Spargelstcchcn tie Leitsü galten wollte. Aber wie die Spargel- pflanzen eigentlich gezogen werden, das wußte sie trotzdem auch nicht, ich habe ihr deshalb die Sache erklären müssen. Im Handel werden gewöhnlich 2 Zjahrige Spargelpflanzen zur Anlage von Beeten empfohlen und verkauft; diese sind.verhältnismäßig teuer. Ob sie wirklich, wie behauptet wird, immer zwei bis drei Jahre alt find, weiß ich nicht, so viel weiß ich aber, daß man Pflanzen in gleicher Stärke in einer 5hilturperiode heranziehen tann. Dazu braucht man aber ein Mistbeet, wenn auch nur ein einfaches, flaches, und Prietzke ist gerade dabei, sich ein solches herzurichten. Die Fenster hat er sich aus einer Fabrik in Rixdorf geholt, wo sie, fix und fertig verglast, ö 6 M. pro Stück koste». Den Kasten dazu nagelt er sich selbst. Die Kästen müssen so gebaut werden, daß die Fenster von Norden nach Süden abfallen. Zur Anlage genügt eine Portion nicht zu nafien Laubes, das gut fest- getreten wird, worauf man 15 Zentimeter Hoch Komposterde auf­bringt. Nunmehr werden die Spargelsamen, die man im Herbst als rote Beeren vom Kraute sammeln, von der fleischigen Hülle befreien und trocknen kann, ausgesät, 1 Zentimeter hoch mit Erde bedeckt und gleichmäßig feucht gehalten. Tie keimenden Pflanze» härtet man mit fortschreitender Jahreszeit durch reichliches Lüften lex Fenster ab, nimmt später die Fenster vollständig herunter und hebt im Mai die Sämlinge mit den Händen heraus, um sie zu sortieren und die besten, die reich verzweigte Wurzeln zeigen, auf ein sonniges Gartenbeet in 20 Zentimeter Abstand auszupflanzen. Hier wachsen sie. wenn sie wiederholt beharkt und unkrautfrci gc- halten, bei Trockenheit reichlich bewäsiert und bei trübem Wetter gelegentlich auch mit flüssigem Dung versorgt werden, bald so üppig heran, daß man schon im Herbst Spargelbecte mit ihnen an- legen kann. Wie das geschehen muß, werden wir zur geeigneten Zeit erklären. Eine gut angelegte Spargelpslanzung läßt sich jahrzehntelang in voller Ertragfähigkeit erhalten. Gerade in unserem märkischen Sandboden gibt der Spargel vorzügliche, seinschm eckende Ernten; cr gehört zu den zartesten und feinsten Gemüsen, dem an Qualität und Feinheit nur sclbstgezogener Blumenkohl kein Ricselfclder- IoHI und Schwarzwurzeln gleichkommen. Diese letzteren sät man am besten jetzt im März weitläufig auf Beete. Sie werden also nicht verpflanzt und sind im Herbst gcnußreif. Hck. (Nachdruck verboten.) Verstörter SabbatK. Coli Hermann HeijermanS. Autorisierte Uebcrsetzung von R. Rüben. Noch war das Echo vom Zuwerfen der Haustür, ein Schlag, der wie ein Fluch durch die Hausstille dröhnte, nicht verklungen, als Tante NLöcheii schon wütend die Bodenireppe hinanfrannle, bebend in dem Vorgefühl, daß das Mädchen, die'er Stoffel, ihnen diesen oder jenen sckmnitzig-gcmeinen Streich ausgeführt habe. Und bei Gott, sowie sie das zwischen den Dachbalken befind- ltche Bodenzimmer sah. sowie sie die Tür aufriß, vermißie sie auch schon an de» Nägeln   das AlltagSzeug, die Mütze, die Schürze des Mädchens. Das schmicrig-schwarze Waschwosscr und ein zerquetschtes Sliickchcn Seif« sowie das Handtuch, das man vor Ekel kaum an- zittassen wagte, schlamperten unordentlich auf dem kleinen weiß- hölzernen Tischchen herum. DaS ichmierlappige Frauenzimmer I... Noch nicht mal die Zeit hatte eS sich gegönnt, seinen Schmierlram zu beseitigen. Schnell sich bückend ihre rheumatischen Knie knackten dabei, blickte Tante Röschen unter die Beilstelle, aber ihre grapsenden Hände füllten sich wohl mit Haargrüllchen der widerlichen Perioi», vermochten aber ihre ArbcitSpantinen nicht zu finden. Durch die Nase knurrend und fauchend vor tief innerer Wut warf die alte Frau, obschon das die größte Verrücktheit, die nutzloseste Bewegung. der mehr als dunimste Narrcnstreich war ein Kind von einem Jahre mußte das begreisen das schmuddelig-glatte Kopfstück der Bettdecke auf das Fußende und das Fußende auf das Kopfkissen. Genau wie sie sich das unten schon gedacht hatte. Ruch die Nacht- sacke war weg, nur einige.Krümeln von.Kuchen oder Butterbroten lagen noch da. die das Unzeug von Geschöpf in seinem Bett vertilgt hatte in seinem Bett, als ob eS in der Küche keine Gelegenheit dazu gehabt hätte, und als ob eS nicht genug bekommen hätte.... Mit hastig nervöser Gebärde riß Tante Roscbcn das Bodenfenster auf. Der scharf schneidende Nordwind fegte über die gefrorenen Slbneeränder der Dachrinne weg in das Zimmer, warf die Tuch- zipfel des Frauchens um ihren starr glänzenden falschen Scheitel, schlenderte die Bänder ihrer Mütze nach der Richtung deö warmen Korridors zu und schlug die Bodenkammcrtür mit wütendem Stoß ins Schloß. Eine tödliche Erkältung fürs ganze Leben konnte man sich davon holen. Aber gelüftet, gelüftet und nochmals gelüstet mußte werden. Man wußte doch nie, was man sich ins Haus nahm, was siir'n Pack und waö sie mitbrachten I K uchend, laut auS- prustend, Verwünschungen murmelnd, schoß sie die Treppe wieder hinunter, und flink bei der Hand, wie immer. eilte sir mit einem Satz in den Alkoven und durchsuchte den Kleiderschrank, ob auch noch alles da sei, ob nichts gestohlen, nichts mitgenommen war von solch einem Stück Dreck, das einem in so gemeiner Weise im Stich ließ, konnte man doch alles er- warten I und schloß sogar Davids Klappschrank auf, um die alter» tümlichen Zierrätchen im Goldkasten nachzuzählen. ES fehlte nichts. WeiugstenS nickt, soweit sie das überblicken koniile. Wirklich da? reine Gotteswunder I Getraut hatte sie ihr nicht den tausendsten Teil einer Sekunde, dem eklich frechen brutalen Mädchen, das ihr den scheußlich gemeinen, liederlichen Streich gespielt halte, so im Stillen davonzugehen, mit der vorgeschobenen Lüge von seiner kranken Mutter, nachdem es gerade erst sein Geld fiir die letzte Wocke eingeheimst hatte die Woche die doch nach Recht und Billigkeit erst morgen abend abgelaufen war I Warum war sie auch so dumm g.weien. so vernagelt, einen Tag früher schon den Lohn zu geben, der Mutter wegen, der über- Haupt nichts fehlte. Im angenehm durchwärmten Vorderzimmerchen, wo der Füll- ofen behaglich surrte, wo er weinrot von gewaltigem Schein i» der schnell hereinbrechenden Dämmerung dampfte, plumpste sie in den Lehustuhl am Fenster. Sie sah nichts, nichts von der kringelnden Glut auf dem Tisch- tiiche, nichts von dem blinkenden Wassergläser», die den roten Feuerschein so grell widerspiegelten, wie daS Wasser die unter­gebende Sonne, iah nichts von dem vordersten Tischfnß, der purpurn erstrahlte, nichts vom Messing der Lampe, das in der Ziimner- dämmerung Funken sprühte, nichts von dein tollen, schaukelnd schäumenden Flammenspiel an der Decke. Selbst daS herrliche Stück-ben Lendenbrale» ohne Knochen, das aui dem Ring der Ofenröhre zappelnd schmorte, noch die göttlich-schöne Suppe mit Klößchen auf dem Petroleumkocher erregten ihre Aufmerksamkeit. Aus der dunkler werdenden Straße, wo die ersten Laternen auf- zuleuchren begannen, blickten die Schneekanten der Fensterbänke und Türschwellen herein. Der johlende Wind hatte den Spion dicht mit Schnee beworfen. Die Vorderseite des Hauies gegenüber wie mit Gips bestrichen und der vielfach begangene und befahrene KieS  - weg unten zeigte sogar seine Schlammriiinen und schwach glänzende» Pfützen. Tante Röschen saß da mit spitzem Rücken, schlaffen Händen. mit einem Unterkiefer, der kaum noch in seinen Scharnieren einen Halt hatte, und sah nichts von dein Zimmer, sah nichts von der Außenwelt. In ihrem Köpfchen, das mindestens seit einem halben Jahr- hundert an ihren kleinlichen ZimmerlrimSkrainS gewöhnt ivar, sah sio »ur daS Mädchen, daö Mädchen in seiner Haltung wie vor einer Vierlelstunde, wie eS mit seinem glatten Gesicht plötzlich ohne jed« Ursache Skandal gesucht hatte. Gestern hatte sie ihr noch ztm Frühstück einen Knocken abzusuchen gegeben vorgestern zum Kaffee ein Stück altbackenen Butterluchen. Was für ein Tier. Was für eine Schlange. Was für ein durchtriebenes, in der Wolle gefärbtes, herzloses SaS, Knall und Fall mit seinem Päckchen auszurücken, zu so ungelegener Stunde, gerade vor'm Essen, gerade vor SchabbeL. Sie würde ihre Schimpfereien mit gieriger Beharrlichkeit weiter fortgesetzt baben, hätte nicht seinerseits das Dackelchen über dem köstlichen Stück Lendenbraten sich warnend bemerkbar gemacht, und hätte nicht andererseits die Treppe unter zwei bekannten Füßen geknarrt. Gerade hatte sie das Fleisch umgewendet, als David die Tür öffnete und auch sofort seiner Verwunderung Ausdruck gab: .Was is mer das vor'ne Neuigkeit? Nickt mal'n Licht an?" In der Türöffnung blieb er stehen und rieb seine beschlagenen Brillengläser mit einer reinen Stelle in seinem Taschentuch ab. .Das Stück Elend is weg," sagte Tante Röschen wütend, auf einmal dicS Schimpfwort aus ihrem großen Vorrat herausgreifend. .Weg?' fragte er erstaunt:.wie heißt, wohin?.. Natürlich nrnßte er'ne dumme Frage anbringen. ES kam'Iva? drauf an. wo das Stück Unglück steckte! Wohin? Ich weiß viel." keifte das alte Frauchen,Roch keine Stunde, nachdem Du weg warst, vielleicht noch keine halbe nach dem. is sie durchgebrannt, das Elend.. DaS versteh' ich nit," sprach er zögernd erstaunt, sie hatte ihm doch noch seinen Rock abbürsten geholfen. DaS verstehste wol?" sprack sie in, Zanktempo, froh, daß sie endlich jemand hatte, ihren aufsteigenden Grimm daran auszulassen: .... IS daS so schwer zu verstehen?" .Is denn waS paisiert?" fragt cr vorsichtig. Ne. nix passiert sie iS einfach so weg so zum Spaß." antwortete sie vernichtend. Doch weil sie diesmal nur wenig Chancen hatte, ihm die Schuld aufzubürden tatsächlich war er doch nicht zu Hause gewesen zu seinem Glück sprach sie schnell und gistig:Noch keine halbe Stund', daß Du weg warst, wurd' geschellt. stand se unten mit jemand zu schmusen. Ich fragte das Stück Elend; Nu, was is? Und mit dem scheinheiligsten Gesicht erzählt ie, daß chre Mutter krank geworden und daß s« kein Geld im Haus hätieu ob ich nit so freundlich sein wollt', ihr heut' schon. statt morgen, ihren Lohn zu geben. Und ich bin so dumm, und fall' drauf'rein..."- .Nu", unterbrach Onkel David auf die allergeduldigste Weise ihre Rede, da sie in ibrcr Enirüstung stockte und mit fest zu- gekniffenen Händen auS dem Fenster stierte, statt wciterzusprccheit. Nu...?" Nu? Nu? Nu?" wiederholte Tante Röschen mit boshaft wackelndem Kinnbäckchen:.Und keine Vierlelstunde steht se an» gekleidet vor mer und erklärt mir nir. dir nix, daß sie mal eben mal eben I nach HanS will, ui- sich nach ihr' kranke Mutter im-