant. Dagegen wirkt 3ille, der feine Motive ebenfalls dem dunklen Berlin   entnimmt, urwüchfig. Er hat französische Schulung; Sterelen ähnelt er, im Zeichnerischen wie im Farbigen. Er gibt treffende Milieuschilderung. Das Familienbad Wanne see" dürfte an Schlagkraft der Schilderung wenig Gleiches hier finden. Bille hat Vorliebe für die Abnormitätenbildung in den Menschen der Großstadt und zugleich einen derben Humor, den der Ernst der Sache nicht anficht. Mit Liebe geht er diesen Stoffen nach, die ihn in Spelunken und dunkle Gaffen führen. Zeichnungen haben Ruhe der Erscheinung. Delacroig geht in Von den Franzosen sind ältere Künstler bevorzugt. Millets Das gerade Gegenstück zu dieser bodenständigen Art ist die feinen Arbeiten auf das Malerische aus. Cherannes Zeich Schar der in Berlin   überwiegenden Künstler, die bewußt ihre mungen laffen in ihrer etwas akademischen Haltung doch dekorative Manier übertreiben und im Stofflich- Extravaganten Bedeutung Größe ahnen. Man sieht, leberraschungen gibt es auch hier nicht. fuchen. Das Absichtliche stört. Christophe, Stern, Pascin  . Das Will die Sezession also in einer solchen Ausstellung etwas einzige, was bei ihnen noch zuweilen erfreulich wirft, ist der Sinn geben, das ihr würdig ist, so muß sie einmal die Nachläufer nicht für dekorative Wirkung. Sie wissen die Farbe geschickt zu ver- so sehr zur Sprache kommen lassen. Und dann muß sie nicht so wenden. Basein erscheint, so verschroben auch seine Sachen wirken, blindlings der Mode folgen und Blätter aufnehmen, nur wenn fie am eigenften. Sein feiner Strich, seine matten Farben fallen auf. inhaltlich bizarr oder pervers find. Bu britt dürfte sie nicht den Dagegen wirft Kandinsky   mit seiner breiten, fledigen Art Personenfultus treiben, der fie Arbeiten von Mitgliedern, seien dessen Zeichnungen wie Glasfenster aussehen, äußerst fräftig. fie auch noch so wertlos, zuftimmen läßt. Kurz, fie müßte wirk Wie Märchenbilder wirken die Zeichnungen, sie haben viel Eigen- liche Arbeit, gründliches Rönnen mehr zu Worte tommen lassen heit und besonders vor schwarzem Hintergrund stehen diese Teb- und nicht die Bose, auf die sie sich hier so gut verstehen. haften Farben fein. Klimt, der auch aufs Deforative aus ist, ist ein Künstler der Linie. Teine Art hat etwas Japanisch- Kalli graphisches; zart und nervös ist sein dünner Strich, der die Um­riffe eines Kopfes wie ein Ornament zieht. Nur die Lippen sind rot hineingesetzt; oder das Haar ist violett getönt. Am besten ist Klimt   in einfachen Zeichnungen, wie dem Bilde einer einfachen, alten Frau, die fißt. Da erschöpft er in feinen Linien die ganze Erscheinung. Dann gibt es noch eine Reihe Künstler, die von der Plastites abgetan wäre. Sondern man schäßt es richtiger ein, als Mittel, Herkommen und ebenso das Dekorative anstreben. Am kräftigsten ist Barlach  , der russische Bauerntypen so breit und derb hin­stellt, daß das Dekorative fich wie von selbst einstellt. Solbe hat fich in seinen impressionistischen Modellskizzen von Rodin   anregen laffen. Besonderen Wert haben die feinen, malerischen Skizzen bon Maillol, dessen leichte Aftzeichnungen als Vorstudie zur plastischen Arbeit, als Rotia zu betrachten find. Gründliche Akt­zeichnungen von sorgfältigster Arbeit gibt eine Dame, Marg. von Runowski. Welser, der auch zu den Dekorativen zu rechnen ist, berrennt sich zu sehr in den Biedermeierstil; Silhouettenzeich nungen in Mahagonirahmen, die nichts Eigenes mehr haben. Die Farbe bringt Matthes, dessen pariserische Schulung man deut. fich merkt, zu dekorativer Wirkung; die Arbeiten erinnern deutlich an japanische Farbenholzschnitte; die Linien find edig- ornamental, die Farben gebrochen und matt.

Es bleibt eine Reihe von Namen, deren Arbeiten von vorn­Herein Interesse haben. An der Spize steht Liebermann. Er st ein Künstler der Linie und der Farbe. Wie er ein Straßenbild mit wimmelnden Menschen aus tausend Strichelchen zusammensett, alle Werte richtig verteilt und doch das Ganze im Auge behält, jo daß er zudendes Leben gibt, das ist bewunderungswürdig. Ebenso geht er im Farbigen vor. Aus lauter Tupfen sept sich ein Martt­Bild zusammen. Man hat die Erscheinung vor sich und doch sind die Farben so gewählt, daß sie nur die Zeichnung unterstützen, wo bei das Malerische sich in der sorgfältigen Wahl der Farben be­währt. Zur breiteren Wirkung führt Liebermann die Farbe) in dem Pastellbild einer Uferszene mit beladenen Schiffen, wo der ganze Schmelz der Farbe wundervoll hervortritt. Die fleinen Strandbilder find merkwürdig flau. Dagegen versagt Corinth. Am beften ift er im Ostseestrand", in dem die Farben fein in­

Sie müßten dann das Programm nicht so in den Vordergrund. rüden, sondern mehr die Tüchtigkeit des Einzelnen untersuchen. So erreichen sie gerade das Gegenteil: bei der Majse der impressio­nistischen Arbeiten erkennt man das Schematische, die Schülerarbeit, man verliert alles Interesse daran und sehnt sich nach Arbeiten von wiederholen, sondern eigenes geben. Scheint es doch, als hätte die Persönlichkeiten, die kein Programm zum soundsovielten Male Stunde dieses Programms geschlagen. Nicht in dem Sinn, daß Kunst zu kommen, nicht in rückwärtsgewandtem Geist, sondern in als Technif. Darüber hinauszukommen, wieder zu einer großen neuer Auffassung, die den Impressionismus für ihre Zwede benutt, was sehr gut denkbar ist, wird Aufgabe derjenigen sein, die nicht Schüler und Mitläufer, sondern eigene Charaktere find. Ernst Schur  .

Kleines feuilleton.

Dorschfang auf Jsland. Die Seefischerei der Jsländer besteht vor allem in Dorsch oder Kabeljaufang, bazu kommen Echellfische, Quappen( Langfische, Aalraupen), Schollen, Flundern, Seehafen, Rochen usw. Der Dorsch, in Jaland wie in Norwegen   Hauptfifch. ist fetter als der norwegische und bildet nicht nur ein wichtiges Nahrungsmittel für die Jsländer selbst, sondern wird auch nach Spanien  , England, Italien   und besonders nach Dänemark   aus geführt. Während 1849 die Ausfuhr von Klipp- und Stockfisch 5 Millionen Pfund betrug, war fie 1898 auf 22 Millionen an­gewachsen, und während der Wert der ausgeführten Fische 1885 3375 000 Stronen war, betrug er 1892 8 Millionen Kronen, d. h. der Export betrug für die Einwohner 1885 77 Kronen, 1902 aber 132 Stronen.

Im Frühling und Herbst bildet der Fischfang wir folgen hier dem soeben erschienenen zweibändigen Werke von Paul Herrmann Jsland in Vergangenheit und Gegenwart" den Sammelpunkt aller verfügbaren Arbeitskräfte. Besonders in dem sogenannten vertid man unterscheidet drei Saisons": hauste vertid( Serbstfischzeit) 29. September bis 23. Dezember, vetrar­vertid( Winterfischzeit) 2. Februar bis 11. Mai, und vorvertid ( Frühlingsfischzeit) findet der Dorschfang statt. Die Besatzung

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