-

Niemals!" schrie et... Niemals!" Und ballte gegen Plawinski die Faust: O du Beseffener!"

"

Der aber zudte nur die Achseln. Für wen, Söhnchen," näfelte er, soll es sein? Für mich? oder für dich, für die Pani, für den Witold? Zu's oder tu's nicht... deine Sache, nicht meine!"

Von dem Tag an lachte Nikolaus Prus nicht mehr. Er wußte, twie es fommen würde. Zwar sagte er auch jetzt noch das Nic­mals", das er dem Alten entgegengeschrien hatte, aber jedesmal, wenn er es nach der schweren Durchaderung derselben Furche sagte, flang es unsicherer und schwächer. Es waren zu viel gegen ihn, den Einen. Tag für Tag arbeitete der Greis mit den mahlenden Niefern   nebenan, und das heimliche Grauen, das durchs Dorf lief, schien sich in ihm verkörpert zu haben. Tag für Tag bohrte seine Frau, die Pellascha... bohrte mit halben Worten: es wär doch schön, wenn sie dann sorgenfrei leben könnten, und man dürfe etwas Liebes wohl hergeben für etwas Lieberes, für den Sohn, dem das Glück des Hauses einft zu gute fontmen sollte. Die Bani war im Herzensgrunde des Handels froh: sie selber machte sich aus dem Hund wenig, und wenn ihr Mann auch an dem Tier hing, man Tam doch billig dabei fort. Ein Schwein wär teurer gewesen. Am schlimmsten war, daß eine heimliche Stimme in Nitolaus Brus felber fich auf die Seite der Beiden stellte und unaufhörlich über das Niemals" hinweg flüsterte: es fei für den eigenen Frieden, für den Sohn, für die Zukunft.

Wie eine Kette, die sich aufrollt, abläuft, und wieder aufrollt, zog das Für und Wider durch den Kopf des Kosjäten. Er lief Tags Herum, er lag Nachts im didgestopften Bett und schlief nicht. Er quälte sich und wurde immer mürber. Oft sehnte er sich, dem Alten, der langsam, langsam arbeitete, aber doch vorwärts fam, ins Gesicht au schrein, weshalb es nicht ginge, ihm tlarzumachen, daß er seinen Liebling doch nicht einem qualvollen Tode überliefern könnte, aber der Alte schwieg und schwang die Nelle, als hätt' er nie etwas ge­fagt, als fümmere ihn die ganze Sache gar nichts mehr. Und wieder ward das heimliche Grauen vor dem seltsamen Greife stärker: wie eine lebendig gewordene Drohung und Forderung, die nicht weicht, die immer da ist und wartet, erschien es dem Kofjäten, der nicht aus noch ein wußte.

Und nun war der Sonnabend gekommen. So oder so. heut' mußt es fich entscheiden. Unter dem regentrüben Himmel faß er, dumpf und stumpf von dem vielen ungewohnten Denken, und sagte nur immer vor sich hin: Das Luderchen... Das fluge Tier wußt' ja so wenig mehr aus und ein, wie er selber. Denn bald liebkofte er es stürmisch wie seinen besten Freund, bald in Ver. zweiflung trieb er es mit Steinwürfen fort von sich, weil er dumpf fühlte, daß er es schließlich doch verraten und berurteilen würde. Und heut, am Sonnabend, hörte man öfter wieder die näselnde, aittrige Stimme des eisgrauen Maurers  . Er begann einen Sing­fang, den niemand verstand, an dem nur er selber Freude hatte. Dem Nikolaus Prus tlang er ins Ohr wie ein Triumphlied. Er Inirschte mit den Zähnen und stöhnte. Nein, nein, er konnte sich nicht entscheiden mochte es denn Gott tun.

Das Wetter war trübe. Aber es fonnte sich halten. Hielt es sich, dann hatte der Himmel selber zu gunsten des Luderchens ge­prochen. Begann es zu regnen, dann dann mochte es eben ge­schehen. Und weder gegen das eine noch das andere sollt' es eine Widerrede geben. Das schwor fich Nikolaus Prus selber zu.

Langsam erhob er sich vom Grenzstein. Und plötzlich schien ihm, als tämen von Often, vom polnischen Wind gescheucht, schwärzere, schwer tragende Wolken heran. Da zudte fein ver­wittertes Gesicht, und als jetzt das Luderchen ihn leise und schen mit der Schnauze anstieß, schrie er es mit schmerz und wuterfüllter Stimme an und büdte sich mit einem wilden Ausdrucke in den Mienen nach dem Stein. Binselnd entfloh das Tier. Doch ein paar Meter weiter stellte er sich auf die Hinterbeine und bettelte... bettelte, wie es sonst um einen Knochen gebettelt hatte, um seines Herrn Liebe.

-

Da wandte sich der Kossäte ab, ein gurgelnder Laut ward hör­bar, und er schleuderte mit aller Gewalt den Stein fort nicht nach dem Luderchen, sondern in der Richtung, aus der die näfelnde Stimme tönte.

Dann ging er raftlos auf die Felder, schlang zu Hause das Effen hinunter und wartete. Seine Frau schlich um ihn herum. Er wußte, was sie wollte. Er hatte die Lippen zusammengepreßt und sah schweigend nach dem Himmel.

Gegen drei Uhr fing es an zu regnen. Die Tropfen flatschten an die kleinen Scheiben. Es ward ein heftiger, lang andauernder Guß. Einen Augenblid verzerrte sich das verwitterte Gesicht, dann wurde es ruhig. Nikolaus Prus nahm die Müte.

-

Und?" fragte die Pani Pellascha mit einer Kopfbelegung nach dem Neubau.

"

Macht's, macht's," erwiderte er halb heiser, aber ich... will nicht dabei sein!"

Er öffnete die Tür. Er drehte sich noch einmal um, wie unter cinem stärkeren Willen. Da lag das Luderchen in seinem Winkel, den Kopf auf den Vorderpfoten und sah unverwandt nach ihm hin. Es wartete nur auf eine Bewegung, daß es mittommen durfte, und war doch gleichsam schon in sein Schicksal ergeben. Die traurigen Augen des Tieres riffen Nitolaus Prus förmlich zurüd. Er zögerte.

19

-

Gr hörte den mahnenden Fall der Tropfen. Er senkte das Haupt und schloß die Tür. Biel  - und zwedklos wanderte er in den klatschenden Regen

hinaus.

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

froftige flitterwochen.

Bon C. Schentling- Berlin  .

Sentimentalen Leuten scheint die Schneedecke, die sich zur Winterzeit über die Erde legt, ein Leichentuch. Mit Unrecht sagt man so. Einem Bettuchh ist sie vergleichbar, denn schlummernd, nicht erstorben, ruht unter ihr das Naturleben. Hier und da ent­faltet sogar mitten im Winter das Leben seine vollste Kraft. Jud Christmond erblüht die Schneerose im Walde und jetzt, im Januar, finden wir sogar Liebesleute dort. Kreuzschnäbel sind es, die in den Nadelwäldern des Harzes, Thüringer Waldes   und des schleft­schen Gebirges nicht selten find, und soweit die Fichte Massen­bestände in der Ebene bildet, wie in Preußen und Südwestdeutsch­ land  , auch dort vorkommen.

Ein ständiger Brutvogel ist der Fichtenkreuzschnabel aber nicht. Bufolge seines Wahlspruches: ubi bene, ibi patrial durch streift er zigeunerartig das Land und tritt in Gebieten, in denen er jahrelang nicht gesehen wurde, plößlich in großer Menge auf, wenn der Fichtensame, der seine Hauptnahrung bildet, gut gerateiz ist. Und dieser reiche Nahrungsvorrat macht ihm Mut, mitten in Schnee und Eis seinen Haushalt zu etablieren. Das verhältnis mäßig große und halbfugelige, aus zarten Nadelhölzern, Moos, Flechten und Grashälmchen hergestellte Nest legt der Vogel versteckt in hohen Fichten an, bald im Wipfel, bald nahe am Stamm, bald auf Gabelästen, immer aber so, daß es von Ziveigen bedeckt wird, damit es nicht ins Wochenbett und in die Wiege schneit. Selbst klingender Frost hindert das Tierchen nicht in seinem Brutgeschäft. So berichtet Bechstein:" Im Dezember 1794 und Jänner 1795 war die Kälte so außerordentlich stark, daß das Thermometer etliche Male 20 bis 30 Grad unter dem Gefrierpunkt stand, und doch waren in der Mitte und zu Ende des Jänner die jungen Kreuz­schnabel alle glüdlich ausgekommen, so daß vom Geschrei der Jungen die Thüringer   Wälder widerhallten." Die Brut wird mit Fichten­jamen großgefüttert, den das Weibchen in fleinen Portiönchen im Kropf aufweicht. Das Geschäft des Auffütterns dauert ziemlich lange, denn der Schnabel des jungen Vogels muß erst erhärten. ehe er die Form annimmt, die eine selbständige Nahrungsaufnahme ermöglicht.

Höchst interessant ist es, den Bogel beim Schmause zu beob achten. Hat er einen ihm zusagenden Zapfen gefunden, so ergreift er ihn mit dem einen Füßchen, während er sich mit dem andern am Zweige festhält, bricht ihn mit dem Schnabel ab und trägt ihn auf einen breiten Ast. Hier legt er den Zapfen so nieder, daß deffer Längsachse mit der seines Körpers zusammenfällt, ihn mit einem Fuße festhaltend. Das Austlauben selbst geschieht in der Weise, daß der Vogel mit der Spitze seines Oberschnabels die breite Ded schuppe, unter der der Same verborgen ist, in der Mitte aufreißt, den etwas geöffneten Schnabel darunter schiebt und den Kopf feita wärts dreht. Durch die ruckweise Kopfbewegung, werden die Schuppenhälften beiseite geschleudert und der Same bloßgelegt. Gleich dem Papagei des Tropenwaldes nimmt nun der Papagei der deutschen Wälder" den Samen auf, wendet ihn mit der Zunge hin und her, bis er von dem Flugblättchen und der Scale befreit ist und verschluckt ihn. Da ein und derselbe Vogel bei der Nahrungsaufnahme sein Köpfchen stets nach der Richtung dreht. die er beim Austlauben feines ersten Samentorns annahm, wird der anfangs noch biegfame Oberschnabel entgegen der Kopfbewegung gedrückt und nimmt allmählich zu dem gerade bleibenden, weil figierten Unterschnabel eine gekreuzte Stellung ein: so schlägt der Oberschnabel nach rechts oder links je nachdem er gewöhnt wurde. Der Gebirgler unterscheidet demnach rechte" und" linke Srinize", wie er unseren Vogel nennt.

"

der Not sogar Insekten, besonders Blattläuse, verzehrt, so bilden Wennschon der Kreuzschnabel auch andere Sämereien, zur Zeit seine Hauptnahrung doch Nadelholzsamen. Mit deren Gedeihen stehen nicht nur die unregelmäßigen Wanderungen dieser Zigeunera weitere merkwürdige Eigentümlichkeit des Vogels bedingt, nämlich vögel im Zusammenhang, sondern es wird durch sie noch eine die, daß er nicht verwest. Brehm berichtet, daß ein im Hochsommen geschoffenes Exemplar in den Federn ein Jahr lang und ein anderes, das, zur Mumie eingetrocknet war, zwanzig Jahre lang sich unverändert hielt. Diese Eigenschaft rührt von der Menge des Sarzes her, die der Vogel mit dem Nadelholzsamen zu sich nimmt wie daraus hervorgeht, daß Individuen, deren Hauptnahrung in anderen Sämereien bestand, diese Eigenschaft nicht besitzen.

Noch eins ist es, das den Kreuzschnabel zu einem durchaus originellen Gesellen macht, nämlich sein Federtleid oder vielmehr die Farbenänderung in diesem. Erwiesenermaßen gibt es nämlich von der dritten Mauser an gerechnet faum zwei männliche Kreuza schnäbel  , deren Gefieder ein gleiches Aussehen hat. In ihrem Jugendkleide tritt das Grau noch mehr zutage als in dem graugrün gefärbten Sabit des Weibchens. Beim jungen Männchen wird dan