während ihres LebenS mit den Flügeln machen, bei den vielfachen Berührungen mit Pflanzen beizubehalten. Unter Umständen gelingt ihnen dieS freilich nicht; tvenn sie von einem starken Regenguß überrascht werden und nicht unter dem Blatt einer Pflanze Obdach finden, wird die schöne Farbe unbarmherzig abgewaschen. Rencre Untersuchungen haben nun gezeigt, daß hier, bei der Farbe der Schmetterlinge und ihrer leichten Veränderlichkeit eine Art Duplizität der Erscheinungen besteht. Bisher wußte man freilich, daß die Farbe des einzelnen Schmetterlings leicht zu beseitigen ist, aber man glaubte doch, daß die Farbe jeder Schmettcrlingsart be- ständig und unveränderlich ist. Darauf sich stützend, hat man ja sogar die Farbe der verschiedenen Schmetterlingsarten als Unter- scheidungSmittel dieser Arten verwendet; man war hierzu um so mehr genötigt, als ja sehr viele Schmetterlingsfamilien einander in bezug auf die Größe sehr ähnlich sind, und wenn man von ihnen den Staub abwischt, sich äußerlich kaum von einander unterscheiden. Aber dieses Kennzeichen erweist sich denn doch als sehr trügerisch. Es gibt ja viele Schmetterlingsfreunde, die sich nicht damit begnügen, Schmetterlinge zu töten und ihrer Sammlung einzuverleiben, sondern die sie während ihres ganzen Schmetterlingsdaseins beobachten und studieren. Diese gehen dann hälfig sogar dazu über, aus Schmetterlingseiern Raupen zu züchten und sie dann so lange zu pflegen, bis aus ihnen nach der Der- puppung ein Schmetterling wird. Unter den so gearteten Schmetterlingsfreundcn befand sich nun eine Gräfin von Linden. die die Schmetterlingsbeobackwng mit wisienschafrlicher Genauigteit betrieb, und sie stellte die höchst überraschende Tatsache fest, daß aus Eiern derselben SchmetterlingSart ganz verschieden gefärbte Schmetterlinge sich entwickeln. Es war höchst nnwahrschein- lich, daß dies nur durch einen bloßen Zufall gekommen sein sollte, man durste vielmehr annehmen, daß irgend eine bestimmte Ursache sich geltend machte, und bei genauerer Beobachtung wurde diese Ursache denn auch wirklich aufgefunden. Tie Farbe der Schmetterlinge war verschieden je nach der Nahrung, die die Raupen zu sich genommen hatten. Allerdings genießen die Raupen jeder Familie immer nur die Blätter gewifier Pflanzen, aber unter solchen Blättern kommen doch immerhin gewisse kleinere oder größere Ver- schicdenartigkeiten vor, vornehmlich machen sich hier und da Unter- schiede in der Helligkeit oder Färbung des Blattes bcmerklich. Nun ging die cistiae Freundin der Natur um einen kühnen Schritt weiter; sie versuchte, ob es möglich wäre, die Farbe der Schmetter- linge willkürlich dadurch zu verändern, daß sie den Raupen anders gefärbte Blätter zu fressen gäbe, und der Versuch gelang voll- ständig; freilich waren die so erzielten Farbenverschiedcnheilen der Schmetterlinge nicht sehr beträchtlich, aber sie waren doch unleugbar vorhanden. Mit diesem Erfolg noch nicht zufrieden, macht der weib- liche Naturforscher den Versuch. ob sie nicht stärkere Farben- Veränderungen erzielen könne. Sie mischte dem Raupenstitter ver­schiedene Farbstoffe bei, und danach erhielt sie so verschieden ge- färbte Schmetterlinge einer und derselben Familie, daß kein Mensch je geglaubt hätte, daß die Tiere eben derselben Gattung� oder Art angehörten, wenn man eS nicht genau gewußt hätte. Die Schmetter- lingssteunde haben hiernach eine starke Erweiterung ihrer Tätigkeit erfahren: Sie können sich bemühen, ihren Lieblingen ganz un- gewöhnliche Farben zu geben. Der Vergleich zwischen Blumen und Schmetterlingen hat hiernach ebenfalls eine neue Stütze gefunden: Wie die Blumenzüchter imstande sind und sich_ bemühen, die Farben der zu ziehenden Blumen zu verändern, je nach den Stoffen, die sie der Erde beimischen, in der die betreffenden Pflanzen aufwachsen, so können durch Beimischung von bestimmten Farbstoffen zur Raupennahrung Schmetterlinge mit willkürlich veränderten Farben gezüchtet werden. Die Schmetterlingssammler tverdcn freilich gezwungen sein, ihre alten Familicimnterscheidungen der Schmetterlinge nach den Farben dahin zu modifizieren, daß sie auch genau den Farbstoff erwähnen, mit dem die Raupe genährt ist. H. ü. Kleines f euilleton* Technisches. Die Verwendungsmöglichkeiten des Lenk- b a II 0 n S. Die glänzenden Ergebnisse, die das vergangene Jahr an vielen Orten auf dem Gebiete der Lustschiffahrt gezeitigt haben, lasten es nicht mehr als verfrüht erscheinen, die praktische Bedeutung der jetzt konstruierten Lenkballons ins Auge zu fasten. In den Sitzungsberichten der Pariser Akademie der Wistenschasten veröffent- licht einer der hervorragendsten französischen Fachmänner, Haupt- mann Bouttieaux, eine Abhandlung, in der die bisherigen Leistungen der französischen lenkbaren Luftschiffe einer kritischen Betrachtung unter­zogen werden. Der Verfasser geht davon aus, der Lenkballon müffe zur Erziekung der Höchstleistung dahin ausgestaltet werden, daß er möglichst viele Ausfahrten von langer Daner zu leisten vermöge. Die Häufigkeit der Aufstiege hängt von der Eigengeschivindigkeit ab, während hinsichtlich der Lange der Fahrtdauer mehrere Umstände in Bettacht zu ziehen sind. Sie Ivird nicht nur von der physischen Leistungsfähigkeit der Mannschaft bedingt, sondern auch von der mitgeführten Menge an Mundvorrat und Brennstoff sowie von dem möglichen Aufwand an Ballast. Der letzte Punkt ist besonders wesentlich. Der Ballon befindet sich in der Atmosphäre im Zustand labilen Gleichgewichts, so daß das geringste Uebergewicht ihn sinken läßt, während ein Ausgleich eines solchen durch Erleichterung der Gondel ihn toiederum über die ursprüngliche Gleichgewichtslage emporsteigen läßt. Mau kannte bis vor kurzem auch noch kein anderes Mittel, die Höhenlage zu verändern als das Auswerfen von Ballast, wodurch natürlich die Fahrtdauer in verhältnismäßig recht enge Grenzen eingeschlossen war. Bei den LenkballouS vermag nun die Motorkraft an Stelle dieses primitiven Mittels zu treten, indem man sie entiveder auf Stützschrauben oder auf beweglich um eine Horizontalachse angeordnete Flächen überträgt. Letztere Vorrichtung entspricht dem Tauchsteuer der Unterseeboote, das äußerst genau funktioniert und die Ticfenstellung des Fahrzeugs sehr genau zu regulieren gestattet. Beim Ballon liegen in dieser Hinsicht vollkommen vergleichbare Berhältnisie vor. Die Wirkung der schrägen Flächen entspricht der Dichte des um» gebenden Mittels, ist also in der Luft achthundertmal geringer als im Waster. Man hat dies Prinzip im Jahre 1906 in Frankreich zur Anwendung gebracht. Zunächst war zu entscheiden, ob die Höhcnsteuerung am Hinterteil des Fahrzeugs oder in dcffen Mitte anzubringen sei. Man entschied sich für letzteres, da hierbei ein gewifier Auftrieb geleistet wird, ohne daß die Läugcnachse des Ballons in Schräglage kommt und das Fahrzeug in lässiger oder gefährlicher Weise schwank:. Man wird durch ein solches Höhensteuer unvorhergesehene Gleichgewichtsänderungen ausgleiche» können, ohne namhafte Ballastaufwendungen machen zu müffcn und damit die Fahr- dauer ganz erheblich steigern können. Dies ist denn auch durch die Versuche mit derPatrie", die im Jahre 1966 mit einer solchen Steuerung versehen wurde, bestäsigt worden. Sie konnte im Sommer 1967, also zu einer Jahreszeit, die infolge der starken Sonnenstrah» lung besonders schwierige Verhältniffe bietet, 11 Anffticge ohne oder fast ohne Verlust unternehmen, und zwar in äußerst lang- samem Tempo. Im November 1967 vermochte diePatrie* aus 1325 Meter Hohe mit einer Geschwindigkeit von kaum Vss Meter in Oer Sekunde herabzusteigen. Mit dein Horizontalsteuer, das 1967 an der..Villc de Paris" versucht wurde, sind gleichfalls zufriedenstellende Ergebnisse erzielt worden. Ein Vergleich zwischen den Leistungen der LenkballouS zu Beginn und am Schluß der letzten zwei Jahre zeigt sehr erhebliche Fortschritte. Im Jahre 1965 waren die besten Leistungen desLebaudy" die Strecke von Toul nach Nancy , und ein Flug in gerader Richtung von Juarre nach dem Lager von Chalons (etwa 166 Kilometer), die in drei Stunden 25 Minuten zurückgelegt wurden. Im Jahre 1967 leistete die.Patrie" unter Rückkehr zum Ausgangspunkt etwa 116 Kilometer und durchflog die 216 Kilometer von Calais nach Verdun in 6 Stunden 15 Minuten. Endlich bewältigte sie am 15. Januar 1968 die Distanz Sartrouville- Verdun. d. i. 266 Kilometer. Eine weitere Steigerung der Fahrt» dauer ist durch Erhöhung des BenzinvorratS zu erwarten. Die Ausnutzung der Sonnenwärme. Wenn die Kohlenschächte der Erde vorläufig auch noch aus Jahrhunderte hinaus den weitestgehenden Anforderungen der Technik standzuhalten ver- sprechen, darf man sich doch nicht der Ansicht verschließe», daß die Menschheit zur Beschaffung der im Verkehr und in der Industrie gebrauchten Energiemengen Raubbau treibt. Es ist daher ein lockendes Problem der Technik, die ungeheueren Energiemengen, die wir mit unseren heutigen Kcnntniffen noch nicht nutzbringend zu verwerten vermögen, allmählich zu bezwingen. Der erste Schritt ist mit der immer wachsenden Benutzung der Waffcrkräfte als Antrieb für elektrische Motoren geschehen. Aber nicht allein das Gewicht der niedcrfließendcn Gewäffer kommt in Betracht, man hat auch versucht, Ebbe und Flut heran- zuziehen, und versucht es immer wieder; freilich ohne daß bis heute ein sehr erhebliches Ergebnis erzielt worden wäre. Auch die unermeßlichen Kräfte der Luftströmungen können einmal eine große Rolle spielen, und vor allem die Sonnenstrahlung, die an sich mehr als ausreichend wäre, ein vielfaches der heutigen technischen Ansprüche auf der gesamten Oberfläche unseres Planeten zu be- stteiten. Viele Versuche sind auch nach dieser Richwng unternommen worden. Man hat sich bemüht, die Wärmesttahlen'mit Hülfe von Hohlspiegeln zu konzentrieren. Es ging aber damit ähnlich wie mit der Verwertung der Gezeiten: die Sache ist wohl theoresisch mög- lich, aber zu teuer und praksisch nicht durchführbar. Es liegen nunmehr, wieEnglish Mechanic" berichtet, aus Amerika Versuchs- ergcbnisie mit einer Vorrichtung vor, die darauf verzichtet, die Wärincstrahlen zu konzentrieren und vielmehr durch Absorption und möglichste Verringerung des StrahlungSoerlusteS zun: Ziel- gelangt. Die Vorrichtungen sind in Tacona erprobt worden und geben mit einer Bestrahlungsoberfläche von etwas über 1666 Ouadratfuß während der Sommermonate eine Leistung von etwa 3>/i Pferde« kräften. Bei Speisung des Dampfkessels mit Aether wurde ein Druck von 15 Kilogramm erzielt, während bei Wasserspeinmg 7>/, Kilo- gremm die Höchstleistung war. Man erwartet gleichwohl, daß fiir Tropengegend der Betrieb mit Wasserspeisung möglich sein werde- Kerantw. Redakteur: Georg Davidsohn , Belli». Druck u. Verlag:VorwärtS Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer L: Co.. Berlin