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Ein Kommissionsmitglied: Meine Herren! Die von dem Auftrag erteilt, einen eingehenden Bericht über die zu er Ihnen erwählte Kommission hat einen Referenten ernannt und ihm greifenden Maßregeln zu erstatten."
Der Referent:„ Ich danke den Kommissionsmitgliedern für das mir erwiesene Vertrauen und bitte die Herren, überzeugt zu fein, daß ich die mir übertragene Arbeit mit der peinlichsten Gewissenhaftigkeit ausführen werde.... Ich weiß, das Elend wartet nicht, und ich hoffe, mit meinem Referat fertig zu sein..." Der Präsident: Wann?"
fich verwirklichte, die Hälfte des Vermögens der Witwe bleiben[ ratung in ein Nebenzimmer zurid. Einige Augenblide( päter bewürde, anstatt den Verwandten der ersten Frau zuzufallen. treten sie wieder den Sigungssaal. Die Samaruca machte mehrere Reisen nach Valencia und suchte Leute auf, die die Gesetze an den Fingerspißen kannten fie verbrachte ihre Zeit unter beständiger Aufregung und lauerte nächtelang in der Umgebung der Schenke mit ihren Verwandten, die ihr als Zeugen dienen konnten. Stets hoffte sie, Tonet vor Tagesanbruch aus dem Hause kommen und so feine Beziehungen zu der Witwe bewiesen zu sehen. Doch die Türen der Schenke blieben die ganze Nacht geschlossen, das Haus blieb still und dunkel, als schliefe alle Welt drinnen den Schlummer des Gerechten . Morgens, wenn die Tür sich öffnete, erschien Neleta, ruhig, lächelnd und frisch hinter dem Schenktisch und blickte jedem ins Gesicht wie eine Person, die fich durchaus nichts vorzuwerfen hatte. Und erst eine lange Zeit später erschien Tonet wie mit einem Zauberschlag, ohne daß die Gäste wissen konnten, ob er von der Straße oder vom Kanal her eingetreten war.
( Fortsetzung folgt.]
Menfchenfreunde.
Bon Michel Thivars.
Autorisierte Uebersetzung aus dem Franzöfifchent.
Eine Vorstandsfigung des Wohltätigkeitsvereins„ Nächstenliebe". Elegant eingerichteter Sigungssaal: schwere Teppiche, bequeme Fauteuils, tostbare Portieren an den hohen Fenstern. In teure Belze gehüllt, finden sich die Vorstandsmitglieder einer nach dem anderen ein.
Erstes Mitglied:" Himmel! welche Stälte!"
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8 weites Mitglied:" In der Tat, es ist etwas scharf Draußen."
Drittes Mitglied( weinerlich): Wenn man bedenkt, daß es arme Teufel gibt, die bei dieser sibirischen Kälte
Biertes Mitglied:" In ungeheizten Wohnungen... Fünftes Mitglied:" Ohne Nahrung.. Alle:„ Ach 1"
Erstes Mitglied:" Solch einen armen Teufel habe ich auf dem Wege hierher getroffen: fadenscheiniger Paletot, durchlöcherte Schuhe, blau vor Kälte. Seit drei Tagen nichts mehr gegeffen..." jammerte er Entsetzlich!" geben?"
8 weites Mitglied:
" Sie haben ihm ein paar Sous ge
Erstes Mitglied:" Unmöglich! Ich hatte die Hände in den Taschen.... Bei dieser Temperatur die Handschuhe ausziehen? Da erfriert man jal( Er trocknet sich gerührt die Augen.) Armer Teufel!"
Der Präsident( läutend): Die Sigimg ift eröffnet. ( Pause.) Meine Herren, der Winter scheint dieses Mal noch strenger auftreten zu wollen als im Vorjahre. Es gilt, unsere ganze Kraft einzusehen.( Beifallsmurmeln.) Auf keinen Fall dürfen wir uns durch die Presse überholen lassen, die ihre Appells an die Mildtätigkeit des Publikums zu vervielfältigen pflegt, sobald das Thermometer unter Null finkt..
Werk!"( Beifallsflatschen.)
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Der Referent: Wie in den Vorjahren ( Einmütige Zustimmung.)
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am 30. Juni.
Auf dem Heimweg begegnet der in seinen Belz gehüllte Präsident einer Tragbahre. Der Präsident( einen Baffanten fragend):„ Was gibts?" Der Passant:„ Ein armer Teufel, der eben vor Kälte um gefallen ist."
Der Präsident:" Go so... Nun, ich will ihm ein paar freundliche Worte zur Stärkung fagen.( Nähert sich der Tragbahre; wohlwollend) Nur noch ein wenig Geduld, mein lieber Freund i Man beschäftigt sich schon mit Euch!... Wie? Er ist tot?( bitter) Und da soll einer noch Lust haben, seinen Mitmenschen Gutes zu tun 1"
( Nachdrud verboten.)
Die Entwickelung der feuer
bestattung.
Von W. Tied. ( Schluß.)
Mit dem 10. Dezember 1878 fonnte die moderne Feuerbestattung auch in Deutschland ihren Einzug halten, an diefem Tage erfolgte die erste Leichenverbrennung in dem nach dem System von Siemens Dfen erbauten. in Gotha . Lange es Jahre blieb das einzige in Deutschland , denn erst im Jahre 1891 erfolgte die Eröffnung des zweiten, des Krematoriums in Heidelberg . Ein Jahr später, im Jahre 1892 wurde das Krematorium in Hamburg dem Betrieb übergeben, dann folgte im Jahre 1898 das in Jena , darauf 1900 Offenbach a. M., 1901 Mannheim , 1902 Eisenach , 1903 Mainz und 1904 Karlsruhe in Baden , so daß also in diesem Jahre fich 9 Krematorien in Deutschland befanden. Aber auch in allen anderen Kulturstaaten hatte die Feuerbestattung einen riesigen Aufschwung genommen. So hatten im Jahre 1904 folgende Staaten in Betrieb befindliche Krematorien: Italien 26, Ver einigte Staaten von Nordamerika 26, England 12, Schweiz 4 , Frankreich 3, Schweden 2, Dänemark , Argentinien und Australien je 1. Auch die Tätigkeit der Krematorien fann eine äußerst lebhafte genannt werden, was sich aus der bis zum 1. Juli 1904 stattgefundenen Zahl der Verbrennungen ergibt. Frankreich marschiert bis zu diesem Zeitpunkte mit 67 676 Verbrennungen bei weitem an der Spize; es folgen dann die Vers einigten Staaten von Nordamerika mit 13 281, Deutschland mit 7551, Italien mit 4110, England mit 3840, Schweiz mit 1424, Schweden mit 915 und Dänemark mit 275 Verbrennungen. In den nun noch am Die Augenblicke sind kostbar! An's folgenden Angaben sei, weil es uns natürlich meisten interessiert, in der Hauptsache auf Deutschland Bezug genommen. Die Feuerbestattung darf heute in allen deutschen Bundesstaaten geübt werden, ausgenommen jedoch im größten, angeblich in Deutschland an der Spike marschierenden Bundesstaate Breußen, im holden Verein mit Bayern und den beiden Mecklenburg . Trotz der so rückständigen Haltung der regierenden Streife speziell in Breußen hat jedoch die Anhängerschaft der Feuerbestattung beständig zugenommen, die Zahl der Feuerbestattungsvereine ist immer mehr und mehr gewachsen und fast jede Nummer des Organs für das deutsche Feuerbestattungswesen,„ Die Flamme", bringt Meldungen von Neugründungen und ebenso zeigen auch die Einäscherungen trotz oder auch wegen der größeren Zahl der Krematorien eine von Jahr zu Jahr in faft gleichem Brozentiaẞe fich Wenn ich steigernde Zunahme. An Krematorien selbst besitzt Deutschland zurzeit 15. Zu den 9, welche im Jahre 1904 bestanden, kamen am 1. August 1905 Heilbronn a. Neckar , am 1. Januar 1906 Ulm a. Donau , am 15. Dezember 1906 Chemnitz , am 24. Februar 1907 Bremen , am 6. April 1907 Stuttgart und am 11. November 1907 Koburg. Es soll hierbei nicht unerwähnt bleiben, daß auch unsere Reichshauptstadt Berlin sich seit einer Reihe von Jahren des Besitzes eines Verbrennungsofens rühmen kann. Leider jedoch dient derselbe der Feuerbestattung nicht in unserem Sinne, sondern nur zur Verbrennung von Leichen teilen, also z. B. Teilen sezierter Leichen von nicht refognoszierten Selbstmördern. Von welcher enormen bollswirtschaftlichen Bedeutung die Feuerbestattung speziell für Großstädte sein würde, erhellt daraus, daß z. B. in Paris die Kosten für das Verbrennungsmaterial zur Einäscherung einer Leiche un gefähr 3 Fr., d. s. 2,40 m. betragen sollen. Für Deutschland be laufen sich, nach den neuesten und gründlichen Erhebungen, die der Stadtrat einer Stadt Mitteldeutschlands bei einem von ihm erbauten modernen Krematorium hat anstellen lassen, die Kosten für das Verbrennungsmaterial auf durchschnittlich ungefähr 4,50 M. pro Ein
Ein Mitglied: Jch bitte ums Wort." Der Präsident: Herr Dupont hat das Wort." Herr Dupont:" Meine Herren! Bevor wir an unsere Arbeit gehen, gestatten Sie mir, mit wenigen Worten den Gefühlen Ausdruck zu geben, die uns alle beseelen. Anläßlich des Jahreswechsels hat die Regierung unseren hochverehrten, rührigen, nimmer müden Herrn Vorsitzenden zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. ( Bravo !) Wenn jemals eine Auszeichnung wirklich verdient war, so ist es die Dekorierung unseres Borsigenden, dieses einzigen, aus gezeichneten Mannes, deffes ganzes Dasein der Linderung von Not und Elend unter den Aermsten der Armen gewidmet ist."
...
Der Präsident( nachdem sich der Beifallssturm gelegt hat): „ Meine Herren! Ich bin gerührt. berwirrt. wirklich hier und da ein gutes Werk tue, etwas Unglück und Jammer mildern fann...( Bravo !) so verdanke ich das in erster Reihe Ihrer eifrigen, selbstlosen, hingebungsvollen Mitarbeit.( Hurra!) Glauben Sie mir, meine Herren, Ihre Anerkennung ist der schönste Lohn, der mir zuteil werden kann!"( Beifallsgebrüй.)
IIe( stehend):„ Es lebe unser Präsident!" Eine Stimme:„ Schluß!"
Der Präsident: Pardon! Wir haben noch den ersten und einzigen Bunft unserer Tagesordnung zu erledigen: Mittel zur Linderung des durch die strenge Kälte vergrößerten Elends zu fuchen."
Eine Stimme: Wenn man eine Kommission ernennen möchte?" Der Präsident:„ Das erscheint auch mir unerläßlich. Ohne Kommiffion tann man nichts machen."
Alle: Ja! Ja! Zur Wahl 1"
Man schreitet zur Wahl. Der Präsident verliest die Namen der gewählten Kommiffionsmitglieder. Die Herren ziehen sich zur Be