genommen hatte. Aber das geschah einige Wochen später, indem Kaspar Asam von drei Machthaber» dieser Erde affektioniert und durch Kreuze und Medaillen unter die Ausnahmemcnschcn gestellt wurde. Von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser, von dem Aller- grostmächtigstcn Zaren zu Petersburg   und von Sr. Majestät dem Könige von Großbritannien   und Irland und Kaiser von Indien  . Mit einem Schlage war Kaspar neben die Kämpfer von Königgrätz  und die Löwen von Plewna und die Sieger von Omdhurman ge- setzt und war ein Held für drei Länder des alten Europa  . Es liegt in der Souveränität begründet, daß vor ihr Meinungen ebenso- Wohl wie Tatsachen schweigen müssen, und der Bäckermeister Vier- thalcr tat gut, seine alte Geschichte zu begraben und sich an ein anderes Sprichwort zu erinnern, welches so hieß: Jugend hat keine Tugend. Die Stadt konnte dem Glanz, der auf sie zurückfiel, nicht aus- weichen, und sie konnte darauf nicht verzichten, aus dem Ruhme ihres Sohnes Anerkennung und Besonderheit zu gewinnen. Der Dürnbucher Zeitungsschreiber traf wieder einmal mitten ins Sckwarze, als er einen begeisterten Artikel über den bayerischen Löwen brachte, der mit mächtigen Tatzenschlägen die wütenden Seiden niedergestreckt hatte. Jedermann fühlte es mit Stolz, daß dieser Löwe ein Dürnbucher war..- (Schluß folgt.) kleines Feuilleton. Die Cholera in Mekka  »nd Mcdina. Die heiligen Städte der Mohammedaner rflegen in jedem Jahre zur Zeit der grotzen Pilger- fahrt das Slelldickiein für Epidemien zu fein, die von Gläubigen aller Länder des Orients dorthin zusammengeschleppt werden und dann nach erfolgtem Austausch wieder hinausgetragen werden. Die Wächter der internationalen Gesundheitspflege find sich seit langem darüber klar, daß die mohammedanischen Pilgerfahrten die größte Gefahr bedeuten, die für die Ausbreitung von Seucken über- Haupt besteht. Zu der Cholera, die früher in Mekka   und Medina   und im ZugangShafen Dicheddah die Hauptrolle spielte, ist seit einem Jahrhundert noch die Pest hinzugetreten. Bei der diesjährigen Hedichas hat es die Cbolera besonders schlimm getrieben, wie eine jetzt imLancet" veröffentlichte Statistik beweist. Nach diesen Angaben sind vom 2l. bis LS. Januar in Mekka   allein nicht weniger als rund GOO Menschen an der Cholera gestorben, und wenn man hinzunimmt, daß diese Zahl jedenfalls nur einen Teil der tatsächlichen Sterblichkeit bedeutet, kann man sich vielleicht eine Vorstellung davon bilden, wie eS in diesem mohammeda­nischen Rom   ausgesehen haben mag. Seitdem hat glücklicher- weise die Seuche sehr nachgelasien, so daß für Mekka   am 10. Februar die Ausgabe täglicher Bulletins aufgegeben werden konnte. Damit ist aber durchaus nicht gesagt, daß die Cholera au sich verschwunden ist. vielmehr ist pc nur sür Mekka   selbst erloschen, und zwar aus dem sehr begreiflichen Grunde, weil die Pilger, soweit sie nicht gestorben sind, die Stadt jeyt sämtlich verlassen haben und die Stadt damit menschenleer geworden ist. Wenn man schon ohnehin daraus schließen könnte, daß sich die Seuche nun an anderen Stellen zeigen würde, so hat diese Voraussetzung unterdes leider schon eine Bestätigung gefunden. Zunächst wanderte die Cholera mit einer Karawane von 7000 Kamelen nach Medina   und mit einer Gruppe anderer Pilger nach dem Hafen Dscheddah. Besonders bedenklich aber ist die Nachricht von dem Aus- bruch einer Epidemie unter den Mannschaften, die mit dem Bahnbau von Damaskus   nach Medina   beschäftigt sind. Die Ein- schleppnng in dieses Gebiet scheint durch eine Pilgerkarawane schon auf dem Hinwege nach Mekka   geschehen zu sein. Nach dem erwähnten Bericht hat der Generaldirektor der dortigen Eisenbahnbauten. Nazim-Pascha. bereits am 7. Januar telegraphiert, daß über dreißig Erkrankungen mit zehn Todesfällen an Cholera bei den uitter seinem Befehl stehenden Truppen vorgekommen feien. Später wurden noch mehr Fälle in anderen Bataillonen gemeldet, im ganzen über 200. Es ist anzunehmen, daß der schon an sich ungewöhnlich schwierige Bahnbau in seinem Fortschritt durch diesen Einbruch der Cholera arg bedroht ist. Auch der Be- trieb auf der bereits eröffneten Strecke liegt lahm, da auch gewöhn- liche Passagiere eine zehntätige Quarantäne durchmachen müssen. Bisher soll die Seuche freilich nicht über die Station El Ola, etwa 300 Quadratmeter nördlich von Medina  , vorgeschritten sein, bis da- hin aber die Truppen und Arbeiter bereits in mehr oder weniger epidemischer Form ergriffen haben. Noch unerfreulicher stellt sich die Lage infolge der Nachricht dar. daß im Hafen Dscheddah außerdem die Pest voit neuem ausgebrochen ist, und zwar waren bis Mitte Februar etwa 30 Fälle zur Beobachtung gekommen. Der nähere Orient ver- langt also jetzt eine besonders scharfe Aufficht, zumal eS noch frag­lich ist. ob nicht die Cholera auch in Konstantinopel  , wo Ende Januar noch vereinzelte Fälle vorkommen, fortglimnit. DaS Bild wird nur etwas erfreulicher durch die Kunde, daß die Cholera in Rußland   zum Stillstand gekommen sein soll: hoffentlich entspricht diese Angabe der Wahrheit. Mufit.' Im April vorigen Jahres berichteten wir über eine Aufführung von BeethovensFidelio' in der Lortzing  -Oper mit dem Bemühen, über mancherlei Enttäuschungen hinaus ein gute? Streben anzuerkennen. Heute geht uns die Anerkennung leichter von der Hand: die Neueinstudierung der Oper, die wir am Dienstag sahen, war nicht bloß mit Ach und Krach zu loben. Vor allem hat sich die Regie(I. G r e v e n b e r g) zu einer sinnvollen Durch« arbeitung aufgeschwungen und namentlich den Gefangenenchor ein- drucksvoll herausgebracht. Die einzelnen Darfteller fast alle von uns schon mehrmals näher bezeichnet leisteten großenteils so Tüchtiges, daß ihnen(und ebenso dem Orchester) ein kurze? Wort der Hochachtung noch eher gebührt, als eine Unterscheidung nach Mehr oder Minder. Das Minder ist gegenüber den gegenwärtigen Verhältnissen wahrlich wenig. Monatelang begnügt sich das Berliner   Musikleben mit einem Drehen im Kreise desBewährten" j jahrelang dauert'S,} bis wir von einem produktiven Vorangehen berichten können; weit kürzer dauert es von einem Tbeaterslurz zum anderen. DaS alte OpernbauS läßt sich seit langem von den an Mitteln lange nicht so reichen Privatbühnen wenigstens an Eifer überflügeln. Wenn dann die Kräste nicht weiter reichen, wenn kaum anderswo al» in opfervollen Kleinkonzerten der bisherige Kreis erweitert wird, wenn in den Orchestern nicht fortgeschrittener gespielt wird, als eS vor H. v. Bülow und H. Riemann der Fall war. wenn endlich im Musikleben gerade so wie anderswo das Sachinteresse vom Effekt« intereffe überwuchert wird, dann darf unserer Bolksoper weder an- gekreidet werden, w a S sie bringt und nicht bringt, noch w i e sie es singt und spielt. ez, Geographisches. Vom Golfstrom. Der Obersteuermann von Ferd. Corlez. AlamittoS, gelangte 1610 in der damals unerhörten kurzen Zeit von zwei Monaten von Veracruz   nach Spanien  . Er ließ sich von einer warmen Meeresströmung tragen und wurde damit zum eigentlichen Entdecker des wahren Golfftromes im offenen Meere. Der Ursprung des Golfstromes ist in letzter Linie in die an der Nordwestküste von Südamerika   entlang fließende Guayanaströmung zu verlegen, die mit der von dem Nordpassat getriebenen Nord- äquatorialströmung vereinigt auf die Ketten der Kleinen Antillen  zufließt. Von Trinidad   ab tritt also zwischen den Inseln in das Karaibische Meer ein starker Weststrom ein. Ein Teil aber dieses Wassers tritt nicht mit ein, sondern fließt außerhalb der Antillen- Kette, d. h. nördlich davon und nördlich von Bahamas   noch Nord- Westen und vereinigt sich später mit dem eigentlichen Golfstrom. Dieser äußere Teil heißt die Antillenströmungi von ihr rührt ein großer Teil des Wasservorrats im Nordatlantischcn Ozean her, und nicht von dem aus dem Mcxikogplf gekommenen Wasser. Der Golf von Mexiko   ist aber der Staubehälter, das Reservoir des Golfstromes! in dieses Meeresbecken fließt das Wasser deS Karaibischen Meeres durch die Ducatanswaße, Äe bis zu 2000 Meter tief ist. Auf der Höhe von Havanna   wird der Golfstrom bemerkbar in etwa 130 Kilometer Breite mit 3,7 Kilometer Geschwindigkeit in der Stunde. In den Engen   von Bemini hat der Strom in seiner schmälsten Stelle eine Breite von etwa 40 Kilometer und eine mittlere Mächtigkeit von 320 Meter. Im stärksten Strom- strich hat er an der Oberfläche 7,6 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde, in 6 Meter Tiefe 6,8 Kilometer, in 100 Meter 5,0 Kilo­meter und in 260 Meter Tiefe 4 Kilometer in der Stunde. Ilm  einen Vergleich heranzuziehen, sei bemerkt, daß der bekanntlich schnellfließende Rhein   die Oberflächen-Geschwindigkeit des Golf- stromcs nur bei Hochwasser erreich.. In der Floridastraße reicht der Golfftrom bis auf den Grund. Neuerdings hat nun der Meteorologe Strachau die Temperatur um die britischen Inseln in ihrer Beziehung zum Golfstrom auf Grund der umfassenden darüber vorliegenden Temperaturbcob- acktungen für das Jahr 1000 untersucht, und eS zeigt sich, daß der jährliche Gang der Temperatur des Golfstromwassers in der Straße von Florida   genau übereinstimmt mit jenem des Meeres in der Umgebung der britischen Inseln. Dabei braucht allem An- scheine nach das Golfstromwasscr ein Jahr, um von der Straße von Florida   bis zum 00. Breitengrade im Norden von Schottland  zu gelangen. Die jährlichen Temperaturextreme treffen daher hier zur gleichen Jahreszeit ein, wie dort. Die Abnahme der Wassertemperatur für einen Breitengrad zwischen der Straße von Florida   und dem Norden von Schottland   und dem Westen von Irland beträgt% Grad, gegen den englischen Kanal und der Irischen See 0.60 Grad, gegen den Osten von England 0,01 Grad. Dabei ist die Wassertcmperatur in der Straße von Florida   gegen den Südwesten von England um 14 Grad höher, gegen den Westen von Irland   um 16 Grad, gegen die Irische See   um 10,1 Grad, gegen den Osten von England um 17,2 Grad und gegen den Norden von Schottland   um 10,7 Grad. Diese Unterschiede schwanken nur um rund 4 Grad im Jahreslaufe. Von der Wärme der Atlantischen Drift pro'"ffert La-�s End sdie Südwestspitze Englands) mehr als der Westen von Irland und die Irische See  , und viel mehr als Nordschottland und die Nordsee  . Verantw. Redakteur: Georg Davidsohn  , Berlin. Druck u. Verlag Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer 6- Co., Berlin   SW,