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Tonet, trint nicht", sagte fie zu ihm mit unendlicher Wohl ist die Zeit seit Jahrhunderten überwunden, die dekretiert hätte:" Der Mars darf nicht bewohnt sein". Aber auch heute Sanftmut. Doch erschrocken wich sie zurück vor der Bewegung der ist das" Phantastische" in der Wissenschaft für manche Naturen Empörung und des dumpfen Zornes, ait der der Betrunkene ihr antwortete. Es wurde ihr klar, daß ihre Macht über diesen Willen erloschen war. Zuweilen fah sie einen Haß aus seinen Augen blißen, die wilde Abneigung des Sklaven, der entschlossen ist, mit seinem früheren Herrn handgemein zu werden und ihn zu vernichten.
Er hörte nicht auf Neleta und füllte sich sein stets leeres Glas an den Tonnen der Schenke. Ueberraschte ihn der Schlummer, so fiel er wie eine schwere Masse in irgend einen Winkel, während die Centella ihm mit ihrem sanften Hundeinstinkt das Gesicht und die Hände leckte.
Tonet war nur darauf bedacht, seine Gedanken zu berscheuchen. Sobald sein Rausch nachließ, wurde, er von einer quälenden Unruhe gepadt. Die auf den Boden fallenden Schatten der eintretenden Gäste scheuchten ihn haftig auf, als fürchte er die Erscheinung dessen, was seine Träume ängstigte und ihn mit Grauen erfüllte. Er mußte von neuem zu dem Rausch seine Zuflucht nehmen, um aus dem Zustand der Verblödung nicht herauszukommen, der seine Seele ein schläferte und seine Empfindungen abstumpfte. Er glaubte, es waren seit jener Nacht auf dem See viele Jahre berflossen, die letzte seines Menschendaseins und die erste eines düsteren Lebens, durch das er sich gleichsam durchtastete. Sein Großvater fand ihn in diesem Zustande des Stumpffinnes. Der Onkel Paloma erwartete für den nächsten Tag die Ankunft des Don Joaquim zu einer Jagd in den Liesch grasfeldern. Ob sein Enkel nun bereit wäre, seiner Verpflichtung nachzukommen? Neleta redete ihm zu, er solle annehmen. Er war frank, er mußte sich zerstreuen; schon seit über eine Woche war er nicht aus der Schenke herausgekommen. Die Aussicht auf einen an Anregung reichen Tag wirkte verlockend auf den Rubaner. Sein Jagdeifer erwachte aufs neue, einen Augenblick konnte er wenigstens fern vom See leben. ( Fortsetzung folgt.)
ein Stichwort zum Widerspruch, nur weil es eben heute noch phana tastisch scheint. Was Lowell verficht, ist jedoch kein Phantasiebild im Sinne einer Utopie. Ja ſelbſt ſein persönlicher Freund, der Schriftsteller H. G. Wells , hat in seiner Marsphantasie" Der König der Welten", in einem Roman bon fast visionärer Gewalt, eine von der irdischen durchaus verschiedene Entwidelungslinie der Marsgeschöpfe gezeichnet, die mit blendendem Scharfblick aus den wahrscheinlichen biologischen Forderungen unseres Nachbarplaneten konstruiert ist. Wells wurzelt wohl im Boden der wissenschaftlichen Theorien feines Freundes. Dieser selbst aber gibt durchaus teine Traumbilder. Er begnügt sich in seinem Hauptwerk mit der These: Wir mögen als ebenso gewiß betrachten, daß der Mars von Wesen irgendwelcher Art bewohnt ist, als es ungewiß ist, bon welcher Beschaffenheit sie wohl sein mögen." Lowell hält den Mars lediglich für bewohnbar und bewohnt und seine Kanäle für das Werk intelligenter Wesen. In allen diesen Punkten ist ihm erst fürzlich Alfred Russel Wallace , dessen Wert Is Mars habitable?"( Jft der Mars bewohnbar?) gleichsam eine Era widerung auf Lowells Hauptschrift darstellt, entgegengetreten. Wallace , der bereits früher den überaus geocentrischen Standpuntt von der Unbewohnbarkeit aller Planeten und der unwahrscheinlich feit des Lebens innerhalb anderer Sonnensysteme verfochten hatte, bestreitet das Vorhandensein von Wasser auf dem Mars , das Lowell aus der Blaufärbung am Rande der periodisch auftretenden Schneekappen seiner Pole folgert, mit der Begründung, daß nur eine tiefe Wafferschicht die blaue Farbe zeigen fönnte, eine folche aber wegen der ebenen Beschaffenheit der Marsoberfläche nicht bestehen könne. Er bestreitet auch das Vorhandensein von Feuchtigkeit in der Marsatmosphäre auf Grund spektroskopischer Daten, ja selbst jede Möglichkeit dazu. Ferner widerspricht er der Annahme Lowells, daß die Wärme auf dem Mars genügend sei, um höhere Formen organischen Lebens zu ermöglichen. Kanäle endlich erklärt er in gleicher Weise, wie es Professor Bidering getan hat, als ein Netzwerk von Sprüngen, das durch die Abfühlung des Planeten entstanden ist, und sich unter dem Einfluß wechselnder Bestrahlung ändert. Für die Verdoppelung der aber Wallace die Kanäle als Naturgebilde zu erklären sucht, werden Kanäle fehlt allerdings bei ihm jeglicher Aufschluß. Während sie von anderen Astronomen, z. B. von dem Italiener Cerulli, überhaupt einfach geleugnet. Er hat für seinen Zweifel eine eigene Theorie erfonnen, die sogenannte Schwerpunkttheorie", die das Auge an Stelle zweier fleiner Flede, die es nicht mehr einzeln wahrnehmen kann, einen einzigen nur eingebildeten Flecken seben
Neue Stimmen im Mars - Streit. und in dieser Weise eine Reihe von Punkten in imaginäre Linien
Von Dr. M. von Rosenberg.
Seit einem Jahrzehnt und darüber richten sich forschende Blicke mit besonderer Schärfe fragend nach dem Mars , dem kleinen rötlichen Stern, der als unser Nachbar und doch viele Millionen Meilen entfernt von uns entfernt um die Sonne freist. Es mag wohl sein, daß in jene Frage, die wissen will, ob in den Fernen der Planetenräume Leben herrscht, sich bisweilen ein gutes Teil von Sehnsucht mischt, ein Gefühl, das man etwa als umgewandte Romantik kennzeichnen fönnte. Es möchte aus einer Kultur, deren Stolz und Selbstgefälligkeit ihm nicht berechtigt dünft, hinüberschweifen zu höheren Gefittungsstufen, die auf einem Weltförper, der sich um Jahrmillionen früher aus dem glühenden Sonnenschoße losgeriffen hat, vielleicht zur Entfaltung gekommen find. Wie sich die Romantik nach rückwärts wandte, so greift jene Sehnsüchtige Frage voraus in die fernste Zukunft des Menschengeschlechtes und liebäugelt mit der fühnen Utopie, über die Jahrmillionen kommender Kulturentwidelung hinwegspringen zu können, wenn das Wunderbare sich vollzöge und es eines Tages gelänge, urplöblich die Brücke zu schlagen zwischen den älteren Brüdern auf dem Mars und unserer Erde. Man lauscht auch hier und dort einmal auf die Töne, die von der Arbeit solchen Brückenbaues ausgehen könnten. Jrrende elektrische Wellen, die eine drahtlose Station in regelmäßigen Zwischenräumen ansprechen ließen und von Zeit zu Zeit drei Punkte von unbekannt woher" auf den Streifen des telegraphischen Empfangsapparates prägten, haben nach einer Erklärung suchende Gedanken zum Mars schweifen lassen, und wenn auch bisher seine problematischen Bewohner noch keine Marconigramme zu uns herübergesandt haben, so ist doch die versuchte Deutung als solche von symptomatischer Bedeutung.. Man horcht nach jener anderen Welt hinüber, deren von Schiaparelli, dem Entdecker der Marskanäle, zuerst behaupteten Eigentümlichkeiten auch für die exakte Wissenschaft ein lodendes Problem geschaffen haben. Der unermüdliche Vorkämpfer für feine Lösung, Professor Percival Lowell , ist raftlos tätig, um dies Wesen der Kanäle näher zu ergründen und setzt seine photographischen Versuche mit Eifer und großartigstem Aufwande fort: Ob auch in seinen Gedanken ein träumerischer Unterton von einer wunderbaren, noch unentdeckten Welt durch den Forschungstrieb des Astronomen flingen mag? Sehr möglich aber jedenfalls für die Einschätzung seiner wissenschaftlichen Arbeit zunächst ohne Belang! Nur Philistersinn, an dem es allerdings in keiner Menscher.klasse mangelt, wird Träumerei und Phantafie dem Gelehrten als vernichtende Todsünde anrechnen wollen.
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-die Kanäle verwandeln läßt. Eingehendere Untersuchungen nach dieser Richtung hat Professor K. Strehl in der Zentralzeitung für Optik und Mechanik" veröffentlicht. Er hat die optischen Täuschungen bei Betrachtung von roh gefertigten Marsa bildern von etwa 12 Zentimeter Durchmesser durch ganz enge Deffnungen aus 2½ Meter Entfernung mit den astronomischen Beobachtungen des Mars - Details verglichen und kommt zu dem Schlusse, daß bei ihnen Suggestion eine große Rolle spiele, so daß ihr Ergebnis ein Gewebe aus Wahrheit und Dichtung" darstelle und man zurzeit unmöglich sagen fönne, wo die Täuschung endet und die Wirklichkeit beginnt". Auch die photographischen Aufnahmen hält Strehl nicht für beweisend, ohne jedoch auf Lowells letzte Arbeiten näher einzugehen. Erst in den lehten Tagen hat dieser in der" Nature" ausführliche Angaben über die ungeheueren Schwierigkeiten, die zur Gewinnung brauchbarer Bilder des MarsDetails zu überwinden waren, beröffentlicht und auf die vers hältnismäßig ausgezeichneten Resultate der von ihm im Juni lezten Jahres anläßlich der Mars - Oppofition nach Alianza in Chile entsandten Expedition hingewiesen. Profeffor Todd und E. C. Slipher erhielten in wenigen Wochen 10 000 Aufnahmen, die infolge der Höhe des Beobachtungsortes( 1300 Meter) und der günstigen atmosphärischen Verhältnisse eine glänzende Ausbeute Weitere erhebliche an wohlgelungenen Einzelheiten lieferten. Fortschritte erwartet Lowell für die nächste Erdnähe des Mars in Jahre 1909 auf Grund verbefferter Apparate, Aufstellung der Ins strumente in noch größerer Höhe und einer deutlicheren Sichtbar. feit der Kanäle, die für den genannten Zeitpunkt infolge der vorgeschrittenen Jahreszeit auf dem Mars zu gewärtigen ift. Im allgemeinen vertritt Lowell den Standpunkt, daß das geübte Auge dennoch mehr leistet als die Photographie. Wichtig ist diese jedoch als objektive Bestätigung für die vielbestrittenen Dinge, die durch Beobachtung gefunden wurden. Vom Jahre 1909 erwartet Lowell weitere Erfolge. Sie werden in dem Streit um die Kanäle auf dem Mars vielleicht entscheidend sein.
( Nachdrud verboten.)
Kalpar Alam.
Von Ludvig Thoma. ( Schluß.)