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Ueber den Rand der Pritsche hinaus hingen Martins Arme und Oberkörper. Das auf ihn fallende spärliche Früh licht beleuchtete in häßlicher Weise die in fürchterlichem Schred erstarrten Gesichtszüge. Quer über ihn lag eine schmutzige und zerlumpte Gestalt, das halb nach oben gewandte Gesicht gegen die schwarze schmierige Matraße gedrückt, mit starren Augen, weit geöffnetem Munde und schwer röchelnden Atemzügen. Es war der Mann, der am borher gehenden Abend in der Zelle untergebracht worden war. In Der Nacht war es geschehen, daß er in seinem deliristischen Zustande sich auf Martin geworfen und mit ihm auf dem Lager herumgewirtschaftet hatte.
Als der Wärter sich von seinem Staunen erholt, ging er zu dem betrunkenen Strolch und riß ihn mit einem Griff ins Zimmer hinein.
Der Verrückte, der auf eine so unsanfte Weise aus seinem Dusel gerissen wurde, krümmte den Rüden wie ein Gorilla, stieß einige häßliche Kehllaute aus und drang auf seinen Feind ein, dessen Eisenfäuste ihn indessen bald zum Schweigen brachten und in eine Ecke trieben.
Martin war mehr tot als lebendig, als er hinunterge führt wurde.
" Ja," sagte der Polizeimeister, mit Rücksicht auf die polizeilichen Gepflogenheiten dürfte er ja nicht so leicht davonkommen, aber man muß sich auch wirklich hin und -man muß sich auch wirklich hin und wieder von der humanen Seite zeigen." Er blickte Martin wieder an. Laffen Sie ihn ins Armenhaus schaffen. Da gehört er gewiß hin." ( Fortsehung folgt.)
( Nachdruck berboten.)
Spiele in der Tierwelt.
Won Dr. Zh. Zell.
Daß Tiere gern miteinander spielen, weiß jeder, denn selbst in einer Großstadt hat man auf Plätzen, die Rasenflächen aufweisen, häufig Gelegenheit, zu beobachten, daß Hunde solche Stellen mit Vorliebe zum Spielen benußen. Wie bei den Menschen ist es auch hier die Jugend, die fast immer zum Spielen aufgelegt ist, während das mürrische Alter zu solchen Sinkerlitzchen" wenig geneigt ist. Wenn daher ein Hund alle Aufforderungen eines täppischen Hundebabys zum Spielen beharrlich ablehnt, so fann man schon aus diesem Umstande vermuten, daß man einen alten Herrn oder eine alte Tante vor sich hat. Auf dem Lande kann man auch bei anderen Tieren die Spiellust der Jugend bewundern, so bei Kälbern, Füllen, jungen Ziegen, jungen Kazen usw.
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Ihr Flug hat mit dem der Kolfraben Aehnlichkeit, ist aber langsamer und schlechter... Doch schwebt die Rabenträhe nicht selten, dies geschieht besonders bei stürmischer Witterung gegen hält eine Art von Spazierflug. Alle einzelnen wiegen und schwenken Abend. Die ganze Gesellschaft seht sich dann in Bewegung und fich dann in der Luft mit der größten Leichtigkeit, fteigen und fenten sich mit bewunderungswerter Geschicklichkeit und fchiveben große Streden. Sie wählen oft an Bergen stehende Bäume, von denen aus die ganze Bewegung beginnt, und bleiben halbe Stunden lang an derselben Stelle, indem sie sich bald dem Boden nähern, bald weit davon entfernen, durcheinander fliegen und einander necken. Sie scheinen dann mit dem Winde ein Spiel treiben zu
wollen."
Sehr interessant sind die Tanzspiele einer amerikanischen niebibart, die uns Hudson folgendermaßen beschreibt: E3 handelt sich hierbei um einen Riebib, der dem europäischen Riebi ähnlich, aber um ein Drittel größer, heller gefärbt und mit Sporen an den Flügeln versehen ist. Zu dem Tanze", den diese Vögel aufführen und der nach Hudsons Meinung einzig in feiner Art ist, gehören drei Individuen. Die Vögel lieben das Spiel so sehr, als auch in Mondnächten. Wenn man ein Paar( fie leben in daß sie es das ganze Jahr hindurch aufführen, sowohl bei Tage Paaren) eine Zeitlang beobachtet, so wird man sehen, wie einer von einem benachbarten Paare sich erhebt und zu jenem hinüberfliegt, die ihn fofort mit allen Zeichen der Freude empfangen. Sie gehen dem Besucher entgegen und stellen fich hinter ihm auf. Hierauf beginnen alle drei in gleichem Schritt schnell dahin zu marschieren, indem sie dabei im richtigen Taft trommelnde Töne ausstoßen. Tann hört der Marsch auf; der Führer hebt seine Schwingen und steht nun immer noch laut singend aufrecht und unbeweglich da; die anderen beiden aber bleiben mit aufgefträubtem Gefieder genau in einer Front hinter ihm stehen, büden sich vorwärts und abwärts, bis ihre Schnabelspitzen den Boden berühren, und vers harren eine Weile, nur noch leise murmelnd, in dieser Stellung. Dann ist die Aufführung beendigt, und der Besucher kehrt zu seinem eigenen Ehegenossen zurück, um später selbst einen solchen Besuch zu empfangen."
Die Vorliebe für das Schaufeln muß bei den Affen außerordentlich groß sein, denn Pechuel- Loesche erzählt uns von einem besonders klugen Affen, der sich selbst eine Schaukel verfertigte. Eine zahme Meerkaze, die von den Teilnehmern der Loango - Expedition auf ihrer Station gehalten wurde, besaß eine ganz auffällige Vorliebe für das Schaufeln, die dieser Affe in luger Weise zu befriedigen wußte. An einem ihm erreichbaren Baume, an einem Hüttendache und an einer Schlaftonne hatte er eine Anzahl Herborragungen oder Einkerbungen aufgefunden, die er zweckvoll benutzte, um seine sehr lange Leine durch Einklemmen oder Umwickeln zu befestigen und sich am freien Ende nach Herzens lust hin und her zu schwingen. Dabei ging er mit bewunderns werter Ueberlegung zu Werte und bemaz z. B. die Länge seines Strides genau nach den Anforderungen; ein einmal erprobtes Befestigungssystem wandte er sofort wieder an, auch wenn ihm erst nach Monaten dazu abermals Gelegenheit geboten wurde."
Scherzhafte Baigereien unter Tieren sind etwas ganz Gewöhnliches. Von zwei Vielfraßen schreibt. Brehm: Etwas Zuftigeres und Vergnügteres, als diese beiden Geschöpfe sind, kann man sich nicht denken. Nur äußerst selten sieht man fie furze Zeit der Ruhe pflegen; den größten Teil des Tages verbringen sie mit. Spielen, die ursprünglich durchaus nicht böse gemeint zu sein scheinen, bald aber ernster werden und gelegentlich in einen Zwettampf übergehen, bei dem beide Reden Gebiß und Taken wechselweise gebrauchen. Unter kaum wiederzugebendem Gekläff, Gefnurr und Geheul rollen sie übereinander weg, so daß der eine bald auf dem Rücken, bald auf dem Bauche des anderen liegt, von diesem abgeschüttelt und nun seinerseits niedergeworfen wird, springen auf, suchen sich mit den Zähnen zu paden, zerren sich an den Schwänzen und tollern von neuem ein gutes Stück über den Boden fort."
Neuerdings hat Professor Groos ein Buch über die Spiele der Tiere veröffentlicht. Er teilt diese folgendermaßen ein. Zunächst behandelt er das Experimentieren der Tiere, das vorliegt, wenn beispielsweise ein Hundebaby seine Zähne am Holze übt, oder eine junge Kabe mit dem Schwanze der Mutter spielt. Dann folgen Die Spiele der Ortsveränderung, also z. B. Schaufeln bei den Affen, Flugkünfte bei den Vögeln usw. Einen besonders großen Raum nehmen die Jagdspiele ein. Nebenbei werden noch die BauKünste, die Pflegeſpiele, z. B. das Bemuttern anderer Tiere, und die Nachahmungsspiele behandelt. Mit echt deutscher Gründlichkeit geht Professor Groos auch der Frage zu Leibe, weshalb Tiere eigentlich spielen. Da werden die verschiedenen Theorien erörtert, ob es aus Kraftüberschuß, aus Erholungssucht, aus Instinkt und ähnlichen Gründen geschieht. Mir will es immer bedenklich erscheinen, wenn man eine so weit berbreitete und häufig auftretende Erscheinung, wie das Spielen, Auch mit anderen Zieren balgen fich manche Geschöpfe. So auf einen einzigen Grund zurückführen will. Gewiß spielen junge besaß Bedmann einen zahmen Waschbären und schildert in anschauTiere hauptsächlich um deswillen, damit sie später die Herrschaft licher Weise, wie dieser sich mit seinem großen Hühnerhunde balgte. über ihre Glieder besigen und zum Kampfe ums Dasein gerüstet mit ihm," sagte er, hatte jener Waschbär ein Schuß- und Trußfind. Deshalb muß das Raubtier in der Jugend bereits spielend bündnis geschlossen. Er ließ sich gern mit ihm zusammenkoppeln, lernen, wie man die Beute belauert und erhascht, umgekehrt muß und beide folgten ihrem Herrn Schritt für Schritt, während der der Pflanzenfresser sich rechtzeitig darin üben, sich vor seinen Waschbär allein selbst an der Leine stets seinen eigenen Weg gehen Feinden zu retten. Aber warum sollen erwachsene Tiere, die sich wollte. Sobald er morgens von der Kette befreit wurde, eilte er gesättigt haben, nicht aus Langerweile spielen, wie das bei Menschen in freudigen Sprüngen, seinen Freund aufzusuchen. Auf den so häufig der Fall ist? Warum sollen nicht gesundheitliche Beweg- Hinterfüßen stehend, umschlang er den Hals des Hundes mit seinen gründe instinktiv bei Tieren wirksam sein, die bewußt den Groß- geschmeidigen Vorderpfoten und schmiegte den Kopf höchst empfindStädter in vielen Fällen veranlassen, sich dem Sport zu widmen? Wie sehr fich mangelnde Bewegung bei Zieren rächt, davon weiß dech jeder ein Lied zu fingen, der in einer großen Stadt das Ver gnügen hat, Hundebsizer zu sein.
sam an; dann betrachtete und betastete er den Körper seines vierbeinigen Freundes neugierig von allen Seiten. Es schien, als ob er täglich neue Schönheiten an ihm entdecke und bewundere. Ettvaige Mängel in der Behaarung suchte er sofort durch Lecken Mag man nun auch in vielen Punkten anderer Ansicht sein und Streichen zu beseitigen. Der Hund stand während dieser oft wie der Verfaffer, so ist es jedenfalls ein hohes Verdienst von über eine Viertelstunde dauernden Musterung unbeweglich mit Professor Groos, ein arg vernachlässigtes Gebiet zum ersten Male würdevollem Ernste und hob willig einen Lauf um den andern systematisch behandelt zu haben. Wer sich mit dem Zierleben nicht empor, sobald der Waschbär dies für nötig erachtete. Wenn letterer beschäftigt hat, der staunt gewiß darüber, wie vieles von dem, was aber den Versuch machte, seinen Rüden zu besteigen, ward er uner bisher für eine besondere Eigentümlichkeit des Menschen hielt, willig, und nun entspann sich eine endlose Nauferei, wobei der fich auch in der Tierwelt vorfindet. Einige Proben, wie Tiere Waschbär viel Mut, Saltblütigkeit und erstaunliche Gewandtheit miteinander spielen, find gewiß am Blake. Die Flugspiele zeigte. Seine gewöhnliche Angriffskunst bestand darin, dem ihn an der Rabenkrähe schildert der alte Brehm folgendermaßen: Größe und Stärke weit überlegenen Gegner in einem unbewachten