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umhertroch sehnten sich innig danach, selbst tief, tief hinein-| Schuß fällt, ohne daß der Weiße einschreitet. Diese Erscheinung friechen zu können in so ein laufiges Nest.

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Besteht eine Kluft zwischen Besitzenden und Besitzlosen, so liegt ein langer und fast unpassierbarer Weg zwischen der Welt, in der die Landstreicher ihr irreguläres Leben leben, und der bürgerlichen Gesellschaft.

Selbst diejenigen, die weit draußen an den Türen der menschlichen Gesellschaft und am lezten Ende ihres arm­feligsten Tisches figen, ieder anständige Flickschuster, jeder Tagelöhner, jeder Häusler und jeder Knecht, sie sehen grinsend und verständnislos und voll Widerwillen diesen Individuen nach, die draußen in den Windstößen vorwärts wandern, gegen die sie doch wenigstens teilweise beschützt sind.

Wie Martin Schmied auf diesem Wege vorwärts ge­fommen war, erschien ihm selbst oft rätselhaft. Er konnte jedenfalls die Spur nicht mehr verfolgen. Und verfekte er fich zurück unter alle diejenigen draußen, die er kannte, da fah er auch keinen, der ihm gefolgt wäre. Und zuweilen empfand er Gewissensbisse, daß er von ihnen gegangen war. Hätten sie einen Mann unter sich mit einem klaren Kopf und einem harten Willen gehabt, der gewiffenlos und flug war, der Kenntnis und berechnenden Verstand besaß wie die, die über ihnen standen ein Mann, der im Ganzen aus den Lehren des Lebens Konsequenzen ziehen, ihre Wildheit sammeln und ihrem Haß die Wege weisen konnte, der ihren ganzen bösen und zerstörenden Trieb leiten fonnte dann hätten fie Glück haben müssen in vielen Dingen, die ihnen jetzt in ihrem planlosen Kampf gegen die Gesellschaft miß langen.

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( Nachdrud verboten.)

ist daraus zu erklären, daß die ersten Forschungspioniere das ferne Herz der Kontinente naturgemäß weit mehr lockte, als die Küste, dem führen Entdecker die Bewunderung der Mitwelt und der ewige die sie möglichst bald hinter sich zu lassen strebten. Dort winkten Nachruhm, hier nicht. Wo er also auf einen großen Strom traf, der ihm das Eindringen ins dunkle wissenschaftliche Eldorado zu erleichtern schien, da zog er flußaufwärts und landeinwärts und fümmerte sich wenig um die Schwelle, die er überschritt. Mit dem in Afrita tolonisierenden Weißen, der dem Forscher folgte, verhielt es sich häufig ebenso, zumal an den Küsten politisch das meiste schon bergeben war. Was China   anlangt, so herrscht unter den Reisenden tannt, und es lohne deshalb nicht, sich mit ihm abzugeben. So wird vielfach die irrige Meinung, im Küstengebiet sei schon alles be­wohl mancher Küstenstrich in Asien   und Afrifa uns länger terra incognita( unbekanntes Land) bleiben, als ebenfalls noch uns bekannte Fernen in diesen Erdteilen. Doch wird es sich dabei selten um räumlich sehr umfangreiche Striche handeln. Wenden wir uns nun diefen zu.

das

Das Nordpolargebiet ist einer davon. Die Größe des von feines Menschen Fuß betretenen, von keinem Schiffe durchzogenen Areals hat sich hier seit Nansens berühmter Fram"-Fahrt Innere der arktischen Inseln nicht mit eingerechnet ( 1893-1896) nicht wesentlich verringert und entspricht noch der achtfachen Fläche des Deutschen Reiches. Man nimmt gewöhnlich an, daß diese Fläche von einer inselfreien Tiefsee bedeckt wird, und wenn das zutreffen sollte, dann könnte man freilich sagen, man wisse bereits alles nötige über die Verteilung von Land und Wasser auf der nördlichen Kalotte der Erde, geographische Entdeckungen wären da nicht mehr zu erwarten, und es fame in der Hauptsache nur noch darauf an, den Nordpol   zu erreichen. Aber jene An­der Nordpolarzene angefochten, und es mehren sich die Theorien, schauung wird neuerdings wenigstens für die amerikanische Seite daß es dort größere Landmassen gebe. Die Entscheidung darüber wird wohl in nicht ferner Zeit fallen, und sollte sie diese Theorien bestätigen, so wären damit vielleicht auch neue vielversprechende Grundlinien für die Schlittenangriffe auf den Pol gegeben. Alle

Welche Erdgebiete werden uns am bazu bisher benutten Linien haben sich als ungeeignet erwiesen,

längsten unbekannt bleiben?

Die geographische Forschungsarbeit ist heute so rege geworden, daß es selbst dem Fachmann schwer wird, sich über sie auf dem Laufenden zu halten und jederzeit zu sagen, welche Unternehmungen in diesem oder jenem Teile unseres Planeten tätig sind. Das gilt wenigstens für die zahlreichen Gebiete, die uns zwar in großen Zügen bekannt sind, wo jedoch nun die Einzelforschung ihre mannig­fachen fleineren Aufgaben zu erledigen bestrebt ist. Sobiel aber auch das 19. Jahrhundert, das man toohl mit Recht ein zweites " Zeitalter der Entdeckungen" nennen darf, an geographischer Auf­flärung gebracht hat: es gibt doch noch ganz gewaltige Erdräume, über die wir entweder nichts wissen oder nur Vermutungen hegen. Wir brauchen da gar nicht einmal was ja zunächst läge an die beiden Polarzonen zu denken, sondern finden weite unbekannte Gegenden oft in nächster Nähe von Straßen, die der Weltverkehr durchflutet. Wann wird sich hier das Dunkel lichten?

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Das Prophezeien ist ein mißliches Unterfangen, und so wird man nicht mit dem Anspruch auf Zuverlässigkeit sagen können, wo­hin wohl dereinst zuletzt der wißbegierige Weiße seinen Fuß feben wird. Unvorhergesehene Greignisse werfen manchmal die schönste Berechnung um. Vor wenig mehr als einem Jahrzehnt konnten Alaska   und der Nordwesten Kanadas   von einigen Hauptflüffen abgesehen, als unbekannte Länder gelten. Da kamen die Goldfunde, die Forschung setzte lebhaft ein, und die Lücken der Karten wurden überraschend schnell ausgefüllt. Rehmen wir ferner an, die englische " Discovery"-Expedition, die auf dem Südpolarkontinent bisher am weitesten landeinwärts vorgedrungen ist, hätte dort irgendwo reiche Lager des gelben Metalls entdeckt: wie lange würde es dauern, bis man am Südpol   sehr gut Bescheid wüßte? Was die Südpolar­fahrer am meisten beklagen, nämlich das spärliche Fließen der Geld­mittel für ihren recht fostspieligen Forschungszweig diese Schwierigkeit wäre mit einem Schlage gehoben, und die Mächte würden sich beeilen, den heute jedes Herrn entbehrenden ant­arttischen Kontinent aufzuteilen, um internationalen Verwide­lungen vorzubeugen! Die anscheinende Armut mancher Länder an werivolien Bodenschätzen indes ist der schlimmste Feind der geo­graphischen Forschung. Andere zwar versprechen etwas, allein man läßt sie in Ruhe, weil man glaubt, daß die Ausbeutung im Ver­hältnis zu dem möglichen Gewinn zu teuer sein würde. Es gibt in­dessen noch andere Feinde der Forschung, und so wollen wir uns ein wenig auf der Erde umsehen, um zu ermitteln, inwieweit sie sich in Zukunft geltend machen werden.

Gine merkwürdige Erscheinung ist es, daß uns oft gerade die leicht erreichbaren tüstennaher Gebiete noch unbekannt geblieben find, während auf den Flüssen, von denen sie durchschnitten werden, ein bedeutender Verkehr mit dem Innern herrscht, das recht gut und längst bekannt ist. So sind die dunkelsten Teile Chinas   nicht etwa die dem Meere fernen Gegenden, sondern die Provinzen am Unterlauf der großen Flüsse, wie des Jangtsekiang   und des Sitiang. In Afrika   weiß man im Bogen des Niger   und in den abgelegen­ffen Winkeln Rhodesias am Sambesi   weit besser Bescheid, als rechts und links von den Mündungen dieser Ströme, wo auch die Ein­acborenen sich selber überlassen sind, während im Innern tein

und es sieht nicht so aus, als ob man mit dem Schlitten sobald den Pol bezwingen wird. Die Hindernisse und die Unbeständigkeit der Meereisdecke, die abtreibenden Strömungen reiben die menscha lichen Kräfte immer zu frühzeitig auf. Möglicherweise aber wird einmal das große Ziel mit dem Schiffe erreicht werden, mit einem Schiffe, dessen Führer sich der vielleicht geradenwegs über den Nordpol   gehenden Strömung anvertraut und jahrelanger Geduld, Entsagung und Ausdauer fähig ist. Kapitän Amundsen soll ja einen solchen Plan hegen und in Nordamerika   auch schon Geldversprechun gen zu dessen Ausführung erhalten haben.

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Aber bis dahin wird voraussichtlich bereits der andere Erdpol feines Schleiers entkleidet sein, er, der jeglichem Entdeckerehrgeiz tange als das Ultima Thule galt. Man hat aus der Südpolar­forschungsperiode der Jahre 1897-1905 nicht nur in der ant­arktischen Reisetechnik wertvolle Erfahrungen gewonnen, sondern vor allem auch die Gewißheit erlangt, daß ein Kontinent oder als kontinental anzusprechende eisüberzogene Landmassen den Südpol  in sich bergen. Da kann man selbst wenn die Motorschlitten sich nicht bewähren sollten nach und nach Lebensmitteldepots süd­wärts borschieben und mit deren Hülfe über das Inlandeis zum Bol gelangen. Ja, es würde nicht sonderlich überraschen, wenn es schon der jetzigen englischen Expedition Shadletons gelänge, ihn zu gewinnen. Allerdings wäre damit der Südpolarforschung ihre glänzendste Aufgabe genommen, und sie würde sich in Zukunft in sehr langsamem Tempo abwickeln. Die unbekannte Antarktis   ist doppelt so groß wie Europa  ; wie es in ihrem Innern aussieht, darüber haben wir bereits einen Begriff erlangt, sehr wenig wissen wir aber von dem Verlauf ihrer ozeanischen Küsten, die schwer von außen her zugänglich sind. Wahrscheinlich wird hier also, ab­weichend von dem üblichen Verlauf, der Gang der Forschung der sein, daß von der Mitte nach der Peripherie aufgeklärt wird, und diese Peripherie wird mit zu dem Letzten gehören, was auf der Erdoberfläche sich uns zu erkennen geben wird.

Andere, zwar mindergroße, doch noch immer recht ansehnliche unerforschte Landstriche finden sich in Tibet  , im südlichen Arabien  , in der Osthälfte der Sahara  , zwischen einigen Nebenflüssen des Amazonenstromes und auf Neuguinea  , während das Festland von Australien heute nicht mehr hierher gehören dürfte. Die Schwierig teiten für die Tibetforschung liegen in der rauhen Gebirgsnatur dieses Hochlandes und in den politischen Verhältnissen. Indessen weiß man damit zu rechnen, und so wird sich langsam, infolge des englisch  - russischen Vertrages vielleicht langsamer als bisher, aber doch sicher das noch weitmaschige Nez der Reisewege verdichten, das die Forscher dort gelegt haben. Am längsten wird hier wohl die sichere Kunde über die eng zusammengedrängten Oberläufe der hinterindischen Flüsse und des Jangtsekiang   auf sich warten lassen. Sie liegen in unwegsamen, tief zwischen hohen Gebirgsketten ein­geschnittenen Tälern und sind selber weder aufwärts noch abwärts zu befahren. Bisher sind sie nur an einigen Stellen gekreuzt worden. Mindestens 1% mal fo groß als das Deutsche Reich ist die gähnende Lücke im Kartenbilde der Südhälfte der arabischen  Halbinsel. Größtenteils stellt sie eine unwegsame und unbewohnte Sandwüste dar, während die Bevölkerung des Restes sich gegen Chriſten ablehnend verhält. Es ist schwerlich zu erwarten, daß in