Mke Sippen wie such alle..Kaldebekl" haben ihre eigenengrvhen Häuser,«BaiS" genannt, und zwar werden die Sippen-Häuser„Rupak-Bai", die VereinLhäuscr der Bootsmannschaften„Kaldebekl-Bai" genannt. Derartige Bais sind gewöhnlich 20 bis25 Meter lang und ungefähr 5 Meter breit. Den unteren Teil derdier Wände bildet ein steinerner Unterbau von etwa 70— 90 Icnti-vieter Höhe, dann folgt eine starke Holzbrüstung von 60— 70 Zentimeter, und auf dieser erheben sich, ungefähr in Abständen von7 Meter geschnitzte, ungefähr 50 Zentimeter hohe Holzpfosten, diedas Dachgerüst tragen. Die Gesamthöhe der Seitenwände beträgtalso etwa 2 Meter, während das spitz« Dach um ungefähr 4 Meterhöher ist. Nur das Dachgerüst wird durch Schnüre zusammen-gehalten, sonst werden weder bei den Wänden noch bei dem GiebelSchnüre oder Nägel benutzt; alles wird durch Verzapfungen zu-sammengchalten. Von der einen zur anderen Längsseite des„Bai" laufen hochkantige Querbalken, die mittels eines viereckigenLoches in die Zapfen der schon erwähnten geschnitzten Seitenpfosteneingelösten werden. Und auf diese Bindebalken schnitzen diePclauaner mit Vorliebe ihre alten Sagen und Mythen, und zwarderart, dah sie, wenn sie ein neues Bai bauen, auf die Balkenimmer wieder die Schnitzereien alter verfallener Häuser anbringen.Ein solches„Bai" ist der Hauptgegenstand derjetzigen Ausstellung, und �war nicht ein kleines Modell,sondern ein richtiges sauber ausgeführtes Haus in ungefähr derhalben Größe der gewöhnlichen„Rupak-Bais". Das hochinteressante,im Auftrage des Professors Krämer von einem„Kaldebekl" desDorfes Goreor ausgeführte Haus veranschaulicht, wenn ihm auchder steinerne Unterbau und die beiden Herde im Innern fehlen,aufs genaueste die pelauanische Hausbcrukunst. Und ProfessorKramer hat sich nicht damit begnügt, an den Dachbalken dieSchnitzereien genau nach gegebenen Mustern wiederholen zu lassen,er hat sich auch von den Aeltesten des Dorfes die Bedeutung derSchnitzereien erklären lassen, die man als primitivste Form derBilderschrift bezeichnen kann. So erhalten wir mit den Nach-bildungcn zugleich ihre Deutung; und gar wundersame Mythensind es, die unS jene Hausbalken erzählen: Geschichten von altenpelauanikchcn Helden, von dem naiven sinnlichen Liebesleben derEingeborenen und von den seltsamen Zauberkünsten ihrer Götter.H. Cunow.lNachdruck verboten.)Der Sifenbabnparafit.Von Bicente BlaSco Jbafiez.Autorisierte Ucbersetzung aus dem Spanischen von AlbertC r o n a u.(Schluß.)Jeden Sonnabend machte er die Reise in gleicher Weise. Ererwartete den Zug, wenn er von AlbaeLtL. abgefahren war, sprangmit der Gefahr, in Stücke gcrisfei, zu werden, aufs Trittbrett, liefdraußen alle Waggons entlang und suchte ein leeres Coupe auf;auf den Stationen stieg er dicht vor der Ankunft ab und sprangnach dem Abgang des Zuges wieder auf, wobei er den Platz immerwechselte, um d«.r Wachsamkeit der Beamten zu entgehen, die bös-artig und Feinde der Armen waren.„Wohin gehst Du aber?", fragte ich.„WeShalb machst Du dieseReise, setzest Dich der Gefahr aus, in Stücke gerissen zu werden undzu sterben?"Er wollte den Sonntag mit seiner Familie zusammen der-bringen. Wie es bei den Armen so ist! Er mußte in Albacetearbeiten und seine Frau diente in einem Dorf. Ter Hunger hattesie getrennt. Anfangs machte er die Reise zu Fußl Er mußte dieganze Nacht gehen, und weim er dann morgens ankam, siel ererschöpft hin, ohne Lust zu haben, mit seiner Frau zu sprechen odermit den Kleinen zu spielen. Aber nun fühlte er sich frisch, hattekeine Furcht mehr und machte die Reise so fein im Zug. Daß erseine Kinder sehen sollte, gab ihm Krast die ganze Woche mehr zuarbeiten. Er hatte drei Kinder. Der Kleine war so— dabei erhob er die Hand nicht zwei Handbreit vom Boden, und trotzdemerkannte er ihn und legte ihm die Arme mn den HalS.„Denkst Du aber gar nicht daran." fragt« ich ihn.„daß aufeiner dieser Reisen Deine Kinder ohne Vater bleiben können?"Er lächelte zuversichtlich. Er kannte das Geschäft ganz genau.Der Zug erschreckte ihn nicht, wenn er wie ein durchgegangenesPferd schnaubeird und Funken sprühend ankam; er war gewandtund verlor seine Geistesgegenwart nicht, ein Sprung— und erwar oben; beim Abspringen konnte er sich einen Schlag aus denKopf gegen die Böschung holen, aber daS Wichtigste war, nicht unterdie Räder zu fallen.Nein, der Zug erschreckte ihn nicht, wohl aber die Leute, diedrinnen waren. Er suchte die Wagen erster Klasse auf, da er darinleere Coupes fand. Was für Abenteuer! Eines Tages öffneteer, ohne es zu wissen, das für Damen reservierte Coupe; zweiNonnen die drinnen waren, schrien aus:..Rauberl" und er stürztesich erschreckt vom Zug und mußte den Rest des Weges zu Fußzurücklegen.Zweimal war er nahe daran, wie diese Nacht, von den durchseine Gegenwart erschrocker aufgewachten Passagieren auf dasVleiS geworfen zu werden; ein andermal, als er ein dunkles Coupesuchte, stieß er auf einen Reisenden der ihm, ohne ein Wort zusagen, einen Schlag mit einem Knüttel versetzte und ihn aus demZuge warf. Damals glaubte er allerdings, er müsse sterben. Alser das sagte, zeigte er auf eine Narbe die guer über seine Stirnging.Man behandelte ihn schlecht, aber er beklagte sich nicht. DieHerrschaften hatten recht zu erschrecken und sich zu verteidigen. Evsah ein, daß er das und noch mehr verdiente, aber was gab es dafür Hülfe, wenn er kein Geld hatte und seine Kinder sehen wollte.Der Zug fuhr langsamer, als ob er sich einer Station näherte,Er begann sich beunruhigt aufzurichten.„Bleib doch!" sagte ich zu ihm,„es fehlt noch eine Station»um dahin zu kommen wohin Du gehst. Ich werde Dir das Billettbezahlen."„Nur daS nicht, gnädiger Herr," sagte er mit argwöhnischerOffenheit.„Der Beamte würde, wenn er das Billett gäbe, michansehen, oft haben sie mich schon verfolgt, ohne daß es ihnen gelang,mich näher zu sehen, und ich will nicht, daß sie meine Personal-beschreibung haben! Glückliche Reise, gnädiger Herr! Sie sindder beste Mensch, den ich im Zuge getroffen habe!"Er entfernte sich auf den Trittbrettern, indem er sich am Hand»griff der Wagen festhielt, und verlor sich in die Dunkelheit; evsuchte sicherlich einen anderen Sitz, wo er ruhig seine Reise fort»setzen könnte.Wir hielten bei einer kleinen stillen Station. Ich streckte michgerade aus, um zu schlafen, als gebieterische Stimmen auf demvPerron laut wurden.Es waren die Beamten, die Kofferträger auf der Station undzwei Gendarmen, die nach verschiedenen Richtungen hin liefen, alsob sie jemanden suchten.„Hierher!... Vertretet ihm den Weg!... Zlvei nach devanderen Seite, damit er nicht entwischt!... Nun ist er auf denZug gestiegen.... Verfolgt ihn!"Und wirklich zitterten gleich darauf die Dächer der Waggonsvon dem wahnsinnigen Galopp der Leute, die ihn da oben ver-,folgten.Es war das jedenfalls der„Freund", den man überraschthatte, und der hochoben auf den Zug geflohen war, als er sich um».zingelt sah.Ich stand an einem Fenster das dem Perron gegenüberlag undsah, wie ein Mann vom Dach eines nahen Waggons mit der er»staun lichen Behendigkeit, die die Gefahr nur verleiht, herabsprang.Er fiel in einem Feld mit dem Gesicht außdie Erde, kroch einigeAugenblicke auf allen Bieren, als wenn die Stärke des Stoßes ihmnicht erlaubte, sich aufzurichten, uiii schließlich lief er was evkonnte und der weiße Fleck seiner Hosen verlor sich in der Dunkel»heit.Der Zugführer gestikulierte an der Spitze der Verfolger, einigevon ihnen lachte u.„Was ist denn los?" fragte ich den Beamten.„Da ist ein Landstreicher, der die Gewohnheit hat, ohne Billettzu reisen," antwortete er mit Nachdruck.„Wir kennen ihn schonseit einiger Zeit, cS ist ein Zugpaxasit, aber wir würden wenigkönnen, wenn wir ihn nicht faßten, damit er ins Gefängniskcmmt!"Ich sah den armen Parasiten nicht mehr. Im Winter dachteich oft an den Unglücklichen und sah ihn in der Umgebung einevStation, wie er, vielleicht vom Regen und vom Schnee gepeitscht,den Zug, der wie ein Wirbelwind vorbeifuhr, erwartete, um ihnmit der Gemütsruhe eines Helden zu stürmen, der einen Lauf,graben erstürmt.Jetzt lese ich, daß man auf dem Gleis bei Albacete den Leich»nam eines Mannes gefunden hat, der durch den Zug in Stücke ge-rissen wurde.... Es ist der arme Parasit.... Ich braucht keineweiteren Einzelheiten, um das zu glauben. Das Herz sagt eSmir....Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Vielleicht fehltees ihm auf einmal an Geschicklichkeit, vielleicht war ein«r devReisenden, den sein plötzliches Erscheinen erschreckt«, weniger mit»leidig als ich und warf ihn unter die Räder.... Fragen Sie vieNacht, was da vorging!Seit meiner Bekanntschaft mit ihm, beendete Freund Perezseine Erzählung, sind vier Jahre dahingegangen. Während dieserZeit bin ich viel herumgekommen, und wenn ich sah, wie die Leutereisen, aus Laune oder um sich die Langeweile zu vertreiben, habeich mehr als einmal an den artncn Knecht gedacht, der durch dieNot von seiner Familie getrennt war und der. wenn er seinsKinder küssen wollte, sich wie ein wildes Tier verfolgt und gehetztsah und dem Tode mit dem Gleichmut eines Helden Trotz bot,.kleines feuitteton.Guillotin und die Guillotine. Man kann häufig hörenund lesen, daß der Erfinder der Guillotine Dr. Guillotinsich mittelst seiner eigenen Hinrichtungsmaschine freiwillig vomLeben zum Tode befördert habe. Ob er dies getan haben soll, umzu erfahren, wie ein so plötzlich vom Rumpf getrennter Kopf sichin seelischer Hinsicht verhalten mag, wird nicht gesagt, aber die