-
450
-
auf den Düngerhaufen. In seiner Sehnsucht nach dem Weibe hatte Glüd dabei und holte sich außer einem Storbe noch den Spott: er Jansson mit der Köchin anzubandeln gesucht, doch hatte er wenig war unansehnlich und von kleinem Buchse, sein sommersprossiges Geficht hatte einen scheuen, schüchternen Ausdruck, und die ver schlafenen fleinen Augen waren von flaschengrüner, schmutziger Farbe. Auch seinen Mißerfolg nahm Jansson ganz gleichgültig auf, er ließ die Köchin fortan ungeschoren.
war, am Sonntag einen Suchen bekämen. Und eines Sonn- feit des Wilden warf Jansion, als wenn er nicht begriffe, baß tags kaufte Hilde ihren Geschwistern für wenige Pfennige der Brief ihm Nachrichten von den Seinigen brachte, den Brief ein paar Suchen, weil sie die verlangenden Blide der Kleinen nicht ertragen konnte. Das hörte der Onkel und überhäufte sie mit Vorwürfen, daß sie nichts verdiene und fremdes Geld noch obendrein vergeude. Da beschloß fie, ein Ende zu machen. Sie ging zum Armenpfleger und sorgte dafür, daß ihre Geschwister bei waderen Leuten ihrer Bekanntschaft untergebracht würden. Und dann ging sie zum Seminardirektor, um ihren Austritt aus dem Seminar anzumelden. Sie wollte einen Dienst annehmen, und wenn es der niedrigste wäre. Nur nicht mehr von der Gnade der Menschen abhängen! ( Fortsetzung folgt.)
Die
( Nachbrück berboten.)
Aber obichon Janffon wenig fprach, so schien er doch die ganze Seit über nach irgend etwas hinzuhorchen. Er horchte nach den traurigen, schneebedeckten Feldern mit den erstarrten Düngerhaufen, die einer Reihe fleiner, verschneiter Gräber glichen, und auf die lockende blaue Ferne und auf die klingenden Telegraphenstangen und die Gespräche der Leute. Was die Felder und die Telegraphen stangen ihm sagten, wußte nur er ganz allein, die Gespräche der Leute aber waren beunruhigend, voll von Gerüchten über Morde, über Raubanfälle und Brandstiftungen. Und einftmals zur Nachtzeit bernahm man im Nachbardorfe das hilflose, schrille Läuten der fleinen Kirchenglode und zugleich flammte Inisternd ein Feuerschein
Gefchichte der fieben Gebängten. Gebängten. auf fremde Antömmlinge hatten einen reichen Bachthof geplündert,
-
3. Mich darf man nicht aufhängen! Zwei Wochen vor der Verhandlung gegen die Terroristen hatte dasselbe Feldgericht, jedoch in anderer Bejegung, gegen den Bauern Swan Jansson verhandelt und ihn zum Tode durch den Strang
berurteilt.
hatten den Bächter samt seiner Frau erschlagen und das Haus an gezündet.
-
Und auch auf der Farm, auf der Jansson diente, lebte man in beständiger Angft: in der Nacht wie am Tage wurden die Hunde losgelassen, und der Bächter legte sein Gewehr neben sich, wenn er Auch Jansson wollte er ein Gewehr des Abends zu Bett ging. Jansson aber geben, ein altes freilich, mit nur einem Laufe drehte es in den Händen hin und her, schüttelte den Kopf und Der Wirt begriff den Grund seiner weigerte sich, es zu nehmen. Weigerung nicht und schalt ihn aus; dieser Grund aber war der, daß Jansson weit mehr Vertrauen zu seinem finnischen Messer hatte als zu dieſem alten, berrosteten Schießprügel.
"
Die schießt mich selber tot," meinte Jansson, während er den Pächter verschlafen mit seinen Glasaugen ansah.
" Bist doch ein Dummkopf, Jwan," meinte der Bächter mit einer Handbewegung, die feine Verzweiflung ausdrückte. Da halt's mal einer aus mit solchen Arbeitern!"
-
Dieser Jwan Jansson diente als Knecht bei einem wohlhabenden Bächter und unterschied sich in nichts von allen anderen Landproletariern. Er war ein geborener Este aus der Gegend von Wesenberg , der nach und nach, im Laufe mehrerer Jahre, immer von Farm zu Farm ziehend, bis in die Nähe der Hauptstadt vorgedrungen war. Das Russische sprach er sehr schlecht, und da sein Brotherr Lasaret ein Russe war und feine Esten in der Nähe wohnten, so Hatte Jansson fast die ganzen zwei Jahre seines Dienstes schweigend berbracht. Er war überhaupt nicht besonders gesprächig und schwieg Und dieser selbe Jwan Jansson, der zu dem Gewehr so wenig nicht nur im Verkehr mit den Menschen, sondern auch mit den Tieren: schweigend tränkte er das Pferd, schweigend spannte er es Vertrauen gehabt hatte, führte eines Abends im Winter, als der bor den Wagen, bewegte sich langsam und träg, mit kleinen un- andere Knecht nach der Bahnstation geschickt worden war, einen nämlich einen Raubanfall mit ficheren Schritten um das Tier herum, und wenn dieses, unzufrieden höchst komplizierten Anschlag aus mit feiner Schweigfamkeit, störrisch wurde und seine Sprünge bewaffneter Hand, verbunden mit einem Mord- und einem Notmachte, schlug er es fchweigend mit dem Beitschenstiel. Er zuchtversuch. Er ging dabei überraschend einfach zu Werke: er ber es graufam, schlug und schloß die Köchin in der Küche, trat dann ganz gemächlich, mit der böser Verbissenheit, Svenn er gerade feinen schlimmen Kazenjammer hatte, Miene eines Menschen, der todmüde ist und schlafen gehen möchte, ging seine Bosheit bis zur Raserei. Dann konnte man bon hinten an seinen Herrn heran und versetzte ihm rasch, Zug um Die Schläge der Beitsche und die ängstlichen, furzen, schmera Bug, awei Mefferstiche in den Rüden. Der Bächter brach bewußtlos berratenden Hufschläge auf dem hölzernen Fußboden der Tenne bis zusammen, die Bächtersfrau rannte topflos hin und her und ins Haus hinein hören. Dafür, daß Jansson das Pferd schlug, schrie, Jansson aber begann zähnefletschend und mit dem Meffer in schlug ihn sein Herr wider, doch erreichte er bei ihm feine Besserung der Luft fuchtelnd die Koffer und Kommoden zu durchsuchen. Er nahm eine Geldsumme, die er vorfand, an fich, und als wenn er und ließ schließlich ab von ihm. Ein- oder zweimal im Monat betrant fich Janffon, und zwar selbst, auf sie, um ihr Gewalt anzutun. Da ihm indes hierbei sein jetzt erst die Wirtin bemerkte, warf er sich, ganz unerwartet für ihn geschah dies gewöhnlich in den Tagen, wenn er feinen Herrn nach Messer entfiel, so gewann die Wirtin, die stärker war als er, rasch der großen Eisenbahnstation brachte, wo es ein Büfett gab. Oberhand und wehrte nicht nur seinen Angriff ab, sondern hätte ihn Hatte er den Herrn abgefeßt, so fuhr er eine halbe Werst von beinahe erwürgt. Inzwischen begann der Bächter auf dem Boden sich Ser Station weg und wartete, Schlitten und Pferd irgendwo
mit falter,
abseits vom Wege im tiefen Schnee versteckend, die Abfahrt zu regen, die Köchin hatte mit der Topfgabel die Küchentür zu des Buges ab. Der Schlitten lag beinahe auf der Seite, das Pferd bearbeiten begonnen, und Jansson lief ins Feld hinaus. Eine Stunde stand mit gespreizten Beinen bis an den Bauch in einem Schnee- später wurde er abgefaßt, als er, hinter der Scheunenece hockend, haufen und fenkte von Zeit zu Zeit das Maul, um an dem weichen, ein Bündholz nach dem andern anbrannte und fein Konto auch noch mit einem Brandstiftungsversuch zu belasten versuchte allerdings flaumigen Schnee zu leden. Jansson aber lag in unbequemer Stellung halb auf dem Schlitten und stellte sich schlafend. Die bergeblich, da die Zündhölzer immer wieder verlöschten, Losen Seitenklappen seiner fahlen Belzmüße hingen schlaff herab, wie ( Fortsetzung folgt.), die Dhren eines Hühnerhundes, und es war feucht unter seiner Kleinen rötlichen Naje.
Dann lehrte Jansson nach der Station zurüd und trant fich rasch voll.
Den Rückweg nach der Farm, die ganzen zehn Werft, legte er im Galopp zurück. Das zerprügelte Pferdchen jagte in seiner Angst auf
Die Große
den vier Beinchen wie rafend daher, der Schlitten schiantte Berliner Kunftausstellung 1908.
hin und her neigte sich auf die Seite, schlug gegen die Telegraphenstangen, und Jansson, der die Zügel schleifen ließ und jeden Augenblick aus dem Schlitten fliegen konnte, sang oder vielmehr schrie in abgerissenen, sinnlosen Sägen irgend etwas in seiner estnischen Muttersprache in den Wald hinaus. Noch häufiger aber fang er überhaupt nicht, sondern jagte, die Zähne im Andrang heimlicher But, heimlichen Leids und Jubels fest auf einander pressend, schweigend daher und war wie ein Blinder: er sah die Vorübergehenden nicht, rief sie nicht an, mäßigte das tolle Tempo der Fahrt nicht, wenn der Weg eine Wendung machte, oder wenn es bergab ging. Daß er niemand überfuhr, daß er nicht selbst auf einer dieser wilden Fahrten den Hals brach, blieb unbegreiflich.
-
Bon Ernst Schur.
II.
Gruppen und Rollektionen.
Während wir uns das vorige Mal nach rechts wandten, um die Galerie und Wohnung des Kunstfreundes sowie die japanische Sammlung zu besichtigen, gehen wir jetzt zu äußerst nach links, nach Saal 36.
Dort stellen die Elbier aus. Geschmackvolles Niveau im ganzen. Hinneigen zur Biedermeierei. Dresdener Kultur, etwas Graziöses, aber auch Seleinlich- Niedliches.
-
-
Man hätte ihn längst fortjagen sollen, wie man ihn anderwärts Gleich am Anfang des Saales die Nummern beginnen immer fortgejagt hatte, aber er war billig und die anderen Arbeiter waren links vom Eingang zwei Landschaften von Müller- Breslau meist nicht besser und so blieb er denn ganze zwei Jahre auf( 1581) und von Altenkirch( 1582); die eine etwas akademisch seiner Stelle. Ereignisse gab es im Leben eines Janjion nicht. Ein- und, wie eine zweite Arbeit desselben Künstlers zeigt, nach Böcklin mal erhielt er einen Brief in estnischer Sprache, aber da er selbst zuneigend; Altenkirch ist frischer, unmittelbarer. In eigenartiger nicht lesen fonnte und die anderen kein Estnisch verstanden, so Beise, nur durch geschickte technische Behandlung weiß Bendrat blieb der Brief ungelesen; und mit der abergläubischen Gleichgültig aus einem Stadtbild mit Dächern und Türmen und der über