weit gewaltiger als die vulkanischen Eruptionen auf unserem Planeten sind. William Pickering, der sehr rührige Direktor des Harvard- College , ein vorzüglicher Mondkcnncr. sah in dem schönen Ring- gebirge Plato am Nordrande der Mondalpen fast unter seinen Augen ein vulkanisches Gebilde entstehen. Er beobachtete am 81. Juli 1804 in der Wallebcne deS Plato, welche sich seit Jahr und Tag durch sonderbare Veränderungen ihrer Färbung aus- zeichnet, einen in Dampf gehüllten, vier Kilometer im Durchmefler haltenden Krater, von dem aus sich im Norden ein weißer Licht- streifen hinzog. Der Krater selbst nahm in den folgenden Tagen eine elliptische Form an, der ihn umhüllend« Dampf vcrschwanv und am 22. August 1904 betrug der Durchmesser des KraterS fünf Kilometer. Weitere Veränderungen sind nachdem nicht mehr wahr- genommen worden. Obgleich unser Mond ein so kleiner Weltkörper ist, bietet er doch, wie wir aus dem wenigen hier schon gesehen haben, dem Beobachter eine große Fülle von Reizen und immer noch ein über- reiches Feld für das Studium seiner Oberfläche! kleines Feuilleton. Hygienisches. DaS Herz der Radfahrer. Die Untersuchungen der letzten Jahre haben in der Beurteilung des Einflusses heftiger körperlicher Anstrengungen, z. B. lange fortgesetzten RadfahrenS, auf das Herz gleichsam eineUmwertung aller Werte" mit sich ge- bracht. Während man vorher häufig den Standpunkt vertreten hörte, daß namhafte körperliche Leistungen auch am normalen Herzen eine Erweiterung herbeiführten, hat die Anwendung der Röntgcn-Mcthode die Irrigkeit dieser Ansicht nachgewiesen. Es haben sogar verschiedene Beobachtungen an Ringern, Radfahrern usw. Veranlassung dazu gegeben, im Gegenteil eine direkte Vcr- kleinerung des Herzens nach starken Anstrengungen anzunehmen. Eine Bestätigung für die Richtigkeit dieser Ergebnisse geben die in derMünchener Medizinischen Wochenschrift" veröffentlichten Ver- suche von Dietlen und Moritz, die auf Anregung des Deutschen RadfahrerbundcS, Gau Elsaß-Lothringen , unternommen wurden. Die Untersuchungen wurden an den Teilnehmern einer Fernfahrt Leipzig Straßburg ausgeführt. Die insgesamt etwa 060 Kilo- meter lange Strecke ist durchschnittlich in 30 Stunden, vom Sieger -in 27V2 Stunden durchfahren worden, woraus sich eine Durch- schnittsgeschwindigkeit von etwa 19 Kilometern in der Stunde er- gibt. Die Leistung ist jedoch trotz dieser nicht allzu hohen Ziffer angesichts der Terrainschwierigkeiten und der Qualität der Be- Werber, die ke-ine berufsmäßigen Tourenfahrer waren, immerhin als eine sehr tüchtige zu bezeichnen. Die 10 Teilnehmer wurden vor der Abfahrt in Leipzig genau untersucht, Körpergewicht, Größe, Alter, Herzbefund, Blutdruck und Puls wurden verzeichnet: ferner wurde der Eiweiß- und Zuckergehalt geprüft sowie in allen Fällen eine genaue Aufnahme der Herzgegend mit Röntgenstrahlen aus- geführt. Nach der Ankunft in Straßburg wurde sofort die Puls- zahl festgestellt und dann die Röntgenprojcktion gemacht, im all- gemeinen nur 1020 Minuten nach dem Absteigen des Fahrers vom Rade. Drei Teilnehmer an der Fernfahrt, darunter einer mit starker Herzhypertrophie und hohem Blutdruck, hatten das Nennen unterwegs aufgegeben, so daß nur sieben untersucht werden konnten. Dazu kamen acht Außenseiter, die gleichfalls die Bahn durchmessen hatten. Die Erschöpfung war bei den meisten sehr er- hcblich. Einige erlitten in dem für die Röntgenversuche bestimmten Naumc Ohnmachtsanfälle,� doch erholten sie sich rasch und zeigten auch einen schnellen Rückgang der Pulsbeschleunigung. Die Frequenz sank nach etwa 10 Minuten von ISO Pulsschlägen auf 100 bis 130 und nach weiteren S 10 Minuten fast ganz auf die Norm herab. Im allgemeinen wurde die Fahrt ohne große subjek- tive Beschwerden, die übrigens auch nur in den ersten Stunden fühlbar waren, vertragen. Am folgenden Tage waren alle Fahrer vollkommen frisch und ausgeruht. Der Vergleich der Unter- jsuchungen vor und nach der Fahrt ergab, wie zu erwarten, einen erheblichen Verlust an Körpergewicht, der rm Durchschnitt 2,3 Kilo- gramm betrug, sowie eine Erhöhung der Pulsfrequenz und Ab- nähme des Blutdrucks. Was nun das interessanteste Moment, die Herzgröße anlangt, so zeigt sich bei allen Fahrern eine Vcrringc- rung, mit Ausnahme eines einzigen Falles, wo sich die Größe kaum verändert hatte. Von einer Vergrößerung der Herzumrißlinie war in keinem einzigen Falle zu reden. Vielmehr bewegte sich die Ver- kleinerung der Fläche, abgesehen von der erwähnten Ausnahme, wo sie nur 1 Proz. ausmachte, zwischen 6,3 und 17 Proz. Die Rückkehr des Herzens zu den ursprünglichen Dimensionen erfolgte nach einiger Zeit. In dem auffälligsten der beobachteten Fälle war sie gewiß etwa drei Wochen nach der ersten Untersuchung voll- kommen wiederhergestellt. Bei anderen, die am Tage nach der Fahrt wieder untersucht werden konnten, war die minder erhebliche Vcr- kleinerung schon in 24 Stunden sehr ausgeglichen oder ganz ge- schwunden. Diese Ergebnisse sind jedoch vollkommen davon abhängig, Laß bei Radfahrern bleibend eine Vergrößerung des Herzens gegenüber Nichtradfahrern besteht, die offenbar durch Muskel- Wachstum infolge der Anstrengung bedingt ist. Es ist zweifellos, daß anhaltende und übertriebene Sportübungen die Blutkreislauf« organe abnützen und bei nicht ganz gesundem Herzen höchst bedenk- lich sind. AuS der Pflanzenwelt. D i e Kleeseide, auch Teufelszwirn genannt, ist ein Ge- wachs, das jedem Landwirt ein wohlbekannter, lästiger Schädling ist. Die Pflanze ist kein gewöhnliches Unkraut, das seine Nahrung mit eigenen Wurzeln dem Boden und mit Hülfe grüner Blätter oer Luft entnimmt und nur dadurch schädlich wird, daß eS den Kulturpflanzen Bodenraum, Licht und Luft streitig macht, sondern wir haben es mit einem echten. Wurzel- und blattlosen Schmarotzer zu tun, der anderen Pflanzen mittels besonderer Saugorgane seinen Nährstoff entzieht und sie dadurch unmittelbar aufS schwerste schädigt. Manchem Spaziergänger wird an Sommertagen Wohl schon ein Gewirr blattloser, gelber oder rötlicher Stengel aufge- fallen sein, das sich über ein Kleefeld ausbreitete. Die Blumen dieses Getvächses sind unscheinbar und winzig, sie machen sich aber dadurch leicht bemerkbar, daß sie zu vielen in größeren Knäueln vereint sitzen und von weißer Färbung sind. Die kaiserliche Biologische Anstalt für Land- und Forstwirt- schaft zu Dahlem fordert in einem Flugblatt zur energischen Be- kämpfung auf und gibt gleichzeitig verschiedene wirksame Bekämp- fungsmittel bekannt. Die Kleeseide verdient aber nicht nur die Be- achtung der Landwirte, auch der Pflanzenfreund soll Interesse nehmen an diesem sonderbaren Gewächs, dessen Lebenserscheinungen. die so.ganz von den der anderen Pflanzen abweichen, im Zimmer recht gut beobachtet werden können. Es bedarf dazu keiner großen Vorbereitungen, eine Klccpflanze und ein paar Samenkörner der Kleeseidc ist alles, dessen es zu den bemerkenswerten Beobachtungen bedarf. Die Älecpflanze ist auö Samen leicht herangezogen und den Samen des Schmarotzers sammelt man gelegentlich eines Spazierganges. Wo Kleeseidc wächst, ist Samen reichlich vorhanden, denn aus jeder Blüte entsteht in zwei bis drei Wochen eine kleine, im reifen Zustande trockene Kapsel, welche aufspringt und die ein bis vier, mehr oder minder dreikantigen, etwa 1 Millimeter langen Samen entlädt. Diese Samen vermögen schon nach wenigen Tagen zu keimen, können andererseits aber auch im Boden jahrelang keim- fähig bleiben. Solchen Samen säen wir auf einen Topf, in dem eine Klee- pflanze steht. DaS aus dem keimenden Samen austretende, sehr zarte, einem dünnen blassen Faden vergleichbare junge Pflänzchen windet, beschreibt mit seiner Spitze Spiralbcwegungen und ist da- durch befähigt, benachbarte andere Pflanzen zu umschlingen. Findet es keinen derartigen Anhalt, so vermag sich der junge Schmarotzer nicht am Leben zu erhalten. Auf unserem Topfe werden aber als- bald die Stengel der Kleepflanzcn erreicht sein, die mm von dem Keimling windend umfaßt werden. Nach einigen Windungen bilden sich an dem Faden schon mit bloßem Auge sichtbare Saug- Wärzchen. Der untere Teil des Keimlings bis zur ersten Saugstclle stirbt nun ab und die Pflanze hat keinerlei Verbindung mehr mit dem Erdboden. Hat der Keimling einige solcher Saugwarzen ge- bildet, so wächst die Pflanze schnell heran, um an die jüngeren, saftreichcren Teile der Wirtspflanze zu gelangen. Hier werden auch wieder Saugorgane gebildet, die dem Schmarotzer die Nah- rung sichern. Jetzt ist auch der Zeitpunkt gekommen, wo sich die Blüten einstellen und Wirtspflanze nebst Schmarotzer bilden dann einen eigenartigen Zimmerschmuck. Eine verwandte Art von der Kleeseidc, die Flachsseide. die auf Nesseln, Hopfen, Hanf, Weiden und anderen Pflanzen schmarotzt, läßt sich in gleicher Weise im Zimmer heranziehen. Als Wirts- pflanze wird in diesem Falle eine leicht erhältliche Hanfpflanze gewählt. y. Technisches. Wandernde Brücken. ImTiefbau" wird eine inter - cssante technische Arbeit beschrieben, wie sie in Deutschland bisher noch nicht durchgeführt sein dürfte. In der Nähe der Stadt Lübeck führen über den Elhc Trave -Kanal zwei eiserne Eisenbahubrücken. Bei der Neugestaltung der Eisenbahnanlagcn sollen diese Brücken mehrere Kilometer oberhalb der jetzigen Liegestelle als Kanal- brücken für die Eisenbahn wieder verwendet werden. Die Techniker des Kanalbauamts kamen nun auf den Gedanken, die Brücken in ihrer vollständigen Zusammensetzung auf dem Wasserwege nach der neuen Vcrwendungsstellc zu transportieren. Und bei der einen Brücke ist diese Arbeit, welche am 17. März begonnen wurde, glatt vollzogen worden; sie ist vollständig gelungen. Zwei große und starke Kanalschuten waren zusammengckoppelt und mit Sand be- laden worden. Auf diese Kanalschuten wurde dann ein starkes Holzgerüst gebaut, und die Schuten dann unter die eine abzu- brechende Eisenbahnbrücke transportiert. Nach genügender Fest- legung wurde nun der in den Schuten befindliche Sand in andere bercitlicgendc Fahrzeuge geschaufelt, wodurch die Schuten mit dem Holzgerüst immer höher stiegen und schließlich die ganze Brücke. die ein Gewicht von 120 000 Kilogramm hat, um einen halben Meter aus ihren Lagern hoben. Nachdem sie auf dem Gerüst ge- nügend befestigt war. besorgte ein Schleppdampfer den Transport nach der neuen Verwendungsstelle. Dort wurden die beiden Trage- schuten wieder mit Sand gefüllt, bis die Brücke auf ihren neuen Lagern ruhte. Berantio. Redakteur: Georg Tavidsohn, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.