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Bertrieben und die Stadt Sijilmassa gegründet haben, nach der sich[ dürfnis verstehen lernen und Wäsche, Kleidungs- und Gebrauchs bie neuen Herrscher bis zur Eroberung Tafilets durch die Marot- ftüde in einer fachlich einwandsfreien und zweckmäßigen Form taner benannten. Mit den Arabern hielt der Häuserbau seinen herstellen und dann zusehen, wie fie diese organisch schmücken. Einzug; die Berberstämme hatten nur in Strohhütten gewohnt. An erster Stelle steht da die Stickerei. So schreiten die Kinder Sijilmassa galt das ganze Mittelalter hindurch als eine mächtige von Puppenkleidern fort zu eigenen Bedarfsstüden und indem ste und blühende Handelsstadt, wo auch christliche Kaufleute saßen, den Zweck und den Gebrauch kennen, lernen fie unwillkürlich, aus und der Umfang ihrer Ruinen, die sich am Ostufer des Wadi Sis dem Bedürfnis heraus gestalten und Farbe und Material eigen zu 8 Kilometer weit hinziehen, scheint das zu bestätigen. Die Stadt erfinden und sachgemäß zu verwerten. Auf zwei Wegen ist hier soll in den lokalen Fehden gegen Ende des 18. Jahrhunderts zerstört versucht worden, Anregungen zu geben. Die einfacheren Arbeiten worden sein, und nur eine halbwegs erhaltene Moschee inmitten des sind im ersten Saal zusammengestellt. Sie zeigen Proben und Ruinenfeldes erinnert an die alte Herrlichkeit. Heute kann man Versuche. Einige find in Mädchenschulen praktisch ausgeführt die Ortschaften( Kfars) der Dase, obwohl manche eine beträchtliche worden. Das Moderne scheidet sich deutlich von dem Alten. Das Ausdehnung haben, nur befestigte Dörfer nennen. Diese Dörfer Alte ist überladen, prunkt mit feinen Stoffen. Das Modern ist sach find im Grundriß meist quadratisch oder länglich und von dicken, lich, sucht im Material den Wert und verwendet den Schmud nur durch Türme verstärkten Lehmmauern umgeben, den Zugang ver- sparsam. Die Arbeiten aus einer Posener Mädchenschule sind in mittelt nur ein befestigtes Tor, das mit Sonnenuntergang ge- dieser Beziehung bemerkenswert. schlossen wird, und der Torwächter fragt jeden fremden Antömm Im zweiten Saal find Stidereien ausgestellt, die als An ling genau nach seinem Zweck. Rings um die Mauer zieht sich regungen für die Lehrenden gedacht sind; Entwürfe von Künstlern manchmal ein tiefer Graben, der für einen wirksamen Schuh gilt, und Künstlerinnen. Sie sollen die Lehrenden veranlassen, nun ihrer­obwohl er kein Wasser hat. Die beliebteste Belagerungstaktik der feits, an der Hand dieser Beispiele, den Weg weiter zu suchen. Es Tafileter besteht nämlich darin, aus den Kanälen Wasser an die sind zum Teil schwierigere Techniken, zum Beispiel die Kurbel­Fundamente der Mauern zu leiten, das in dem leicht aufweichbaren stickerei, und zur Herstellung sind oft sehr geschickte Hände Baumaterial schnell eine Bresche legt. Der Graben soll das ge- nötig, so daß sich diese Muster und Formen nicht direkt zur fährliche Wasser in sich aufnehmen, die Absicht des Feindes also Uebertragung in die Schule eignen. Doch tönnen sie anregend vereiteln. Im Grundplan der Dörfer herrscht eine gewisse Eine wirken. Folgendes ist da zu erwähnen. Hübsche Kinderschürzen mit heitlichkeit. Nachdem man das Tor passiert hat, kommt man ge- zierlich stilisierten Rehen in feiner Farbe auf dunklem Grunde, ent­wöhnlich gleich auf einen großen, auf einer Seite an die Dorf- worfen von Nigg. Dann die farbenfrohen Stickereien der mauer stoßenden viereckigen Platz, von dem die Gäßchen ins Innere Jassie Hösel, die das strenge Muster vermeidet, die in laufen. Die geräumigen Häuser zeigen mehrere Stockwerke und aufgelöster Art Kreise und Blüten hinstreut über zart­sorgfältige Arbeit. Im Gegensatz zum übrigen Marokko   haben sie farbige Flächen. Die Entwürfe bon Riemerschmied Fenster nach der Straße. Die Gäßchen sind enge und manchmal für Stiffen und Decken zeichnen sich aus durch die Eigenart der fein­ganz dunkel, wenn die Häuser zu beiden Seiten sich über sie neigen. linigen, leichten Muster. Fia Willes Ketten und Gehänge aus Die Karawanenhöfe sind geräumige offene viereckige Bläße mit alten, einfachen Perlen sind sehr geschmackvoll in den Farben zu einem überdeckten Säulengang ringsum. Die Wochenmärkte werden sammengestellt; die mattdunkle, gebrochene Tönung ist außer außerhalb der Mauer abgehalten. Das Dorf Abuam im Bezirk Wadi Jfli   ist der Sitz der reichsten ordentlich fein verwandt und die Form der Gehänge ist sehr eigen­artig. An erster Stelle stehen aber die kraftvollen Arbeiten der Kaufleute und des Handels. Dieser ist auch heute noch nicht un- Marg. v. Brauchitsch  ( München  ), in Sturbelstickerei; kräftigste bedeutend. Der sehr ansehnlichen Dattelausfuhr wurde schon ge- Farben; großzügige Muster in freier Anordnung. dacht. Von Industrieerzeugnissen wird nur das Maroquinleder ( Filali  ) ausgeführt, das in ganz Marokko   berühmt ist. Die übrige, dürftige Industrie von Tafilet   arbeitet nur für den einheimischen Bedarf. Unter anderen gibt es Waffen- und Silberschmiede, ihre Arbeiten sind jedoch ziemlich roh; bessere Waren kommen aus Fes. Die Einfuhr ist weit größer als die Ausfuhr. Zwischen Tafilet und Fes herrscht ein lebhafter Rarawanenverkehr. Auf diesem Wege kommen Baumwollstoffe, indigoblaue Frauenkleider aus Baumwolle oder Jute, Schuhe, seidene Tücher und Gürtel, Eisen und Barren, Kerzen, Zuder und grüner. Tee nach Tafilet. In Abuam werden diese Waren an andere Kaufleute verkauft, die sie in der Sahara   und im nördlichen Nachbargebiet an den Mann bringen; früher gelangten sie teilweise bis in den Sudan  . Tie Fes- Karawanen nehmen dafür vorzugsweise Datteln mit. Ehedem stellte auch der Sudan   Produkte. Hierzu gehörten lange Zeit Stlaben, und der Markt von Abuam war damals mit dieser menschlichen Ware immer gut ausgestattet. Heute ist der Sklavenhandel durch die westliche Sahara   von den Franzosen im allgemeinen unter­bunden, obgleich wohl noch mancher Schwarze seinen Weg nach Marokko   finden mag. Als der Sudan   für die Sklavenversorgung immer mehr bersagte, unternahmen die südmarokkanischen Stämme, auch die Tafileter, Raubzüge in die Sahara   bis Taodeni und führten die dortigen Salzminenarbeiter als Stlaben mit sich fort. Seit etwa zwei Jahren ist das aber auch nur noch schwer möglich, da die Wüstenwege von den Franzosen ziemlich wirksam überwacht werden. Von den in Tafilet   mündenden oder von dort ausgehenden Handelswegen wurde die Straße nach Fes schon erwähnt. Sie ist gut und sicher und wird in 10 bis 11 Tagen zurückgelegt. Die Straße nach Marrakesch   dagegen ist unsicher und um eine Tagereise länger. Nach Algerien   laufen mehrere Handelsrouten, doch ist hier infolge der unwirtlichen Wüste und der Anwesenheit von räube­rischen Stämmen der Verkehr nur unbedeutend. Nach Westen geht ein Weg ins Wadi Draa  , und nach Süden einer quer durch die Sahara   über Taodeni und Arauam nach Timbuktu  . Dieser war, als eine französische Kolonne vor drei Jahren auf ihn stieß, nur noch wenig begangen, aber es zeigten sich deutliche Spuren von einem fehr alten regen Verkehr. Ueberhaupt haben alle diese Handelsstraßen ein sehr hohes Alter, und es haben wohl bereits zur Beit der Karthager über Tafilet und andere Punkte Nord­ afrikas   Berbindungen bis in den Sudan   hinein bestanden. H. Singer.

Kleines feuilleton.

Kunstgewerbe.

Diese ganze Ausstellung ist als erster Versuch bemerkenswert. Es soll dargetan werden, daß es möglich und an der Zeit ist, die Grundiäße der modernen Formanschauung auf das bisher so vernachlässigte Gebiet der häuslichen Handarbeit zu übertragen. Die Ausstellung wurde daher zu dem Bwed zufammengebracht, den lehrenden Kräften zu zeigen, welcher fünstlerischen Wirkung die so oft gemißbrauchten Techniken fähig sind. Diese Anregungen können arbeit wird es wieder lernen, in wirklichem Sinne das Heim zu nun in weitere Kreise getragen werden, und die weibliche Hand­schmücken.

Aus der Pflanzenwelt.

e. 6.

Das Seemoos, das fürzlich dem Berliner   Aquarium zum erstenmal einverleibt wurde, ist vor etwa zwei Jahrzehnten zu einem gesuchten Handelsartikel geworden. Seit dieser Zeit findet das Ges bilde mannigfache Verwendung als Zimmerſchmud; als Ampelschmud in fleinen Muscheln nimmt sich das Gewächs ganz vorzüglich aus Daß die meisten Leute, welche das Seemoos zu Geficht bekommen, dieses für eine Pflanze halten, ist begreiflich, denn nicht nur der Name, sondern das Gebilde felbft berechtigt zu solcher Annahme. und einstmals haben die Gelehrten sogar das Seemoos zu den See­pflanzen gezählt. Unser Bolltarif zählt das Seemoos übrigens auch zu den Vegetabilien.

Was wir als Seemoos bezeichnen, ist das chitinöse Gehäuse eines Hydroidpolypen, eines winzigen, den Korallentieren verwandten Wesens. Der wissenschaftliche Name lautet Sertularia argentea. Diese Tiere heften fich an Muscheln, Steinen usw. auf dem Meeresboden fest und bilden durch fortgesetzte Knospenteilung kleine, graugrünen Bäumchen gleiche Gebilde, welche weite Streden des Wattenmeeres überziehen und diese in grünliche Wiesen verwandeln. Bei Kughaven und Büsum   sind die für Deutschland   bedeutungsvollsten Fundstellen, wo das bei stürmischer Witterung von seinem Standort losgeriffene und auf den Strand geworfene Seemoos gesammelt wird. Es find auch besondere Stellneze aufgerichtet worden, in denen sich das von den Fluten herangetragene Seemoos selber fängt. Neuerdings wird die Seemoosfischerei auch in größerem Umfange und in durchaus rationeller Weise betrieben. Die auf den Garneelenfang aus­ziehenden Fischer haben ihre Nege in besonderer Weise für den Seemoosfang hergerichtet fischen jetzt neben den Krabben noch Seemoos. Das gesammelte Moos wird gewaschen und mittels einer Wringmaschine getrocknet. Ab­nebmer sind die großen Seemooshandlungen, in denen das Moos präpariert und gefärbt wird, bis es für den Handel fertig ist. Die Verwendung dieses Wesens zu irgend welchen Schmuditüden hat gelegentlich bereits vor vielen Jahren stattgefunden. So erzählt ber Engländer Ellis, ein Beitgenosse Linnés, daß er bereits 1751 folche moosartigen Geschöpfe auf Papier aufzufleben pflegte, so daß fie eine Art Landschaft darstellten.

h.

Gonberausstellung von Nabelarbeiten als An­regung für den Handarbeitsunterricht veranstaltet im Kunstgewerbe­museum( bis Ende April geöffnet). Wie der Zeichenunterricht reorganisiert werden soll, so wird jezt auch das Augenmerk darauf gerichtet, den Handarbeitsunterricht auf ein besseres Niveau zu bringen, so daß die Kinder Stoff und Material, 3wed und Bes Berantw. Redakteur: Georg Davidsohn  , Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdr. u. Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.