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( Fortsetzung folgt.)

Neue Belletristik.

in deren Realismus

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Der Baga und erhob den Kopf aus der Barke, fah ihn lauf aller Dinge fich bei der Dichterin in ihrem Schaffen bewahr ftarr an und wiederholte, er käme gleich. Dabei rührte er heitet habe. Bon heiterer, lächelnder, sonniger Kunst nahm sie ihren fich aber nicht, als wenn man ihn überhaupt gar nicht ge- Ausgang, wirbelte in die Verbitterung, in die Anflageliteratur hinein und ist rufen hätte. Als der Jäger ihm aber, rot vom Schreien, wieder angelangt in den friedlichen Ge filden stiller Beschaulichkeit. Nichts mehr bon Problem drahte, er würde einen Schuß auf ihn abgeben, machte er eine ichriftstellerei, laute Tendenzfreude schweigt, nur ein gehörige Anstrengung, stellte sich wankend auf die Beine, schöne Menschenleben blühen auf auf bor dem Leser. suchte überall die Ruderstange, die er in den Händen hielt, m Haus zur Flamm', das auf der Höhe des fleinen Bergstädtchens und begann sich langsam zu nähern. steht, sonnengefüßt und durchflutet von ihren Strahlen, wohnt Frau Marianne, die die flammende Sonne in ihrem Herzen aufgefangen hat. Nun ist fie selbst eine Sonne geworden, um die eine Anzahl fleinerer Gestirne freisen. Der Abglanz ihrer Sonnenseele fällt auf die Menschen um fte herum, auf ihren Wegen ist Wärme und Licht, ist Liebe und Glück. Wenn ich an die prachtvolle Gegenständlich­teit der Böhlauschen Ratsmädelgeschichten dente, wo alles von selbst leuchtete, wo alles in der Dichterin miterlebender Phantasie lebendig wurde, bleibt mir in diesem neuen Buche freilich manches unlebendig und Phantastit. Der Böhlau alte Leidenschaft für sieghafte Aus dem Nachlaß von Theodor Fontane. ( Verlag Menschen, die im Lichte schreiten, bricht hier in gefährliche F. Fontane u. Comp., Berlin . Die in gleichem Verlage erfchienene Romantik aus. Die blutwarme, puliende, rotbädige Kunst der ftattliche Ausgabe der gesammelten Werke Theodor Fontanes erhält jungen Böhlau hat ihre Erdensicherheit eingebüßt. Sie sieht ihre mit diesem Nachlaßbande eine schöne Bereicherung. Der Heraus- Gestalten verflärter, aber auch romanbafter, und ihre Frau Marianne geber Joseph Ettlinger betont zwar in einem ausführlicheren ist in der Häufung von Vorzügen mehr Romanengel als Mensch. Vorwort von lobenswerter Sachlichkeit, daß die Welt nicht mit irgend- Man fühlt bei diesem Ausbund an Schönheit, Güte und Verstand: welchen Sensationen überrumpelt werden soll. Auch hat der Ver- diefe glänzende und schimmernde dealgestalt ist aus der Sehnsucht storbene ja sein Lebenswert in strenger Selbstkritik selbst abgeschlossen. eines weiblichen Geistes und nicht aus dem Leben heraus ge Aber in den vierzig dickleibigen Mappen, die der Dichter hinterließ, boren. Denn nur eine Frau fann sich bei ihrem dichterischen Gegen bollgepackt mit schnörkelfrohen unveröffentlichten Manuskripten, fand stand so in Superlative verlieren, und man möchte bei all dem fich doch manches, das nicht nur für den bekannten Schnüffel- und Licht auch einmal Schatten sehen. Die Geichichte würde dann echter Sammeltrieb der Nachwelt von Interesse ist. Die sorg- wirken. Zwar wird die taum gebändigte Romanhaftigkeit des fältige Auslese, die Joseph Ettlinger mit Taft und Buches immer wieder gedeckt durch der Verfasserin Startgeistigkeit, Verständnis besorgt hat, besitzt den Wert eines mensch durch die Glut ihrer Empfindung, vor allem auch durch ihren frischen lichen Dokumentes. Sie ist zusammen mit den von Paul Humor, der besonders in der tragikomischen Episode von dem modern Schlenther herausgegebenen Causerien über Theater", den Briefen fnöchernen Stilweibchen köstlich zutage tritt. Aber man empfände die an die Familie" und den ausgewählten Briefen an die Freunde" fünstlerischen Vorzüge des Buches vollkommener, wenn eben die eine Vervollständigung zum Bilde Fontanes als Dichter und Mensch, Heldin etwas unvollkommener wäre. Oder aber, wenn der Lefer die wir nicht missen möchten. Gleich der Roman Mathilde all das Schöne anschaulich selbst wahrnähme, das Unbeschreibliche", Möhring", der nach einer Tagebuchnotiz von dem 72 jährigen das ihm Helene Böhlau beschreibt. In den Stellen müder Fontane in nicht ganz zivei Monaten niedergeschrieben wurde, zeigt Melancholie ist die Verfafferin im sprachlichen Ausdruck über sich Sen ewig jungen Dichter noch einmal in allen feinen Vorzügen. hinausgewachsen und hier findet sie ihre echtesten Töne. Die Geschichte dieses tüchtigen aufrechten Mädchens aus dem Berliner Kleinbürgertum spiegelt die Fontanesche dichterische Wesenheit, so viel geistige Feinheit Hausbücherei der Deutschen Dichter Gedächt mitſchwingt, wie die Geradlinigkeit feiner Lebensauffaffung i8- Stiftung. 5. Band. Frauennobellen. 6. Band. so ungebrochen wieder wie seine besten Schöpfungen. In der Reihe Kindheitsgeschichten.( Verlag Hamburg- Groß- Borstel.) Die feiner Frauengestalten wird fortan auch Mathilde Möhring einen Haus- und Volksbücher der Deutschen Dichter Gedächtnis- Stiftung Ehrenplag einnehmen, ja sie ist wohl eines der echtesten Geistes- haben in der Literatur ungefähr denselben Zwed im Auge, den etwa finder des Dichters in ihrer Pflichtnatur und verständigeu Nüchtern- in der Malerei der Kunstwart mit seinen guten und billigen Bild­heit, die für falsche Feierlichkeit und den Lärm mit Gefüblen nicht reproduktionen verfolgt. Jeder neue Band bringt Wertvolles, und zu haben ist. Ewig schade, daß Fontane , der klassische Beobachter, wie jetzt schon die geschmacklofen Deldrucke durch leicht erschwinglichen der im Brennglas seiner Stepsis, seines Oppositionsgeistes, feines fünstlerischen Bildschmud verdrängt sind, wird auch die Dichter- Ge­Borwärtsdranges alle Typen der Großstadt auffing, am Arbeiter dächtnis- Stiftung hoffentlich dazu beitragen, die Schund- und borüberging. Keine seiner Geschichten zeigt eine intimere Fühlung Sensationsliteratur zu verdrängen. mit dem werftätigen Volfe, obgleich gerade er, der flare, unbetörte Durchschauer der Bourgeoisie, der rechte und gerechte Mann auch für den Arbeiterroman gewesen wäre. Einen Beitrag zu des Ver­storbenen launiger Satire und seinem beweglichen, glossierenden Geist gibt die Gedichtauslese. Die Gedichte aus früher und lezter Zeit und Gelegenheitsgedichte zeigen allerdings auch wiederum, daß Fontanes tantige Charakterknorrigkeit sich schwer in reine Lyrit auszulösen vermochte. Bedeutsamer find die Literarischen Alle drei Novellen tragen den frischen Schollengeruch der heimatlichen Studien und Eindrücke. Willibald Alexis , in dessen branden­burgischen Romanen ein Stück Fontane - Geist lebt und der sich doch als ein Klein- Humorist von dem Groß- Humoristen Fontane unter­scheidet, erfährt hier eine objektive Würdigung. Die schwer ent­zündliche kritische Natur des Dichters offenbart sich nament lich in den, Goethe- Eindrüden" und ,, Roman- Reflexen". Gerade diese fühlen nörglerisch erscheinenden Abhandlungen, Breis zuzuerkennen. in denen das Einzelne herausgehoben wird, laffen andererseits die Gewissenhaftigkeit, Gründlichkeit und leberheblichfeit" im guten Kindheitsgeschichten. Teils humorvolle Begebenheiten aus Sinne erkennen, mit der der immer zweifelfüchtige Dichter sein Urteil abgab. So stört ihn z. B. in Werthers Leiden die in den Aufzeichnungen zutage tretende Indiskretion Goethes und bei Keller der ewig gleichbleibende Stil, der die Neden seiner Personen nicht lebenswahr foloriert und die deshalb stillos auf ihn, den Meister der Dialogschattierung, wirken. Ganz der lebendige Fontane, der Columbus der Mark", der Heimatsdichter, der noch mehr wie seine mär­tische Landschaft, seine märkischen Menschen, insbesondere feine Berliner liebt, leuchtet aber aus der kulturhistorischen Studie: Die Märfer unddasBerlinertum. Hiernach ist der heutige Berliner Groß­stadtgeist zum Teil gar franzöfifchen Ursprungs. Den beachtenswerten Band schmückt ein gutes Fontanebild und von Adolf Menzel , dessen ftrammer preußischer Geist dem Dichter verwandt war, ist eine Re­produktion der Originalzeichnung beigegeben, die der Maler der Marschierenden dem Dichter der Marschierenden zum 70. Geburts­tage verehrt hat.

Helene Böhlau : Das Haus zur Flamm'.( Berlag von Egon Fleischel u. Co., Berlin .) Nach langer Pause tritt Selene Böhlau( Frau al Raschid Bey ) wieder mit einem größeren Roman Gervor. Es ist als ob die naturwissenschaftliche These vom Kreis­

Das Novellenbuch stellt bier Dichterinnen von anerkanntem Namen und ausgesprochenem Charakter zusammen. Der Verfünderin lodernder Triebe, Klara Viebigs saftstrogende Leidenschaft flammt auf in: Brennende Liebe, einer Tragödie der Mutterliebe auf dem Dorfe. Eine Seelenstudie von außerordentlicher Spürkraft ist Lulu von Strauß und Torneys Bauerngeschichte: Um den Hof, und Martha Renate Fischer bringt ein prächtiges Jdyll aus dem Thüringer Lande. Erde und wie die Liebe, ist auch die Natur geschaut und geschildert, mit liebevollem Umfangen und schlichter Eindring lichkeit. Der gedankenvollen Erzählung Eine Nacht" von der Freundin Nießsches Lou Andreas Salomó fehlt das dörflerische Milieu, aber auch diese Novelle, die manch feines Wort enthält, ist ein Kabinettstückchen, und es fällt schwer, einer vor den anderen den

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Von demselben höchst persönlichen Reiz find auch die fröhlicher Kindheit, teils wehmütige Erinnerungen, tragikomische Er­lebnisse und reine Tragit, wie in der traurigen Stizze von Helene Aederle: Das Opfer". Hinter jeder Geschichte lugt das Menschliche hervor und das Dichterifche zugleich. Hans Lands polemisch zu gespigte Novelle:" Die Büßerin" fällt wohl durch ihren Mangel an poetischer Fassung und durch den galligen Tendenzstandpunkt etwas aus dem Nahmen. Beide Bändchen sind eine erfreuliche Vermehrung des volkstümlichen Bücherschazes."

Auf eine Novellenfammlung von meisterlichem Gefüge möchte ich hier gleich noch aufmerksam machen. Ich meine die ganz präch tigen Profaffizzen von Jakob Schaffner , die der Verfasser unter dem Titel:" Die Laterne" zufammengefaßt hat.( Berlag Emil Strauß , S. Fischer, Berlin .) Raabe, Heller, Möride, wohl auch über standen segnend dem ersten Buche dieies jungen Dichters( Jrrfahrten"), der als Schufter geselle auf seinen Fahrten die Geschenke guter Geister auffing. Die Herzinnigteit, den frischen Humor, das finnierende Gemüt, das offene Auge und die Kunst, sein Fühlen in Poesie umzusetzen. Alle diese guten Anlagen haben sich verfeinert, ja find beinahe virtuos geworden in diesem zweiten Novellenbuch. Man wird es nicht glauben,