als bei unserem Getreide. In der Reifeperiode stellen sich auch die Feinde der Frucht ein: Reisfinken fallen in Scharen in die Felder und picken Körner heraus. Man versieht deshalb die Felder mit einem Wachthäuschen und von da an Stangen ausgehenden und in Bewegung zu setzenden Fäden, die von dem Wächter, meist einem Knaben, regiert, die Vögel verscheuchen. Andere Feinde der Planzen, im Waffer lebende Nematoden(Würmer) befallen die Wurzeln und sind schwer zu vernichten. Bei der Ernte wird, wiederum von im Waffer schreitenden Arbeitern, jeder Halm einzeln gekappt, die Halme zu Bündeln gebunden und diese zu stehenden Garben vereinigt. Nur der geringe Arbeitslohn der Javanen (40 Pf. pro Tag) ermöglicht solche mühevolle Behandlung. Auch das Verarbeiten: Enthülsen(Reismühlen aus gehöhlten Bambusstämmen), Polieren(dazu ein primitiver Apparat tn Kugclform mit einem Stück glatten Felles) und das bisweilen mit Indigo vorgenommene Bläuen ist Arbeit jedes Javanen, der Reis baut. Eine Schilderung des engen Zusammenhangs, den das Leben der Javanen mit dem Reisbau hat, möge diese Kulturangaben be- schließen. Auch sie stammt aus der Feder des Holländers Eduard Douwes Dekker (als Schriftsteller Multatuli , f 1887), der so mutig als Beamter auf Java für die unterdrückten Eingeborenen eintrat: Der Javane ist von Natur Landbauer. Der Grund und Boden, auf dem er geboren ist, der viel verspricht für wenig Arbeit. lockt ihn dazu, und vor allem widmet er sich mit Herz und Seele der Bebauung seiner Reisfelder, worinnen er denn auch sehr geschickt ist. Er wächst auf imnitten seiner Reisfelder aller Art, er begleitet seinen Vater bereits in sehr jungen Jahren aufs Feld, wo er ihm mit Pflug und Spaten behülflich ist, und an den Dämmen und Wasserleitungen zur Bewässerung der Aecker. Er zählt seine Jahre nach Ernten, er rechnet die Jahreszeit nach der Farbe seiner im Felde stehenden Halme; er fühlt sich zu Hause bei den Gesellen, die ihm den Padi schneiden; er sucht seine Frau unter den Mädchen des Dorfes, die abends unter frohen Gesängen den Reis stampfen, um ihn zu enthülsen; der Besitz von ein paar Büffeln, die seinen Pflug ziehen sollen, ist das Ideal, das ihn anlacht;> der Reisbau ist für den Javanen, was in den Rhein - gegenden in Südfrankreich die Weinlese ist." Neuerdings hat Professor Treub , der Leiter des Buitenzorger botanischen Gartens, in vollem Verständnis für die Bedeutung der Reiskultur und in Berücksichtigung der steten Volksvermehrung eine Station eingerichtet, deren spezielle Aufgabe es ist, den Reisbau zu fördern, seine Kultur experimentell zu prüfen und zu heben. Dazu ge- hören an verschiedenen Orten des Landes Versuchsfelder, die auch geeignet sein sollen, auf die Eingeborenen durch Vorführung be- währter Methoden der Beackcrung und Bebauung belehrend zu wirken. kleines Feuilleton. Kunstgewerbe. Eine interessante Ausstellung ist im Lesesaal der Bibliothek deS Kunstgewerbemuseums bei freiem Eintritt zu be- fichtigen: die buchgewerblichen Arbeiten von C. R. Weiß, der seit einiger Zeit am Museum unterrichtet. Die Ausstellung ist eine sehr reichhaltige und gibt einen voll- kommenen Ueberblick über das buchgewerbliche Schaffen von Weiß. Wir sehen die farbigen Umschläge zu Büchern, bei denen die Wahl der Nuancen auffällt. Sie ist immer geschmackvoll, sie liebt das Kräftige. Ein grelles Gelb, ein Helles Grün, aber wahrt auch im Gebrochenen die matte Feinheit bestimmend(wie tiefes Graurot zum Beispiel). Dieses Farbige herrscht denn auch vor und nur wenig ist die Type betont, die sich sachgemäß einfügt. Dieses Diskrete macht sich auch wohltuend auf den Jnnentiteln bemerkbar, die immer eine vornehme Eleganz in der Linienführung der Typen wahren. In der Antiqua die Zurückhaltung, der Linien- reiz aniiker Inschriften. In der Fraktur derbere Wirkung. Immer ober in der Raumvertcilnng. in dem Wesentlichen des Wechsels von Schwarz und Weiß die Wirkung anstrebend. Und fein ist oft auch hier die Farbe mitbenutzt. Zuweilen ist dem Titel abschließend eine Vignette angefügt, die, sich nach unten verjüngend, den Titel gleichsam trägt. In reicher Anzahl sind diese Vignetten, Abschlüsse, Randleisten ausgestellt. Bandverschlingungen, die an nordische Ornamentik erinnern. Schlußstücke, in der Art von Kapiiälschmuck. Eine ge- wisse Freiheit macht sich bemerkbar im Vermeiden der abschließenden Kontur. In sich ist diese Ornamentik geschloffen, ohne in ein Viereck, oder einen Kreis sich scharf einzupassen. Die Linien selbst bilden das Ornament. DaS Freie dieser Linienführung wirkt ganz eigen. Weiß hat in dieser Beziehung seinen besonderen Ausdruck gefunden. Die Derbheit der Linien wirkt sehr wohltuend; sie erinnert an alte, deutsche Drucke. Die Keckheit, mit der die Natur, in Blumen, Vögeln, stilisiert verwandt wird, erweckt die Vorstellung primitiver, sachlicher Frühkunst. In der Vermeidung des Konventionellen, auch des Modischen, in der Prägung einer eigenen ornamentalen Sprache hat Weiß hier sein Bestes geleistet. Etwas Deutsches, Ureigenes ist in diesen derben, sprechenden Linien. Charakter im Formalen I Und wenn, wie in manchen Prachtstücken, die Farbe zu dieser Linie hinzukommt, die einfache Farbe, die sich in ungebrochenen Flächen, in satten, fiesen Nuancen den Linien einfügt, so kommt oft die Glut der alten Glassenster, die Schönheit der alten JlluminierungS- und Miniaturkünste in durchaus moderner Art zustande, und man begreift, wie es Weiß hier gelungen ist, in der Herbheit der Linien, der Sprödigkeit der Farben etwas zu schaffen, das seine beste Kraft aus den primitiven und doch so vorbildlichen Werken der Alten saugt. Man füblt, wie die Primitivität der Frühen und die dekorattve Art der gereifteren Völker im Prinzip sich annähern und Anfang und Ende sich wiederholen; eine interessante Stilerfahrung. die unS jetzt begreiflich erscheint, da wir die prakfischen Belege dafür haben. o. 8. Astronomisches. Das Verschwinden der Saturnringe. Der Saturn ist durch den Besitz seiner berühmten Ringe der merkwürdigste unter den Planeten. Je nach der Stellung, die er mit Beziehung zu dem jeweiligen Orte der Erde einnimmt, kann seine Erscheinung eine sehr verschiedene sein. Bald umgeben die Ringe, wenn der Satum lins fast seinen Pol zukehrt, wie ein breites Band die Planeten» kugel, bald werden sie zu einem schmalen Streifen, wenn das Auge des Erdbewohners aus die Gegend deS Aequators des Sa» turn gerichtet ist. Wenn dieser zweite Fall mit Vollkommenheit eintritt, so verschwinden die Ringe völlig, da sie dann der Erde nur ihren äußeren Rand zukehren, der selbst für größere Fernrohre wegen der sehr gefingen Dicke der Ringe nicht bemerkbar ist. Ein solches vorübergehende? Verschwinden der Saturnfinge ist während der legren Monate wieder ein» mal zu beobachten gewesen und hat die Aufmerksamkeit der Astronomen in hohem Grade auf sich gelenkt. So weit die Ge» schichte der Astronomie zurückreicht, ist die gleiche Erscheinung bisher nur fünfmal beobachtet worden, und zlvar zum ersten» mal im Jahre 1730 durch William Hefichel, der einen aussühr» lichen Beficht darüber hinterlassen hat. Er glaubte mit einem sehr scharfen Fernrohr gewisse Knoten oder Verdickungen in oder auf dem Rande des Ringes zu sehen, die aber von den meisten späteren Beobachtern nicht wahrgenommen wurden. Hefichel hatte sogar die Ansicht gewonnen, daß sich einer dieser Knoten von dein Riiig ablöste, und er hielt ihn und ähnliche Erscheinungen daher sämtlich für Monde, die den Planeten umkreisen. Die Verbesserungen, die den Fernrohren in der neuesten Zeit zuteil ge» worden sind, haben eine wichrige und interessante Gelegenheit ge» geben, diese Aussagen von Herichel nachzuprüfen. Als sicher ist zu» nächst die Tatsache zu bezeichnen, daß ein völliges Verschwinden der Ringe für die größten Fernrohre nicht mehr besteht, obgleich eS theoretisch eintreten müßte. Mit dem Riesenteleskop der Lick» Sternwarte zum Beispiel find die Ringe auch in diel r Stellung deS Planeten, die diesmal vom 3. Oktober ISO? bis zuin 6. Januar 1908 gedauert hat, als eine ganz dünne, einem leuchtenden Draht vergleichbare Linie zu erkennen gewesen. Diese Linie ist aber nicht, wie man hätte erwarten sollen, eine einfache Gerade gewesen, sondern hat einen ziemlich unregel» mäßigen Verlauf und eine ungleiche Helligkeit gezeigt. Dadurch düriten die Angaben des genialen Hefichel wieder zu Ehren gebracht werden. Die amefikanischen Astronomen, die über besonders kräftige Fernrohre verfügen, leugnen das Vorhandensein der von Hörschel zuerst gesehenen Knoten überhaupt nicht mehr. Besonders hervor» zuheben ist der Bericht, den Professor Barnard. der als einer der feinsten astronomischen Beobachter der Gegenwart geschätzt wird, an die Amerikanische Vereinigung zur Förderung der Wissenichaslen über daS Verschwinden der Samrnringe erstattet hat. In dem Vierzigzöllcr der VerkeS-Stcrnwarle, dem größten Fernrohr der Welt, war der ganze Ring des Samrn in den Monaten Juli, Oktober und November vofigen Jahres deutlich sichtbar, obgleich er zu dieser Zeit kein direktes Sonnenlicht empfing. Am 2 Juli wurden außerdem zwei leuchtende Verdickungen an dem Rande des Ringe? bemerkt, die nach der Lage der Verhältnisse als selbstleuchtend hätten angenommen werden müssen, wenn nicht eine solche Vermutung mit der wahr» scheinlichen Beschaffenheit deS Planeten in Widerspruch stünde. Zur Erklärung bleibt nur die Möglichleit, daß die Ringe, wie man schon früher auö anderen Gründen gefolgert baite, keine geschlossene Masse darstellen, sondern au? einzelnen Teilchen bestehen, durch die daS von der Planeienkugel zurückgeworfene Sonnenlicht gleichsam hindurch» sickert. Nach überaus feine» Messungen Hai Barnaro geschloffen. daß diese Verdickungen nicht dem äußeren, sondern dem innern und helleren Ring angehören, der infolge größerer Dichte stärker leuchtend erscheint. Im übfigen betrachtet Barnard dicie helleren Stellen nicht als eigentliche Knoten, sondern meint, daß der Ring eben doch nicht ganz genau seinen äußeren Rand der Erde zu- gewendet hat und vielmehr ein Teil seiner Fläche sichtbar geweien ist. Wunderbar und ganz unerklärlich bleibt dagegen die Tatsawe, daß derselbe Astronom mit dem gleichlalls rieienhanen Fernrobr der Acksternwarte Enoe Oktober keine Spur von den Ringen bat erblicken können, obgleich ihr Schatten sich als deutliche Linie aus der Planeten» kugel abzeichnet. Vcrantw. Redakteur: Georg Davidsola. Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co.. Berlin SW.