religiösen Zercnronien. Unter einigen, besonders geschätzten Nähr- pflanzen, die im Ritus des chinesischen Gottesdienstes ausgesät werden, befand sich der Reis an erster Stelle: ihn säte der Kaiser selbst. Aber auch in Irrdien und auf den Eundainseln war alte Kultur von Reis. Von dort wurde auch dem Abendland die erste Kunde von der Pflanze. Als im Sommer des Jahres 326 vor Christus die Griechen unter Alexander dem Großen in das Pedschab «indrangen, da bot sich ihnen der ganz ungewohnt« Anblick der tropischen Sommerkulturen: groß« Hirsearten und der im Wasser stehend« Reis. Im Gegensatz zu den ihnen als Zercalien bisher allein bekannten Nehrengräsern sahen die Griechen hier ein Rispen- gras, ste wurden erinnert an ihnen vertraut« lockere Hirsesorten und an den Spelt. Das letztere besonders, als sie das Enthülsen des Reises ansahen, das in der Tat an dir Behandlung der Spelt- frucht erinnert. Die Berichte der Gelehrten des Alexanderzuges hoben aber auch das Eigentümliche der Reiskultur, den Anbau im Wasser als beachtenswert und originell hervor. Schon vor den Zeiten der Römer erschien der Reis als Handels- artikel im Westen, wenn auch vorerst mehr bei den Aerzten als «in Schleimmittel. Nach Spanien   brachten die Araber im 8. Jahr- hundert den Reis, legten dort auch kunstvolle Kulturen an. nach dem Muster der früher von ihnen im Nildelta   gebauten. Von Spanien   gelangt« der Reisbau nach Italien  , wo er so ausgedehnt war im und 17. Jahrhundert, daß die nötige starke Bewässerung der Felder für die Bevölkerung der Gebiete die schlimmsten Folgen in Gestalt vor Fiebern hatte. Aus diesem Grunde ging die Kultur sz. T. auf gesetzliche Bestimmung hin) bedeutend zurück, und nur versumpfte Distrikte(wie z. T. in der Lombard«,) deuten auf den früheren Umfang des Anbaues hin. Seit 1716 führte man den Reis auch nach Amerika  . Zuerst und bleibend setzte sich die Kultur in Narolina fest, später gelangte sie nacb Mexiko  , Brasilien   und Paraguay  . Wann Afrika   den Reisbau begann, steht dahin, in Zentralafrika   scheint er altbekannt, auch gibt es dort ein« wild« Form der Pflanz«. Di« Ursprungspflanz« der Reisfrucht ist das große Gras Oryza satiTa L., die ihre Heimat im tropischen Asien   und Australien  hat, jene wildwachsend« in Afrika  (Oryza punctata) soll nach Höckel auch nur ein» wilde Varietät sein. Oryaa sativa erreicht eine Höhe von 1 1,5 Meter, besitzt hohle Stengelglieder im Gegensatz zu andern tropischen Getreidearten. Der Halm ist völlig kahl, an der WasiS der schilfartigen Blätter ist das sogenannte Blatthäutchen (dem Stempel anliegend) lang zugespitzt und farblos entwickelt, an den oberen Blättern zeigt es braun« Streifung. Die Blatt- spreite wird etwa 2 Zentimeter breit, 2536 Zentimeter lang. Der Blütenstand ist ein aus Aehrchen   zusammengezogene Rispe. jedes Aehrchen(am einzelnen Stiele kenntlich) enthält hier nur eine Blüte von flach gedrückter Gestalt. Die Fruchtrispe ist locker unv stark überhängend, sehr charakteristisch; die Einzelfrucht zeigt läng- lich eirunde, seitlich zusammengedrückte Form und bleibt von den trocknen Hüllen der Blüte sden Spelzen) umschlossen. Die Reisfrucht hat außerordentlich hohen Nährwert und, da sie trotzdem keine erhitzende Wirkung hat, so besitzt sie besonderen Wert als Nahrungsmittel bei tropischen Krankheiten der Verdau- ungsorgane(Ruhranfällen), in denen sie als Reisschleim verab- reicht wird. Da der Gehalt an Eiweiß(Kleber) ziemlich gering ist im Vergleich mit anderen Getreidesorten(8 Proz.), so ist der Reis- strme nicht zum Verpacken als Brot geeignet, wohl aber dient er, «i Gärung versetzt, um des Zuckergehaltes willen, zur Alkohol- bereitung(Rumfabrikation), und unter Mitwirkung einer Hefeart bereitet man in Ostasien   ein alkoholisches Getränk(Sake" Reis- wein) daraus. Der ungeschälte Reis(Paddy) wird zumeist in Mühlen geschält und so der feingcsckxllteBraß" gewonnen. Dieser wird dann noch poliert und gereinigt, unter Umständen auch mit Indigo gebläut, um weißere Farbe zu bekommen. Vielfach kommt aber auch gleich gemahlener Reis auf den Markt(Reis- mehl), der(aus bloßen Stärkekörnern in feinster Zerkleinerung) zum Pudern verwendet wird. Das vor dem Schälen entfernte Stroh wird gleichfalls vielfach verwertet, es dient zur Papier- fabrikation(Reispapier) und Flechterei. Die beim Schälen des Paddy gewonnene Kleie ist besonders reich an Eiweiß(16 Proz.) und liefert ein vielerorts gesuchtes Viehfutter. Vor allem aber ist die Reisgrütze(d. h. die weißen geschälten Körner) ein zwar in Europa   weniger unentbehrliches, aber in Asien  so einzig in seinem Wert dastehendes Produkt, daß, dort wenigstens, der Reis als die Hauptnährpflanze erscheint. Insgesamt ge- nommen ist übrigens auch der Ertrag der Reispflanze 66 76mal }o groß als de. von Gerste oder Hafer. Während für den Konsum n Europa   durchschnittlich jährlich 566 Mill. Kilogramm Reis ein­geführt wurden, gibt es in Asien   und Afrika   zirka 766 866 Mill. Menschen, die fast völlig von Reis leben. Und die jährliche Ernte des Landes, das den Reisbau am intensivsten zeigt, Javas  , betrug 1663 4886 Millionen Kilogramm. Dabei bestand dort zur gleichen Zeit«in Import von 66 Millionen und ein Export von 36 Millionen Kilogramm, ein Ausgleich, der auf Rechnung verschiedener Sorten zu setzen ist, gute zur Ausfuhr und billige zum Import. Die indische Reiskultur auf dem Festlande zeigt im Augen- blick einen Rückgang, neben der gleichmäßig hohen der Eamdainseln ist die japanische in stetem Steigen begriffen(auch trotz deL Aus- stilles 1905). Große Fortschritte zeigen neuerdings auch Nord- «mcrika(Karolina. MissisiPPi), Zcntralamerika, Westindien  . Süd- anrcrika(Brasilien  , Uruguay  ). Nordamerika   mit beträchtlichem Konsum hat heutzutage kaum noch Import von Reis. Gleich- bleibend mäßigen Bau treiben einige Mittelmeerländer(Aegypten  , Spanien  , Griechenland  ). Für Afrika   werden neuerdings in den Flußniederungen als sehr geeigneten Gelieten Kulturen mit Groß- betrieb ins Auge gefaßt. Im kleinen Maßstabe ist der Reisbau aber dort weit älter als die Kolonisation. An allen Orten gibt es verschiedene Rassen: so z. B. in Süd- indien, wo das Museum in Kalkutta   nicht weniger als 1666 Proben verschiedener Sorten aufbewahrt. Mit eine Folge der alten und steten Kultur ist die Degeneration, infolge deren die Rassen unter Umständen an Quantität wie an Qualität gleichermaßen abnehmen. Bisweilen bedarf es in einem Gebiete dann der Einführung neuer Sorten. So stand kürzlich(1965) in Brasilien   die Mehrzahl der Reispflanzer vor dieser Schwierigkeit, und es wurde der Regierung der Vorschlag zur Einführung neuer Kulwrvarietäten von aus- wärtS unterbreitet. Einen großen Vorteil bot die Reiskultur von jeher: Oryzä sativa verlangt sumpfigen Boden, d. h. sie ist kultivierbar da. wo sonst keine Nutzpflanze, vor allem kein Getreide gedeihen kann. Günstig für die Kultur ist ferner hohe und langandauernde Wärme, denn die Zeit von Aussaat bis Reife beträgt vier bis fünf Monate. Gegenden mit vier Monaten gleichmäßig hoher Temperatur(wie die Mittelmeerländer, die UeberschwcmmungS- gebiete Aegyptens  ) bilden demnach die äußerste Grenze und stärkere klimatische Schnxlnkungen vermögen dort die gesamte Ernte zu gefährden. Schon oben wurde Java als beedritender RciSproduzcnt er- wähnt. Java ist das Land der Reiskultur. Die Schilderung dortiger Verhältnisse mag darum besser als Einzeldatea die Kultur­angaben ersetzen. Selten wird in Java der Reis ohne künstliche Bewässerung der Felder gebaut(sog. Trockenreis), meist vielmehr als Wasser- reis. Durch die für dessen Kultur nötigen Anlagen (Terrassierungen) bekommt die gesamte Landschaft ihren eigentüm- lichen Charakter. Wesentliche Bedingung bei der Wasscrkultur ist ein wechselweise mögliches Unterwassersetzen und Trockenlegen. Hierzu dienen Terrassenanlagen, die in den Gebirgsgegenden geringer an Ausdehnung und höher, in der Ebene größer an Fläche und niedriger angelegt werden. Das Wasser wird dann so geleitet, daß es von einer Stauanlage über die Stufen herabrieselt (Schleusen werden wohl auch durch Bambusgeflecht und Sterne ersetzt). Für einzelne Landesteile sind unter den Besitzern der unter- oder übereinander liegenden Felder die Gerechtsame nach altem Herkommen geordnet(javanisches Wasierrecht); für jeden Besitzer und jedes Feld ist so die Zeit der Bestellung vorgesehen. Durchschnittlich liegt in Mitteljava die Aussaatzeit im Oktober, in Ostjava im Dezember, in Westjava gibt es viel Regen und daher keine, auch nur annähernd regelmäßig wiederkehrende Aussaatzeit. Dort werden unter Umständen uon einem Felde im Jahre zweimal Reisfrüchte geerntet. An anderen Orten wieder finden sich Zwischenkulturen für die trockneren Zeiten: Erdnüsse, Bohnen, Sojabohnen und Bataten. Der Boden für die Reiskulturen ist am besten lehmig, in Sandboden versinkt die Pftanße und in tonigen dringen dl« Wurzeln erfahrungsgemäß schwer ein. Düngung findet sich selten, wo die Berieselung üblich ist, nur auf der Hochebene(Bandoeng) gebraucht man Stalldung auf den Feldern. Die Malayen pflegen den Boden naß zu bearbeiten; die Erfahrungen auf den Versuchs- feldern der Regierung haben aber gezeigt, daß es besser ist, den Boden in relativ trockenem Zustande der Hauptbearbeitung zu unterziehen, ihn dann unter Wasser zu setzen und nur das letzte Eggen auf dem durchnäßten Erdreich vorzunehmen. Aus ocm zähen, grotzklumpigen Boden ist in jedem Falle die Durcharbeitung eine der schwersten körperlichen Arbeiten. Bei einiger Größe unv härterem Boden werden deshalb die Pftüge mit sein javanischen Ochsen(Kerbau) bespannt, und dieser Kerbau wird den Javanen unentbehrlich.Er ist," wie Multatuli  , der Kenner Javas  , der Kolonialbeamte und Menschenfreund in einer seiner ergreifenden Schilderungen, sagt,der unentbehrliche Genosse des Reisbauers tn Java, sein Tod oder sein Versagen sind mit Mangel an RciS gleichbedeutend." Die Aussaat der ReiSpflanzen erfolgt auf Saatbeeten. Zum Saatbcet wird ein kleines abgegrenztes Stück des Feldes bestimmt. Hier wirk der Boden zunächst bei handhohem Wasserstand so fein wie möglich zerkleinert. In den Morast legt man ganze Frucht- stände dcS Reises, nach neueren Erfahrungen aber besser einzelne Körner aus dein Mittelteil der Aehre, da sonst oft nicht ausgereifte dazwischen sind. Nach fünf bis sechs Wochen find die;ungen Pflänzchen zum Verpflanzen geeignet. Durch Frauen und Kinder, die in langen Reihen die Furchen des Feldes rückwärts abschreiten, werden die Setzlinge zu drei und vier Stück zusammen ln das Wasser und den weichen Boden gepreßt. Schon nach einigen Wochen erscheinen die Rispen und nach kurzer Blüte die Früchte. Das Korn(dessen einzelne Aehre 46, 66, ja selbst 166 Körner enthalten kann) steht aufrecht, trotzdem die Halme ebenso dünn sind wie die unseres Getreides und die Rispen schwerer, zuoent der Regen heftiger ist als in Europa  . Aber die Halme sind viel fester gebaut, die Nehren   hängen lockerer und bieten so weniger Widerstand. EinLagern" de» Korns tritt deshalb seltener ein