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Elementes in ein anderes eingetreten, was man früher wohl für theoretisch möglich, ja was manche fogar für wahrscheinlich gehalten hatten, was man aber bis dahin nie tatsächlich beobachten und feststellen fonnte. Die so losgetrennten und umgewandelten Körper­teilchen bewegen fich nun geradlinig nach allen möglichen Richtungen hin, stoßen zum Teil aneinander und werfen sich dadurch in eine andere Bewegungsrichtung; so tommt es, daß ein Teil von ihnen wieder auf die Maffe zurückgeschleudert wird, aus der sie hervorgingen. Auch bei diesem Aufprallen muß Wärme hervorgebracht werden, und sie wird es auch, ja sogar sehr bedeutend. Ein Gramm radioaktiver Substanz erzeugt auf diese Weise in jeder Stunde soviel Wärme, daß sie hinreicht, ein Gramm Wasser von null Grad auf hundert Grad zu erwärmen, das heißt von der Temperatur des schmelzenden Eises zu der des stedenden oder sich in Dampf umwandelnden Wassers. Die strahlende Materie ist also eine Art automatischer Ofen, sie ist ohne Einwirkung irgend­welcher äußeren Wärmequelle stets wärmer als ihre Umgebung.

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Ach, wenn mein schönses Spiel verrauscht, Wie viele find es, die ihm gelauscht?

Wie viele, die recht von Herzen es meinen, Db Freunde fie halb, ganz Mäcene erscheinen? Db Freud' meinem Land ich gebracht, ob Gewinn, Da ich ein Spielmann worden bin?

Du frageft! Um Antwort bin ich schier bang. Nur wenig versteh' ich von Dichtung und Sang, Hab' nie genommen d'rin Unterricht.

Und Sinnen und Grübeln behagen mir nicht Doch liegt dir trog allem an meiner Meinung: Nun wohl, wozu ringe und ftreb' ich hinauf, Der Wind und ich in Bereinung?

Wir folgen beständig dem alten Lauf,

Und brausen und sausen und heulen und pfeifen, Und würden gewiß es schwerlich begreifen, Wenn jemand uns mahnte: Halt ein 1 Ich finge mein Lied und woge darein, Bin meist auf der Fahrt, und felten in Ruh'. Wir sind auf der Reise was schert uns das Land? Und fragen niemals: Wozu?"

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Jch fönnte ein Mühlteich vielleicht auch sein Und fönnte ein Mühlenrad drehen;

Gern wollte ich, möcht' es nur gehen!

Doch bin ich nun einmal so zahm nicht und klein; Man neide und schmähe mich noch so sehr: Ich kann nicht anders. Ich bin das Meer!" ( Aus den Meerbildern" übersetzt von H. Zschalig, Berlag von

Volkskunde.

Wir besitzen bis jetzt nur sehr geringe Mengen radioaktiver Substanzen; aus Taufenden von Zentnern des chemischen Körpers, aus der fie hergestellt werden, aus der bergmännisch gewonnenen Bechblende, erhält man nur wenige Milligramme Radium . In Wirklichkeit ist aber doch Radium viel mehr verbreitet im Erdkörper, nur in so winzigen Mengen, daß man es technisch auf feine Weise gewinnen fann aber es tritt dennoch in die Er­scheinung. Wenn Wasserquellen, bevor sie ans Tageslicht kommen, größere Strecken im Erdinnern zurücklegen, kommen sie häufig mit Gestein zusammen, das so fleine Mengen strahlender Substanz bringt, und beim langen Lauf laugen fie einen Teil davon aus, der also nunmehr im Quellwasser sich vorfindet. Go tommt es denn, daß insbesondere die als Heilquellen dienenden Wasser, die S. Minden, Dresden und Leipzig .) auch fonst manchen in gewöhnlichen Wasserläufen nicht vorhandenen Stoff enthalten, auch einen Bestandteil radio­aftiver Substanz befizen. Einige Physiker stellten nun Berechnungen an, wieviel radioaktive Substanz man nach allen bis jezt gemachten Beobachtungen als auf der Erde vorhanden annehmen muß. Selbstverständlich find solche Berechnungen recht unsicher, es tönnen jeden Tag neue große Vorräte strahlender Materie auf gefunden werden, aber die Berechnungen geben doch wenigstens ungefähr das Mindestmaß dessen an, auf das man den Erdreichtum an solcher Materie schätzen darf, und das Resultat der neuesten, erst vor ganz furzer Zeit hergestellten derartigen Berechnungen ist folgendes: Wir dürfen zurzeit annehmen, daß die auf der Erde vorhandenen strahlenden Körper durch ihren Zerfall und das Aufeinanderprallen der losgelösten Teilchen eine Wärmemenge produzieren, die acht undzwanzigmal so groß ist, als die der Erde jegt nach den äußer­lichen Erscheinungen zukommende. Es müssen demnach im Innern der Erde Stellen vorhanden sein, die viel wärmer find, als das Erdinnere im allgemeinen sich darstellt. Denn wenn wir annehmen wollten, die gesamte Wärme, die die nichtstrahlende Erdsubstanz je von der Sonne erhielt und die sie vor unübersehbarer Zeit bei ihrer Trennung von dem damals noch ganz lockeren Chaos mitnahm, sei von unserem Planetensystem wieder in den Weltenraum zurück­geftrahlt, so liefert doch die radioaktive Substanz allein viel größere Wärmemengen.

Mißhandelte Heilige. Manche Naturbölfer haben ein probates Mittel, um die Götter anzuspornen, ihre Pflicht zu tun. So ist es bei den Negern sehr gebräuchlich, einen zuvor glühend gemachten Nagel in den Fetisch einzuschlagen, um dem in den Holzbild eingeförperten Fetisch seine Pflichten recht fühlbar in Erinnerung zu bringen. Vielfach tut man dies besonders auch, um sich an diesem oder jenem Feinde zu rächen, indem man glaubt, daß der so gemißhandelte Fetisch von rasender Wut gegen den­jenigen entflammt werde, um deffentwillen er die Mißhandlungen erleiden muß. Wie uns b. d. Steinen berichtet, bedeutet der Hei­ligentultus für die niedere Bevölkerung und besonders für alle Frauen Cuybas, einer Stadt Brasiliens , nichts anderes als einen Fetischdienst. Der Santo wird geliebt und bestraft, je nachdem er sich bei der Promessa", dem Gelöbnis, bewährt oder nicht. Der Heilige Antonius ist der am meisten angeflehte Schutzpatron. Ist jemand ein Pferd abhansen gekommen, so wird der Heilige mit einem Halfter bedeckt und an das eine Ende angebunden, ein gesticktes Tuch wird darüber gebreitet, ein paar Lichte angezündet und feierlich das Gelübde ausgesprochen, daß er einen Binten, gleich 4 Bf., erhalten solle, wenn er das Pferd zurückbringe. Mehr Geld nimmt der bescheidene Heilige für seine Hülfe nicht an. Heiratsluftige Mädchen versprachen ihm eine Entlohnung, wenn er ihnen zu einem Manne rerhilft. Tut diefer heilige Heirats­vermittler aber seine Pflicht nicht, so wird er zur Strafe hinter die Tür gestellt und ein Hut aus schwarzem Wachs von bösen wilden Waldbienen wird ihm fest über den Kopf gestülpt. Hülft auch diese Aufmunterung nicht, so wird er an einen Faden gebunden verstockt, sich auch dann noch nicht auf seine Pflichten zu besinnen, so seht man ihn einfach unter einen Topfunterfaz dicht an das Herdfeuer und läßt ihn dort einige Tage gründlich durchbraten. Läßt ihn auch diese Marter unberührt und kommt man zu der Ueberzeugung, daß dieser Heilige überhaupt nichts kann oder will, so wird er einfach in einem Mörser zerstampft. Aehnliche ebenso grobe fetistische Anschauungen haben sich vielfach auch in dem Heiligentultus in Europa erhalten. So wurde 3. B. im Franken­lande der Heilige Urban bei einem schlechten Scherz durchgeprügelt und in das Wasser geworfer, und die Beauneis in Frankreich warfen den Gantt Reverien, als er zuviel Regen gegeben hatte, einfach in den Fluß, damit er selber sehen könne, daß zuviel Feuchtigkeit nicht angenehm ist. So lassen sich auch in diesem Buntte wie in mancher anderen volkstümlichen Auslegung des Heiligenkultus das Hereintragen altheidnischer Anschauungen in chriftliche Kultusgebräuche fonstatieren. V. V. K.

Es ist nun ganz sicher, daß auch die Sonne strahlende Materie enthält. Ein Körper, den man in den Zerfallprodukten des Radiums wiedergefunden hat, das Helium, wurde sogar als auf der Sonne vorhanden zu einer Zeit schon festgestellt, in der man noch entfernt nicht glaubte, daß er auch auf der Erde, besonders in der Erdatmosphäre und in gewiffen Mineralquellen enthalten und in einen Brunnen hinabgelassen. Ist der Heilige aber so ist. Eben deswegen gab man diesem Element den Namen Helium, was eine Sonneniubstanz bedeutet. Wieviel radioaktive Substanzen auf der Sonne vorkommen, darüber ist uns gegenwärtig feinerlei irgend zuverlässige Schätzung erlaubt. Aber ohne Zweifel liefern auch die dortigen strahlenden Körper bei ihrem Zerfall Wärme, man weiß nur nicht, wieviel in jeder Stunde jedenfalls aber haben wir eine Quelle aufgefunden, aus der der Sonne dauernd neue Wärme zukommt, und die mindestens einen Teil der beständig in den Weltenraum ausstrahlenden Wärme erfeyt. Jedoch ist die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß die so ent­stehende Temperaturerhöhung auch quantitativ ausreicht, den Strah­lungsverlust der Sonne völlig zu decken, und dann hätte uns das Radium und die ihm verwandten und ihm entstammenden Körper zwanglos und einfach die Frage beantwortet, wo die Quelle der Sonnenwärme herstammt.

Kleines feuilleton.

Kannst du, erklären mir, Meer-? Von Holger Drachmann . Kannst du, erklären mir, Meer: Wozu in der Welt ich ringe und strebe? Weshalb ich hier fizend im Innersten bebe, Bergesse die Mahlzeit und starre hernieder, Fühl' taum noch die nassen, durchfrorenen Glieder, Und schaue hinab, beständig bedacht

Bu fassen all' deine Größe und Macht, Bu schaffen aus deiner Sturmmelodie

Mir Töne ureigener Poefte?

H. G.

Geographisches.

St. Kilda. Genau 600 englische Meilen in Luftlinie nord­westlich von London und etliche 50 Meilen von den Hebriden , an der Westküste von Schottland , der vollen Wucht der Wogen des At­ lantischen Ozeans ausgesetzt, die 3000 Meilen weit, von keinem Lande unterbrochen, heranrollen, steht eine kleine Inselflur felfiger Eilande, die unter dem Sammelnamen St. Kilda bekannt ist. Jenseits des Wirkungsfreises des Generalpostmeisters, durch tein Telegraphenfabel und durch teinerlei regelmäßige Verkehrsmittel mit dem Mutterland verbunden, wohuen etwa 80 britische Unter­tanen auf diesen Eilanden, eine kleine Kolonie von friedfertigen und zufriedenen Schotten, die für ihren Unterhalt beinahe aus­schließlich auf die Myriaden von Seevögeln angewiesen ist, von denen ihre Heimatinseln wimmeln, und auf die Unzahl von Fischen, die in den umgebenden Gewässern vorkommen.