fragen, wie hoch Gutsbesitzer Hcllman sein Einkommen im laufen- den Jahre beziffert." „Er beziffert es," erwiderte Hellman.„genau so hoch, wie im Vorjahre... es hat sich nicht um ein Jota geändert." Ein einstimmiges, entrüstetes„Oho" von Seiten der bersam- melten Kommisfionsmitglieder war die Antwort. „Was?" zischte Hellman, und man sah, wie ihm das Blut plötzlich zu ffopfe stieg. „Herr Obmann," ließ sich der Amtmann vernehmen,„ich erhebe gegen" diese Einschätzung entschieden Einspruch, da sie viel zu niedrig ist." „Was soll das heißen: zu niedrig?" stieß Hellman hervor und spuckte den Tabak mitten auf den Boden hin. „Ihre Angaben sind in der Tat zu gering. Darüber sind wir all« einig." „Jawohl, jawohl, viel zu gering I" riefen die Beamten durch- einander. „Wie, zum Teufel, könnt Ihr das...? Zum Beispiel Ihr, Botberg, woher zum Teufel, wißt Ihr, was ich für Einnahmen habe? Habt Ihr etwa meine Kasse gezählt, he?" schrie er den Amt- mann an. „Das gerade nicht, aber es ist so gut, als ob ich sie gezählt hätte. Ich weiß, was für Einnahmen Ihr habt, wenn auch nicht gerade auf Heller und Pfennig... Eure Bauspekulationen. Eure Getreide- spekulationen sind keinem ein Geheimnis. Dazu habt Ihr noch geerbt. Jawohl, jedermann kennt Euer Vermögen, ohne es gerade nachgezählt zu haben; jeder, besonders diejenigen, mit denen Ihr Geschäfte macht!... Und Ihr habt sogar selbst vor uns allen, vor mir und manchem anderen geprahlt, wie gute Geschäfte Ihr macht ,.. Erst vor ganz kurzer Zeit..." »Redet keine Lügen! Ich habe vor niemandem geprahlt.« lFortsetzung folgt.) (Nachdruck verboten.) Vie R-atlel des JVIondcs. Bon FelixErber. Wie oft habe ich in wolkenlosen Mondscheinnächten mein Fernrohr, den 4lh-Zöller. nach dem stillen Begleiter unserer Erde gerichtet und mich mit dem prächtigen, scharftrcnnenden Instrument beobachtend in die„Rätsel des Mondes" vertieft!... Ja, der Mond, er bietet uns wahrhaftige Rätsel! Die vielen reiz- und wechselvollcn topographischen Einzelheiten auf des Mondes erleuchteter Oberfläche, welche seit Galilei bis auf unsere Tage beobachtet wurden, aufzuzählen, würde zu weit führen. Ein großer Teil dieser Wahrnehmungen ist noch mit dem Schleier der Unwissenheit verhüllt, und was wir davon wissen, sind meist nur Vermutungen. Man sieht den graugrünen Ton des sekundären Mondlichtes, jenes aschfarbenen Licktes, welches der geniale und berühmte Lambert zum ersten Male am 14. Februar 1774 sogar stark olivengrün gefärbt erkannte und der Widerschein des von der Erde dem Monde zugestrahlten Lichtes ist, wenn dieser uns feine noch sehr kleine Phase, also die von der Sonne nicht be- leuchtete Seite zuwendet, aber wir haben keine genauere Erklärung dafür. Dieses aschfarbene, sekundäre Mondlicht wechselt seine Farbe und Helligkeit jedenfalls wohl je nach der Beschaffenheit der Erdlandslbasten, welche zufällig dem Monde gegenüberstehen. Das von der Erde ausgesandte Licht ist auf dem Monde vierzehn- mal stärker als das Mondlicht auf der Erde und dadurch wird auch die Nachtseite des Mondes uns sichtbar. Wenn die Mondsichel breiter wird, nimmt das sekundäre Mondlicht rasch ab. Man nimmt auch den grellen Schein deS im dunklen Teile der Mond- Oberfläche strahlenden BcrgcS Lahire. das Flirren der vielen Mond - krater mittlerer Größe und einzelner Berggruppen wahr und glaubte lange Zeit, daß der Grund hierfür in vulkanischen, noch tätigen Eruptionen zu suchen sei. Pater Secchi, M. W. Meyer und der bekannte Selenograph H. I. Klein in Köln aber führen die Ausstrahlung jenes hellen Lichtes weder auf vulkanische Ein- slüsse, noch auf das Gestein des Mondes, sondern auf dessen Ver- glctscherung zurück, und diese Ansicht ist durchaus nicht von der Hand zu weisen, denn eine ganze Anzahl neuer wissenschaftlicher. namentlich aber biologischer Schlüsse kristallisieren sich aus ihr wiederum heraus. Der Mond kann demnach, da noch etwas Wasser auf ihm vorhanden zu sein scheint, organisches Leben, also eine Fauna und Flora, allerdings anders geartet als diejenige unserer Erde ist beherbergen. Das Fernrohr zeigt dem im astronomischen Sehen geübten Beobachter die Landschaft des dlare sereniutiz (Meer der Heiterkeit) in wechselvoller, feinster Farbenadstufung vom matten Hellgelb bis zum sattesten Graugrün. Gelbgrau ist das dlare crisium(das Meer der Gefahren), gelbbraun der?slus somniorum(der Sumpf der Träume) und nordöstlich von den Ringgebirgcn Herodot und Aristarch zeigt die meilenweite Landschaft im Vollmondglanze eine grüngelbe Färbung. Fast in der Mitte der Mondscheibe aber bemerken wir zur Zeit des ersten und deS letzten Viertels, obgleich die Sonnenstrahlen senk- recht auf den Mond fallen und die sonst dunklen Farben ab- sckevöckicn, einen schwarzen, verwaschenen, ziemlich großen Fleck, der seine Farbe nicht ändert, und für alle diese charakteristischen Einzelheiten haben wir so gut wie gar keine Erklärung. Es sind rätselhafte Gebilde, so rätselhast wie die Lichtstreifen, welche in einzelnen Gegenden der von der Sonne erhellten Mond» scheide grell aufleuchten. Diese Lichtstrcifen laufen fast immer chnurgerade dahin, nur selten verzweigen sie sich, und wir finden sie gut ausgeprägt bei den Ringgebirgcn Kepler. Anaragoras und Kopernikus . um welche sie sich radial gruppieren. Am schönsten aber sehen wir sie beim Krater Tycho am Mondsüdpole. Von diesem glänzenden Ringgebirge des Mondes gehen mehrere Hundert solcher getrennter Strahlen aus, vom Krater Messier dagegen nur zwei und von einigen anderen Kratern sogar nur ein Strahl. An ihrer Ausgangsstelle nun bilden diese Strahlensysteme einen hellen, kompakten Fleck, den sogenannten Nimbus, der beim Ringgebirge Kepler nmnentlich auf Mondphotographien recht hübsch zur Geltung kommt. Und diese rätselhaften Strahlengebilde sind, wie schon vorher angedeutet wurde, nur sichtbar, wenn die be- treffende Mondlandschaft unter vollster Beleuchtung der Sonne steht. Sie haben eine Länge von 350 bis 12lX> Kilometer und werfen keinerlei Schatten. Ohne eine Unterbrechung zu erleiden, gehen die Strahlen über Berg und Tal, über Ebenen und Krater hinweg und ändern dabei nicht die Formation der letzteren. Am Fuß einer Bodenerhebung oder eines Bergkegels endigen sie dann plötzlich und verlieren sich in der Ebene oder im hellen Rand deS Mondes. So durchzieht das„Meer der Heiterkeit"(�Isre serenitatis) ein solcher Lichtstreifen; verschiedene Bergadern durchsetzen uno begleiten ihn zu beiden Seiten und dann schneidet er plötzlich in der Ebene ab. Das eigenartige Verschwinden dieses Lichtstreisens sah der ehemalige Schreiblchrer und später berühmte Mondforscher Mädler in einer klaren Herbstnacht des Jahres 1835, als er sechs Stunden lang den Mond beobachtete. Dort, wo die Bergadern beim Nöherrücken der Lichtgrenze erst sichtbar wurden, schnitt der Lichtstreifen plötzlich ab und verschwand scheinbar spurlos vor seinen Augen, was aber niemals geschehen konnte, wenn er auch nur einen Grad Böschung gehabt hätte. In engster Verwandtschaft mit den Lichtstreifen stehen wohl auch die„Lichtflecken und-knoten" sowie die„umglänzten Krater, deren Nimbus— ich erinnere nur an Labande und Euklides — aus sehr feinen Strahlen besteht, entgegen der Nimbusbildung bei Kepler . Bei Tycho, Aristarch und Dionysius geht die Färbung deS Nimbus in ein leichtes Dunkelgrau über, was wahrscheinlich durch die Farbe der ausgeworfenen Asche hervorgerufen wird. Der ver» storbene Direktor der Athener Sternwarte, Julius Schmidt, hat diese Nimbusveränderung sehr eingehend geprüft und beobachtet, und er gelangte zu dem wissenschaftlichen Ergebnis, daß sie Analoga vulkanischer, rings um den Krater gelagerter, hell und dunkel gefärbter Asche, oder, wie es beim Krater Linne der Fall ist. Ablagerungen flüssiger, schlammiger Materie, die Lichtstreffen aber nicht zu erklären seien. Irgend eine Erklärung mutz sich aber doch für diese Licht» streifen finden lassen, und da haben zwei englische Astronomen, nämlich Carpenter und Nashmhtb, durch ein höchst originelles Ex- periment tatsächlich auch einen Weg gezeigt. Sie füllten eine dicke Glaskugel ganz voll mit Wasser, schmolzen die Kugel dann zu und erhitzten das Wasser in ihr bis auf den Siedepunkt. Die Kugel barst infolge der Expansion des kochenden Wassers und die Sprünge zeigten in verblüffender Weise„Strahlen, systeme", ähnlich denjenigen Tychos auf dem Monde. Da der Mond aus demselben Teige gemacht ist wie unsere Erde, so müssen wir annehmen, daß er ein- oder mehreremal zersprang, weil seine elastische Schale der ungeheueren inneren Spannung doch nicht Widerstand zu leisten vermochte. Demzufolge quoll aus dem Mondinnern das flüssige Magma hervor, welches die klaffenden Wunden seiner Haut schloß und wieder ausfüllte. An einigen Stellen floß die Lava sogar über, verhärtete dann und bildete so jene typischen Strahlensysteme, in deren schwarzem Glasflusse, dem Obsidian , sich die Sonnenstrahlen nun grell spiegeln. Eine Ergänzung zu der Schmidtschen und Carpenterschen Erklärung gaben H. I. Klein und M. W. Meyer, nämlich diejenige, daß ge- waltige Meteormassen in den Panzer des MonocS einschlugen und noch immer einschlagen. Dadurch wurden nicht bloß jene Licht» streifen, sondern auch die vielen Kraterchen und Kratergruben er» zeugt, deren eS nach Julius Schmidts Schätzung nahezu 100(XX) auf unseren Trabanten geben soll, von 5 bis 255 Kilometer im Durchmesser. Dem Monde fehlt, wie wir wissen, der schützende Luftmantel; er ist somit der himmlischen Kanonade machtlos preisgegeben uno schon Secchi forderte als einer der ersten auf, den Mond auf seine Sternschnuppenfälle hin zu beobachten. Ein großer Teil der Ver- änderungen, welchen die Mondoberfläche auch noch heute unterworfen ist, findet dadurch ihre Erklärung. Die Zeiten sind vorüber, in denen Mädlers Ansicht:„Der Mond sei daS Ideal der UnVeränderlichkeit",— selbst in astronomi - schen Kreisen wie ein Dogma heilig gehalten wurde, denn«m Jahre 1866 machte Schmidt die Wahrnehmung, daß der vom Ober- amtmann Schröter auf seiner Privatsternwarte m Liliental be- obachtete, im blare serenitatis gelegene kleine Krater Linne sich verändert habe, da anstatt deS t efen, im Jahre 1823 von Lohr - mann und dann von Mädler gezeichneten KraterS, nunmehr em heller, wenig tiefer Fleck sichtbar war. Einige Jahre später sah man im>!are foecunditatis(Meer der Fruchtbarkeit) am Doppel- gebirge Messier einen ähnlichen Vorgang. Seitdem wurden auf der Oberfläche des Mondes Umwälzungen wahrgenommen, welche
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25 (9.4.1908) 71
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